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an dem basalen, dem Mycelium anhaftenden Teile oft eine muldenförmige Vertiefung und zeigen auch
nicht selten an anderen Stellen ihrer Oberfläche kleine Furchen. A\'enn auf heisse, regenlose Zeit anhaltende
Niederschläge und auf diese warme Tage folgen, zeigen die Fruchtkörper nicht selten ein
stcDenweises Geplatztsein ihrer Peridie, wie man solches noch viel häufiger und in einem noch viel
stärkeren Grade an den I ruchtkörpern von Rhizopogon luteolus Tul. und Octaviania asterosperma \ itt
beobachtet. Zwei durch eine schmale oder breite A'erbindungsbrücke verkoppelte Fruchtkörper, sog.
Zwillinge, findet man nicht gerade selten, in der Regel Hegt dann die Grösse jedes einzelnen Indi-
\-iduums unter der normalen, ln der Jugend sind die Fruchtkörper weiss, dann graugelblich und zuletzt
nehmen sie eine schmutzig-rote Farbe an; die weisse und graugelbliche Farbe verwandelt sich
am Licht und durch das Anfassen nach und nach in ein Schmutzigrot d. h. in die Farbe, die die
Fruchtkörper zur Zeit ihrer vollständigen Ausbildung besitzen. Nicht selten verlaufen über beliebio-e
Stellen der Fruchtkörperoberfläche Seilchen (Taf. I, Fig, i), die entweder mit dem Mycelium an der
Basis des Fruchtkörpers oder mit der Peridie in Connex stehen. Bis zu 12 Fruchtkörper findet man
nicht selten an einem und demselben Mvcelium.
D a s M y c e lium ist schneeweiss und flockig {Taf. V, Fig. 13 11. 14); es besteht aus langen, dünnen, verzweigten,
vielfach locker mit einander verschlungenen, in ihrem Verlaufe ungleich dicken, mit Querwänden und zahlreichen Schnallenzellen
(Taf V, Fig. 13 u. l i , a, a) versehenen Hyphen, deren oft bis zum Schwinden des L umens verdickte Membranen
beträchtliche Mengen oxalsauren Kalkes in Form von Körnchen oder Drusen aufgelagert zeigen. .4 n nicht wenigen Stellen,
stets aber dort, wo das Mycelium mit der Peridie der Fruchtkörper in unmittelbarer Verbindung steht, vereinigen sich die
flockigen Hyphen zu dünnen oder stärkeren Strängen, die anfänglich weiss sind, später aber eine schmutzig-rötliche Farbe
erhalten und welche beim Sammeln der Fruchtkörper, sofern dieses vorsichtig geschieht, an denselben haften bleiben.
Diese Myeelstränge und ebenso die Seilchen an der Fruchtkörperoberfläche bestehen aus Fäden, die den beschriebenen
Mvcelfäden «lurchaus conform sind, sie sind nur innigere Vereinigungen der letzteren
D ie P e r id ie (Taf V I, Fig. 1) des fertig gebildeten Fruchtkörpers ist lederartig, ringsum geschlossen, nahezu
glatt und frisch durchschnitten ca. i mm dick; sie lässt sich mit Leichtigkeit von der Gieba trennen und setzt sich aus
einem Geliecht schmutzig-roter, nahezu homogener, zum Teil in der Richtung der Oberfläche der Fruchtkörper verlaufen-
der Hyphen zusammen, von denen die an die Gieba stossenden sehr innig, die den Fruchtkörper nach aussen abgronzenden
dagegen weniger innig verbunden sind. Die letzteren sind etwas diinkeler gefärbt, als die ersteren und stimmen mit den
Mycelßden in der Struktur und auch darin überein, dass ihren Membranen grosse Mengen von oxalsaurem Kalke aiif-
lagcrn, welche, so lange die Fruchtkörper jung sind, die weisse Farbe der wie mit einem Flaum bedeckten Peridie hervorrufen.
D ie G lcb a (Taf. IV, Fig. 9 u. T a f I, Fig, 4 u. 5) älterer Fruchtkörper ist knorpclhart und zeigt auf dem Querschnitt
die Farbe des roten Thons. Diese Farbe wird durch die zahlreichen, die Glebakammerii beinahe gänzlich aus-
lüllcndcn Sporen hcrvorgerufen. Ausserdem sind in der Gieba gallertige, bläulich schimmernde Adern .sichtbar, welche
den Kammerwänden der Gieba entsprechen und als die feinen Verzweigungen eines sich im centralen Teile des Fruchtkörpers
ausbreitenden oder sich von dem basalen Teile des Fruchtkörpers erhebenrlen Gailortestockes (wie bei Gautieria
graveolens Vitt) aufgefasst werden können. Ein Schnitt, geführt von dem Scheitel des Fruchtkörpers nach dessen Basis,
zeigt nämlich einen central gelegenen oder von der Ansatzstelle des Fruchtkörpers aufsteigenden Gallertcstock, der etwa
nach Art eines, der Blätter beraubten, aus der Krone der Eichen gehauenen Aste.s ein Verzweigungssyslem aufweist, dessen
einzelne Zweige nach den verschiedenen Richtungen abgehen und um so dünner erscheinen, je mehr sie sich von dem
gemeinschaftliclien Stammstück entfernen. Die Kammern oder Lakunen der Gieba haben sehr unregelmässige Form und
Grösse. Im allgemeinen sind sic sehr eng, viel länger als breit. sind aber um i ' geräumiger, je weiter sie ’ L der
Peridie des Fruchtkörpers entfernt liegen. Etliche stossen unmittelbar an die Peridie an. Zur Zeit ihrerOhitstehung s
sie leer, später beinahe ganz mit Sporen erfüllt. Die Kammerwände (Taf \T, Fig. 9, m) bestehen aus einem knorpeligen
im Wasser gallertig quellenden Hyphenverbancle und übertrciTcn in der Breite oft die engen Lakunen. Eine sich scharf
abhebende Trama fehlt dem jugendlichen Fruchtkörper durchaus, doch ist zuweilen in dem Verlaufe der die älteren
Kammerwände zusammensetzenden P'äden eine Mittelschicht parallel verlaufender Hyphen vorhanden, die eine solche andeutet.
Die Hyphen der Glebawande sind durch die stark gelatinöse Beschaffenheit ihrer Membranen von den Peridialhyphen
sehr verschieden, ferner sind sie auch nicht so breit und namentlich in der Jugend zarter. Die gallertige Quellung
dieser Hyphen geht niclit so weit, dass wie in den Kammerwänden der Melanogastergleba (s. diese) eine liomogene
Gallerte entsteht, es sind vielmehr in den glänzenden Giebawänden die einzelnen Fäden noch «leutlicli zu verfolgen.
Der Gallertestock entspricht in seinem anatomischen Bau vollständig den Kammerwänden, er ist ein aus stark glänzenden,
im Wasser bedeutend quellenden Fäden aufgebautes Plyphengefiecht. — Zur Zeit der ersten Sporenenlstelmng ist die
Gieba mattrosa gefllrbt.
Das Hymenium (Taf VI, Fig. 9, h) setzt sich aus sporentragenden Basidien und aus subhymenialen Hyphen
zusammen. Die Basidien sind farblose, kurze, cylindrische, oft etwas gekrümmte, vor der Entstehung tlcr .Sporen mit
reichlichem Protoplasma und sehr zarter Haut versehene Bildungen. Später verdickt sich die Membran gallertig. Jede
Basidie trägt in den meisten Fällen zwei, selten eine und noch seltener tlrei Sporen und zwar auf kurzen .Sterigmen. Zur
Reifezeit fallen die Sporen einzeln, oft auch zu zwei seitlich verkittet von den Basidien herunter, und eine jede nimmt ihr
kurzes Sterigma in Gestalt eines deutlich sichtbaren Stielrestchens mit. Die subhj-menialen Hyphen sind dünn und zart.
— Die Sporen (Taf \’I, Fig. 10, a, b, c) sind iireit-elliptisdi, i i— 13 y. lang, 4 5 y. dick und bestehen jung aus einer
sehr zarten, ungefärbten Membran, innerhalb welcher man einen sehr feinkörnigen, protoplasmatischen Inhalt und einige
— gewöhnlich 3 — ölig glänzende Tröpfchen beobachtet. Zur Reifezeit verdickt sich die stets glatt bleibende Membran
gallertig und nimmt eine erdfahle P'arbe an. Sporenliaufen erscheinen in der Farbe des roten Thons.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n d e s F ru ch tk ö rp e r s nach der sog. Re ife. Die Peridie der Fruchtkörper
.sondert sich von der Gieba an etlichen Stellen, namentlich am Scheitel ab und zwar mitunter so vollständig, dass wie
bei Gautieria graveolens Vitt, offene Hymenien sichtbar werden, nämlicli die, welche unmittelbar an die Peridie stiessen.
Die Gieba geht im Spätherbst bei dem zu dieser Zeit unter der dicken Laubdecke des Walclbodens fast immer vorhandenen
Übermass von Feuchtigkeit in Erweichung, ohne dass sie breiartig zerfliesst. Trocken aufbewahrte Fruchtkörper schnurren
beinahe bis auf die Hälfte ihres Volumens zusammen, und ihre fast glatte Peridie wird über und über runzelig, ln Spiritus
konservierte Fruchtkörper nehmen eine rötlich braune Farbe gleich der von Rhizopogon rubescens Tul. an. — Sehr
häufig werden die Fruchtkörper durch kleine, nackte Schnecken aufgesucht und teils bis auf wenige Reste der Peridie
verzehrt, teils nur angenagt; durch Schneckenfrass ausgehöhlte Fruchtkörper fiiulet man oft. Auch Insektenlarven und Milben
sind nicht selten Bewohner der Gieba. Sehr auffallend ist es, dass ich den in den Fruchtkörpern anderer Hysterangiumarten
häufig vorkommenden, in der Gieba von Hjsterangium clathroides X'itt. abgebildeten (Taf 1, Fig. 14) Schmarotzer
bisher in keinem einzigen Fruchtkörper der in Rede stehenden Art entdecken konnte. In unzähligen Fällen leben in der
Humusschichte des Waldbodens Hysterangium clathroides Vitt, und H. rubricatum Hesse gesellig, und dennoch meidet
nach den bisherigen Erfahrungen dieser Schmarotzer (s. H. clathroides Vitt.) die letztere Art konstant.
B em e rk u n g en üb e r den Ge brau chs w er t d er S p e c ie s für den m ens ch lich en Haush alt. Sowohl
junge als alte Fruchtkörper sind nicht giftig, aber leider gehört diese besonders in Hessen so enorm häufig auftretende
uml leicht aufzuspürende Hypogaee nicht in die Reihe der wohlschmeckenden Arten. Sie hat keinen ausgeprägten Geschmack
und bewirkt im Munde des sie Verzehrenden eine starke Ansammlung von Schleim.
2. Hysterangium calcareum Hesse
(spec, nov.j,
Taf. Vil, Fig. 21 U. 23.
A r tch a r ak te r . Die b lau - b is o liv en g rü n e G ieb a , die in der Jugend fle is c h ig e , später
p a p ie r a r t ig e und b rü c h ig e Peridie, und die b re it-e llip tisch e n , in Form und Grösse, aber nicht
in der Farbe mit denen der vorigen Art übereinstimmenden S p o ren der fast ü b e r und ü be r mit
M yce lium und S e ilch en bedeckten Fruchtkörper bilden den Artcharakter.
S tand o rt. Innerhalb der Humusschichte des Bodens älterer Buchenwälder, meist von nur
wenig Laub überdeckt lagern die Fruchtkörper dieser I-Iypogaee, welche einen reichen Kalkgehalt im
Boden zu lieben scheint, wenigstens habe ich sie bisher nur im über Muschelkalk lagernden linmus
gefunden. Als ihre Gesellschafter können: Hymenogaster citrinus A'itt. und Hydnobolites cerebriformis
Tul. genannt werden.
H au p ten tw ick e ln n g sze it, April bis September.
E rk en n u n g sze ich en de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . Die g rauw e is s e
und s ta rk flo c k ig e Peridie, die blau- b is o liv en g rü n e G ie b a durchschnittener Fruchtkörper und
die lan g en Kammern des Fruchtfleisches lassen diese Species einigermassen schon im AA'alde von den
übrigen Hysterangiumarten auscinanderhalten.
G e o g ra p h isc h e A'e rbrc itu ng . Nur in der Provinz Hessen-Nassau ist diese Hypogaee bis
jetzt gefunden worden. Ich traf sic zuerst im Juli 1886 nahe bei Cassel unter Buchen in ungemein
zahlreichen Lxeinplaren ihrer I'ruchtkörper an, im August desselben Jahres ebendaselbst und später
auch öfters unter I-Iaselnusssträuchcrn in der Nähe a-on Kirchditmold b. Cassel.
D ie ]-ru ch tk ö rp e r sind gewöhnlich haselnussgross, selten etwas grösser; ihre Form ist rundlich;
sie sind über und über mit Aljcelium und Seilchen bedeckt; ihre Farbe ist grauweiss wie die der
starken Myeelstränge; /^willingsbiklungcn sind häufig.
D a s My celium ist sehr stark eulwickcll. und man findet an ihm oft eine sehr grosse Zahl von Fruchtkörpern.
Es gloiclit in jeder Beziehung dem tier vorigen Art,
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