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Trama gestellten, cylindrischen bis keulenförmigen, septierten, meist vier- doch auch dreisporigen Basidien
und ziemlich schlanken, gleichfalls septierten Paraphysen gebildet; Sterigmata vorhanden; Sp oren
stets mit dornigem Exospor, zur Reifezeit gelb oder braun, oder dunkel- bis schwarzbraun gefärbt und
abgesehen von den Dornen mehr oder weniger vollständig kugelig.
\ 'e rw an d tsch a ftlich e Bez ieh un g en zu ande ren G a t tu n g e n . Die durch Vittadini (Monogr.
Tub. p. 15) zu Ehren des Dr. \hncentius Ottavianus aufgestellte Gattung Octaviania ist durch die
flockige, brüchig-e Beschaffenheit ihres Fruchtfleisches zur Zeit der ersten Sporenentstehung am nächsten
der Gattung Sclerogaster verwandt, mit der sie auch die kugelige Gestalt der Sporen gemein hat
Durch die kugeligen Sporen kommt sie den Gattungen Leucogaster und Flydnangium nahe.
1. Octaviania asterosperma Vitt.
(Monogr. tub. p. 17, Tub III, Fig. \ 'I 1.)
Lilteratur: Tulasne, Annales des sdenc. nat. Jun. 184.3,
Fungi hypog. p. 77 Tab. XI, Fig. 1.
Berkeley and Broome, .Annals of Nat. hist, for Aug. 1847.
Corda, Icon. fung. VI, p. 34.
Winter, Krypt.-Flora, Band I p. 1870 sub 2605.
A r t c h a r a k t e r . Die d u n k e lb ra u n e , von breiten, w e is s lic h e n Kammerwänden durchzogene
Gieba zur Zeit der Fruchtkörperreife, der g rü n lich e Anflug, welchen die w e is se , flockige Peridie
zeigt, sobald der Fruchtkörper an das Tageslicht kommt, die ro tb ra u n e Farbe der Sporen und der
feine, b a s ilicum a r t ig e (etwas süssliche) G e ru ch kennzeichnen mit genügender Schärfe diese Species.
S ta n d o r t . Unmittelbar unter der die Humusschichte des Waldbodens bedeckenden Buchen-
und Eichenlaubmase, mit ihrer Basis dem Humus ansitzend oder etwas in denselben eingelassen, hat
diese Hypogaee ihren Standort. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass man auf der Suche nach
ihr beim Entfernen des Laubes mit dem Messer oder Häckchen die Fruchtkörper, ohne sie bemekt
zu haben, hinwegscharrt. Niemals habeich 0 . asterosperma \'itt. epigäisch oder, wie die Melanogaster.
arten, zwischen zusammengebackenen Laubmassen lagmrnd angetroffen. Unter Kiefern, überhaupt unter
Nadelhölzern scheint diese Species nicht vorzukommen, unter Eichen habe ich sie selten, ungemein
häufig dagegen unter jungen und älteren Buchen und unter dem Laube des Bodens gemischter Waldbestände
gefunden. In Gesellschaft dieser stattlichen Hypogaee trifft man fast immer Octaviania lutea
I-Iesse, Hysterangium rubricatum Plesse, Melanogaster variegatus Tul., Hysterangium clathroides Vitt,
und Tuber puberulum Berk, et Broome, seFener Gautieria graveoleus Vitt, Leucogaster liosporus
Hesse und Melanogaster odoratissimus Tul. an.
Ila u p te n tw ic k e lu n g s z e it Dieselbe fällt vornehmlich in die Monate Augu.st und September,
doch können auch schon in der zweiten Hälfte des Juni nussgrosse P'ruchtkörper gesammelt werden,
sofern der Monat Mai reich an Niederschlägen war.
E rk e n n u n g s z e ich en de r S p e c ie s an dem Or te ih re r E n tw ic k e lu n g . Die flo c k ig e Beschaffenheit
der weisslichen, am Lichte sich b lau g rü n färbenden Peridie jungerund fast reifer P'ruchtkörper
und der feine, etwas sü s s lich e G e ru c h , der namentlich beim Anschneiden der Gieba hervortritt,
reichen hin, im V ’alde die Species sicher zu bestimmen. — Sehr häufig lä.s.st auch die Anwesenheit
eines noch nicht beschriebenen Schmarotzerpilzes, eines \*'erwandten des als Saprophyt auf faulenden
Hymenomyceten, besonders Boletusarten, ungemein häufig anzutreffenden Sepedonium chiysospcrmum
P'r. (Hypomyces chrysospermus), dessen e ig e lb e Reproduktionsorgane die Peridie des P'ruchtkörpers
von O. asterosperma bedecken, auf die Species schliesen.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i tu n g . E s ist diese Plypogaee in Deutschland früher .sehr selten,
in den letzten Jahrzehnten dagegen häufig angetroffen. Zuerst beobachtete sie in der Umgebung von
Östrich P'uckel,' wie an einem jetzt in dem Strassburger Ilerbar befindlichen I-Vagment eines P'ruchtkörpers
festzustellen war. BaiU sammelte sie in der Nähe von Danzig (Jäschkenthal) im September
1879. Ich traf sie zuerst im August 1875 Eubacher Grunde bei Altmorschen unter Buchen an,®
in den folgenden Jahren sehr häufig in den zur Oberförsterei Marburg- gehörigen P'orsten {in Buchen-
und Eichenbeständen) und im vorigen Jahre unter Buchen oberhalb des Schlo.sses ^\’ilhelmshöhe bei
Kassel. Sie gehört zu den in Hessen am häufigsten auftretenden Ilypogaeen und kann in feuchtwarmen
Sommern in unzähligen Exemplaren gesammelt werden. — Ausserhalb Deutschlands ist ihr
Vorkommen durch ^4ttadini' in Italien unter Iflchen, durch Tulasne® in Frankreich unter Eichen und
Haselnusssträuchern, durch Berkeley und Broome“ in England bekannt geworden. Dass sie auch in
der Schweiz vorkommt, giebt Wfinter' an.
Die P 'ru ch tk örpe r besitzen im Allgemeinen eine respektable Grösse (Taf IIJ, l'ig. i—6).
Exemplare von dem Volumen einer mittelgrossen Kartoffel gehören keineswegs zu den Seltenheiten.
Gewöhnlich sind die Fruchtkörper so gross wie Walnü.sse, kleinere Exemplare trifft man jedoch gleichfalls
an. Die Form der Fruchtkörper ist zwar mannigfaltig, insofern rundliche, nierenförmige und ganz
unregelmässig gestaltete Bildungen beobachtet werden, indessen herrscht zweifellos die N ie rcn fo n n vor.
Besonders erwähnt zu werden verdient der Umstand, dass bei dieser Art Zw illin g sb ild u n g en sehr
häufige Erscheinungen sind. Die Farbe der P'ruchtkörper ist bis zur Zeit ihrer Reife ein ziemlich
reines Weiss, entsprechend der Farbe des Myceliums. AVerden sie vor der Reife an das Licht gebracht,
so nehmen sie in kurzer Zeit eine grünliche (hell- bis dunkelgrüne) P'arbe an, Unmittelbar
vor dem Zerfall stehende P'ruchtkörper sind an ihrer Oberfläche nicht mehr weiss, sondern schmutziggrau
bis schwärzlich gefärbt. Letztere sind oft rissig, und ihre Risse haben einige Ähnlichkeit mit
den Zahnnähten der Schädelknochen. Seilchen fehlen jungen wie alten P'ruchtkörpern. Die P'ruchtkörper
fühlen sich um so weicher an, je jünger dieselben sind. Durchschneidet man junge, etwa saubohnen-
grosse Exemplare, so bemerkt man die brüchige, flockige Beschaffenheit der erst später fleischig
werdenden Gieba, und die weisse Schnittfläche nimmt am Licht wie die Peridie bald die grüne Farbe
an. Eine sterile Basalportion kommt nur den noch nicht vollständig reifen Fruchtkörpern zu. Gewöhnlich
findet man an einem Mycelium 3—4, häufig mehr als 4 Fruchtkörper (bis zu 20 und darüber)
vor, die entweder nesterartig gruppiert sind, oder in handbreiten Abständen von einander lagern. Im
ersteren Palle sind sie oft zu zwei oder drei aneinandergekoppclt Der Geruch reifer P'ruchtkörper ist
angenehm, basilikumartig (etwas süsslich).
Das Mycelium ist weiss und flockig. Es ist innerlmib der Humusschichte des Waldbodens verbreitet und sitzt
den feinsten Würzelchen der Buchen und E'chen innig an. Es besteht, wie das Mikroskop erkennen lässt, aus farblosen,
dünnen, wellig gebogenen, reich verzweigten, in der Regel nicht mit Kalko.xalat bedeckten I-Rphen. Charakteristisch ist
<ies Vorhandensein von Q u e ra n a s tom o sen (Taf. \ ‘, Fig. 15b), durch welche benachbarte Fäden verbunden sind. Opponiert
gestellte, meist reclUwiukelig von ihren Trägern abstehende Zweiglein (Taf. V, Fig. 15a} sind nicht selten zu konstatieren.
Schnallenzellen fehlen, Querwände sind vorhanden. Die Alembranen der Hyphen sind gallertig verdickt, aber
niclit bis zum Schwinden des Lumens der Fäden. Oft vereinigen sich Mycelhyphen zu dünnen Strängen.
Die P e r id ie ( l 'a f .\ 1 , Fig 4) ist ca. 0 ,5—0,8 mm dick und lässt sich von der Gieba nur stellenweise abziehen,
vorausgesetzt, dass ein frisch gesammelter l-'ruchtkörper vorliegt; ein eigentliches Abschälen der Peridie ist niemals zu bewerkstelligen.
Getrocknete Fruchtkörper zeigen die Periilie so innig mit der Gieba verbunden, dass man nur gewaltsam
eine Tremumg beider vornchmeir kann. Die Pcrirlie ist niemals schwammig, noch leder-, noch korkartig, sondern faserig,
w o ll ig und am gelrockncteii iM-uchlkörper häutig. Sie setzt sich zu.sammen aus gallertig glänzenden, zumeist in der
Richtung der Oberfläche <les Fruchtkörpers verlaufeiulcn Hyphen, welche im Wesentlichen nämlich in der Art ihrer Ver-
1 Fackel, Strassb. Herb.
Bail, Herbar des Danziger Museums.
3 s. m. Abh. über Leucogaster in den Pringsh. Jahrb., Band XIII, Heft 2.
■' X’ilUulini, Monogr. tub. p. 17,
Tulasne, Fung, Hypog. p. 78.
l Berkeley u. Broome, Arm. and Mag. of Nat. Hist. XN'IIl p, 7Ö.
■ Winter. Kry|itog. Flora, Band I p. 870.