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 Zuschlägen,  und  ich  entschloss  mich,  die  a lle re r s ten   A n fän g e   de r  F ru c h tk ö rp e rb ild u n g   u n d   
 d i e   sich  u n m i t t e lb a r   d a ra n   an sch lie ssen d en   E n tw ic k e lu n g s zu s tä n d e   d e r   T u b e r a c e e n   in  
 dem  Humus  des  W a ld b od en s   mit  H ilfe   des  M ik ro sk o p e s   aufzu su ch en,  wohl  wissend,  dass  
 dieser Weg  nicht  bloss  ein  unendlich  schwieriger,  sondern  auch  der  nicht  zu  vermeidenden Täuschungen  
 wegen  ein  sehr  bedenklicher  war.  Nach  Überwindung  grösser  Schwierigkeiten  ist  es  mir  aber  schliesslich  
 doch  gelungen,  nicht  bloss  die Entwickelung  der Tuberaceen  an  den  beiden  Gattungen  Tuber  und  
 Balsamia  in  fast  vollständiger  Art  zu  beobachten  und  damit  die  Grundzüge  der  Entwickelung  der  
 Tuberaceen  überhaupt  festzustellen,  sondern  auch  die  Keimung  der  Tuberaceensporen  bei  mancher  
 Species  dieser  Familie  aufs  beste  zu  sehen. 
 Zwei  Hauptperioden  sind  es,  die  man  in  dem  Entwickelungsgange  der  Tuberaceen  unterscheiden  
 muss,  ln  der  ersten  Hauptperiode  stellen  sie  dichtgehäufte,  kaum  millimetergrosse  Knäuelchen  zahlloser  
 und  sehr  kleiner  Archicarpien  vor,  die  an  einem  Mycel  nach  Art  der  Sporenfrüchte  von  Gymno-  
 ascus  und Ctenomyces Entstehung  nehmend  anfänglich  von  einer  besonderen  und  lockeren,  später  auch  
 noch  von  einer  peripherischen,  allen  Archicarpien  gemeinsamen,  dichten  Hülle,  „einem  Peridium“  umgeben  
 werden.  Mit  der  Keimung  der  innerhalb  jedes  einzelnen  Archicarps  in  rundlichen  ascis  zu  je  
 acht  o-ebildeten  und  nach  Auflockerung  und  Resorption  der  Sonderhüllen  der  Archicarpien  von  dem  
 Peridium  rings  umschlossenen,  zahlreichen,  dicht  neben  und  übereinander  gehäuften,  aus  ihren  ascis  
 freigewordenen Sporen (Mikrosporen)  beginnt  die  zweite Hauptperiode  der Entwickelung  der Tuberaceen-  
 fruchtkörper,  die  sich  von  der  in n e r h a lb   des  P e r id ium s   vollziehenden  Keimung  dieser  Sporen  bis  
 zum  Erweichungsprocesse  der  PTuchtkörper  erstreckt.  Die  Keimung  der  Mikrosporen  führt  zunächst  
 zu  der  Erzeugung  eines  sehr  dichten  Hyphengewirres,  eines  Myceliums,  welches  vornehmlich,  aber  
 nicht  ausschliesslich  berufen  ist,  einige  stattliche  Archicarpien  innerhalb  des weiter wachsenden Peridiums,  
 aber  nicht  nach  Art  des  Gymnoascus  und  Ctenomyces,  sondern  ähnlich  dem  Ascobolus  zu  entwickeln, 
   die  sich  verzweigen  und  an  den  Zweigenden  ihrer  mehr  oder  weniger  langen,  ascogenen  
 Hyphen  je  nach  Species  der  Tuberaceen  verschieden  gestaltete,  i—Ssporige  asci  bilden,  welche  zur  
 Reifezeit  ihrer  Sporen  collabieren  und  letztere  in  Freiheit  setzen.  Diese  Sporen  (Makrosporen)  lagern  
 alsdann  innerhalb  des  bei  den  verschiedenen  Gattungen  der  Tuberaceen  sehr  verschieden  gestalteten,  
 bisher  als  Gleba  bezeichneten,  inneren  Teiles  des  Fruchtkörpers  teils  einzeln,  teils  truppweise,  machen  
 einen Ruhezustand durch,  keimen  und  geben  unter  gewissen Bedingungen  kleinen  Reproduktionsorganen  
 (Conidien)  den  Ursprung,  die  auskeimend  das  oben  erwähnte,  zahllose,  kleine  Archicarpien  ausbildende  
 Mycel  entwickeln.  Die  nachstehende  Beschreibung  der  Entwickelung  einiger  Tuberaceen  und  zwar  
 von  Arten  der  Gattungen  Tuber  und  Balsamia  wird  dieses  bestätigen.  Ich  wähle  aus  der  Gattung  
 Balsamia  die  in  Hessen-Nassau  und  zwar  in  der  Umgegend  von  Cassel  ziemlich  häufig  auftretende  
 Balsamia fragiformis Tul.  und  aus  der  Gattung  Tuber  die  gleichfalls  in Hessen-Nassau  teils  häufig,  teils  
 weniger  häufig  vorkommenden  Arten:  Tuber  excavatum  Vitt.,  T.  maculatum  Vitt,  und  T.  aestivum  
 Vitt.. 
 Ein  jugendlicher,  kaum  die  Grösse  eines Millimeters  besitzender  sog.  P'ruchtkörper  von Balsamia  
 fragiformis  Tul.  (Taf.  XVII,  fig.  3)  stellt  innerhalb  des  humosen  Waldbodens  ein  w e is se s ,  flockiges,  
 nahezu  rundliches  Stäubchen  oder  Flöckchen  dar,  welches  nach  Behandlung  mit  Alkohol  und  Glycerin  
 unter  das  Mikroskop  gebracht  schon  bei  dem  leisesten  Drucke  auf  das  das  Stäubchen  bedeckende  
 Gläschen  eine  deutliche  Sonderung  in  einen  fast  farblosen,  peripherischen  und  einen  durch  diesen  hindurch  
 schimmernden,  gleichfalls  farblosen,  nur  wenn  das  Stäubchen  längere  Zeit  trocken  gelegen  hat,  
 ein  wenig  gelblich  gefärbten,  centralen  Teil  unterscheiden  lässt.  Der  peripherische  Teil,  die   H ü lle   
 od e r   d a s   P e r id ium   des  Stäubchens,  besteht,  wie  die  Figuren  3,  4  und  5  auf  Tafel XVII  zeigen,  aus  
 einem  gitter-  oder  netzartigen  Aufbau  kettenartig  aneinander  gereiheter,  farbloser  Zellen,  von  denen  
 jede  einzelne  eine  deutlich  entwickelte,  aber  zarte  Haut  und  einen  körnigen,  protoplasmatischen  Inhalt 
 besitzt.  Die  Ketten,  welche  diese  Zellen  miteinander  bilden,  sind  im  allgemeinen  von  verschiedener  
 Länge,  weil  sie  aus  einer  verschiedenen  Anzahl  von  Gliedern  (6  bis  12   und  mehr)  bestehen;  sie  sitzen  
 teils  rechtwinkelig,  teils  gabelig  anderen  Ketten  an,  bilden  wie  gesagt  ein  ziemlich  engmaschiges  Netzwerk  
 und  erinnern  in  ihrer  oft  etwas  gekrümmten  Gestalt  an  ein  Bruchstück  eines  Zahnrades  irgend  
 welcher Maschine.  Die  den  K e rn   oder  centralen  Teil  des  Stäubchens  unmittelbar  umgebenden  Ketten  
 (Taf. XVII,  flg.  7a)  sind  bezüglich  der  P'orm  ihrer  Glieder  oft  biscuitförmig,  oft  aber  auch  mehr  stabförmig; 
   die  die  äussersten  Ketten  des  Netzwerkes  bildenden  Glieder  haben  von  oben  gesehen  Biscuitform, 
   von  der  Seite  betrachtet  erscheint  eine  solche  Kette  wie  ein  mit  dicken  Zacken  besetzter  Bandstreifen  
 (TafXVTI,  in  fig.  3,  4  u.  5:Z).  Sehr  charakteristisch  sind  die  Endglieder  der  nicht  verzweigten  
 oder  gegabelten  Ketten.  Jedes  derartige  Endglied  (Taf. XV II,  in  flg.  3,  4  u.  5:e)  ist  nämlich  nicht  
 biscuitförmig,  sondern  ist  gekrümmt  und  hat  etwa  die  Gestalt  einer  kleinen  Retorte.  An  nicht wenigen  
 dieser  retortenförmigen  Endglieder,  ganz  ausnahmsweise  auch  an  einem  anderen  Kettengliede  sitzen  
 spiralig  gewundene,  gallertig  glänzende,  ziemlich  dicke,  von  der  Plülle  des  Stäubchens  etwas  abstehende  
 Hyphen  (Taf.  XVII,  fig.  4,5p),  die  nach  Zusatz  von  wasserentziehenden  Mitteln  eine  deutliche  Gliederung  
 durch  die  Anwesenheit  von  Querwänden  offenbaren.  Ausser  diesen  spiralig  gewundenen,  stark  
 gallertig  glänzenden  Hyphen  und  den  beschriebenen  inneren  und  äusseren  Ketten  sind  ferner  sehr  
 dünne,  gallertige,  scheinbar  ungegliederte  (Taf. XV II,  fig.  3 ,b )  und  mehr  oder  weniger  breite,  septierte,  
 teils  über  und  zwischen  den  äussersten  Ketten  des  Peridiums  verlaufende,  teils  in  ihren  Portsetzungen  
 ziemlich  weit  von  dem  Peridium  abstehende  Fäden  (Taf. XVII, fig.  3, s)  vorhanden.  Sowohl  die gallertig  
 glänzenden,  dünnen  als  auch  die  schon  etwas  breiteren  Hyphen  lassen  hie  und  da  kleine,  farblose,  
 rechtwinkelig  abstehende Zweiglein  von  verschiedener Dicke  und Länge  (Taf X \ 'I1, fig.  3, o)  erkennen, —  
 Der  centrale Teil  oder K e rn   des  Stäubchens,  welcher  namentlich  nach  Zusatz  von Alkohol  und Glycerin  
 durch  die  Hülle  deutlich  hindurch  schimmert,  besteht  aus  unzähligen,  kleinen,  fast  ovalen,  farblosen,  
 stark  gallertig  glänzenden,  meist zu je acht vereinigten Körperchen (Taf XVII, fig. 5, k  u. fig. 5, d),  die durch  
 Druck  auf  das  das  Stäubchen  deckende  Gläschen  nach  Zerreissen  seiner  Hülle  in  das  Wasser  des  
 Objektträgers  gelangen  und  teils  zu  je  acht  verbunden  bleiben,  teils  aus  ihrer  ziemlich  lockeren  \  er-  
 bindung  frei  werden.  Ausser  diesen  ovalen  Zellen  lasst  der  Kern  des  Stäubchens  noch  zahlreiche,  
 dünne,  kurze,  gallertig  glänzende  und  kurz-  und  reichverzweigte  Hyphen  erkennen,  die  die  ovalen  
 Zellen  bezw.  schon  die  Mutterzellen  (asci)  derselben  allerorten  durchsetzen  (Taf. X \ ’II,  fig.  6, c)  und  
 stellenweise  mit  den  innersten,  zur  Hülle  gehörigen  Ketten  verwachsen  sind  (PafXÄTI,  fig.  7a, c, c). 
 Es  fragt  sich  nun,  wie  kommt  ein  solches  Stäubchen  von  Balsamia  fragiformis  Tul.  in  allen  
 seinen  Teilen  zustande?  Seine  Entwickelung  beginnt  mit  der  Keimung  kleiner,  ovaler,  farbloser,  ganz  
 gallertig  glänzender  und  in  ihrer  Entstehung  später  zu  beschreibender  Conidien  (Taf XVII,  fig.  i,c ),  
 die  häufen-  oder  truppweise,  mitunter  wie  zu  einer  Hohlkugel  gruppiert  in  sehr  geringen  Abständen  
 von  einander  im  Humus  des  Wald-  oder  Parkbodens  lagern.  Nachdem  diese  ovalen  Conidien  nach  
 und  nach  durch  Wasscraufnahme  ihr  Volumen  vergrössert  haben,  beginnen  viele  derselben  sehr  zarte  
 Keimschläuche (Taf.X\TI, fig. 2, k) zu treiben, die zu einem Mycelium (Taf. XVII, fig. 2b) auswachsen, welches aus  
 farblosen,  sehr  dünnen,  reich-  und  kurzverzweigten,  mässig  septierten  und  starkglänzenden  Fäden  besteht  
 und  wie  das  Mycelium  der  meisten,  vielleicht  aller Tuberaceen'  im  Humus  des V'ald-  oder Parkbodens  
 gewöhnlich  nicht  auf  sehr  weite  Strecken  verbreitet  und  deshalb  viel  weniger  gut  sichtbar  ist  als  die  
 später  bei  der  lintwickehmg  der  Elaphomyceten  und  Plymenogastreen  zu  beschreibenden  Mycelien.  
 Indem  sehr  dünne Zweiglein  an  den  fortwachsenden,  anfänglich  mehr  flächenartig  ausgebreiteten,  später  
 mehr  kumulativ  und  dabei  etwas  gitterartig  gruppierten  Mycelfäden  gebildet  werden,  die  vielfach  in 
 1  Von  den  meisten  Tuberaceen  kennt  man  die  Mycelien  noch  nicht,  deshalb  sind  dieselben  
 tier  Morphologie  und  des  Baues  dieser  Familie  unberücksichtigt  geblieben. 
 1  der  Beschreibung 
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