G e o g r a p h i s c h e V e rb re itu n g . In Deutschland ist Rhizopogon provincialis Tul. sicherlich
stark' verbreitet, wenn er auch bisher nur in der Altmark, in den um Arendsee gelegenen Kiefernwäldern
gefunden wurde. Ich traf seine Fruchtkörper daselbst im Jahre 1875 und 1S76 in den Monaten
Oktober und November in reichlicher Menge an. Ausserhalb Deutschlands sind sie von Tulasne
(fung. hypog. p. 89) in Frankreich schon 1847 gesammelt worden.
IDie iM'uchlkürper sind walnuss- bis enteneigross, zuweilen rundlich, meist jedoch ganz un-
regelmässig in der P'orm, In der ersten Zeit ihrer Entwickelung sind hie plattgedrUckt, scheibenartig,
und mitunter liehalten sie diese P'orm zeitlebens bei; halbreif zeigen viele an ihrer Basis eine starke
\*ertiefung, während sie am Scheitel konvex sind, und die reifen, besonders die grössten Exemplare
sind oft höckerig, Ausser am basalen Teile, an welchem sich stets verzweigte, dünne Seilchen und
Mycelium befinden, verlaufen hie und da einige wenige Seilchen über die Peridienoberfläche, die sich
bis in die Nähe der Scheitelpartie des P'ruchtkörpers hinziehen. Es kommen aber auch P'ruchtkörper
vor, die nur an der Basis Seilchen besitzen. In der Jugend ist die Farbe der Fruchtkörper die gelblich-
wcisse; dieselbe geht aber bald in ein Schmutzigbraun über. Ein Platzen der Peridie kommt häufig
vor. Die P'ruchtkörper lagern meist in geringen Abständen von einander im Sande der Kiefern oder
der Fahrstrassen lichter Kiefernwaldungen. Im letzteren Falle erreichen sie dann eine stattliche Grösse,
wenn durch die Excremente der Pferde ein für ihre Entwickelung günstiges Substrat hergerichtet war
Tierische Excremente fördern überhaupt die Volumenzunahme der Fruchtkörper der Rhizopogonarten
in einem ziemlich starken Grade, ganz besonders zeigt sich dieses an der V irkung der Pferdeäpfel auf
Rhizopogon ])rovincialis Tul. . Während im humusarmen Sande selten mehr als 3 walnussgrosse
P'ruchtkörper zur Entwickelung kommen, vermag das bei Anwesenheit des animalischen Düngers im
AVachstum wesentlich geförderte Alycelium dieser Hypogaee 20 und mehr P'ruchtkörper zu ernähren,
von denen etliche so gross wie Enten- und Hühnereier .werden. Obgleich die Fruchtkörper eines
solchen Nestes mit ihren Scheiteln nicht an das Tageslicht treten, bemerkt man doch ihre Anwesenheit
an den Rissen und Spalten des Sandes, die letztere reinige Zeit nach Regenwetter durch das rasche und
starke AA'achstum der Fruchtkörper erhält. Trotz der oft respektablen Grösse wiegen die Fruchtkörper
in der Pland lange nicht so schwer, als die von Rh. luteolus P'r., was zumeist darauf zurückzuführen
ist, dass ihre Lakunen nicht mit Sporen ausgestopft, sondern mit denselben nur teilweise gefüllt sind.
D as My celium ist flockig bis straiigartig; es sitzt der Basis der Fruchtkörper schopfartig au, und von ihm nehmen
die zuerst gelblich-weisscn, zuletzt schmutzig-braunen Seilchen ihren Ursprung, die an manchen Stellen mit der Peridie
verwachsen sind. Bezüglich der Struktur der Mycelfäden und Seilchen ist nur zu bemerken, dass sie mit der der Mycel-
hyphen und Seilchen von Rh. iuteolus Tul. übereinstimmt.
Die P e r id ie i.st am frisch durchschnittenen Fruchtkörper annähernd so dick, als die von Rh, luteolus I'r., etwas
flockig, glanzlos und schwammig; sie lässt sich nur mit Gewalt von der Gieba trennen. Sie besteht mikroskopisch untersucht
aus breiten, fast bandartigen, reich septierten, im Längsverlaufe ungleich dicken, zartwandigcn, zumeist in der
Richtung der P'riichtkörperoberfläche verlaufenden Hyphen. Die an die Gieba stossenden sind etwas schmäler und auch
etwas dichter gruppiert, als die den Fruchtkörper nach aussen abgreiizer.den, haarähnliche, stumpfendigende Zweiglein tragenden
Peridialhyphen. Diese haarähnlichen, oft verzweigten Fäden liegen dem reifen P'ruchtkörper fast glatt an, dem jugendlichen
weniger und bedingen am letzteren die etwas flockige Beschaffenheit seiner Peridie.
D ie G ie b a ist jung weisslich, dann wird sie gelblich durch die Sporen, während die Kammerwände, die hei
dieser Species sehr schmal sind, die weissliche Farbe beibehaiten. Die Lakunen sind gegenüber denen der vorigen Art
geräumig, meist linearisch und niemals gänzlich mit Sporen gefüllt. In den Kammerwänden ist bis zu dem Vcrschlcimungs-
prozess der Gieba eine aus dünnen, verzweigten und durch Querwände geteilten Hyiihen bestehende Trama dciitlich zu
unterscheiden. Diese Tramahyphen verschleimen mit den subhymenialen, kurzen und verzweigten Fäden z.ur Zeit der letzten
Sporenbildung bis zur Unkenntlichkeit, sie stellen eine fast homogene, glänzende Gallerte dar,
Da s Hymenium formiert sich aus pallisadenartig und senkrecht auf <lie Trama gestellten Basidien und Paraphysen.
Cystiden sind nicht vorhanden. Die Basidien sind schmal cylindrisch und ragen zur Zeit «ler Sporenentstehung
ein klein wenig über die septierten, gleichfalls schmalen, etwas stumpfendigenden Paraphysen hervor. Je«le Basidie trägt
4 - 6 , in der Fonn schmal elliptische, einzeln betrachtet farblose, in Haufen etwas gelblich erscheinende Sporen, deren
1 Wo in einer Gegend Rhizopogon luteolus Fr. auftritt, wird man nicht vergeblich nach Rh, provincialis Tul. suchen.
Membran in der Jugend zart und durchsichtig ist und einen protoplasmatischen, in d«;r Ragel 2 wie Öl glänzende
Kügelchen umschliesst. Die Sporen sind 6 — 7 p. lang und 3 y. dick.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n d e s F ru c h tk ö rp e r s nach der sog, Re ife. Innerhalb der besonders am
Scheite! des l'ruchtkörpers cingcrissencn Peridie zerfliesst die Glcba zu einem grau-rötjicben, gera«ie nicht unangenehm
riechenden Breie. — Steckt man reife Fruchtkörper in Spiritus, so bleiben dieselben in der Farbe unveräiulert, während
der Spiritus eine etwas dunkelgelbo P'arbe annimmt,
B em e rk u n g e n über d e n G e b r a u c h sw e r t d e r S p e c i e s für den m en sch 1 ich en H au sh all. Junge
Fruchtkörper sind in der Küche verwendbar, wenn sie aiicb kein besonderes, wohlschmeckendes Gericht vorstellen. Der
Gebrauchswert ist ein geringer.
3. Rhizopogon virens Fr.
(Syst, I\Iycolog. II, p. 294).
Synon.: Tuber virens Alb- et Schw. (Conspcct. p. 77, tab. 8, P’ig. 3).
Litteratur: Krombholz, Schwämme tab. 60, Fig. 16—20.
Corda, Icon. fung. V, p. 27.
A r tc h a r a k te r . Die in der Jugend im trockenen Zustande g ra u w e is s e , nach dem Anfeuchten
ro sa , im Alter braun gefärbte, glatte P e r id ie , welche ü be r i mm dick und seh r le ich t von der
G ie b a 211 t ren n en ist, die in der Jugend weisslich bis mtittrosa gefärbte, später g rü n lic h e Gieba,
die trockene, b rü c h ig e Besaffenheit der letzteren und die g rü n lich e n Sporen bilden den Artcharakter.
S tan d o r t, ln Kiefernwäldern, innerhalb der von flachen Moospolstern und Flechten überdeckten
Flumusschichte des Bodens halten sich die nur selten an das Tage,slicht kommenden Fruchtkörper
verborgen. In dem Humus der Heide oder unter Eichen und Buchen habe ich sie bisher
nicht gefunden. Der so gemein verbreitete Elaphomyces granulatus Fr. und die übrigen Rhizopogoiiartcn
sind Gesellschafter dieser Flypogaee.
H au p ten tw ick e ln n g sze it. August bis November.
E rk e n n u n g s z e ic h en d e r S p e c i e s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n n g . Die g lä n z e n d e ,
b rau n e , sehr dichte und lederartige Peridie und die kleingekammerte, g rü n lich gefärbte, nicht
fleischige, sondern mehr trock ene, brüchige, in ihrer Consistenz fast der des Stieles eines reifen Fruchtkörpers
von L)-coperdon excipuliforme Pers. gleichkommende Gieba sind die Alerkmale, an denen man
im AA'alde diese Species erkennt.
G e o g ra p h isc h e A'erbreitung. Rhizopogon virens ]-r. ist in Deutschland etwas seltener vorkommend,
als die anderen Species dieser Gattung. AA'ahrscheinlich hat diese Art zuerst Krombholz, der eine
ziemlich gute Abbildung von ihr giebt,' in Norddeutschland unter Kiefern beobachtet, wenigstens sagt
er von ihr, dass sie mit Rh. luteolus Fr. (was Krombholz als Rhizopogon luteolus Fr. bezeichnet, ist
Rhizopogon rubescens Tul.) in Norddeutschland gesellig wächst. Ich habe sie zuerst im Oktober 1875
in einem jüngeren Kiefernbestande in unmittelbarer Nähe von AA'ehrda bei Marburg gesammelt. —
Ausserhalb Deutschlands ist sie von v. Albertini und Schweinitz „in pinetis sabulosis silvaticis ad iatera
viarum arenosa in Lusatia et Carolina“ gefunden und als Tuber virens bezeichnet worden. Fries hat
seinen Rhizoj)0gon virens aus der Abbildung des Tuber virens bei v. Albertini und Schw'einitz bestimmt
(s. Corda, Icon, fung. A’l, p. 68).
D ie F ru ch tk ö rp e r sind walnussgross und darunter, rundlich, gelappt oder ganz unregelmässig
in der Form. An ihrer meist etwas ausgehühlten Basis besitzen sie Seilchen, die mit der Peridie innig
verwachsen und stellenweise i mm dick sind, ln der Jugend ist die Farbe der F'ruchtkörper grauweiss
und dieselbe verwandelt sich in Rosa, wenn die F'ruchtkörper mit AA'asser benetzt werden. Alter geworden
zeigen sie eine graugclbc F'arbe mit einem schwachen, rötlichen Schimmer, und ganz reife
Fruchtkörper sind glanzend braun gefärbt. Anhaltend feuchtes und dabei warmes AVetter bringt die
Fruchtk(>per an manchen Stellen ihrer Peridie zum Jdatzen. Die in jedem Lebensalter specifisch
leichten und nur selten mit ihrem Scheitel an das Tageslicht kommenden Fruchtkörper lagern in ge Kroiubholz,
Schwämme, tab. 60, Fig-. 16 — 20.