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 die  meisten  Fruchtkörper  zur  Reife. 
 E rk e n n u n g s z e ic h en   de r  S p e c ie s   an  dem  Or te   ih re r   E n tw ic k e lu n g .  Die  g lä n z e n d e ,  
 g o ld g e lb e   Farbe  der  Peridie  jugendlicher,  die  matte,  ro t-  b is   d u n k e lb ra u n e   Farbe  der  Peridie  
 älterer  Fruchtkörper,  der  namentlich  beim Anschneiden  der  Gieba wahrzunehmende,  intensive,  zunächst  
 ganz  angenehme,  a rom a tis c h e   Geruch  und  insbesondere  d ie ' g e lb lic h e   Farbe  der  Kammerwände  
 des  durchschnittenen  Fruchtkörpers  lassen  die  Species  schon  im  Walde  von  den  übrigen  der  Gattung  
 leicht  auseinanderhalten.  ^ 
 G e o g r a p h i s c h e   V e r b r e itu n g ,  M.  variegatus  Tul.  gehört  zu  den  in  den  Laubwäldern  
 Deutschlands  häufig  vorkommenden  Hypogaeen.  Zuerst  traf  ihn  bei  Berlin  Junghuhn  an,  welcher  
 diese  Hypogaee  „Bullardia  inquinans“  nannte  und  in  Linnaea V,  p. 408  beschrieben  hat.  Später  wurde  
 er  bei  Frauenstein  unter  Eichen  von  FuckeH  und  im  September  1878  in  unmittelbarer  Nähe Danzigs  
 (Jäschkenthal)  von  BaiH  gefunden.  Ich  sah  ihn  zuerst  im  Juli  1875  bei  Spangenberg  in  Flessen  
 innerhalb  der  Laub-  und  Nadeldecke  eines  mit  Kiefern  umsäumten  Buchenwaldes.  In  den  darauf  
 folgenden  Jahren  sammelte  ich  zahlreiche  und  zum  Teil  sehr  stattliche  Exemplare  seiner  Fruchtkörper  
 in  den  Buchenwäldern  der  Umgebung  Altmorschens  (Eubacher  Grund,  Bornberg)  und  Marburgs  
 (Spiegelslust).  Im  September  1882  stiess  ich  auf  ihn  im  Marienthale  bei  Eisenach  innerhalb  eines  
 jungen  Buchenwäldchens,  und  später  habe  ich  ihn  unzählige  Male  in  Buchen-  und  Eichenwäldern  der  
 Umgebung  Marburgs  (Michelbach,  Caldern,  Dammeisberg), gefunden.  —  Ausserhalb  Deutschlands  ist  
 er  von  Vittadini  in  Italien  und  von  Tulasne  in  Frankreich  und  zwar  in  Eichenwäldern  wiederholt  
 gesammelt  worden, 
 D ie   F ru c h tk ö rp e r   (Tafel  IV,  Figur  i—4)  erreichen  nicht  selten  die  Grösse  einer  mittleren  
 Kartoffel,  meist  werden  sie  walnussgross.  Ihre  Form  ist  wechselnd.  Nahezu  kugelige  Exemplare  
 kommen  neben  nierenförmigen,  plattgedrückte  neben  eiförmigen  und  ganz  unregelmässig  gestalteten  
 vor.  Vor  der  Anlage  der  Giebakammern  sind  sie  jedoch  fast  ausnahmslos  plattgedrückte,  linsen-  oder  
 scheibenförmige  Bildungen,  durch  reichliches  Mycelium  dem  Substrate  angewachsen.  Erst  nach  Anlage  
 des  Hymeniums,  d,  h.  etwa  zu  der  Zeit,  wenn  die  Fruchtkörper  die  Grösse  einer  Saubohne  
 erreicht  haben,  verlassen  sie  in  der  Regel  die  plattgedrückte  Form.  Die  Farbe  der  Fruchtkörper  ist  
 anfänglich  der  des  Myceliums  gleich,  sie  ist  eine  glanzlose  Beigefarbe,  später  werden  die  Fruchtkörper  
 goldgelb  und  glänzend,  schliesslich  zur  Zeit  vollständiger  Reife  rotbraun.  Steht-M.  variegatus  Tul.  in  
 kräftiger  Entwickelung,  so  bedeckt  sich  die  Peridienoberfläche  stellenweise  mit  goldgelben,  wie  GLs-  
 perlen  glänzenden  Tröpfchen  einer  wässerigen  Flüssigkeit,  und  in  dieser  Verfassung  gewährt  die  Plypogaee  
 ein  duftiges,  anmutiges  Bild.  Wie  bei  allen Melanogasterarten  ist  der Fruchtkörper  mit  Seilchen  
 ausgestattet,  die  sich  über  beliebige  Stellen  der  sonst  glatt  erscheinenden  Peridienoberfläche  erstrecken  
 und  entweder  nur  mit  dieser  oder  auch  mit  dem  Mycelium  in  Verbindung  stehen.  Die  Seilchen  sind  
 etwas  dicker  und  nicht  so  reichlich  verzweigt,  als  an  dem  Fruchtkörper  der  folgenden  Art.  Die  Zahl  
 der  Fruchtkörper  an  einem  Mycelium  kann  unter  gün.stigen  Entwickelungsverhältnissen  eine  sehr  bedeutende  
 sein,  oftmals  kommen  aber  viele  Fruehtkörperanlagen  aus  auf  p.  1 2  angegebenen  Gründen  
 nicht  zu  einer  weiteren  Entwickelung.  Gewöhnlich  findet  man  an  einem  Mycelium  2—4  Fruchtkörper,  
 die  in  geringen  Abständen  —  etwa  eine  Spanne  weit  —  von  einander  lagern. 
 D a s   M y c e lium   (Taf.  V,  Fig,  1 - - 3   und  Taf.  V,  Fig.  13)  ist  durch  seine  eigenartige,  bräunliche,  glanzlose  Farbe  
 schon  mit  unbetvaffnetera  Auge  von  den  Mycelien  anderer  Hymenogastreen  leicht  zu  unterscheiden.  Es  ist  flockig  bis  
 strangartig  und  zeigt,  unter  dem  Mikroskop  betrachtet,  bandartige,  hell-bis  dunkelbraun  gefärbte,  verästelte  Fäden,  die  
 mit  schnallenförmigen  Ausstülpungen  reichlich  versehen  sind  und  des  an  den  Mycelhyphcn  vieler  Hypogaeen  auftretenden 
 1  Das  Herbarium  der  Strassburger  Universität  enthält  von  Fuckel  bei  Frauenstein  gesammelte  Fruchtkörper. 
 2  Im  Danziger  Museum  befinden  sich  von  Bail  bei  Danzig  gesammelte  Fruchtkörper. 
 oxalsauren  Kalkes  wenigstens  in  der  Jugend  so  gut  a  
 gallertig  verdickt.  Oft  vereinigen  sich  die  glatten  Fäden 
 vollständig  entbehren.  Die  Membran  der  Hyphen  ist  stark 
 gauiü...-  ....w......      -   o_____   /erschieden  dicken  Strängen  (Taf.  V.,  Fig.  2 ).  die  die  HLdige 
 smktar  dkuRh  erkenn'LiässräV'tlre  emrelnen  Hyphen  eines  solchen  Stranges  erreichen  nicl.t  die  Dicke  der  getrennt  
 wachsenden  Myeeltaden.  Aus  denselben  Elementen  wie  die  Myeelstränge  setacn  sich  die  die  Peridienobernache  stellenweise  
 überziehenden  Seilchen  zusammen.  -   Eine  sterile  Basalporlion  Ist  an  jugendlichen  Ftuchtkörpern  andeutungsweise  
 nzelnen  
 bei  den Trama-  
 tritt  nicht  ein. 
 vorhanden,  ganz  reife  Exemplare  zeigen  sie  nicht  mehr. 
 Die  P e r id ie ,  welche  sich  nur  gewaltsam  von  der  Gieba  trennen  lässt,  ist  schw ammig  und  an  ihrer Oberfläche  
 mit  kurzen,  flockigen  Hyphen  (Taf.  VI,  Fig.  3, a)  versehen,  welche  die  Schnallenzellen  der  Mycelhyphen  erkennen  lassen,  
 aber  etwas  breiter  als  jene  sind.  Anfänglich  sind  sie  bräunlich,  zuletzt  rotbraun  gefärbt  und  stehen  nicht  steif  von  der  
 Peridie  ab,  sondern  sind  letzterer  etwas  platt  aufgelagert,  weshalb  die  Peridienoberfläche  fast  glatt  erscheint.  Sie  endigen  
 ausnahra.slos  stumpf,  sind  öfters  verzweigt,  und  ihre  Membran  ist  stark  gallertig  verdickt.  Diese  flockigen  Bildungen  erscheinen  
 wie  Äste  der  äusseren,  goldgelb  bis  rotbraun  gefärbten  Peridialhyphen  (Taf.  VI,  Fig.  3,  6),  auf  letztere  folgen  an  
 die  Gieba  stossende  und  mit  derselben  unzertrennlich  verwachsene,  goldgelb  gefärbte  Fäden;  beide  bilden  zusammen  die  
 ca.  1  mm  dicke  Peridie.  Der  Verlauf  der  dicht  gelagerten  Peridialhyphen  geschieht  zumeist  in  der  Richtung  der  Fruchtkörperoberfläche. 
   Die  gallertige  Verdickung  ihrer  Membranen  geht  zwar  oft  so  weit,  dass  das  Lumen  de  
 Hyphen  schwindet,  aber  eine  gänzliche Verschmelzung  benachbarter  Peridialhyphen  in  der  Weise,  dass  
 faden  der  Kammerwände  die  einzelnen  Hiphen  in  ihrem  Verlaufe  nicht  mehr  zu  verfolgen 
 Die  G ieb a  (Taf.  VI,  Fig.  3)  ist  fleischig  und  sehr  reich  gekammert,  und  zwar  sind  die  Kammern  wie  die  der  
 Leucogasterarten  schon  von  ihrer Entstehung  an  mit  Sporen  und  sog. Pulpa  ausgestopft,  weshalb  dieselben  als  Vertiefungen  
 auf  Quer-  und  Längsschnitten  erst  nach  Verdunstung  bezw.  Eintrocknung  der  Pulpabestandteile  am  reifenden  oder  ausgereiften  
 Fruchtkörper  sichtbar  werden ;  frisch  durchschnittene Fruchtkörper  lassen  sie  nur als  durch  Glebastieifen  abgegrenzte  
 Felder  erscheinen.  Die  Form  der Kammern  ist  am  durchschnittenen,  der Verdunstung  etwas  ausgesetzt  gewesenen  Fruchtkörper  
 selten  rund,  meist  vielmehr  polygonal  oder  oval.  Auch  ihre  Grössenverhältnisse  sind  sehr  wechselnde;  die  an  die  
 Peridie  anstossendcn  sind  die  kleinsten,  mit  unbewaffnetem Auge  soeben  noch  erkennbaren  Kammern,  die  von  der Peridie  
 entfernter  gelegenen  sind  geräumiger,  und  die  grössten  unter  diesen  erreichen  etwa  den  Umfang  des  Samens  einer  der  
 englischen,  jetzt  vielfach  in  Kultur  stehenden,  grosssamigen Viciavarietäten.  Die  zur Reifezeit  des  l'ruchtkörpers  stets  gelb-  
 gefärbten  Kammerwände  sind  in  der  jugendlichen  Gieba  von  weisslicher  Farbe  und  glänzend.  Jede  noch  weisslich  ge-  
 färbte  Giebawand  besteht  aus  einem  mittleren  Hyphenkoraplex  (Trama),  der  sich  aus  sehr  schmalen,  kurzverästelten  uml  
 reich  mit  Protoplasma  ausgestatteten  Fäden  zusammengesetzt  zeigt.  Bei  Anwendung  von  schwachen  Vergrösserungen  erscheint  
 dieser  Hyphenkomplex  wie  grobkörniges  Protoplasma.  Derselbe  wird  umgeben  von  viel  breiteren  und  lockerer  
 verbundenen  Hyphen,  welche  Querwände  und  Schnallen  besitzen,  reichlich  verzweigt  und  in  ihren  Membranen  gallertig  
 verdickt  sind.  Von  diesen  entspringen  die  verlängerten  Hymenialhyphen,  welche  dünn  und  stark  verästelt  erscheinen  und  
 deren  Enden  birnenförmig  angeschwollen  sind.  Die  Kammerwände  der  Gieba  reifer  Fruchtkörper  bestehen  dagegen  aus  
 einer  strukturlosen,  gelblich  gefärbten,  im  Wasser  starkquellenden  Gallerte,  in  welcher  hie  und  da  noch  Fadenstiicke  die  
 einstige  Giebastruktur  andeuten. 
 D as  Hymenium  setzt  sich  aus  verlängerten,  birnen-  oder  keulenförmig  endigenden  Hyphen  (Basidien)  und  zur  
 Reifezeit  in  ihren  Jlembranen  stets  rot-  bis  dunkelbraungefilrbtcn  Sporen  zusammen.  Erstere  sind  septiert  und  jung  mit  
 reichlichem,  körnigem  Protoplasma  angefüllt.  Auf  jeder  Basidie  finden  sich  2 - 8   Sterigmen,  die  gut  die Länge  der  gleich  
 zu  beschreibenden  Sporen,  besitzen.  Jede  Spore  nimmt  beim  späteren  Abfallen  von  dem  Sterigma  das  obere  Stück  desselben  
 in  Form  eines  sehr  kleinen,  aber  immerhin  mit  dem  Mikroskop  bei  scharfer  Einstellung  deutlich  zu  erkennenden,  
 farblosen  Stielchcns  mit.  —  Die  anfänglich  farblosen  und  galleitig  glänzenden,  eiförmigen  Sporen werden  meist  zu  81  auf  
 jeder  Basidie  beobachtet,  doch  kommen  auch  7,  6,  5  und  4  ziemlich  häufig  vor,  selten  weniger  als  4.  Ihre Länge  betragt  
 6  a,  ihre  Dicke  4  y..  Herzförmige  Doppelsporen  {Zwillinge}  werden  nicht  gerade  selten  beobachtet.  Ein  stets  glatt  blei-  
 bencles  Exospor  umgiebt  bei  noch  nicht  ganz  reifen  Sporen  ein  zartes,  in  der  Regel  2 - 3   wie  Öltröpfchen  erscheinende  
 Bildungen  einschliessendcs Endospor,  vollständig  reife Sporen  (Taf.  VII,  Fig. 9)  lassen  diese  feinere  Struktur infolge des stark  
 gallertig  verdickten  und  dunkclgefärbtcn  Exospors  kaum  oder  nicht  mehr  erkennen. 
 Sch ick sa l  und  V e rh a lte n   des  F ru ch tk ö rp e rs   nach  der   sog.  Re ife.  Nach  der  Reife  der  Fruchtkörper  
 tritt  meist  sehr  schnell  der  Eiweichungsprozcss  ein.  Die  Gieba  zerfliesst und verwandelt  sich  in  eine  schmierige,  stinkende,  
 schwarzbraune  Masse,  während  gleichzeitig  djo  schwammige Peridie  weicher  und  weicher  werdend  an  etlichen  Stellen  gleichsam  
 auseinanderfliesst.  Nach  \’erdunstung  bezw.  Eintrocknung  der  anscheinend  wässerigen  bis  jauchigen  Bestandteile der  
 schmierigen  Substanz  bleibt  eine  trockene,  scbwarzbvaune,  ziemlich  harte,  fast  nur  aus  Sporen  der  Hypogaee  bestehende  
 Masse  zurück,  dio  entweder  das  Buchen-  oder  Eichenlaub  des  Waldbodens  an  den Orten,  wo  die Gieba des  Pruchtkörpers  
 zerfloss,  kruslcnartig  überzieht  oder  sich  den  resistent  gebliebenen  Fetzen  oder  Lappen  der  Peridie  aufgetrocknet  zeigt.—  
 Stark  wird  den  Friichtkörperii  des  M.  variegatus  Tul.  von  Wildschweinen,  Waldmäusen  und  Schnecken nachgestellt,  Schmarotzerpilze  
 liabe  ich  dagegen  weder  in  <lieser  noch  einer  anderen  Melanogasterart  angetroffen.  —  Bewalirt  man  frisch  g e sammelte  
 ,  einen  starken,  niomatischen,  durchaus  angenehmen  Geruch  besitzende  Fruchtkörper  im Zimmer  auf,  so verbreiten  
 dieselben  am  dritten  oder  vierten  Tage  einen  zwicbclavtigen,  noch  später  einen  widerlichen,  porreeartigen  Geruch,  <ler 
 1  Tulasne  giebt  an,  dass  die  Basidien  zumeist  j   Sporen  tragen  (Fung.  hypog.  p.  93),  ich  muss  jedoch  auf  (jrund  
 zahlreicher  Fruchtkörperuntcrsuchungen  bei  obiger  Angabe  stehen  bleiben.