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w e i s s l i c h e n , später etwas ro s a fa rb ig e n S a e p t a der zuletzt d u n k e lb ra u n e n b is s c h w ä r z l
i c h e n G l e b a , die ziemlich la n g g e s t ie lt e n a s c i und die kugelrunden, zuerst farblosen, später
g ra u g rü n e n und schliesslich d u n k e lb ra u n e n S p o r e n bilden den Artcharakter.
S tan d o rt. Innerhalb der krumigen, mit Kalkstückchen reich durchsetzten Humusschichte
älterer, mehrmals durchforsteter Buchenwälder hat diese Hypogaee ihren Lagerungsort. Besonders ist
es der zwischen den Gabeln älterer, armstarker Buchenwurzeln befindliche, feinere Wurzelfilz, in welchem
die Fruchtkörper oft zu 8, 12 oder mehr in einer Bodentiefe von 10 Centimeter und darüber lagern.
Als Gesellschafter findet man häufig Tuber excavatum Vitt, und Hymenogasterspecles, seltener Tuber
aestivum Vitt. vor.
H a u p te n tw ic k e lu n g s z e it Das ganze Jahr hindurch entwickeln sich Fmchtkörper; das
Mycelium zeigt besonders in den Frühlingsmonaten kräftiges Wachstum.
E rk en n u n g sze ich en de r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . An dem s c h n e e w
e i s s e n , ungemein stark entwickelten Mycel, sowie an der s ilb e rg ra u e n , an der Luft fle isch -
bis k ir s ch ro t werdenden H ü lle der mit s c h w ä r z l ic h e n W a rz e n besetzten Aussenrinde und an
der h o lz ig e n K o n s is t e n z der inne ren P e r id ie wird diese Species schon im Walde sicher erkannt
G e o g r a p h i s c h e V e rb r e itu n g . Das Vorkommen dieser Species innerhalb Deutschlands ist
nur für die Provinz Hessen-Nassau bekannt Ich habe sie zuerst im Juli 1890 in den um Cassel gelegenen
Buchenwäldern, soweit dieselben auf Muschelkalk stehen, gefunden und zwar vornehmlich in
den Forstdistrikten Eisenkaute und Lindenhohl, später fast zu jeder Jahreszeit ebendaselbst und in
anderen, diesen benachbarten Forsten. Mehr als tausend Fruchtkörper habe ich gesammelt Ausserhalb
Deutschlands ist Elaphomyces rubescens Hesse bis jetzt nicht gefunden.
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf XIV, fig. i—6) sind haselnuss- bis stark walnussgross und ziemlich
regelmässig in der Form. Meist sind sie rundlich oder oval, seltener nierenförmig. Erbsengrosse
Fruchtkörper sind fast immer kugelig und zeigen wie die grösseren und kleineren Exemplare eine
starkflockige Hülle um die eigentliche Aussenrinde, welche sich am Licht kirschrot und zwar um so
intensiver färbt, je jünger die Fruchtkörper sind und je feuchter der Boden war, dem letztere entnommen
wurden. Die Fruchtkörper liegen in dem Wurzelfilz der Buchen, und ist das Erdreich sehr
trocken, so sind sie schwer aufzufinden, weil sie dann die schmutzig- bis steingraue Farbe der sie umgebenden
Muschelkalkstückchen besitzen und sich am Licht wenig verändern.
Das Mycelium (Taf, XIV, fig. 7 und Taf. XXll, fig. 9), weiches auf sehr weite Strecken im Muschelkalke Verbreitung
nimmt, ist flockig, stellenweise lappig und anfänglich schneeweiss; seine weisse Farbe wird durch die Anwesen
heit von viel oxalsauren Kalkkörnchen und Kalkkristallen hervorgerufen. Es besteht aus farblosen, glasgJänzenden
septierten, verzweigten, etwas gebogenen, aber ziemlich straffen, langen, inhaltsarmen F'äden, die teils locker verbunden
teils zu Lappen oder dünnen Strängen vereinigt sind und deren Membranen wenig verdickt und darum durchsichtig sind
Das Mycelium verliert nach und nach die weisse Farbe und wird graugelb.
D ie P e r id ie (Taf.XlV, fig.5u.6) ist von holziger Konsistenz und fast 3 mm dick. Die .A us sen r in d e (cortex)
ist nicht ganz i mm dick und bewarzt (fast bestachelt), doch werden die schwarz gefärbten, etwas spitzen Warzen der
Aussenrinde zu jeder Zeit der Fruchtkörperentwickelung von einer bereits erwähnten, silbergrauen, mit dem Humus des
Kalkbodens wenig verwachsenden, sich am Licht kirschrot färbenden Hülle umgeben, so dass die'Warzen erst nach dem
Durchschneiden des Fruchtkörpers sichtbar werden. Diese Hülle ist ein Hyphengewirr (Taf. XXII, fig. 7, x, x), welches
mikroskopisch untersucht aus rosa gefärbten, in den Membranen wenig verdickten, reich- und kurzverzweigten, ziemlich
spärlich septierten und nicht mit Schnallen ausgestatteten, locker vereinigten Fäden besteht, welche mit den Oberflächen
der Warzen innig verwachsen sind. Die Warzen selbst sind spitze, dicht nebeneinander stehende Kegel, von denen jeder
aus zweierlei Elementen, nämlich aus mehr geräumigen, vierseitig prismatisch äu s se re n und engen, pseudoparenchymartig
gruppierten in n e re n Bildungen aufgebaut ist. Letztere sind tiefrotbraun bis schwärzlich gefärbt, lagern hügelartig
einer sehr dünnen, engzelligen, basalen, mit der inneren Peridie innig verbundenen Zone auf und bilden die Warzenmitte
oder den Warzenkern, erstere sind rosa gefärbt, erheben sich von dem Warzenkern divergierend und formieren den
äusseren Warzenteil (Warzenhülle). Die Warzen der Aussenrinde berühren sich mit den Basen ihrer Kerne seitlich und
die Zwischenräume zwischen den Warzen der Aussenrinde werden von zumeist in der Richtung der Fruchtkörperfläche
verlaufenden, vierseitig prismatischen, zu parallelen Reihen angeordneten und Lagen oder Schichten bildenden Elementen
ausgefüllt, die mit denen der Warzenhüllen in lückenloser, seitlicher Verbindung stehen, denselben identisch .sind und
TOlche auch in ihren äussersten Lugen die Spitzen der kegelförmigen Warzen überziehen. Die , n ne te P er ,d le ,st
zuerst schmutzig-weiss, dann steingrau bis graubraun gefärbt und besteht aus einem Geliecht von Hjphenbundeln; die
Fäden dieser Bündel sind um so dünner und inniger verbunden, je mehr dieselben der .hussennnde zugelegen smd
(Taf,XXU,i%^7l b a „„gekammert und in ihrer ersten .Unlage von grauweissei Farbe, später zeigen sich ihre .Saepta
mattrosa gefärbt, zuletzt etwas graubraun. - Das K a p illit ium setzt sich aus farblosen, wenig verzweigten und sepuerten,
vielfach gewundenen, langen Fäden zusammen, die die aus den collabierten ascis freigewordenen, zahllosen Sporen
durchsetzen (Tal. XXII. fig. 15). - D ie a s c i (Taf.XXII, fig. IC, u. 20) sind achtsporig und meist etwas langgestielt, doch
Ubertrifft der Stiel an Länge kaum die Hälfte der Länge des Radius der rundlichen asci; sie sind zarthautig, farblos und
Sitzen mit ihrem Stiel den Enden knäuelartig gewundener Fäden an, deren Glieder kurz und zum Teil wutstahnlich gekrümmt
(Taf XXII fiir 25,20,29c) sind. Diese kurzen Glieder erscheinen anfänglich ganz gallertig, spater smd sic sehr zartwandig
und leer und in der reiten Gleba nieht mehr nachweisbar. - Die Sporen sind kugelig und haben im allgemeinen einen
Durchmesser von 13,5 p., doch kommen wie bei allen Elaphomycesarten auch hier sehr viel kleinere Sporen vor. Jung
sind die Sporen farblos, spater werden sie graugrün und schliesslich dunkelbraun. Ihr dickes Endospor ist geschiclitet,
und ihr dünnes, aber derbes Epispor zeigt sehr kleine Erhabenheiten in Form von feinen, kurzen, kaum als Stacheln zn
bezeichnenden Bildungen, die wie das Epispot schliesslich dunkelbrann gefärbt sind (Taf.XXII, fig. 2 1 - 2 4 ) .
S c h ic k s a l und V e rh a lte n d e s F rn c h tk ö rp e r s n a ch d er sog. Re ife. Indem die innere Pendle nach
und nach an Dicke immer mehr abnimml, wird die .Aussenrinde brüchig und platzt an einer oder einigen Stellen auf,
wodurch das schwarzbraune Sporenpuiver nebst Kapillitium sichtbar wird. Milben, Anguillulen nnd andere Tiere hausen
dann oft in der Gleba.
B em e r k u n g e n übet den G e b r a u c h sw e r t der S p e c ie s für d en me n schlichen Haush alt. Der-
selbe ist ein geringer.
Nicht zu den Elaphomyceten. Tuberaceen und Hymenogastreen gehören die nicht streng
hypogäisch lebenden Gattungen E n d o g o n e , C eno coc cum und Sp h a e ro som a . Letztere' ist ein
Discomycet und setzt sich aus den drei Arten: Sphaerosoma fucescens K l.,' Sphaerosoma ostiolatum
Tul.» nnd Sphaerosoma fragile Hesse' zusammen. Den Fruchtkörpern dieser drei Species fehlt die
Peridie und ebensowenig finden sich bei ihnen venae lymphaticae noch venae externae; ihre zu einem
Hymenium vereinigten asci lagern wie bei den Discomyceten mit ihren Kopfenden der freien Aussenseite
des fleischigen Fruchtkörpers zugekehrt. Die Gattung Sphaerosoma ist, wie schon Tulasne bemerkt,
in die Nähe der Gattung Rhizina zu placieren, denn in der fleischigen Beschaffenheit der
Pflanz’endejekta bewohnenden .Sporenfrucht, in der Struktur des Discus oder Hymeniums und in der
Befestigungsart der Sporenfrucht an das Substrat durch wurzelähnliche Fibrillen stimmt Sphaerosoma
mit Rhizina im wesentlichen überein. Die Fruchtkörper des Sphaerosoma fragile Hesse sind auf
Ta t XIV, in den Figuren 19— 21 abgebildet, und auf derselben Tafel ist m Figur 22 auch der Diskus
(Flymeniuin) der Sporenfrucht dieser Species und das unter demselben befindliche Excipulum zur .Anschauung
gebracht. Den Gattungen Endogone und Cenococcum kann der unvollkommenen Kenntnis
ihrer Entvvickelungsgeschichte wegen innerhalb des Systems der Pilze ein bestimmter Platz zur Zeit
nicht gegeben werden. Man kennt von der Gattung Endogone vier, teils in Wäldern innerhalb der
Humirsschichte des Bodens, teils auf Erde der Blumentöpfe innerhalb der Gewächshäuser ziemlich
häufig vorkommende Species, nämlich Endogone microcarpa Tul., E. macrocarpa Tul., E. pisiformis
Link und E. lactiflua Berk.,' während das sowohl unter Buchen ln der Humusschichte des Waldbodens als
1 Die durcli K lo tz s ch in Dietr. fl. genn. 467 begründete und von demselben zu den Hymenomycetibus octo-
sporis gestellte Gattung .Sphaerosoma wurde durch C o rd a in seiner Anleitung zum Studium der Mycologie, p. log in die
Tuberaceen aufgcnommen. nachdem derselbe ihre bereits durch Klotzsch mutmasslich ausgesprochene Verwandtschaft mit
Genea für zutreffend erachtet liatte,
3 Klotzsch, in Dietr, fl. germ. 467.
3 Tulasne, fung. hyp, p. 184.
■1 Hesse, Pringsh. Jahrb. f. w. Bot., Bd. XVI, Heft i u. 2.
5 Endogone lactiflua Berk, ist innerhalb der Flumusschichte des mit Buchen, Ahorn und Haselnusssträuchern.
bestockten Bodens im Auepark bei Cassel stark verbreitet und kann fast zu jeder Jahreszeit gesammelt werden.