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sich unter Umständsn etwa erst am zwölften Tage nach eleni Auffinelen tier Hypogaee verliert. Mit dem Eintreten der
tlcruchlosigkeit zeigen sich die Fruchtkörper bis auf die Hillfte ihres ursprünglichen Volumens znsammengeschmirrt, und
ihie Peridien sind in zahlreiche, tiefe Falten gelegt. Spiritus wird nach Aufnahme der Fruchtkörper in kurzer Zeit tief
rotbraun gefärbt.
B em e rku n g en über den G eb rau ch sw e r t d er S p e c ie s für d en m e n s ch lich en Haush alt. Melano-
gaster variegatus Tul. ist nicht nur essbar, sondern sehr wohlschmeckend, wenn er gekocht und mit den nötigen Gewürzen
versehen wird, auch dürfte er wie die Trüffeln als Zusatz zu Pasteten etc. sehr zweckmässige Verwendung finden (s. p.45).
Tulasne 1 nennt den Geschmack desselben „zuckorsüss“ , sofern er roh genossen wird. Ich habe zu verschiedenen Malen
Fruchtkörper im rohen Zustande gekostet, aber von der Süsse des Zuckers nichts verspürt, sie schmeckten weder süss
noch bitter und bewirkten auf der Zunge ähnlich der Salcpwurzel eine starke Ansammlung von Schleim. Da die Fruchtkörper
meistenteils eine sehr respektable Grösse und Schwere besitzen, häufig Vorkommen und mit Leichtigkeit aiifgespiirt
werden können, so gehört diese Hypogaee mit zu den wertvollsten Deutschlands.
Varietät: M e l a n o g a s t e r v a r i e g a t u s B r o o m e i a n u s T u l.
(in Ann. sc nat. II Sór. Tome XIX, p 377, tab. XVII, Fig. 23),
(fung. hypog. p. 93 u. q4).
Taf. IV, Fig. 5.
Synon: Melanogaster Broomeianus Berk.
(in Ann. and Magaz. of Nat. Hist. XIII, 352),
(Brit. Fung. Fase. IV, sub 285).
Synon: Tuber moschatum Sowerb.
(Engl, Fung. t. 426).
Litteratur: Winter, Kryptog. Flor., Band I, p. 882.
Die Fruchtkörper dieser Hypogaee unterscheiden sich von denen der vorigen Art weder durch Form und Grösse
ihrer Sporen, noch durch Farbe, Dicke und Struktur ihrer Peridien, noch durch den Bau ihres gekammerten Fruchtfleisches,
noch durch die Art und den Ort ihres Vorkommens, sondern nur durch die etwas weniger gelbe Farbe der Kammerwände
zur Zeit der Reife und durch ihren sclnvächeren Geruch, also durch Merkmale, welche nicht ausreichend sind, diese
Hypogaee als eine distinktc Melanogasterart hinzustellen. Sie ist vielmehr als eine Varietät der vorigen Species anzuseheii.
Ich habe sie im Jahre 1875 in den Monaten Juli und September wiederholt bei Altmorschen und Spangenberg in Hessen
unter Eichen und Buchen innerhalb der Dejectaschichte in Gesellschaft von M. variegatus Tul, angetroffen und auch
trockene, aus dem Kunze’schen Herbar zu Leipzig stammende Fruchtkörper untersucht. — In Frankreich ist sie von Tu-
lasne, in England von Berkeley oft gefunden worden.
2. Melanogaster ambiguus Tul,
(in Ann. sc. nat. 11 Ser. Tom. XIX, p. 377), (Fung. Hypog., p. 94, Tab. II, F ig .V et Tab. XII, Fig.V).
Taf. IV, Fig. 6 - 9 . Taf. V, Fig. 4. T a f.V I ,F ig . 2.
Synon: Octaviania ambigua Vitt. (Monogr. Tab. p. 18, Taf.IV, Fig. VII).
,, Melanogaster Klotzschii Cda, (Icon. Fung. Tom. V, p. 23),
„ „ >, VL .»45. Tab. IX, Fig. 88).
,, Hyperrhiza liquaminosa Klotzsch (in Dietr. F'Ior. Boruss. Tab. 468).
,, Argyliura liquaminosum Wallr. (Flor, crypt, II, p. 874).
„ Hyperrhiza tuberosa Fr. (Ind, Syst. Myc. p. 102).
Litteratur: Winter, Kryptog. Flor. Band I, p. 883 sub 2614.
A r t c h a r a k t e r . D ie in allen Entwickelungsstadien des Fruchtkörpers w e i s s l i c h gefärbten
Giebawände, die s t u m p fp a p i l l t e n , ziemlich g r o s s e n Sporen und der s t a r k e p o r r e e a r t i g e Geruch
reifer Fruchtkörper bilden den Artcharakter.
S t a n d o r t . Unter Eichen und Buch en , deren Substrat ein kalk- oder g yp sre iche r Boden ist,
hält sich diese H yp o g a e e innerhalb des Backwerkes der Dejectaschicht in sehr jnässiger Tiefe ve rborgen.
Auch unter Kastanien trifft man sie nicht sejten an. In Kiefern- oder Tannenwäldern habe
ich sie bisher nicht gefunden. In Gesellschaft mit ihr leben zuweilen: Hydnotria Tulasnei Berk, et
B roome , Pachyphloeus melanoxanthus T u l., T u b e r puberulum Berk, et B roome , Cr}qjtica lutea Hesse,
Hydnobolites cerebriformis Tul. und Melanogaster variegatus Tul. .
H a u p t e n tw i c k e lu n g s z e i t . Mai bis September.
E r k e n n u n g s z e i c h e n d e r S p e c ie s an d em O r te ih r e r E n tw ic k e lu n g . D ie h e l lb r a u n e
F a rb e der etwas w o l l ig e n Pe rid ie , die w e i s s e F a rb e der die b la u s c h w a r z e P u lp a umgebenden,
dünnen Kammenvände des durchschnittenen Fruchtkörpers und des letzteren p o r r e e a r t . g e r Geruch
lassen eine Veryvechselung dieser A r t an ihrem L age rungsorte mit einer anderen Melanogaster- beaw.
I-Iypogaeenspecies nicht zu. Stösst man au f noch nicht vollständig reife d .h . au f noch mcht unmittelb
a r vo r dem Zerfliessen ihrer Giebabestandteile stehende Fruchtkörper, so riechen dieselben genau yvie
die angeschnittenen Fruchtkörper von Seleroderma vu lg are F r .. und oft wird beim Suchen nach M.
ambiguus Tul. dieser t a n n in ä h n l i c h e Geruch sein Verräter.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i tu n g . K lo tz s ch ' hat M. ambiguus T u l bei Berlin gesammelt und
in Dietr. Flor. Boruss. abgebildet, W a llro th ' begegnete ihm au f gypsreichem Terrain bei G nmd e rod a
ln der N äh e Nordhtiusens und beschrieb ihn als A rg ylium liquaminosum in seiner Flor, c ry p t , de
B a ry ä fand ihn im September 1870 bei T r ib u rg i. Thüringen, und drei Jah re später traf ihn I h . Irmisch*
bei Sondershausen am Göldner an. Auch Bail» hat ihn bei Lubochin i. W.-Breussen aufgefunden. Ich
sah ihn zuerst E n d e Mai des Jah res .8 7 3 am R an d e eines von Haselnusssträuchern überwucherten
Grabens au f dem sog. Walkberge» bei Sangerhausen in der Provinz S a ch sen , E n d e Ju n i 18 7 5 fand
ich ihn vereinzelt unter Buchen (Stangenholz) bei Altmorschen in der N äh e d er dortigen Gipsberge
und in den folgenden Jahren sammelte ich zahlreiche Fruchtkörper dieser Spe cie s an der Calderner-
strasse b. Marburg, die teils subterran (Dejectaschicht) teils epigäisch wuchsen. — Ausserhalb Deutschlands
ist er unter Eichen von Vittadini in Italien, unter Buchen, Kastanien und Eichen von Tulasne
in Frankreich und von Berkeley in Eng land angetroffen worden.
D ie F r u c h t k ö r p e r (Tab. IV , F ig . 6 ^ 9 ) M"»! ' " « ' 1 haselnuss- bis walnussgross, doch g ieb t es
auch bedeutend grö sse re , seltener kleinere Exemplare. K u g e lig e , nierenförmige, mitunter auch plattgedrückte
Fruchtkörper liegen zu zwei oder drei in geringen Abständen von emanderi oft fand ich an
einem Mycel auch nur einen, die Walnuss an Grösse übertreffenden Fruchtkörper vor. D ie F a rb e
jugendlicher E xemplare ist eine hellbraune, an älteren nimmt sie einen etwas dunkleren T on an und
ist dann der des Nussbaumholzes vergleichbar, schliesslich ist sie ein Vand yk -Braun. Sehr reichlich
verzweigte und miteinander anastomosierende, dünne Seilchen ziehen sich hie und da über die hrucht-
körperoberfläche hin, mit letzterer aber nur an wenigen Stellen zusammenhängend. Dieselben haben
die F a rb e der Peridie und wo sie letzterer inseriert sind, findet sich häufig etwas flockiges Mycel.
Frisch ausgegrabene Fruchtkörper besitzen einen tanninartigen Geruch (wie Seleroderma vulgare), im
Erweichungsprozesse stehende stinken wie Porree.
D a s Mycelium (Taf. V., Fig. 4) besteht aus bräunlichen, glanzlosen, bandartigen, septierten, mit Schnallenzellen,
hie und da auch mit Verbindinigsknoten versehenen, in ihren Membranen sehr stark gallertig verdickten Fäden, die zu
dünnen Strängen, seltener zu lappenartigen Ausbreitungen zusammentreten. Oxalsaurer Kalk ist am jugendlichen Mycel
so gut wie nicht vorhanden,
Die l’ eridio (Tat. V l„ Fig. 2) ist schwammig und setzt sich aus wirr durcheinander verflochtenen Hyphen zut
Tulasne, fung. hypog. p. 93: Sapor fungi crudi dulcis saccharinus.
1 Klotzsch, in Dietr, Flor. Boruss. Taf. 468.
2 Wallroth, Flor, crypt. 11, p. 874.
de Bary, Herb. d. Strassb. Universität.
•I Irmisch, Reg. u. Nachrichtsbi. etc. Jahrg. 1873, Nr. 97, p. 387.
5 Bail, Herb. d. Danzig. Museums.
G Dieser kleine, von Sangerhausen in ca. 3/,^ Stunden zu erreichende Berg ist ein wahres Eldorado der sog.
höheren Schwämme. Ausser Melanogaster ambiguus Tul., M. tuberifoimis Cda. u. M. rubescens Tul. kommen daselbst
aus clor Abteilung der Fungi hypogaei: Elaphomyces variegatus Fr., Hymenogaster vulgaris Tui. (früher auch Tuber
aestivuin Vitt,) vor. — Besonders reich ist dieser Berg an Morchelarten, die von dem Pächter der Walkmuhlenrestauration
alljährlich gesammelt und für den Verkauf getrocknet werden. Neben Morchella esculeiUa Pers. u. M. Bohémica Krir.
beixe-net man im.Monal Mai sehr stattlich entwickelten Fruchtkörpern derlilorchclla Gigas Pers. . Aus der Abteilung der
typischen Lycoperdaceen wachsen daselbst: Lycoperdon giganteum Batsch, L. saccatum Pr. und noch andere der in
Doulschlanci seltener vorkommenden Lycopenlonartcn, deren Aufzählung an dieser Stelle zu weit führen würde, ferner
Geäster rufesccns Pers,, wohl die schönste aller Geastenspecies, ferner Tulostoma firabriatura Fr. (Auch zahlreiche Myxo-
myceten finden sich dort.)
Ill