ladefarbig (G. graveolens Vitt.), reif stets einen starken entiveder nieht unangenehmen oder sehr penetranten,
zwiebelartigen Geruch verbreitend, zuletzt weich werdend, aber nicht breiartig zerfliessend;
streng subterran. — Myce lium flockig, an der Basis der Fruchtkörper stets stmnkartig, weiss bis grau-
wetss, aus sehr dttnnen, verzweigten, gallertigen, wenig septierten und mit reichlichem Kalkoxalat besetzten
Fäden bestehend, die innerhalb der Humusschichte des Waldbodens die Würzelchen der Eichen,
Buchen oder Tannen umstrickt halten. P e r id ie nur in sehr früher Jugend der Fruchtkörper als’
eine rings geschlossene, von der Gieba nur gewaltsam zn trennende Hülle vorhanden, sehr bald aber
vergänglich und am reifen Fruchtkörper nur in Form stark eingeschriimpfter Reste an einigen Stellen
der Oberfläche nachweisbar. G ieb a zuerst weisslich, dann grauweiss und zuletzt rötlichbraun, von
etwas bläulich gefärbten Kammerwänden (Gallertestock) durchsetzt; Kammern entweder sehr klein und
schmal (G. graveolens Vitt.), oder geräumiger, anfänglich leer, später mit Sporen erfüllt; Hymenial-
hyphcn nicht verlängert, Hymenium aus pallisadenartig neben einander und senkrecht auf die Trama
gestellten, breitcylindrischen, zweisporigen (selten einsporigen) Btisidien, schmalcylindrischen, septierten
Paraphysen und gestielt kugeligen bis ovalen Cystiden bestehend; Sterigmata vorhanden, halb so lang
wie die Sporen; S p o ren stets gerippt (nicht glatt), zur Reifezeit eigenartig braun gefärbt und von
elliptischer oder verkehrt-eiförmiger Gestalt.
V e rw 'an d tsch a ftlich e B e z ieh un g en zu an d e ren Ga ttung en . Die Gattung Gautieria ist
durch die dicken, knorpeligen Kammerwände (Gallertestock) zweifellos der Gattung Hysterangium
nahestehend, unterscheidet sich aber von derselben in den meisten übrigen, wesentlichen Dingen, namentlich
in der Gestalt und Membranstruktiir der Sporen, in dem Bau und der Gliederung des M)i-
cehums etc. Durch ihre gerippten Sporen nähert sie sich ferner einigen Species der Gattung H y menogaster,
von denen sie aber sonst sehr abweicht. (Uber die Verwandtschaft der Gattung Gautieria
zu den Iforcheln und Polyporeen s. Vittadini, Monogr. Tub. p. 25 und Tulasne, fung. hypog. p. 62.)
1. Gautieria graveolens Vitt.
(Monogr. tuber. p. 27. Tab. IV, Fig. XIII).
Taf. II, Fig. 5—9. Taf. V, Fig. 9— 10. Taf. VII, Fig. 4 -6. Taf, IX, Fig. 27 - 34.
Litteratur: Tulasne, fung. hypog. p. 63.
Corda, Icon, fung. Tom. VI, p. 34, Taf. VH, Fig. 63.
Winter, Kryptog. Flor,, Bd. I, p. 873 sub 2591.
A r tc h a r a k te r . Der von der Basis bezw. Anheftungsstelle des Fruchtkörpers in die Gieba
aufsteigende, d en d ritisch v e rzw e ig te Gallertestock, der an seinem Grunde u n v e r ä s te lte , sich in
den G a lle r t e s to c k u nm itte lb a r fo rtse tz en d e M y c e lium stru n k , die k le in en , seh r schma len
L a k u n en , die in de r Fo rm g ed ru n g en en , an ihrem Scheitel etwas abgerundeten S p o re n und
endlich der höchst widerliche, dem einer faulenden Zwiebel vergleichbare Geruch vollständig ausgebildeter
Fruchtkörper kennzeichnen diese Art zur Genüge.
Stand o rt. Innerhalb der eigentlichen Humusschichte des Bodens lichter, mehrmals durchforsteter
Eichen-, Buchen-, Fichten- oder Tannenwälder hat diese Hypogaee ihre Wohnstätte. Nur
t on wenig Laub oder Nadeln überdeckt ist ihr .Mycelium zwischen den filzartig verflochtenen Wurzelfasern
der genannten Bäume oft auf sehr weite Strecken verbreitet, und kleine, die Feuchtigkeit lange
haltende Vertiefungen der Humu.sschichte sind besonders die Stellen, wo die Fruchtkörper zur z\nlage
kommen. Wo es wie in vielen kleinen Gemeindcwaldungen Brauch, oder richtiger gesagt ,\Iissbrauch
tst, die Laubdecke des Waldbodens behufs Stallstreugewinnung alljährlich bis auf die Humusschicht zu
entfernen, treten die sonst streng subterran sich entwickelnden Fruchtkörper mit ihrer Scheitelpartie
nicht selten an das Tageslicht, während der basale Teil nebst .Mycelium von dem Wurzelwerk der
Waldbäume umhüllt bleiben. - In Gesellschaft dieser Hypogaee habe ich häufig: Leucogaster floccosus
Hesse und Octaviania asterosperma Vitt., seltener Melanogaster variegatus Tul., Hysterangium rttbri-
catum Hesse und Octaviania mutabilis Hesse angetroffen.
H a u p te n tw ic k e lu n g sz e it April 1 ms September. Schon im Monat April findet man hirse-
kornoTOSse Anla"en von Fruchtkörpern, welche sich langsam weiter entwickeln und meist erst im
August und September ihre vollständige AusbUdung erlangen. Im Monat Oktober können noch Spätlinge
gesammelt werden.
E rk en n u n g s z e ich en de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ic k e lu n g . Der einfache, an
d e r B a s is u n v e r ä s te lte , sp rö d e , wie ein Stiel erscheinende M y c e ls t ru n k , die kleinen Lakun en
in d e r th o n fa rb ig e n G ie b a des durchschnittenen Fruchtkörpers und der kaum zu ertragende, dem
fau len d e r Zwiebeln gleichkomraende Geruch fertig ausgebildeter Fruchtkörper sind untrügliche Kennzeichen
dieser Hypogaee im AValde.
G e o g r a p h i s c h e V e rb re itu n g . Nicht gerade häufig, aber auch nicht allzu selten kommt
diese Species im mittleren und nordöstlichen Deutschland vor. Das Wrdienst, das Vorkommen derselben
fiir ].)eutschland festgestellt zu haben, gebührt Joh. K unze;' derselbe fand sie im August 1873
in einem Tannenwäldchen bei Eisleben in der Provinz Sachsen, bald darauf traf sie Bail- bei Driessen
im Kreise Friedeberg (Reg.-Bez. Frankfurt a. 0 .) und im October 1877 in unmittelbarer Nähe Danzigs
(Jäschkenthalj an. Ich habe sie zuerst Ende Mai 1883 in einem kleinen, mit Tannen eingefriedigten
Buchenwäldchen der Michelbacher Forsten unweit Marburg und in den darauffolgenden Jahren ebendaselbst
und zwar sowohl unter Bachen als unter Tannen gesammelt. — Ausserhalb Deutschlands ist
diese Hypogaee von A'ittadini,® dem Begründer der Gattung, in Italien unter Eichen schon innerhalb
des dritten Dezenniums unseres Jahrhunderts gefunden worden.
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf II, Fig. 5—9) sind von Hasel- bis AValnussgrösse, und ihre Form ist
namentlich bis zur Zeit der Sporenbildung eine sehr unregelmässige. AA'ickengrosse Exemplare sind
an ihrer Oberfläche stumpfhöckerig, und ziemlich tiefe Furchen ziehen sich zwischen den Höckerchen
bin, die ihrerseits von flachen Rinnen in den verschiedensten Richtungen durchzogen sind. Später
rundet sich die Form zwar etwas ab, immerhin aber bleiben A'orsprünge in Form von Höckern und
Erhabenheiten in Form von Streifen an der Fruchtkörperoberfläche erhalten. Die Streifen sind netzartigverbunden
und lagern der Fruchtkörperoberfläche wie geschwollene Adern stellenweise auf, in ihrem
A’erlauf bald dicker, bald dünner erscheinend. Meist steigt ein dicker Streifen von der Ansatzstelle
des Myceliumstrunkes, den letzteren gewissermassen nach aussen fortsetzend, eine ziemliche Strecke
kammartig am Fruchtkörper empor und entsendet nach rechts und links netzartig verbundene Ausläufer.
AA'ie die mikroskopische Untersuchung solcher Streifen ergiebt, ist ihre Struktur der des Mycelium
Stranges conform, und sie entsprechen daher, wie auch ihre Entwickelung lehrt, den für manche
Hymenogastreenfruchtkörper z. B. für die sämtlicher Melanogasterarten charakteristischen Seilchen, wenn
dieselben auch durch ihre fleischige Konsistenz und durch das vollständige Aferwachsensein mit der
Peridie die Seilchennatur für den ersten Blick schwieriger erkennen lassen. Ausserdem finden sich in
die Fruchtkörperoberfläche eingelassene, kleine, lochartige oder spaltenförmige A’ertiefungen vor,
die wie die Kammern der Gieba mit Hymenialelementen austape^iert sind. Die Farbe der Fruchtkörper
ist anfänglich grauweiss, später wird sie graubraun und zuletzt chokoladefarbig. Günstige Ent-
wickelungsbedingungen vorausgesetzt, bringt das Ah'celium stets mehr als einen, in der Regel 4 — 8
Fruchtkörper zur /Anlage und Ausbildung, die zuweilen wie in einen Kreis gestellt und dicht neben
einander auf gleich langen M}-celstrünken befestigt sind. Reife b'ruchtkörper verbreiten einen höchst
widerlichen Geruch, etwa vergleichbar dem faulender Zwiebeln.
Da.s M\ celiiim (Taf, Fig, 9) ¡st llockig u:k1 von wei.ssor l-'arbe. lis besteht aus sehr dünnen, verzweigten,
im Längsverlaufe ungleich breiten 1 lyplicn, deren Membranen mit zahllosen, auffallend dicken Drusen von oxalsaiirein
1 Vergl. Rabenborsts fung. europ, Xo. 1731.
2 Das Herbar des Danziger Museums enthalt von Hail bei Driessen gesammelte Fruchtkörper dieser Specie.s.
3 Vittadini, monogr, tub, p. 27.
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