auch auf Erde der Blumentöpfe der Gewächshäuser veg-etierende Cenococcum geophilum P'r.' die
einzige Art der Gattung Cenococcum bildet. Tulasne® hat die Gattungen Endogone, Cenococcum
und Sphaerosoma unter die Hypogaeen aufgenommen, aber für letztere muss eine Grenze gezogen
werden, die die Aufnahme dieser Gattungen nicht gestattet. Wollte man nämlich zu den Hypogaeen
alle diejenigen pilzlichen Organismen zählen, die fern vom Licht in der Humusschichte oder innerhalb
der Dejekta des Waldbodens ihre Entwickelung ganz oder zum grösseren Teile durchlaufen oder
wenigstens wie Endogone, Cenococcum und Sphaerosoma unter Umständen durchlaufen können, so
würden ausser den im Ä'orstehenden beschriebenen Hypogaeen insonderheit aus der Abteilung der
t)-pischen Lycoperdaceen und Discomyceten, aber auch aus der Gruppe der Hymenomyceten und
Pyrenomyceten eine grosse Anzahl Species als Hypogaeen aufzuführen sein. Keinem Hypogaeen-
sammler kann es verborgen bleiben, dass überall dort, wo dichtgehäufte, die Pfeuchtigkeit lange
haltende Dejecta des W'aldes lagern, in den tieferen, dem Lichte unzugänglichen Regionen derselben
und oft auch in der erst recht keinen Lichtstrahl empfangenden Humusschichte des Waldbodens pilzliche
Organismen saprophytisch leben, die den genannten Abteilungen unterzuordnen sind. Ich erinnere nur an
die zahllosen, kleinen Pezizen, die auf Bucheckernschalen, auf Coniferenzapfen ihr Dasein ftihren, an die
gleichfalls unzähligen Sphaeriaceen und die nicht geringe Zahl kleiner Agaricinen, Tremellinen und
Nidularieen, die auf modernden oder faulenden Holzresten leben, ferner auch an die Phalloideen und
manche der typischen Lycoperdaceen (Geäster, Tulostoma), welche nicht bloss in den ersten Lebensstadien,
sondern bis zum Durchbrochenwerden der Peridie ihrer Fruchtkörper streng hypogäisch leben.
E s kann darum bezüglich der in Rede stehenden und bereits in B d .l, p-9 berührten Abgrenzungsfrage
der Hypogaeen ihre Entwickelung innerhalb des Bodens nicht das alleinige Kriterium bilden.
Es muss der Begriff „Hj^pogaeen“ enger und bestimmter gefasst d. h. es dürfen zu den Hypogaeen
nur diejenigen pilzlichen Organismen gezählt werden, die stets oder gewöhnlich in ne rh a lb de r
D e je k ta -, H um u s- od e r E rd s c h ich te des W'ald- o d e r P a r k b o d e n s l a g e r n d b is zur Z e it
ih re r F ru c h tk ö rp e r r e ife durch P e r id ia lg ew e b e v o lls t ä n d ig ® g e sch lo ss en b le ib en , ferner
k n o lle n a r t ig en tw ick e lt s in d und drittens als R e p ro d u k t io n so rg an e en tw ed e r in a sc is od e r
au f zu H ym en ien zusammeng e ste llten B a s id ien g e b ild e te S p o ren aufw e isen . Zieht man so
die Grenze der Hypogaeen, so verbleiben als solche nur die in diesem Buche abgehandelten Hymenogastreen,
Tuberaceen und Elaphomyceten.
Die Kultur der TrüfTeln.
Ehe die Entwickelungsweise der Hypogaeen und speziell zunächst die der Tuberaceen zur Besprechung
gelangt^ dürfte es zweckmässig sein, zuvor über die mir geglückte Kultur der Trüffeln
einiges' mitzuteilen, noch dazu mir durch dieselbe einmal überhaupt erst die bisher fast gänzlich®
1 Cenococcum geophilum Fr. ist in der Humusschichte des Bodens der Buchenwälder bei Allmorschen und
Spangenberg (Provinz Hessen-Nassau) häufig vorkommend.
2 Tulasne, fung. hyp. p. 184 u. 185.
3 Die etwaige Anwesenheit eines ostiolums am Scheitel des Fruchtkörpers bleibt dabei unberücksichtigt.
i Es würde den mit dem Verleger verabredeten Umfang dieses Buches überschreiten, wollte ich hier eine ausführliche
Schilderung meiner seit April 1890 eingerichteten Trüffelkulturen geben, ich muss mich deshalb auf Erwähnung
derjenigen Dinge beschränken, die insbesondere die Kulturmethode und die Kulturresulcate betreffen.
5 In seiner vergleichenden Morphologie und Biologie der Pilze sagt de Bary auf p. 2 12; „Nach den wenigen
Daten, welche wir Tulasne verdanken, entstehen die Fruchtkörper von Tuber im Inneren eines Myceiiumgeflechtes. Schon
in sehr früher Jugend sind an ihnen die verschiedenen Regionen und Gewebe voneinander gesondert; bei hanfsamen-
grossen Exemplaren von Tuber mesentericum zeigt die Oberfläche schon den Bau und die schwarze Farbe erwachsener
Exemplare. Viel mehr kennt man nicht.“
unbekannte Entwickelung der Tuberaceen zur Kenntnis gekommen ist und dann andererseits auch die
die Beschreibung der Entwickelung der Tuberaceen unterstützenden und erläuternden Illustrationen
der Tafeln XVII bis X IX zum weitaus grössten Teile sich auf Entwickelungszustände von Fruchtkörpern
beziehen, die ich durch Kultur gewonnen habe.
E s ist bekannt, dass man in Frankreich besonders in dem letzten Jahrzehnt seit dem Erscheinen
der C h a r le s L a v a l ’schen Abhandlung „Guide pratique du TrufTiculteur, Sarlat 18 8 4“ bestrebt ist,
einmal durch Aussaat von aus Trüffelwäldern stammenden und mit Trüffelkeimen behafteten Eicheln
und andererseits durch Verpflanzung junger (am besten einjähriger) Eichen, die in Trüffelwäldern ihre
erste Entwickelung durchlaufen haben und an ihrer Wurzel Trüffelmycelien besitzen, unter Berücksichtigung
der verschiedensten, namentlich sorgfältige Auswahl der Eichenspecles und der Bodenart, ferner
Düngung, Pflege, Bearbeitung des Bodens etc. betreffenden Maassregeln, Speisetrüffeln mehr und mehr
zu verbreiten und somit höhere Erträge aus denselben als bisher zu gewinnen. Die Mitteilungen,
welche in dem citierten Werkchen über die Erfolge dieser schwerlich als Trüffelkulturen zu bezeichnenden
Manipulationen gemacht werden, lauten im allgemeinen dahin, dass man im siebenten Jahre
nach Aussatit von aus Trüffelterrain stammenden Eicheln die erste Trüffelernte hält und ebenfalls nach
wenigen Jahren aus den durch Anpflanzung von Trüffeleichen hergestellten, etwa 30 Jahre produktiven
Plantagen reichliche Ausbeute an Trüffeln erzielt. Wenn man auch diese Erfolge nicht bezweifeln
mag, so sind doch dieselben sehr von Zufälligkeiten abhängig, denn sowohl die Eicheln, die man bei
diesen Versuchen aussäet, als auch die jungen Eichen, die man pflanzt, können doch unmöglich vor
ihrer Verwendung mikroskopisch auf die Anwesenheit von Trüffelkeimen bezw. Trüffelmycelien untersucht
werden, sondern sie werden gewissermassen au f g u t G lü ck den Versuchsfeldern übergeben, und
man wird sich in Deutschland kaum entschliessen, Trüffelplantagen nach diesem französischen Muster
einzurichten, noch dazu dieselben anfänglich mit ziemlich grossen Kosten verbunden sind. Auf sicherer
Grundlage stehen dagegen die Trüffelkulturen, die im Aufträge des Königl. Preussischen Ministeriums
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten seit April 1890 durch den Verfasser begonnen, wenn auch
noch nicht abgeschlossen sind. Wohl sind auch bei diesen die Erfolge von mancherlei, aber nicht zufälligen,
sondern in der natürlichen Entwickelung der Trüffeln begründeten V'erhältnissen bedingt, und
je mehr diesen, zum Teil aus Folgendem ersichtlichen Verhältnissen bei der Trüffelkultur Rechnung
getragen wird, um so sicherer nnd besser werden selbstverständlich die Erfolge sein.
Zuvörderst sei aus diesen innerhalb der auf Muschelkalk stehenden Buchen- und Eichenwälder
in der Nähe von Wilhelmshöhe bei Cassel ausgeführten TrUffelkulturen hervorgehoben, dass es gelingt,
aus ausgelegtem Trüffelmaterial und zwar sowohl von solchem, das f r i s c h e n , aber durchaus gesunden
und reifen, kurz vor dem Enveichungsprozesse stehenden Trüffeln als auch von solchem, welches g e tro
ck n e ten , gleichfalls gesunden, namentlich gegen Schimmelbildnng aller Art geschützten und reifen
Trüffelfruchtkörpern entnommen wird, innerhalb eines in seiner Dauer von der Witterung und von den
natürlichen Feucbtigkeitsverhältnissen des Wald- oder Parkbodens wesentlich bedingten und darum sehr
wechselnden Zeitraumes neue' Trüffeln heranzubringen. Von den hier allein in Betracht kommenden
S p e is e t rü ffe ln habe ich bis jetzt Tuber aestivum Vitt. (Sommertrüffel) in erfolgreiche Kultur gebracht,
während ich die auch in Versuch genommene Pcrigordtrüffel (Tuber melanosporum Vitt) bis
jetzt noch nicht reproduzieren konnte, doch zwreifele ich nicht, dass auch ihre Kultur in einem südlicher
;ils Cassel, z. B. in Baden oder im Elsass gelegenen, kalkreichen etc. Boden durchführbar sein
wird. Von den sonst noch in Kultur genommenen Hypogaeen sei hier beiläufig erwähnt, dass mir
1 Als etwas ganz Selbstverständliches sei erwähnt, dass, wie man von .Aussaat von Gerste niemals Roggen, sondern
immer nur Gerste und zwar derselben ausgesiieten -Art gewinnt, man durch Auslegen von Fruchtkörpersubstanz einer bestimmten
Trüffelspecies auch natürlich immer nnr Fruchtkörper dieser ausgelegten .Art erhält.
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