torbreitung der Hypogaeen in Deutschland, besonders deutlich aber erst in dem systematischen Teile
dieser Monographie zum Ausdruck gelangen wird. Zöge man hierbei freilich nur das Auftreten einiger
allgemein bekannten Tuberarten innerhalb eines kleinen Gebietes von Deutschland, z. B. das der Sommerund
I lolztrüffel (Tuber aestivum et excavatum Vitt.,) innerhalb der preussischen Provinzen Hessen-Nassau
und Hannover und innerhalb der Ftirstenthümer Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen und nicht
das dieser und aller übrigen Hypogaeen Nord-, Mittel, und Süddeutschlands in Betracht, so würden
die soeben gemachten Angaben zwar immer noch mit vielen, nicht aber mit allen Punkten und namentlich
nicht mit einer g ew is sen K o n s ta n z in d e r W ah l de r B o d en a r t dieser beiden Hypogaeen in
Einklang zu bringen sein, wie dieses aus den von Seiten der Königlich preussischen Regierungen zu
Kassel und Hannover an Se. Excellenz den Landwirtschaftsminister Herrn Dr. Freiherrn Lucius von
Ballhausen und den von Seiten der Fürstlichen Oberforstämter zu Rudolstadt und Sondershausen an
Se. Excellenz den Herrn Staatsminister von Stark und Herrn Staatsrat Drechsler erstatteten Berichten
erhellt, welche ich in folgender Tabelle zusammengestellt und übersichtlich geordnet habe.
Wie ein Blick in die einzelnen Rubriken nebenstehender Tabelle lehrt, lauten nämlich die über die
Fundorte von Tuber aestivum und excavatum Wtt. in den Wäldern der Provinzen Hessen-Nassau und
Hannover, sowie der Fürstentümer Schwarzburg und zwar bezüglich der Höhe über dem Meeresspiegel,
des Terrains und der Exposition, ferner der Holzart, des Alters und Schlusses der Waldbestände,
sowie auch bezüglich der Gründigkeit, des Humus- und Feuchtigkeitsgehaltes des Bodens derselben
gemachten Angaben sehr verschieden ud stimmen gerade deshalb im grossen und ganzen mit obigen
allgemeinen, zu dem Vorkommen von Hypogaeen in Deutschland aufgestellten Behauptungen überein.
Nur bezüglich der Bodenart, in welcher die diese beiden Tuberaceen bergenden Bäume und Sträucher
wachsen, ist innerhalb der Tabelle mit einer einzigen für die Oberförsterei Dillenburg im Regierungsbezirk
Vhesbaden angegebenen Ausnahme stets K a lk b o d en und fast immer M u sch e lk a lk notiert und
damit ganz zweifellos der Beweis erbracht, dass sich das Auftreten dieser beiden Tuberarten in Hessen,
Hannover und den Fürstentümern Schwarzburg an die Anwesenheit von M u sch e lk a lk od e r doch
w en ig s ten s eines h e r vo r ra g en d en K a lk g e h a lt e s im Boden knüpft, womit auch die über das \Mr-
kommen dieser Organismen in den genannten deutschen Gebieten auf Exkursionen von mir gesammelten
Erfahrungen vollständig übereinstimmen. Geht man aber dem Vorkommen dieser beiden Tuberarten
in dem übrigen Deutschland nach und berücksichtigt man dabei lediglich die Bodenart, in welcher sie
auftreten, so findet man, dass ausser Muschelkalk auch tiefgründiger Auelehm- und Schlickboden h sowie
Moorboden-' das Substrat der diese Tuberarten bergenden Eichen- und Buchenwälder bilden, also
Bodenarten, die bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften nicht im Entferntesten mit Muschelkalkboden
auf gleiche Linie gestellt werden können. Auch zeigt das in den für das gesellige Vorkommen der
HypoOaeen angeführten Beispielen bekannt gegebene Auftreten von Tuber puberulum Berk, et Broome
und Tuber rapaeodorum Tul., also zweier, den beiden in Rede stehenden Trüffelarten nahe verwandten
Tuberaceen innerhalb des Buntsandstein bedeckenden V'aldbodens, dass Trüffeln selbst in Hessen nicht
nur im Muschelkalk wachsen, und man sieht aus allen diesen Erwägungen, dass man zu unrichtigen
Schlussfolgerungen bezüglich des \'orkommens von Hypogaeen in Deutschlands Wäldern kommen
würde, wollte man sich nur an das Auftreten. einiger allgemein bekannten Spezies derselben innerhalb
eines kleinen, deutschen Gebietes halten.
AVährend eine sehr weitgehende Differenz hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung der
mineralischen Bestandteile der Bodenarten, welche Hypogaeen zu ihrer Wohnstätte wählen, vorhanden
ist, scheint eine solche bezüglich der p h y s ik a lisch en Eigenschaften nicht in gleichem Grade zu
1 So in den .Auewäldern der Elbe und Saale innerhalb der Provinz Sachsen und im Herzogtum Anhalt.
2 So in der Umgebung von Rastatt im Grossherzogtum Baden.
bestehen Es <debt ganze finippcn von I lypogaeenartcn, die in ihrem Vorkommen eine grosse Vorliebe
für eine lockeGe B lsc h a ffen lu d t <ics mit Humus vielfach durchmischten Bodens, wie solche den
Schutt- und Geröllbödcn, sowie vielen Sandböden eigen ist, offenbaren, ohne dabei eine besondere
Rücksichtnahme auf die chemische Zusammensetzung der mineralischen Substanz solcher Böden zu
bekunden. Jedem Hypogaecnsammler muss es nach und nach auffallen, dass alle strengen und sehr
bündiven Waldböden in ihrer Erdschichte oder in der, die letztere deckenden Ilumusschichte nur in
den rUerseltensten hallen Hypogaeen bergen, und in der That halten dieselben in dieser Beziehung
keinen Vergleich mit lockeren oder etwas bündigen Bodenarten ans. Diese \ orliebe für eine lockere
Struktur des Bodens geben besonders die Tuberaceen dadurch kund, dass sie so häufig in Muschelkalk-
Porphyi-schutt- und humusreichen Sandböden von gröberem Korn auftreten. Dass dabei einige derselben,
namentlich die grösseren Speisetrüffeln und Tuber excavatum Vitt, das Vorhandensein von viel
Kalk gern sehen, kommt hier nicht in Betracht. Ferner sind für viele Hypogaeen solche Waldböden
häufige Entwickelungsstätten, die w ed er ein zu s ta rk e s , noch zu schw ach e s A u s t ro c k n u n g s v
e rm ö g en , sondern eine gewisse, selbst in sehr heisser Zeit nicht ganz schwindende F r is c h e besitzen,
deren Verbleiben allerdings wesentlich mit von der Quantität und dem Gefüge der che mineralische
Bodenschichte überziehenden Humus- und Dejectadecke abhängig ist. Wiederum sind es darum nicht
die mit einer hohen Wassercapacität ausgerüsteten, thonigen Wald- und Parkböden, auch nicht die
sumpfigen oder quelligen und dabei sehr viel sauren Humus aufweisenden Bodenarten, endlich auch
nicht der ganz dürre, humusarme, nur mit vereinzelt stehenden Kiefern bestockte Sand, sondern die
an Humus re ichen S an d -, sowie die K a lk - und k a lk h a ltig en , g u t b e sch a tte ten L ehmb öd en,
in denen Hypogaeen gern Platz nehmen. E s beweist diese Vorliebe vieler Hypogaeen einmal für eine
lockere, mehr krumige Bodenbeschaffenheit und dann für ein mittleres, nicht zu schwaches und zu
starkes Mass von dauernder Feuchtigkeit im Boden, dass ein zu sehr gehinderter Luftzutritt, wie solcher
bei schweren, thonigen und andererseits dauernd nassen Bodenarten besteht, der Entivickelung der
Elypogaeen nicht erspriesslich ist, wofür auch die schon früher erwähnte Thatsache spricht, dass nur
die allerwenigsten Hypogaeen in einer beträchtlichen, mehr als lO cm betragenden Bodentiefe zur
Ausbildung gelangen. Es giebt aber auch noch eine weitere Ursache, weshalb die meisten Hypogaeen
in Böden von mehr krumlger Beschaffenheit besonders gern auftreten. Sie liegt in der eigentümlichen
Art und AVeise der Erzeugung von Fruehtkörperanlagen der Hypogaeen, von welcher aber erst bei
Besprechung der Entw'ickelimgsgeschichte dieser Organismen geredet werden kann.
Da das A'orkommen der Hypogaeen weder an eine bestimmte Holz- oder Strauch- bezw. Krautart
noch auch an eine bestimmte Bodenart gebunden ist, so giebt es, wenn man von den ziemlich selten
zu beobachtenden kleinen, mit Rissen und Spalten versehenen Bodenerhebungen, welche infolge eines
kräftigen Wachstums sehr stattlicher Hypogaeenfruchtkörper, z. B. der von Choirornyces meandriformis
\'itt. zu Stande kommen, ferner von gewissen, später namhaft zu machenden Insekten, besonders Fliegen,
welche zuweilen Trüffeln anzeigen, sowie endlich von dem Umstande absieht, dass die zuweilen oder
ganz gewöhnlich epigäisch auftretenden, bereits genannten Hypogaeenspezies nicht selten Anzeiger
anderer streng subterran lebender Arten sind, keine ab so lu t s ich e ren äus.seren Merkmale für das
Vorhandensein von Ilypogaeen in dieser oder jener l.okslität. ‘ Wohl aber sind eine ganze Reihe
1 Dieses gilt auch für diu sog. Speisetriiffelii, deren Vorkommen marr vielfach, besonders in früheren keiten
mit einer bestimmten, kraiaarfigen l’ llansenarL, niimlich mit Heliaiuhcmum salicifolium Pers. in Zusammenhang brachte
uiul in ausseroiiro|)äiscbcn I,;in<lern, z. B. in Syrien, noch heute bringt und zwar deshalb, weil unter dem Schatten dieser
Pflanze Triiflcln iiäulig angetroflhn wurden und noch lieutc gefunden werden. Wetzstein verdanken wir vornehmlich
höchst interessante Boriclite über die.scs Uvaulartige Gewächs. Derselbe teilt mit, dass in der nördlichen Hälfte der
syrischen Wüste zahlreiche hhindorte von hellfarbigen 'l'viUfeln vorbanden sind, die weder einen Baum noch einen Strauch,
sondern ausschlicslich Weidekräuter und unter letzteren llelianthcmum salicifolium Pers. i ufweisen, dessen Standort in der