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Gleba der Hymenogastreen und in der Balsamiagleba. Zwar zeigen die dünnen, langgegliederten
Elemente stellenweise eine ziemlich dichte Gruppierung, die zur Bildung der sog. Saepta führt, aber
eigentliche Trennungs- oder Kammerwände bilden dieselben niemals. Während eine lange Zeit hindurch
neue ascogene Hyphen gebildet werden und sich innerhalb der Gleba verbreiten, entstehen an den
erst- und schliesslich auch an den spätererzeugten ascogenen H)-phen die asci (Taf. XXII, Fig. 1 8, a und
Fig. 19 u. 20), indem die Zweigenden derselben eiförmig bis kugelig anschwellen. Ein gutes Stück
hinter der Anschwellung tritt oft relativ spät eine Querwand auf, so dass jeder ascus gestielt erscheint.
Innerhalb des sehr feinkörnigen Protoplasma der nach und nach entstehenden asci beobachtet man
dann das simultane Auftreten von zumeist 8 Sporenanlagen in Form kugeliger, mit einem central
gelegenen Kerne versehener Bildungen, die nicht immer sämtlich zu einer weiteren Entwickelung
gelangen. Noch ehe die Sporen, deren Entwickelung aus den Figuren 2 1— 24 der Tafel X X II ersichtlich
ist, reif sind, collabieren die Ascusmembranen der erstgebildeten Sporen, während die Bildung
der asci an ascogenen Hyphen noch fortschreitet. Schliesslich werden sämmtliche Membranen der asci
und die ascogenen Plyphen der Gleba resorbiert, und es bleiben nur die sehr zahlreichen, kugeligen
Sporen mit Capillitium d.h. den dünnen, langgegliederten F'äden (Taf XXII, Fig. 15 ) innerhalb der
Gleba zurück. Die Sporen werden nach Resorption ihrer Ascusmembranen grösser, sie reifen nach
(Taf, XXII, F'ig. 24), und ihre Membran zeigt sich schliesslich in ein einschichtiges, dünnes, aber derbes
Epispor und ein dickes, mehrschichtiges Endospor, welches nur wenig protoplasmatischen Inhalt umschliesst,
differenziert. Dadurch, dass zuweilen innerhalb des ascus der Kern einer Sporenanlage sich
in zwei Kerne spaltet, entstehen sog. Doppelsporen, die in der Gleba von Elaphomyces rubescens
Hesse nicht so häufig, als in der Gleba anderer' Elaphomycesarten gefunden werden. Neben grossen,
kugeligen Ascosporen kommen in der Gleba des reifenden Fruchtkörpers auffallend kleine (Taf. X X I I , -
Fig. 27) vor.® Lange nach Entstehung des Capillitiums und während des allmählich erfolgenden
Heranreifens der Ascosporen wird das die Gleba unmittelbar umgebende Peridium durch Resorption
seiner Fäden dünner und dünner, schliesslich verwittern Peridium und Cortex zu dünnen, leicht
zerbrechlichen Schalen, nachdem die Fäden der äusseren Schutzhülle den Stacheln des Cortex auftrockneten.
Die trockenen, meist kleine Klümpchen bildenden Ascosporen liegen dann von Capillitium-
fäden durchsetzt innerhalb der nach und nach klaffenden, verwitterten F'ruchtkörperhülle im W'urzelfilz
der Buchen und Eichen, und es vergehen, wie man dieses innerhalb des Waldbodens deutlich verfolgen
kann, Monate, ehe am reifenden Fruchtkörper die geschilderten Verwitterungserscheinungen,
namentlich das Aufreissen der Hüllen erfolgt, wie denn überhaupt die Fruchtkörper der Elaphomyceten
eine lange Entwickelungszeit von ihrer Anlage bis zum Reifsein beanspruchen.
Llnwesentliches abgerechnet geschieht die Entwickelung der übrigen Elaphomycesarten, sow’eit man
sie kennt, ebenso wie die beschriebene der Fruchtkörper von Elaphomyces rubescens Hesse. AVohl
bestehen bezüglich der Grösse der AVärzchen® und Stacheln an der Cortexoberfläche, ferner bezüglich
der Art und Intensität der Färbung der Mycelfäden, bezüglich der Dicke der die Gleba, das Peridiuin
und den Cortex zusammensetzenden Elemente bei den verschiedenen Arten Unterschiede, wie dieses
bereits in dem systematischen Teile der Elaphomyceten ausführlich besprochen ist, aber alle diese
Besonderheiten bedingen keine wesentlichen Differenzen in dem Gesamtentwickelung.sgange der
Elaphomycetenfruchtkörper.
1 S. die Doppelsporen von K. granulatus Fr. auf Taf. XXI, Fig. 55.
2 Diese ¡deinen Sporen entlassen zuweilen nach Aufreissen ihrer Membran den Inhalt in das Wasser des Objektträgers
(Taf.XXII, Fig. 27), was übrigens auch grosse Ascosporen der Elaphomyceten unter Umständen zu thun pflegen.
(S. die Ascosporen von E. granulatus Fr, auf Taf. XXII, Fig. 55.)
3 Ganz glatt zeigt sich bei mikroskopischer Untersuchung niemals die Oberfläche (Cortex) eines reifen oder
reifenden Elaphomycetenfruchtkörpers, kleine Erhabenheiten (Wärzchen) zeigen selbst die Oberflächen der Fruchtkörper
von Elaphomyces plumbeus Hesse, E. mutabilis Vitt. u.E.uliginosus Hesse.
C. Die Entwickelung der Hymenogastreen.
Im Grossen und Ganzen stimmt die Entw'ickelung der Fruchtkörper bei den verschiedenen
Gattungen und Arten der Hymenogastreen derartig überein, dass mit der Kenntnis der Entwicke-
lungsgeschichte einer einzigen Species dieser Familie zugleich auch die Einsicht in den Entwickelungsgang
der übrigen Arten im AVesentlichen gewonnen ist, und selbst darin liegt keine besondere entwickelungsgeschichtliche
Differenz, dass die Arten der Gattungen Leucogaster und Melanogaster
entgegengesetzt allen übrigen Hymenogastreen verlängerte Hymenialhyphen innerhalb der gekammerten
Gleba zur Ausbildung bringen, w»enn auch, w'ie bereits in Bd. I, auf p. 56 erwähnt wurde, dieses Faktum
zur Unterscheidung ber beiden Gattungen Leucogaster und Alelanogaster von allen übrigen genera
der Hymenogastreen vortrefflich benutzt w’erden kann.
Die Keimung der sog. Basidiensporen der Hymenogastreen ist bis auf den heutigen Tag trotz
mannigfaltiger und zahlreicher A'ersuche nicht geglückt, und man kann darum nicht behaupten, dass
das, was man bis dato das Mycelium der Hymenogastreen nennt, das unmittelbare oder mittelbare
Produkt aus der Keimung der Basidiensporen dieser Familie ist. Die gleich näher anzugebenden
Beobachtungen, welche ich am Mycel der Hymenogastreen wiederholt gemacht habe, schliessen zwar
die Möglichkeit der Mycelentstehung aus Basidiensporenkeimung nicht aus, führen aber andererseits zu
der Schlussfolgerung, dass an der Bildung des sog. Mycels der Flymenogastreen sich Organismen
beteiligen oder wenigstens beteiligen können, die ihrem Baue, ihrer Lebens- und A'ermehrung.sweise
nach Flagellaten sind und zwar Flagellaten, die vornehmlich den Gattungen Alonas und Cercomonas
angehören. Nicht vereinzelt, sondern häufig habe ich gesehen, dass diese in jedem Park- und Waldboden
zu fast allen Zeiten des Jahres in erstaunlich grösser Anzahl vorhandenen Flagellaten sich bei
Gegenwart von genügender Feuchtigkeit an die Fäden der sog. Hymenogastreenmycelien nach und
nach zu Hunderten ansetzten, unter Verlust ihrer Geissein zur Ruhe kamen, sich kettenartig aneinanderschlossen
und nach erfolgter Streckung bezw». Keimung zu Fäden sich gestalteten, die wie g e wöhnliche
Pilzfäden durch Spitzenwachstum sich verlängerten und welche von denjenigen Mycelfäden
der Hymenogastreen, an die sich die Flagellaten ansetzten, nicht zu unterscheiden waren (Taf. ATII,
Fig. 9). Jedermann kann diese Beobachtung unter der A'oraussetzung sogar auf dem Objektträger
machen, dass er in etwas AVasser desselben ganz frisch aus feuchtem AValdboden gesammeltes und in
kräftiger Entwickelung stehendes Alycel von Leucogaster floccosus Hesse mit Flagellaten zusammenbringt,
die dem Humus des AValdbodens entstammen, in welchem das gesammelte Mycel seine A'erbreitung
hatte. Da sich die P'lagellaten schnell vermehren, so genügen für den Anfang des A'ersuches
einige wenige Indh’iduen derselben. Der Objektträger braucht dann nur 12 - - 3 6 Stunden in wasserdunstreiche
Atmosphäre gebracht zu werden, nachdem man Alycel, P'lagellaten und eine minimale
Menge von humoser Substanz mit einem Deckgläschen bedeckte. Nach Ablauf der angegebenen Zeit
beginnen bei gewöhnlicher Zimmertemperatur die durch Teilung sich bald und stark vermehrenden
Flagellaten beispielsweise Individuen der Gattung Alonas sich an die Alycelfäden der genannten Hymenogastree
und zwar vornehmlich an die Enden derselben anzusetzen. Der Körperteil, mit dem sie sich
ansetzen, ist das Hinterende. Zur Ruhe gekommen verlieren sie ihre Geissein d. h. sie ziehen dieselben
ein. Dann strecken sie sich ein wenig und beginnen an der Stelle, wo die Geissein sassen, eine kleine,
knopfförmige Ausstülpung zu treiben, die sich, wenn nicht gleich zu erwähnende Hindernisse eintreten,
fadenartig verlängert. Oft setzen sich die P'lagellaten nicht direkt mit ihrem Hinterende, sondern erst
mit ihrem Schwanzfaden an einen Alycelfäden oder auch an eine bereits fesLsitzende Flagellate an,
führen die bekannte, zuckende Bewegung eine Zeit lang aus, und lassen sich dann erst mit ihrem
Hinterende dicht neben der Ansatzstelle ihres Schwanzfadens nieder, um sich mit dem Hinterende
an dem Alycelfäden oder an der festsitzenden P'lagellate zu befestigen und nach Geisselverlust etwas