jahre und darüber alte Buchen und Eichen massig geschlossene Bestände bilden, die unter ihren
Kronen Stangenholz oder Buschwerk und dicht gelagerte Dejecta aufweisen, wo gleichzeitig muldenförmige
Vertiefungen und Waldgräben, in denen die Feuchtigkeit auch während der heissen Jahreszeit
nicht gänzlich schwindet, überhaupt ein coupiertes Terrain vorhanden, da sind die Bedingungen für
das Gedeihen der meisten Hypogaeen in Deutschland gegeben, und ein Suchen nach letzteren ist fast
zu allen Zeiten des Jahres mit Erfolg gekrönt, vorausgesetzt, dciss letzteres in der rechten Weise ausgeführt
wird.
Obgleich man sich, wie bald mitzuteilen ist, bei der Suche nach Hypogaeen und besonders
nach Trüffeln dressierter Hunde und Schweine sehr häufig bedient, die beiläufig gesagt bei ihrer, die
Ruhe des Waldes störenden Thätigkeit das Wild aufscheuchen und verjagen und dadurch nicht selten
dem Wildstande einzelner Forstreviere mehr Nachteil bringen, als die Trüffeln wert sind, die man mit
ihrer Hilfe aufspürt, so sind diese Tiere doch für den entbehrlich, der die Art und Häufigkeit des
Vorkommens, sowie die Entwickelungsweise der Hypogaeen kennt. Auch würde die Dienstleistung
solcher Tiere bei der Suche nach denjenigen Hypogaeen, die keinen oder nur schwachen Geruch verbreiten,
eine sehr zweifelhafte, nicht den gewünschten Erfolg darbietende sein. Selbstverständlich ist
aber ein Instrument nötig, mit welchem man die Dejecta des Waldbodens teilweise oder gänzlich zu
entfernen und bis zu einer mässigen Tiefe in letzteren einzudringen vermag. Dieses kann entweder ein
grösseres, mit starker Klinge versehenes Gartenmesser (eine sog. Hiepe = serpette) oder ein kurzgestieltes
Häckchen sein. Dem ersteren gebührt vielleicht der Vorzug deshalb, weil man mit dem
Häckchen sehr leicht mit den Laub- und Nadelmassen, die man entfernen muss, sehr flach lagernde
Hypogaeen, z.B. Melanogaster- und Rhizopogonarten hinwegscharrt, ohne dass man letztere zu Gesicht
bekommt, und auch die Fruchtkörper der Hypogaeen oft stark verletzt. Auch spricht der Umstand
für die Wahl des Messers, als man solches bequemer transportieren kann, als ein Fläckchen. Rüstet
man sich mit einem Häckchen aus, so ist übrigens das Messer doch nicht ganz, nämlich dann
nicht zu missen, wenn es gilt, innerhalb des dichten Wurzelfilzes der Bäume lagernde Hypogaeen,
wie z. B. Elaphomyces-, Gautieria-, Leucogasterspecies im unverletzten Zustande zu sammeln. Solche
Flypogaeen können nicht gut ausgescharrt, sondern müssen ausgestochen werden. Ich bediene mich
seit vielen Jahren bei der Suche nach Hypogaeen lediglich eines Messers und habe nach und nach
eine Collection dieser Organismen zusammengebracht, wie sie reichhaltiger weder in Deutschland noch
auch im Auslande zu finden sein dürfte.
Die Suche nach Flypogaeen ist im Allgemeinen als eine den Körper und zwar einmal das Auge
und dann das Kreuz angreifende Arbeit zu bezeichnen. Zu ihr gehört Ausdauer und leidenschaftliches
Interesse, und wem diese Dinge nicht eigen sind, der wird es in dieser Art der Arbeit nicht weit
bringen. Viele Fungologen und Forstbeamte sind mir bekannt, die nicht ab und zu, sondern sehr
häufig nach Hypogaeen, vornehmlich nach Trüffeln gesucht, niemals aber, nach ihrem eigenen Geständnis,
Sülche gefunden haben. In der Regel schoben dieselben den Misserfolg auf die nach ihrer
Ansicht durch Zeit und Örtlichkeit bedingte Abwesenheit der Hypogaeen, während derselbe in den
meisten Fällen in der Art und Weise ihres Suchens und in der geringen Ausdauer gelegen war. Das
Wichtigste, den Erfolg der Suche w-esentlich Bedingende liegt darin, dass man nach dem Betreten
eines, bezüglich des Vorkommens von Flypogaeen bis dato unbekannten Terrains unter Berücksichtigung
der soeben mitgeteilten und noch weiter namhaft zu machenden Verhältnisse nicht Sekunden- oder
minuten- sondern, w'enn es sein muss, stundenlang unermüdlich die geeignetsten Stellen des Waldbodens
revidiert, dabei besonders auf jene eigenartigen, weitverbreiteten, flockigen, g e lb en und w eissen,
hyphenartigen, bisher als Mycelien bezeichneten Verbände, wie erstere beispielsweise den meisten einheimischen
Elaphomyces- und Melanogasterarten, letztere den Gattungen Hysterangium, Octaviania,
vielen Hymenogaster- und mancher Elaphomycesspecies (Elaph. mutabilis Vitt) zukommen, achtet, bis
man auf den Frachtkörper irgend einer Hypogaee stösst, dann die unmittelbare Umgebung der Stelle,
wo letzterer sich befand, vorsichtig und gründlich absucht und den Gattimgs- bezw. Spedesnamen der
aufgefundenen Hypogaee wenn möglich schon im Walde, sonst aber zu Hause feststellt. Da es erfahrungs-
■ gemäss zu den allergrössten Seltenheiten gehört, dass in einer Lokalität nur eine einzige Hypogaeen-
species auftritt, vielmehr ein geselliges Beieinander der verschiedensten Arten und Gattungen dieser
subterran lebenden Organismen Regel ist, so darf der Suchende nach dem Auffinden der ersten Art
in irgend welchem Walde oder Parke die sichere Erwartung hegen, auf diverse weitere Hypogaeen zu
stossen und zwar zumeist auf solche, von denen aus der Hypogaeenliteratur bekannt ist, dass sie mit
der aufgefundenen Art gewöhnlich vergesellschaftet Vorkommen. E r wird deshalb die weitere Umgebung
der ersten Fundstelle auf das Vorkommen von Hypogaeen absuchen und dabei vornehmlich auf die
mit viel Laub bedeckten, kleinen Vertiefungen, ferner auch auf Gräben und Grabenränder sein Augenmerk
richten, immer zunächst das Laub oder Nadelwerk bis auf die Humusschichte des Waldbodens
mit dem Messer oder Häckchen entfernen und dann, was niemals unterlassen werden darf, die le tz te re
v o r s ic h t ig auflockern. E r wird bei dieser Thätigkeit das Suchen nach Hypogaeen erlernen, denn
wie alles in der Welt will auch diese Beschäftigung erlernt und geübt sein. Lehrgeld muss auch hier
gezahlt werden, und Täuschungen aller Art bleiben dem Suchenden nicht erspart. Zu letzteren werden
insonderheit die mit flockigen, weiss- oder andersgefärbten Mycelien der Saprophyten überzogenen
Frachtschalen der Bucheckern, die halbvermoderten grossen und kleinen, auch oft mit Ihlzmycehen
überwucherten Galläpfel der Eichen, die von Saprolegniaceen bewohnten, ganz in Weiss gehüllten Leichname
vieler Käfer. Wespen, Hornissen und anderer Insekten, ferner kleinere oder grössere Insekteneier,
die Sclerotien und [ugendzustände unzähliger Hymenomyceten etc. etc. häufig Veranlassung, aber solche
Objekte der Täuschung sind es gerade, die die Schule des Suchers bilden, die ihm das, was er sucht,
von dem Fremdartigen unterscheiden lehren und ihm nach und nach eine gewisse Routine in dem Auffinden
der Hypogaeen zu eigen machen. D as Su ch en nach H y p o g a e en ist k e ine K u n s t, es
erfordert nur körperliche Anstrengung insofern, als man andauernd in gebückter Stellung verharren
nnd behufs Sammelns sehr kleiner Hypogaeen die Augen oft etwas mehr, als denselbsn zuträglich ist,
gebrauchen muss, namentlich in den Herbstmonaten, wo an vielen Tagen die Beleuchtung im Walde
eine sehr dürftige ist. Darum darf man auch das A u ffin d en der H yp o g a e e n kein S p ie l des Zu fa
lle s nennen, sondern muss es als d;e Frucht emsiger Arbeit bezeichnen, der man sich aber mit um
so grösserer Freudigkeit hingeben kann, als man gewiss ist, dass noch manche unbeschriebene Gattung
oder Species der Hypogaeen bei der Suche nach letzteren an das Licht gezogen wird.
Eine wesentliche Stütze gewährt dem Suchenden das besonders bei Anwesenheit von heuchtigkeit
sehr in die Augen fallende, von dem schwärzlichen Humus des Waldbodens sich scharf abhebende
C o lo r it, welches den meisten Hypogaeen von frühester Zeit ihrer Entwickelung an eigen ist. Das
Gelbbraun der meisten Elaphomyceten, das Rotbraun zahlreicher Tuberaceen. das Schneeweis vieler
Hymenogaster-, Octaviania- und Hysterangiumarten, das Citronengelb der Leucogasterspecies etc. lenken
die Augen des Suchenden auf sich, und selbst dunkelbraun- bis schwarzgefärbte Hypogaeen werden
nicht leicht übersehen, sobald der humosen Schichte des Waldbodens reichlich Rot- oder Buntsandsteinkörnchen
beigeinengt sind. Immerhin ist natürlich im Allgemeinen das Auffinden dunkelgefarbter
Hypogaeen schwieriger, als das lichtgefärbter Arten, wie dieses die Suche nach Elaphomyces papillatus
Vitt., Pachyphloeus melanoxanthus Tu l, Genea hispidula Berk. etc. lehrt.
Die Suche nach Hypogaeen unterstützt ferner das Faktum, dass nicht wenige H ym en o g a s tre en
vorhanden sind, die mit dem S c h e ite l ih re r E ru eh tk ö rp e r g an z g ew ö h n lich an das T a g e s lic h t
t re ten ,' wie hierfür Rhizopogon luteolus Tul., Rhizopogon rubescens Tul., Hymenogaster Klotzschii
1 Vergl. m. Abhandlung über „Cryptica lutea“ in den Pringsheimschen Jahrb., Band XV. Heft i p.^2o6.