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ZU Strecken. Ferner sind sie häulig an der Erzeugung der kleinen, knopfformigen Ausstülpung dadurch
gehindert, dass unmittelbar nach ihrer Streckung eine oder zwei, mitunter auch drei Flagellatenindividuen
derselben, Art an sie herantreten und sich an ihrem freien Ende befestigen, die Geissein
verlieren, zur Ruhe kommen etc. (T a f VIII, Fig. 9). Wo Flagellaten an bereits ruhende Flagellaten
sich festsetzen, da tritt nach und nach Verkettung ein, und indem sich die Kettenglieder d. h. die
Flagellaten strecken, werden hyphenähnliche Bildungen erzeugt, die sich von den Fäden des Leuco-
gastermycels nicht unterscheiden. Beiläufig sei bemerkt, dass es ein sehr interessantes und darum
die Aufmerksamkeit des Beobachters fesselndes Schauspiel ist, Hunderte von solchen Flagellatenindividuen
unter dem Mikroscop den Aufbau von Fäden gleichzeitig bewerkstelligen zu sehen und
namentlich dabei zu verfolgen, mit welchem Eifer diese kleinen Organismen bei eintretenden Wassermangel
bedacht sind, noch eine geeignete Stelle an dem von ihren Genossen aufgeführten Bau zu
finden, an welcher sie sich befestigen und zur Ruhe kommen können. — W'as man bisher über
Lebens- und Vermehrungsweise der Flagellaten kennt, lässt freilich ein solches Verhalten nicht erwarten
Dennoch besteht dasselbe und es erinnert in etwas an das der Schwärmsporen der Saprolegniaceen
und Peronosporeen, von welchen Reproductionsorganen man längst mit absoluter Sicherheit weiss, dass
sie nach Ablauf einer gewissen Schwärmzeit zur Ruhe kommen, ihre Cilien oder Flimmerfäden ver-
verlicren, sich abrunden und schliesslich nach erfolgter Keimung ein fructificierendes Mycel zu
erzeugen vermögen. Das Auffallende des geschilderten Verhaltens der Flagellaten liegt also einmal
darin, dass dieselben zur Ruhe gekommen ihre Geissein verlieren und sich verketten können, mehr
aber noch darin, dass dieselben nach ihrer Verkettung Fäden bilden, die gewöhnlichen Pilzfäden durchaus
gleichen, an denen man aber die Bildung von Reproductionsorganen nicht mit absoluter Sicherheit
nachweisen konnte. Dass aber die beschriebene Verkettung von Flagellaten mit der durch dieselbe hervorgerufenen
Hyphenbildung nicht abgeschlossen ist, sondern dass sehr wahrscheinlich eine W'iedererzeugung,
eine bisher für Flagellaten gänzlich unbekannte Reproduction innerhalb dieser Hyphen stattfinden wird,
glaube ich aus gewissen, erst noch genauer zu studierenden Beobachtungen folgern zu können. —
Aber nicht bloss an Mycelfäden der Hj-menogastreen, sondern auch an Elemente der später zu
beschreibenden Kammerwände der Gleba junger Fruchtkörper dieser Familie können sich Flagellaten
der Gattungen Monas und Cercomonas unter Umständen ansetzen, zur Ruhe kommen und sich nach
Verlust ihrer Geissein kettenartig vereinigen (s. Taf. IX, Fig. 14, zz, t, t, t, cc und Figurenerklärung).
Sind erst derartige F'äden, die wiederum gewöhnlichen Pilzfäden gleichen, entstanden, so lässt sich
freilich die Art und W'eise ihrer Entstehung durch Flagellatenverkettung nicht mehr nachweisen. Daher
ist es gekommen, dass man die an dem Zustandekommen des Myceliums und der Kammerwände
der Gleba der Hymenogastreen sich unter Umständen thatsächlich beteiligenden Flagellaten bisher
gänzlich übersehen konnte. — Ferner kann man an nicht zu dünnen Schnitten, die durch die Gleba
ganz frisch gesammelter Hymenogastreenfruchtkörper geführt werden, nicht selten beobachten, dass
lebende und frei bewegliche Cercomonasindividuen innerhalb • der Gleba vorhanden sind, welche in
geeignete Zucht genommen conjugieren und dabei Bildungen erzeugen, die bezüglich der Form, der
Grösse und des Inhaltes mit jungen Basidien des Hymeniums derjenigen Hymenogastreenart übereinstimmen,
in deren Gleba man dieselben antraf (s. die Conjugationsproducte von Cercomonasindividuen
in Fig. zu. 4 der T a f.IX und die Basidien von Leucogaster floccosus Hesse in Fig. 6 derselben Tafel,
namentlich die in beiden Figuren mit C u. B bezeichneten Abbildungen, ferner auch in l'ig. 14 derselben
Tafel die Conjugationsproducte von Cercomonasindividuen und die Basidien von Hysterangium
calcareum Hesse). — Endlich können sich Flagellaten der Gattung Monas unter Umständen auch an
näch dem Erweichungsprocesse der Gleba freigewordene Basidiensporen der Hymenogastreen ansetzen,
zur Ruhe kommen, ihre Geissein verlieren und durch \ ’erkettung Fäden bilden, wie sich dieses namentlich
deutlich an Basidiensporen der Leucogasterarten beobachten lässt. (Taf. VIII, l'ig. i u. 2). Ist der
Ansatz von Monasindividuen an Basidiensporen der Hymenogastreen erfolgt, und haben sich die ersteren
in der schon früher beschriebenen Art verkettet und gestreckt, so sieht es aus, als ob die Basidiensporen
einen oder mehrere Keimschläuche getrieben hätten (Taf. VIII, Fig. i u. 2), Da Glycerin die Flagellaten zum
Absterben bringt, habe ich wiederholt unmittelbar nach erfolgter Verkettung derselben Glycerin zugesetzt
und ich bin in dem Besitze von Präparaten, die die Verkettung von Flagellatenindividuen, sowie auch das
Sichansetzen derselben an Mycelfäden der Hymenogastreen und an Elemente der Fruchtkörper dieser
Familie noch heute aufs deutlichste erkennen lassen und welche wiederholt, zuletzt bei Gelegenheit der
Naturforscherversammlung in Nürnberg hevorragenden Fungologen zur Einsicht Vorgelegen haben.
So neu und auffallend diese Dinge darum auch sind und so wenig dieselben mit den bisherigen
Beobachtungen an den Mycelien und Fruchtkörpern der Hymenogastreen einerseits und mit dem bis
jetzt bekannt gewordenen Verhalten der Flagellaten andererseits in Einklang zu bringen sein mögen,
sie sind thatsächlich vorhanden, und ich habe auch nicht den geringsten Anlass, mich durch irgend
welche, die Richtigkeit meiner Untersuchungen anzweifclnde Äusserung nur im entferntesten beirren
zu lassen.
Schon ist die von mir zuerst beobachtete Verkettung von Flagellaten neuerdings durch
Ludwig bestätigt, und wie sie wird auch die durch Verkettung von Flagellaten zustandekommende,
oben beschriebene Hyphenbildung etc, mit der Zeit ihre Bestätigung finden. Verschweigen kann und
darf ich aber ebensowenig, dass ich bei fortgesetzten Untersuchungen über das geschilderte Verhalten
der Flagellaten bei dem Aufbau der Hymenogastreenfruchtkörper zu der Überzeugung gekommen
bin, dass letztere auch ohne Flagellatenbeteiligung zur Entwickelung gelangen können, dass also nicht
wie ich anfänglich glaubte, Flagellaten sich an dem Aufbau der Hymenogastreenfruchtkörper in jedem
Falle beteiligen. Die erstaunliche Menge der im Wald- und Parkboden vorhandenen Flagellaten, die
schnelle Vermehrung derselben und die sehr langsam erfolgende Entwickelung der Hymenogastreenfruchtkörper
erklären es, warum man zu fast allen Zeiten des Jahres Flagellaten, namentlich an den
im AValdboden auf weite Strecken verbreiteten Mycelien
der Hymenogastreen teils frei beweglich teils
schon zur Ruhe gekommen antrifft, aber weder die Alycelfäden noch irgend welche Fruchtkörperelemente
der Hymenogastreen, an welche sich Flagellaten behufs Verkettung etc. ansetzen, erfahren
eine derartige A'eräiiderung, dass man auf einen Parasitismus der Flagellaten schliessen könnte, es
scheint vielmehr eine Symbiose, ein Zusammenleben der Flagellaten mit Hymenogastreen zu bestehen,
über welches ich mich heute noch nicht näher äussern kann, da meine Untersuchungen bezüglich
dieser wichtigen Sache noch nicht abgeschlossen sind.
Die Fruchtkörper der Hymenogastreen stellen in ihren ersten Anlagen je nach Species weiss-
ocler gelb- oder bräunlich- etc. gefärbte Stäubchen oder Flöckchen von 0,5 bis 1,0 mm Grösse vor,
die an einem bezüglich seiner Entstehung noch näher zu untersuchenden Mycelium durch einfache,
dichte Gruppierung- von Fäden zu bald rundlichen bald etwas länglichen Knäueln* sich bilden, die an
der Peripherie von vornherein in ihren fädigen Elementen lockerer als in dem centralen Teile vereinigt
sind, ja zumeist eine starkflockige Beschaffenheit ihrer Oberfläche erkennen lassen. Mit dem nicht
selten Schnallenbildung zeigenden Alycel, welches nicht blos für die einzelnen Gattungen, sondern auch
für jede einzelne Species der Hy’menogastreen bereits in dem Kapitel über Morphologie, Anatomie
und Systematik dieser l'amilie (Bd. I, p. 4g) ausführlich beschrieben worden ist, bleiben diese Flöckchen
oder Stäubchen unter allen Umständen noch eine Zeit lang in Verbindung und wäre es nur durch
1 Derartige Hyphenknäuel können an einem und demselben Mycelium in grösserer Anzahl nahezu gleichzeitig
gebildet werden, doch zeigen im Allgemeinen, soweit die Untersuchungen reichen, die Mycelien der Leucogaster-,
Hysterangium-, Melanogaster- und Octavianiaarten mehr als die Mycelien der übrigen Hymenogastreengattungen das Vermögen,
zahlreiche Fruehtkörperanlagen zu entwickeln, doch wird natürlich auch die Anwesenheit von günstigen Lebensbedingungen
einen Einfluss auf die Zahl der am Mycel entstehenden Fruehtkörperanlagen ausüben.
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