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habe dieselbe bisher nicht gefunden, doch sind meine Untersuchungen nicht bloss an getrockneten, aus
Herbarien stammenden, sondern auch an frischen, aus Frankreich und zwar aus dem Périgord
bezogenen Fruchtkörpern ausgeführt worden. — In Italien ist sie von Vittadini, in Frankreich von
Tulasne unter Eichen häufig gefunden worden, wie denn überhaupt ihre Verbreitung in diesen Ländern
eine ziemlich ausgedehnte ist.
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf XI, fig. 14. 15. 1 6, Bd. I) sind stark walnuss- bis faustgross und
übertreffen meist die ihnen durch die bewarzte Oberfläche äusserlich sehr ähnlich sehenden Fruchtkörper
von Tuber aestivum Vitt, an Grösse und Schwere. Obgleich die Form derselben vielfach rundlich ist,
giebt es doch auch ganz unregelmässig gestaltete, stark höckerige Bildungen. Die Fruchtkörper sind
rings geschlossen, lassen niemals eine eigentliche Basis unterscheiden und sind an ihrer Oberfläche mit
4—öseitigen, zwar sehr deutlich sichtbaren, aber doch nicht so stark hervortretenden Warzen besetzt,
wie solche der Sommertrüffel zukommen. Die meisten dieser dunkelgraubraunen bis schwärzlichen
Warzen sind durch zwei oder drei sich kreuzende, mehr oder weniger tief einspringende Spalten
zunächst in vier oder sechs nahezu gleich grosse Abschnitte geteilt, von denen in der Regel zwei
bis drei einen erhabenen, kielartigen, von der Basis nach dem Scheitel der AVarze verlaufenden,
scharfkantigen A'orsprung erkennen lassen. Jung sind die Fruchtkörper geruchlos, reif verbreiten sie
anfänglich einen aromatischen, später aber einen fast widerlichen, starken Geruch, der besonders dann unerträglich
wird, wenn man reife Fruchtkörper einige T age im Zimmer aufbewahrt, um dieselben zu trocknen.
Die P er id ie der frisch gesammelten Fruchtkörper ist derbfleischig, trotz der Warzen zart und dunkelgraubrauu gefärbt.
Ihre Dicke beträgt kaum i mm. Sie ist einschichtig. Die äusserste, durch die dichtstehenden Warzen gebildete Peridiaifläche
besteht aus dickwandigen, stark gallertig glänzenden und unter dem Mikroskop graubraun bis etwas rotbraun gefärbten
Pseudoparenchymzellen, von denen etliche der an der Aussenfläche des Fruchtkörpers gelegenen einen kurzen, breiten,
aber spitzen und gallertig verdickten Fortsatz zeigen. Viele dieser Warzen werden überlagert von einem dichten Gewirr
schmaler, mattbraun gefärbter, septierter und reicbverästelter, niemals Schnallenzellen besitzender Fäden, Ferner sind
gleichsam als Auswüchse mancher zu äusserst gelegenen Warzenzellen schmale, gleichfalls mattbraun gefärbte, lange,
nicht oder nur spärlich gegliederte und in ihrer Membran nur mässig verdickte Hyphen vorhanden, die nicht verwoben
oder verflochten sind und von der Fruchtkörperoberfläche abstehend ihre hauptsächliche Verbreitung im Humus des
Wald- oder Parkbodens nehmen. An das Pseudoparenchym, welches die Warzen bildet, schliessen sich weniger geräumige
Pseudoparenchymzeilen an, die etwas bräunlich geförbt sind, soweit sie an die Warzen stossen, sonst aber
farblos erscheinen. Der ungefärbte Teil dieses Gewebes geht allmählich in ein ziemlich dickes Geflecht von zumeist
in der Richtung der Fruchtkörperoberfiäche verlaufenden farblosen verzweigten und septierten, etwas breiten
Hyphen über, die sich als Trama der venae lymphaticae in die Gleba an vielen Stellen fortsetzen und nicht mehr zur
Peridie gehören.
Die G le b a ist durchaus fleischig, reif aschgrau gefärbt und durch schrautzig-weisse, hier und da etwas breitlappige
Adern (venae externae) marmoriert. Letztere durchziehen in Form eines Adernetzes die Gleba und erreichen an
sehr vielen Stellen den inneren Peridienteil. Sie bestehen aus farblosen, in ihrem Längsverlaufe gleich dicken, hier
und da durch kleine Querbrücken anastomosierenden, locker verschlungenen und darum mit lufthaltigen Interstitieii
versehenen Fäden, die am Grunde schmaler, stark gallertig glänzender, septierter und palissadenartig gestellter Paraphysen
ihre Entstehung nehmen. Die aschgrau gefärbte Grundmasse der Gleba bilden die venae lymphaticae und die sporenführenden
asci. Erstere sind anfänglich etwas breit und bestehen aus engen, kurz- und reichgeglieclerten, fast farblosen
Fäden, denen aber stets etliche breite, lanzettliche und oft etwas braungefärbte Hyphen beigeraengt sind. — Die a s c i
sind ziemlich regelmässig in der Form und Grösse; sie sind rundlich bis oval, niemals viel länger als breit und kurz
gestielt (Taf. XVT, fig. i); ihr oft etwas dicker und an der Basis schuhartig verbreiterter Stiel gleicht dem der asci von
Tuber aestivum Vitt, und ist stets kürzer als der Durchmesser der asci. Letztere siiui 2—3 sporig, sehr selten 5 sporig,
nicht gerade selten 4sporig, aber häufig einsporig. — Die Sporen sind nnregelmässig im ascus verteilt, und die Grösse
der innerhalb eines und desselben ascus lagernden Sporen ist oft verschieden, geschweige denn die der Sporen in den
verschiedenen ascis. Sehr häufig findet sich eine kleine Spore neben 2—3 grossen Sporen in einem ascus vor. Die
Sporen sind zuerst farblos, dann gelblich und zuletzt tiefrotbraun gefärbt. Ihre Form ist elliptisch und sehr regelmässig
(Taf. XVI, fig. i). Die meisten Sporen sind 26—34p. lang und 18 -26 p. breit, doch giebt es auch Sporen, die nur 18 p.
lang und 10 p. breit sind. Das Exospor ist bestachelt und tiefrotbraun gefärbt; die Stacheln sind kurz und enden ziemlich
spitz; da sie an der Basis breit sind, werden sie Dornen ähnlich. Das Exospor ist ausserdem geschichtet. Das Endospor
ist glatt, zart und farblos und umschliesst einen feinkörnigen, mit sehr zahlreichen, kleinen, wie Ol glänzenden Kugeln
oder aber mit einer einzigen grossen, ovalen, wie öl glänzenden Kugel au.sgestatteten Inhalt.
Sch ick sa l und Verhalten des F ru ch tk ö rp e rs nach d er sog. R e ife . Während der Reife halten sich die
Fruchtkörper lange Zeit unverändert, zuletzt reisst die Peridie stellenweise ein, nachdem die Gleba in den Erweichungsprozess
trat. Zu dieser Zeit findet man gewöhnlicli Fliegen- Mücken - Käfcrlarven in der weichen Gleba in Menge vor,
während die Warzen der Peridie stellenweise mit weissem bis gelblichem Schleim bedeckt erscheinen. Die erwähnten
Larven zerfressen allmählich Gleba und Peridie, von beiden Fragmente zurücklassend.
B emerkung en üb e r den Gebrauch.swert der S p e c ie s für den menschlichen Haush alt. Steht diese
Trüffel bezüglich des Gebrauchswertes auch der Pórigordtruffel, ferner auch dem Tuber Magnatum Pico und Choirornyces
meandriformis Vitt, zufolge ihres geringen Aroma nach, so übcrtrifft sie im Wohlgeschmack doch die Sommer- und
viele an<lere Trüffeln. Aus Frankreich wird sie mit Tuber melanosporum Vitt, viel als Konserve ausgeführt.
2. Tuber melanosporum Vitt.
(Monogr. Tub. p, 36, tab, II, fig. III et tab. 111, fig. XX),
Taf. XI, fig. 12 u. 13, Bd. 1 u. taf XVI, fig. 2.
Synon: Tuber cibariura Corda, (Sturm, Deutschi. Flor , part. III, fase. 19—20, tab. Xlll u. Pers., Syn.
Fung. p. 126).
Lycoperdon gulosorum Scop. (Flor, carn., t. II, p .491, sub 1635).
Lilteratur: Tulasne, fung. hypog., Tab. III, fig, II, Tab. VII, fig. 1, Tab. XVII, ßg. II et Tab. XIX, fig. XII.
Corda, Icon. fung. t. VI, tab. XVI, fig. 124.
A r tc h a r a k te r . Die re la tiv kleinen, nicht pyramidalen, 4—6 s e it ig e n , sehr dicht nebeneinander
stehenden, beim ersten Anblick etwas schwärzlich aussehenden, in AA'irklichkeit aber t ie fro t braun
gefärbten, etwas fle ck ig en AA^arzen der Peridienoberfläche, die rö tlich b ra u n e , mit zuerst
fast rosa, zuletzt etwas gelblichrot gefärbten, meist zarten und wenig lappig ausgebildeten Adern
(venae externae) durchzogene Gleba, die sattb rau n en , e llip tis ch e n und b e s ta ch e lten Sporen innerhalb
der rundlichen bis ovalen asci und das hohe specifische Gewicht der Fruchtkörper bilden den
Artcharakter,
S tan d o rt. Innerhalb der Humus- oder der krumigen, mit Kalkstückchen reich durchsetzten,
unmittelbar der Flumusschichte angrenzenden Erdschichte vornehmlich der Eichen-, aber auch Buchenwälder,
nicht selten auch unter dem Schatten zahlreicher anderer Bäume (s. Tabelle, Bd. 1, p. 29)
halten sich die Fruchtkörper dieser hochgeschätzten Trüffel verborgen. Sie liegen zu mehreren
Exemplaren in geringen Abständen voneinander, doch treten sie auch einzeln oder paarweise auf.
In ihrer Gesellschaft werden ausser Fruchtkörpern von Tuber brumale Aritt. auch die von Tuber
aestivum A'itt., Tuber mesentericum A'itt., Tuber rufum Pico und anderer 1 uberarten nicht selten
angetroffen.
H a u p ten tw ic k lu n g s z e it. Spätherbst und AArinter.
E rk en n u n g sze ich en de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ic k lu n g . An den k le in en ,
polyedrischen, s e h r d ich t s teh en d en , etwas rö tlich g e f le c k t e n AA'arzen der Peridienoberfläche
und an der rötlichbraunen, von fast ro sa bis g e lb lic h g e fä r b t e n A d e rn (venae externae) durchzogenen
Gleba, sowie endlich an dem feinen, a rom a tisch en G e ru ch wird diese Species an den
Plätzen ihres A'orkommens sicher erkannt.
G e o g r a p h i s c h e Aferbreitung. In Deutschland ist diese Trüffel bis jetzt nur im Elsass und
im Grossherzogtum Baden gefunden worden. Während sie in Baden nur vereinzelt und spärlich
vorkommt, ist sie im Elsass wenigstens so häufig, dass sie mit Hunden oder Schweinen gesammelt
und in den Handel gebracht werden kann. Ihr A'orkommen in Baden und zwar in der Umgegend
von Rastatt ist in neuerer Zeit (18 7 3 ) besonders durch Schröter* festgestellt, während ihr Vorkommen
im Elsass schon viel länger® bekannt und 1863 durch de Bary® bestätigt worden ist. Sie ist im Elsass
besonders unter Buchen bei Blodelsheim, aber auch an anderen Orten verbreitet. Ich habe sie bisher
' SchröLer, im 51. Jahresbur. cl. schlcs. Gi-s. f vaterl. Kultur p, 104 und 105.
‘2 s. ]). 38, Anmerk. 2 (Bd. 1).
2 de Bary, Notiz im Strassb. Univcrsitätsherbar.