halle und Grabstätte dieser und anderer den Wald bewohnenden Tiere. In wiederholt durchforsteten
und dem Wind und Wetter sehr ausgesetzten Wäldern ist diese Decke über der Humiisschichte oft
nur stellenweise, nämlich in den Gräben, Mulden und Löchern des Bodeas, wohin der Wind gerade
die Dejecta getrieben hatte, anzutreffen und sie erreicht in diesen Vertiefungen eine sehr beträchtliche
Dicke. In Thalgründen, überhaupt in nicht exponierten Lagen befindliche Wälder zeigen über der
Humusschichte die Dejecta zwar gleichmässiger verteilt,, doch kommen selbstverständlich auch hier
häufig genug Stellen vor, die diese Decke nicht besitzen, und nirgends ist der Boden eines grösseren
Waldes von so ebener Beschaffenheit, dass nicht in ihm zahlreiche, mit Dejectis mehr oder weniger
gänzlich ausgepolsterte Mulden und Löcher vorhanden wären.
D e r F e u ch t ig k e its g e h a lt dieser die Humusschichte des Waldbodens ganz oder stellenweise
überziehenden Decke ist ein sehr verschiedener und sehr wechselnder, nicht bloss von der Jahreszeit
und den Witterungsverhältnissen innerhalb derselben, sondern auch von dem vollständigen oder geringen
Schluss der Vkildbäume und von der Belaubungsart derselben bedingter. Ihr, der Humusschichte auflagernder,
durch nach und nach eintretende Zersetzung zuerst zu Humus werdender Teil ist im
Allgemeinen viel reicher an Feuchtigkeit, als der an der Oberfläche des Waldbodens gelegene, der
Verdunstung mehr ausgesetzte, doch kann sich dieses Verhältnis des Feuchtigkeitsgehalts in trockenen,
an starken Niederschlägen armen Sommern zeitweilig in das Gegenteil verkehren, insofern Sprühregen,
Tau und Nebel nur die oberflächlich gelegene Dejecta dieser Decke befeuchten, während die tiefer
befindlichen, dichteren Massen längere Zeit trocken bleiben und dann zunächst nicht in P'äulnis, sondern
in Wnvesung übergehen. Auch giebt es ältere Tannen- und Kiefernwälder von so vollständigem
Schluss, dass von allen Niederschlägen im Jahre eigentlich nur die starken Gewitterregen tiefer als
in den Verbreitungsbezirk der WLirzeln der Bäume gelangen, uud dass somit der Feuchtigkeitsgehalt
der Nadeldecke fast während des ganzen Jahres ein sehr geringer ist, nicht hinreichend, den
Prozess der Fäulnis der Dejecta herbeizuführen. Letztere unterliegen vielmehr dem Verwesungs- oder
Vermoderungsprozesse oder bei gänzlich gehindertem Zutritte des atmosphärischen Sauerstoffes dem
der Verrottung.
Mit dem Feuchtigkeitsgehalte steht die mehr oder weniger dichte Lagerung, das G e fü g e der
diese Decke bildenden Dejecta im innigen Zusammenhänge. An ihrem Grunde, woselbst sie in der
Regel das Maximum an l'euchtigkeit aufweist, zeigt sie die Dejecta am dichtesten gelagert, die lezteren
bilden hier ein aus zusammengeklebten, oft bis zur Unkenntlichkeit umgestalteten Laub- oder Nadelmassen
etc. bestehendes Häuf- oder Backwerk, weiter nach oben zeigt sie die Dejecta entsprechend der
in der Regel hier in geringerer Menge vorhandenen Feuchtigkeit weniger dicht gehäuft, doch kommen
auch in dieser Region noch fladen- oder kuchenartige, wie zusammengepappt oder verkleistert erscheinende,
oft von Flolzstückchen durchsetzte, aber mehr trockene Laubmassen in Menge vor, die oberflächlichst
gelagerten Dejecta endlich liegen locker und lose neben und übereinander, besonders zur Zeit des
Spätherbstes, wo sie soeben erst von den Bäumen des Waldes hernieder gefallen sind. Während des
Winters werden sie zu Folge anhaltender Feuchtigkeit in etwas dichtere Vereinigung untereinander und
mit den unter ihnen lagernden Dejectis gebracht.
So zeigt sich also der Boden unserer Wälder im Allgemeinen aus einer zu unterst gelegenen,
den Bäumen und Sträuchern den mechanischen Flalt gewährenden Sand- oder Erdschicht und aus
, einer diese überziehenden, oft Jahrzehnte lang mit Moosen, Flechten, Heide etc. bewachsenen und von
^dünnen, filzartig verflochtenen Wurzeln und Wurzelfasern der Waldbäume durchsetzten Humusdecke
formiert, welche zum grösseren Teile von wirr durch- und übereinander gehäuften, ein verschiedenes
.j^J^e^üge yeigenden Dejectis überlagert ist.
^ 1 Bäumen, Strauch- oder Buschwerk bestockte Boden der Parke und parkähnlichen
Anlagen zeigt im grossen und ganzen ein dem Waldboden ähnliches Verhalten. Auch bei ihm ist eine
mineralische Schichte mit einer Humusdecke überzogen, die die Dejecta der Parkvegetation aufnimmt.
D a letztere aus sehr mannigfaltigen Bäumen und Sträuchern zu bestehen pflegt, so stellt die Dejecta-
schicht meist ein noch bunteres Gemisch von Vegetationsrückständen als die unserer gewöhnlichen Laub-
imd Nadelwälder vor, und die allmählich eintretende Zersetzung ihrer Bestandtheile führt in der Regel
zur Entstehung einer reichlichen Humusmasse, die dort, wo sie mit der mineralischen Grundlage des
Parkboclens in Berührung ist, eine fette, an Pflanzennährstoffen reiche Schichte bildet.
Unter Berücksichtigung dieser soeben geschilderten Strukturverhältnisse des Wald- und Parkbodens
und deren Decken ist nunmehr die Wohnstätte der meisten Hypogaeen präciser und zwar
dahin anzugeben, dass dieselbe vo rw ie g e n d die e ig en tlich e H um u s s ch ich te 'u n d zwar insonderheit
der Teil derselben, welcher der Sand- oder Erdschichte unmittelbar aufliegt, seltener, aber immer noch
häufig genug das H äu f- od e r B a ckw e rk der D e je c ta , selten die unter der Humusdecke befindliche
E rd- oder Sandschicht des Wald- und Parkbodens ist. llieraus ergiebt sich zunächst das später in
ausführlicher W'eise abzuhandelnde Faktum, dass keineswegs, wie man gewöhnlich anzunehmen pflegt,
das Auffinden der Mehrzahl der Hypogaeen ein schwieriges, etwa nur mit Hilfe von Schweinen,
Hunden oder Bären zu bewerkstelligendes ist, sondern dass man ihrer auch ohne diese Tiere unschwer,
wenn auch nicht ohne jede Mühe habhaft werden^kann; gleichzeitig resultiert aber daraus die
Schwierigkeit der Abgrenzung der Hypogaeen von vielen anderen die Flumusschichte des Wald- und
Parkbodens oder das Häuf- oder Backwerk der Dejecta gleichfalls bewohnenden, in der ersten Zeit
ihrer Entwickelung oder w'ährend ihrer gesamten Lebensdauer subterran wachsenden typisch en
L y c o p e rd a c e e n , D isc om y c e ten etc., von w'elchen in einem besonderen Kapitel die Rede sein wird. -
Die in der eigentlichen Humus- und in der Sand- oder Erdschichte des Wald- oder Parkbodens vorkommenden
Hypogaeen umspinnen vielfach mit mycelähnlichen Fäden die hiersclbst vorhandenen dünnen
Wurzeln und Wurzelfasern der Eichen, Buchen, Kiefern etc. und stehen in gewissen, erst durch die Kultur
bezw. Zucht der Flypogaeen sicher festzustellenden Beziehungen zu diesen Waldbäumen, die innerhalb der
von den Wurzeln der Waldbäume und Sträucher nur ganz ausnahmsweise durchzogenen Dejecta-
schicht verbreiteten Hypogaeen entwickeln sich auf Kosten der toten, organischen Substanz dieser Schichte.
Die Wohn- bezw. Entwickelungsstätte der Hypogaeen ist nun nicht ausschliesslich auf den
W'ald und Park beschränkt. Tuberaceen sind bekannt, die innerhalb des Kalkes sonniger, baum- und
.strauchloser Hügel oder des Steppen- und WTistensandes aussereuropäischer Länder,^ gelegentlich
.sogar innerhalb des Ackerbodens,^ im SteingerölH oder innerhalb der vSchutt-'' und Kompost-
1 \'ergl, meine Abhandlung über Cryptica lutea in den Pringsheim’schen Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik
Bd. XV, Heft I p. 205.
2 Am 18. April 1850 fand Barth in der nördlichen Sahara in einer baum- und strauchlosen Gegend Trüffeln, die
ihm und seinen Reisegefährten am Abend desselben Tages zu einer vortrefflichen Suppe dienten. Barth, Reisen und
Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika, Bd. 1 p. 145.
8 Tuber Magnatum Pico kommt in Italien nicht nur unter dem Schatten von Weiden, Pappeln etc., sondern auch
im freien Felde und im Ackerlande vor. „Etiam in campis apertis et cultis crescit, ubi bubulci arando copiose interdum
dénudant.“ Vittadini, Monograph. tuberac. p. 43. - Requien hat dieselbe Trüffel auf einem Krappfelde bei Tarascón
.angetroffen, „(P'ungtis) hactcnus soli apud nos cl. Requieno prope Tarasconem tum in plantario quodam, tum in agro
■ex Rubia Tinctorum coiisito etc. obvius est.“ Tulasne, Fungi hypog. p. 150. Choirornyces meandriformis Vitt., die
ststtlichste der in Deutschland auftretenden Tuberaceen, wurde im vorigen Jahre aus einem Felde in der Nähe von
Wetzlar ausgepdiigt. Ein mir durch die Güte des Prof. Hoffmann zu Giessen übersandtes E.xemplar befindet- sich in
jneiner Sammlung.
Selbst in Zäunen von Gärten, die an den Wald grenzen, werden Trüffeln zufällig ausgehackt und in dem daran
stossenden, steinigen Boden. Selbst zwischen lockerem Steingeröll, zwischen dem sich zersetzter Boden sehr spärlich oder
nicht fand und das nur mit etwas Moos bedeckt war, wurden einzelne Trüffeln gefunden. Irraisch, Reg.- und Nachrichtsblatt
für das P'ürstentum Schwarzburg-Sondershausen Nr. 93 p. 371.
Tuber rapaeodorum Tul. fand ich im Herbst 1S81 innerhalb eines Schutthaufens in der Nähe von Altmorschen,
Avelcher vorzugsweise aus Steingeröll mit etwas Erde und Holzstückchen vermischt bestand, und in welchem keine einzige