11. Leucogaster Hesse.
(Pringsh. Jahrb. f. w. Bot. Band XllI, Heft 2).
F ru c h tk ö rp e r von knorpeliger bis wachsartiger Konsistenz, in Gestalt ungemein verschieden,
meist stumpf höckerig, erbsen- bis wallnussgross, in der Jugend weiss, dann gdblich-weiss und zuletzt
citronengelb gefärbt/ streng subterran. Mycelium flockig, aus feinen und dttnnen, septierten und
verzweigten, sog. A’erbindungsknoten besitzenden Fäden formiert, die die jungen Buchenwurzeln umstricken“
(B e z ü ich ihrer zarten Struktur sind die Mycelfäden etwa den die Peridie der Fruchtkörper
von Mitremyces lutescens Schwein, konstitutierendcn Hyphen vergleichbar, doch sind sie noch dünner,
als die der genannten Lycoperdacee). — P e r id i e meist sehr dünn, bald stark flockig, bald glatt und
mit unzähligen, Poren oder Tüpfel versehen, niemals von der Gieba zu trennen und dieselbe Struktur
wie die Trama besitzend. — G ieb a bis zur Zeit der beginnenden Sporenreife weiss, zuletzt citronengelb;
Lakunen von Anfang an mit Sporen nnd Pulpa erfüllt, meist polygonal und die im centralen
Teile der Gieba gelegenen geräumiger, als die an die Peridie stossenden; Hymenialhyphen verlängert,
oft gedreht, am Scheitel birnen-, keulenförmige bis cylindrische, meist asporige Basidien tragend; Sterigmata
fehlend oder nur andeutungsweise vorhanden; S p o ren sehr wechselnd m Form und Grösse,
meist kugelig- bis rundlich und mit glatter, durchsichtiger Gallerthülle aiisgestattet; einzeln betrachtet
farblos, in Haufen, wenn reif, gelb.
V e rw a n d t s ch a ft lich e B e z ie h u n g e n zu anderen G a ttu n g en : Die nächste Verwandtschaft
zeigt diese Gattung durch das von Anfang an mit gelatinöser Pulpa Erfülltsein der Giebakammern,
durch die verlängerten Hymenialhyphen und die am Mycel stets vorhandenen Verbindungsknoten mit
Melanogaster; durch die kugeligen Sporen nähert sie sich der Gattung Octaviania und sie findet deshalb
bezüglich ihrer systematischen Stellung zweckmässig zwischen Melanogaster und Octaviania ihren
Platz. Mit der Gattung Hysterangium hat sie die starke Entwickelung der Mycelhyphen gemein, entfernt
sich aber von derselben in allen sonstigen, wesentlichen Unterscheidungsmerkmalen, namentlich
in der Form der Sporen, Konsistenz des Fruchtfleisches und Beschaffenheit der Pendle.
1. Leucogaster floccosus Hesse.
(Bot. Centralbl., Band XI, No, i u. 2).
Taf. 111, Fig. 8 - 1 3 . Taf. V, Fig. 8. Taf. VII, Fig. 1 - 3 . Taf VIII, Fig. 1 - 2 0 . Taf, IX, Fig. 1 - 1 3 .
.A r tch a ra k te r . Die seh r dünne, meist s e ilch en lo se , flo c k ig e Peridie junger wie reifer
Fruchtkörper, die bezüglich der F o rm und G rö s s e s e h r w ech se ln den Sporen, sowie die n e s te r a
r t ig e G ru p p ie ru n g , der Fruchtkörper an dem Orte ihres Vorkommens lassen diese Species von
der folgenden leicht auseinanderhalten.
S tan d o r t. Innerhalb der von viel Wurzelwerk durchzogenen Humusschichte des Bodens jüngerer
Buchen- und Eichenwälder hat diese Hypogaee ihren Lagerungsort. Wenn auch meist von
wenig Laub überdeckt, treten ihre Fruchtkörper doch nur dann an das Tageslicht, wenn die Laubschichte
von den Waldstreusammlern bis auf den Humus alljährlich entfernt wird, oder wenn die
Hypogaee an steilen Hängen oder Grabenrändern des Waldes sich entwickelt, die durch Wind oder
Gewitterregen ihrer Laubdecke zeitweilig verlustig gehen. Besonders sind es die kleinen, lochartigen
A'ertiefungen der Humusschichte, in denen die Fruchtkörper zur Entwickelung kommen. Da das dichtverflochtene
Buchen- oder Eichenwurzelwerk die Fruchtkörper umfangen hält, ist ein Ausscharren derselben
mit dem Häckchen schwierig, sie werden deshalb gleich den Frachtkörpern von Gautieria am
besten mit Hilfe eines Messers ausgestochen. — Als Gesellschafter der in Rede stehenden Species trifft
man zuweilen Gautieria graveolens Vitt, und Choirornyces meandriformis Vitt. an.
H a u p te n tw ic k e lu n g sz e it . August und September.
E rk e n n u n g s z e ic h e n de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . Diestark flo c k ig e ,
weisse, mit s chw e fe lg e lb en F le c k e n durchsetzte P e r id ie reifender und die fast c itro n en g e lb gefärbte
P e r id ie reifer Eruehtkörper, die zuerst weisse, zuletzt g e lb l ic h gefärbte Gieba, und d ie
» e s te r a r t ig e L a g e r u n g der meist in grösserer Anzahl vorhandenen fruchtkörper lassen dtese
Hypogaee schon im Walde erkennen. ^ ■ 1 1
G e o g ra p h is c h e V e rb r e itu n g . E s ist L. floccosus Hesse b.s jetzt nur m der I rovmz Hessen-
Nassau gefunden worden. Ich traf sie zuerst im Jahre .884 innerhalb eines jungen, am Rande m.t
Kiefern eingefassten Buchenwäldchens in der Nähe von Michelbach bei Marburg und spater wiederholt
ebendaselbst nnd in gemischten, vornehmlieh ans Eichen und Buchen zusammengesetzten Waldbeständen
der Kirehhainer Gemarkung (Waldweg nach Rauscheuberg).
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf. III, Fig. 8- -.3) sind an ihrer Oberfläche mit flockigen Hyphen wie
mit einem Flaum überzogen, dem oft Rotsandsteinkörnchen auf- und einlagern und dann stellenwe.se
rötliche Flecke auf der gelblich-weissen Peridie veranlassen. Kugelige oder ovale F ruehtkorper smd
selten anzutreffen, ganz tmregelmässig geformte, stumpfhöckerige Bildungen von Haselnuss- bis AVal-
nussvrösse stellt die Mehrzahl derselben vor. Zwischen den grösseren Höckern ziehen s.ch falten und
Risse über die Peridienoberfläche hin. auf welcher nur ganz ausnahmsweise Se.lehen verkommen.
Reife Frnehtkörper entsenden einen stark knoblauchartigen, etwa dem von Allium nrsmnm L. vercyleichbaren
Geruch. .
im , V Iv c e lium (Taf V Fla. 8) besteht aus sehr tlüone.i, stark glänaetitten, reich septierten und »erawe.glen,
Äs^eürür s -
einige w e n L Slrntwe sind an der Basis der Fruchtkörper (Taf. III, Fig. 9 u. 12) befestigt. Junges Myceimm tst schneewe.ss türd flockig, älteres “etwas gelblichwe iss und namenllich dann, wenn es in Form von Strängen oder lappigen .Wshrettungen
auftritt. Fin einseiner Mycelfäden erscheint unter dem Mikroskop farblos und glanzend. ^
Die P e r id ie (Taf VII, Fig. I) ist dünn, weit dünner als die der folgenden .\rt. Ihre Dicke betragt nur o b
0 5 mm 7 ;."gmr U..chfltbrper! ii sie weich „ml zeigt „ur vereinzelte schwefe,gelbe Flecken, die Pet.d.e al.ener
FruchtkO.per .st fast d.rcnengelb gefärbt, deute, aber „och an etlichen Stellen die “ “Hänghohe w.iste H.rbe a„^ Die
Ilockiie BescWaBcnheit bewahrt die Peridienoberfläche bis zur vollständigen Reife der Fruchtkörper. Dm lend.e ist von ii i ie b i “ cM SU trennen- sie sertt in ihrem innersten Teile dieselbe Struktur wie die Trama, und ihre fad.gen Flenrente
(Taf VII ‘ F i a r . c ) setzen sich unverändert in letztere fort. Strukturlose, sd.ivelelgelb gefärbte Hyphenenden (Taf. VU
S g . , i ; de,r“e„ soLhe von vveisser Farbe beigemischt sind, bilden die
das Flockh-e derselben, auf diese folgen nad. imren sehr d.lnne, kurz verzwe.gte Hyphen (Taf. MI, l-.g. i, b) we che d.cht
verllochlen“ sind und ullmählig in die weni.ger dicht gruppierten, die Gieba unmittelbar umgebenden I end.alhjphen
ubcr„ehon. m ,,) des im frischen Zustande durchschnittenen Fruchtkörpers ist bis zu der Zeit,
in welcher letzterer zu rdlen'heghmt, weisslich gelärbt und glimzeud; ihre Consistcuz ist wachsartig. Der Glanz wird bewirkt
durch che gelatinöse Pulpa, mit der die Kammern von .-Vnfang an erfüllt sind. Zur Zeit vollständiger Fruchtkorper-
reilo erscheint tlie Gleba citronengelb gefärbt, dool. ist »n dünnen Schnitten diese harbe welche 7 “ “
hervorgerufen wirtl, kaum bemerkbar. Die Form der Kammern ist selten rund, meist v.eimchr polygonal, ihre t e “ »»
wcdrselncl dod, sind im allg. die im centralen Glcbateile gelegenen geräumiger, als die an die I endie stossenden Lakunen.
T s räoz: Kammersystem crämo.-. nach Verdunstung der wässerigen Pulpa an die Wachswabe des Bieuens.octes, besonders
wem, nmn tlusselbe mil der I.i.pe betrachtet. Die Globawände bestehen aus einer, aus sein dunneu sahen, g’“ “ “ '»
und verzweigten Fäden formierten Präma (Taf. Vll, Fig. 2, a), von der sich sehr verlängerte Himen.alhyphen =
off wie gcdreln uml am Sd.dtcl birn.mlormig odor auch cylindrisch bis keulenförmig angeschwollen smd „nd dann Basid.cn
(Tar Vll l'i"-. 2, b u. c) vorstclion. (S. auch Taf.IX, Fig. 6).
I)a.s llvmonium liisst auf den bcschncbencn Basidien je 4 , sehr selten je 3 Sporen erkennen. Letztere sitzenden
Basidien iiidst unmiucibar m.; sehr selten sind kleine Fortsätze, die Sterigmen aiideutcn, an den Basidien zu konstatieren.
Besifzei, aud, tlie Sporen vorwiogoml die Gestalt der Kugel, so sind sie doch hinsichtlich ihrer Form dem Wechsel weit
indir imlerwoi-fon, als tlie S,,oro„ von 1,. liosporus Hesse. Neben kugelrunden kommen ovale und ellipüsche, ja sogar
„iortin- bis bisoiüllörmigo Sporen (Taf.A’ II, Fig.3I ziemlich häulig vor. Die Grösse der Sporen innerhalb eures und des-
sclhcn F.-udukih-pors ist wie bei allen Ilvmenogastroenspedes eine sehr verschiedene. Die meisten der kugeligen Sporen
besitze,, einen Ihu-diraesscr von ,2 u„ daneben kommen ober and, solche vor, die gut den doppelten Durchmesser der
letztere,, Imbcn, also „ocl, einmal so ‘gross sind. An mandion .Sporen kann man noch tl.uUloh ihre frühere Verbmdungs-
slelle mil der Basiihe in Form einer sclir klci.um Prot.iboranz erkennen, die dem Stielrcste der Sporen amiercr Hymeno-
gaslrooM z .« . tlcr Melanogaster- „iid llvsteningimmirlen e iits,. rieht (T.äf. V I I . Fig. 3, m ; Taf. VIII, Fig. ,. d) Sam.l.che
Sporen simi einzeln I.elii.dilol fl,.-blos, in II lUifeu, wenn reif, von gelblicher Farbe. Ausser dem zarten Endospor (Taf. \ II,