Die P e r id ie ist in der Jugend fleischig, später papierartig und sehr brüchig; sie ist grauweiss, nur 0,6 mm dick
und sitzt der Gieba des irisch ausgegrabenen Fruchtkörpers so wenig fest an, dass man sie von letzterer mit Leichtigkeit
ahschälen kann. Sie ist nicht glatt, sondern durch Mycelhyphcn flockig. Die äusseren Peridialhyphen sind grauweiss und
zartwamlig, auf dieselben folgen nach innen braungelb-, dann weisslich- und schliesslich wieder braungelb gefärbte Hyphen;,
letztere bilden die Grenzzone und sind sehr dünn, verlaufen parallel und in der Richtung der Fruchtkörperoberfläche.
Der weisslich geflärbte Teil der Peridie besteht aus breiten, locker verbundenen Hyphen, die reich septiert sind.
D ie G ie b a ist blau- bis olivengrün, besonders im centralen Teile von gelatinösen, bläulich schimmernden, nicht
sehr dicken Ailern durchsetzt; die I-akunen sind eng, zumeist viel länger als breit, ohne Lupe soeben noch zu erkennen,
sehr zahlreich und ohne besomlere Anordnung; anfänglich sind sie leer, später fast ganz mit Sporen erfüllt. — Der
Gallertestock innerhalb der Gieba erhebt sich entweder von der Basis des Fruchtkörpers oder er geht vom Centrum des
letzteren aus. Die Äste des Gallertestockes bilden die Kammerwände, <lie nicht so dick als die der vorigen Art sind und
aus gelatinös-knorpeligen Hyphenvereinigungen bestehen.
Das Hymenium besteht aus cylindrischen, an der Basis oft bauchig erweiterten, niemals septierten oder ver_
zweigten, sehr dicht gestellten, meist zwei.sporigen Basidien (Taf. VII, Fig, 23), an deren Grunde häulig der bei der nächsten
Hj'sterangiumspecies zu beschreibende Schmarotzer gefunden wird (s. H. clathroides Vitt.). Die subhymenialen tlyphen
sind zart. — Die Sporen stimmen in Grösse und Form mit denen von H. rubricatum Hesse überein; sie sind breit-elliptisch,
II— 13 p. lang, 4—6 p dick, zeigen Stielrest, der aber nicht so deutlich zu sehen ist, als der der Sporen der vorigen Art,
und ihre Membran ist jung zart, später gallertig verdickt (Taf. V I I , Fig. 21). Einzeln betrachtet sind die Sporen farblos^
in Haufen grau-grün.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n des F ru c h tk ö rp e r s nach d e r sog. Re ife. Die Gieba wird im Spätherbst
weich, ohne breiartig zu zerfliessen. ~ Trocken aufbewahrte Fruchtkörper schnurren nur wenig zusammen, die Peridie
derselben wird aber stark runzelig und gliedert sich stellenweise in Fetzen los. Nimmt man in Spiritus aufbewahrte
Fruchtkörper aus demselben, so Erbt sieb die Peridie unmittelbar nach dem Verdunsten des Spiritus dimkelviolett, später
nimmt sie ihre natürliche Farbe an.
B eme rku ng en über den G eb rau ch sw e r t d e r Sp e c ie s für d en m en sch lich en H a u sh a lt . H. calcareum
ist nicht giftig, ist aber nicht wohlschmeckend und hat deshalb nur einen geringen Gebrauchswert.
H. calcareum Hesse unterscheidet sich von H. clathroides Vitt., dem diese Hypogaee durch die Farbe der Gieba
etwas ähnlich sieht, sehr durch Form und Grösse der Sporen und durch die längeren Lakunen. Die Gieba von H. rubricatum
Hesse zeigt die Farbe des roten Thones und lässt sich deshalb sofort von der des H, calcareum Hesse
unterscheiden.
3. Hysterangium clathroides Vitt.
(Monogr. tuber, p. 13, Tab. IV, Fig. 11).
Taf, I, Fig. 10— 14. T a f VII, Fig. 19.
Synon,: Splanchnomyces clathroides Corda (Icon. fung. VI, p. 41),
Litteratur: Tulasne, fung. hypog. p. 80.
„ Winter, Kryptog.-Flora, Band I, p. 87g sub 2606.
,, Hesse, Pringsh. Jahrb. f w. Bot., Band XV, p. 631.
A r tc h a r a k te r . Die g ra u g rü n e b is o liv en fa rb ig e Gieba der durchschnittlich kaum h a s e ln
u ssg ro s sen Fruchtkörper, die zuerst weissliche, dann s chm u tz ig braun gefärbte, am Scheitel stetsg
la t t e Peridie und besonders die b e id en d ig v e r jü n g te n , glatten, wie p o lie r t erscheinenden Sporen
sowie der scharfe, s chw e fe lä th e ra r t ig e Geruch reifer Fruchtkörper bilden den -Artcharakter.
S tand o rt. In älteren lichten Buchenwäldern innerhalb der eigentlichen Humusschichte überzieht,,
das Mycelium dieser Hypogaee den Wurzelfilz der Buchen auf weite Strecken. Die Laubschichte
über dem Mycelium ist meist eine sehr dünne, aber sie bildet eine geschlossene Decke, und die Fruchtkörper
treten niemals an das Tageslicht. Als Gesellschafter habe ich fast immer Hysterangium rubricatum
Hesse, Octaviania asterosperma Vitt., Melanogaster variegatus Tul., Tuber puberulum Berk, et
Broome und Elaphomyces variegatus Vitt, angetroffen.
H aup ten tw ick e ln n g s z e it. Juli bis Oktober.
E rk en n u n g sze ich en de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . II. clathroides
Vitt, wird im AValde leicht an dem an der Basis seiner Fruchtkörper befindlichen .Myceliumschopfe,
an der schm u tz ig b rau n en P e r id ie , der o liv en fa rb ig en G ie b a reifer Fruchtkörper, endlich auch
an dem scharfen, schw e fe lä th e ra r tig e n G e ru ch sowohl des Myceliums als der Fruchtkörper
leicht erkannt.
G e o g ra p h isc h e V e rb re itu n g . Im mittleren Deutschland kommt diese Species sehr häufig
vor. Wahrscheinlich hat sie zuerst Fuckel’ im losen Sande bei Budenheim aufgefunden, .später (1867)
ist sie von Th. Irmisch- unweit Sondershausen im Hachelbicher Revier und nach den Angaben
Winter’s® in der Nähe Breslau’s gesammelt worden. Ich habe sie zuerst im Jahre 1875 bei Altmorschen
in Flessen (Bornberg, Eubachergrund) und in jedem folgenden Jahre in den Buchenwäldern der Umgebung
Marburg’s (Spiegelslust, Dammeisberg) angetroffen und zwar fast ebenso häufig als H, rubricatum
Hesse. — Ausserhalb Deutschlands ist sie von Vittadini, dem Begründer der Gattung, in Italien
unter Eichen bereits in dem dritten Decennium unseres Jahrhunderts, von Tulasne in Frankreich (1844)
unter Buchen häufig gesammelt worden. Auch in der Schweiz (Chur, Zürich) soll sie nach Winter’s
Angabe gefunden worden sein.
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf. I, Fig. 10— 12) sind kaum haselnussgross und am Grunde fast immer
mit einem starken Myceliumschopfe versehen, von dem aus über die Fruchtkörperoberfläche bis an
den stets nackten Scheitel einige Seilchen verlaufen. Ihre Form ist meist rundlich. Ihre Farbe ist
zuerst weisslich, dann schmutzigbraun. Trocken aufbewahrte Fruchtkörper vermindern ihr Volumen
nur wenig, ihre Peridien werden runzelig, gliedern sich aber nicht von der Gieba stellenweise los, wie
dieses bei H. rubricatum Hesse der Fall, sondern trocknen derselben fest auf In Spiritus konservierte
Fruchtkörper behalten ihre Form bei und auch die olivenfarbige Gieba hält sich lange unverändert
-Spiritus entfärbt die Fruchtkörper wenig. Selten findet man mehr als 4 Fruchtkörper am Mycelium.
In der Gieba der letzteren trifft man häufig einen Schmarotzer an, der innerhalb der Hymenialschichte
am Grunde der Basidien seinen Verbreitungsbezirk hat (Taf. I, Fig. 14). Der noch unbeschriebene
Schmarotzer zeigt sich in Form von d ick b ew arzten , hell-bis dunkelbraun gefärbten, nahezu kugeligen
Bildungen, die man mutmasslich als Reproduktionsorgane (Sporen) eines Pilzes ansah, die aber, was
ich hier kurz erwähnen will, nichts weiter als d ie Cysten^ (D au e rzu stän d e ) eine r in der E n twickelung
mir seh r wohl bekannten Am ö b e sind. Die Anwesenheit dieses Schmarotzers hindert
H. clathroides \4tt. nicht an der normalen Anlage der elliptischen Sporen, ehe letztere jedoch die vollständige
Reife erlangen, werden sie durch die fortschreitende Entwickelung des Schmarotzers derartig
zerstört, dass nur ihre leeren Membranen restieren (Taf. I, Fig. 14). Durch letztere legitimiert sich der
Schmarotzer, und die braunen, oft in erstaunlicher -Menge vorhandenen Cysten bewirken eine Farbenänderung
der Gieba des M'irtes. Dieselbe sieht nicht mehr olivenfarbig, sondern schw a r zb lau aus
(Taf I, Fig. 13).
Das Mycelium stimmt mit dem von H. rubricatum Hesse sowohl in der Farbe, als in der flockigen Beschaffenheit
und in der Struktur der Fäden überein. Auch die -\rt und Weise seines Auftretens an den Buchemvurzeln innerhalb
der Humusschichte entspridu der der soeben genannten .Art, Dasselbe gilt bezüglich der Seilchen auf der Fruclit-
körperoberfläclic.
Die P e r id ie ist in der Jugend fleischig und etwas flockig, später wird sie h äu t ig und glatt. Sie ist durchschnittlich
0,4 bis I mm dick und lässt sich von der Gieba leicht abschälen. Ihre Aussenseite ist wie die Grenzzone d. h.
der Teil der Peridie, wo sich dieselbe von der Gieba trennen lässt, aus dünnen, sehr dicht gruppierten, bräunlichen
Fäden gebildet, ihr mittlerer dickererTeil ist etwas lichter gefärbt und besteht scheinbar aus einem ziemlich g ro s s z e l Ii gen
Pseudoparenchym, dessen Zellen zarte, nicht oder nur wenig gallertig verdickte Membranen besitzen. Einige mit oxal-
saurem Kalk besetzte, den Mycelfäden in <lor Struktur gleiche Hyphen lagern der Oberfläche der Peridie junger Fruchtkörper
auf,
Die G ie b a ist grau- bis olivengrün und von zälier bis knorpeliger Consistenz; in ihrem centralen Teile zeigt
sie nicht selten einen kleinen mit Luft erfüllten und von dicker, gallertiger Masse (Gallertestock) umgrenzten Raum; dieser
Gallerlestock entsendet nach verschiedenen Richcungen Äste, die sich ihrerseits wiederum verzweigen und schliesslich in
der Nahe der Peridie enden. Andererseits erhebt sich nicht selten von der Basis des Fruchtkörpers der dendritisch
■verzweigte Gallertcstock wie bei Gautieria graveolens Vitt., und endlich kommt auch der l‘'all vor, dass unter iler Peridie
1 Ilerbar. der Strassburger Universität,
2 Reg.- und Nachrichtsbi. f. d. FürsteiU. Schwarzburg-Sondersli. 1873, Nr. 97, p. 387.
3 Kryptog.-P'lora, Band I, p. 879.
Die Cysten haben einen Durchmesser von 2 7—30 y., ihre bewarzte Schale ist 5—6 y. diele.
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