dass noch nicht auf Truffelsuche abgerichtete Hunde, die gelehrig waren und einer guten Rasse entstammten,
das Aufspüren der Trüffeln lediglich ihrem Begleiter, einem in der Trüffelsuche bewanderten
Pudel absahn, und daher erklärt es sich wieder, dass viele Trüffeljäger nicht mit einem, sondern mit
zwei Hunden die Wälder durchstreifen, von denen der eine des anderen Lehrmeister vorstellt. Geht
einer dieser Hunde plötzlich mit Tode ab, so ist sofort Ersatz vorhanden.
Mit Hunden wird die Suche nach Trüffeln auf,folgende M’eise bewerkstelligt. Sobald der
IrUffelhund mit seinem Herrn zur Zeit des Frühherbstes oder auch in milden Wintertagen den
Wald oder Park betreten hat, beginnt er mit der Nase am Boden hinziehend ganz ähnlich einem
Schweisshunde das Terrain abzusuchen, mitunter mit solcher Schnelligkeit und Leidenschaft, dass sein
Herr ihm kaum zu folgen vermag und die Pfeife öfters gebrauchen muss, um den Hund zum Stehen
zu bringen oder zum langsameren Suchen zu veranlassen. Manche Trüffelhunde bringen die Nase
nur von Zeit zu Zeit dem Boden nahe, richten öfters den Kopf etwas in die Höhe und ziehen mit
der Nase schnüffelnd den Wind ein. Wittert der Geruchsinn des Hundes eine Trüffel oder nimmt der
Hund, wie der Trüffeljäger sich auszudrücken pflegt, eine Trüffel an, so schlägt er an oder legt die
Nase auf die Fundstelle, bearbeitet letztere mit den Pfoten und giebt seine Freude über den Fund
durch Wedeln mit der Rute, überhaupt durch lebhaft ausgeführte körperliche Bewegungen kund. Da
Trüffelhunde die Objecte, nach denen sie suchen, öfters durch Anbeissen beschädigen, mitunter sogar
fressen, so zieht der Eigentümer des Hundes letzteren am zweckmässigsten von der markierten
Stelle ab, hebt die Trüffel mit Hilfe eines kleinen Handspatens aus dem Boden, steckt sie in einen
geeigneten Behälter, am besten in die Jagdtasche oder einen Sack und sucht mit dem genannten
Spaten die nächste Umgebung der Trüffelfundstelle ab. Nicht selten stösst er dann noch auf eine
bis zwei weitere Trüffeln. Der Hund erhält als Belohnung ein Stückchen Kuchen oder Zucker und
wendet sich wieder zur Suche und so fort.
Ist die Luft über dem Wald- oder Farkboden wasserdunstreich, so ist die tägliche Ausbeute
der mit Hunden ausgeführten Trüffelsuche beträchtlich ergiebiger, als wenn dieselbe nur einen geringen
Feuchtigkeitsgrad besitzt. Dieses hängt mit dem Umstande zusammen, dass das bei Gegenwart von
feuchter Luft hervortretende Aroma ausgewachsener, kurz vor dem Weichwerden stehender Trüffeln
besser in die Nase des Hundes zieht und letzterem das Suchen wesentlich erleichtert. Die jährliche
Ausbeute der Trüffeljagd hängt ausser von der Brauchbarkeit des Hundes selbstverständlich auch von
der Häufigkeit des k'orkommens der Trüffeln ab, die sich nicht nur in verschiedenen Gegenden verschieden
stark entwickeln, sondern sich auch in einem Jahre ganz auffallend zahlreicher als in einem
anderen einstellen. Wie in aussereuropäischen Ländern,' wie ferner in Italien und Frankreich ist auch
in Deutschland nur dann auf einen stärkeren Erlös aus der Trüffeljagd zu rechnen, wenn etwa in der
Mitte der nach meinen Erfahrungen fast ein volles Jahr währenden Entwickelungszeit der Trüffeln
starke Regen, namentlich Gewitterregen nicht fehlen. Diese Mitte fällt in Deutschland zumeist in die
Monate Juli und August. Bleiben in dieser Zeit die starken Niederschläge aus, so verzögert sich einmal
die sog. Trüffelreife, weil, wenn der Waldboden trocken wird, die Trüffeln auf dem Entwickelungsstadio
stehen bleiben, bis zu welchem der letzte stärkere Regen sie gebracht hatte, und andererseits
verringert sich die Zahl der Trüffeln, weil die im trockenen, immer lockerer werdenden Humus viele
Wochen hindurch lagernden Trüffeln von seiten ihrer tierischen Feinde, besonders der Waldmäuse,
die sich bekanntlich um so stärker vermehren, je grösser die Zahl der regenlosen und dabei heissen
1 „Die conditio sine qua non für die Trüffeln in Syrien und Palästina sind diè Regen in den 'beiden Monaten
T is ch r in lu .il, d. h. im Oktober und November alten Stils. Wo diese einmal fehlen, da giebt es im nächsten Friihlinge
keine Trüffeln.“ Wetzstein, Mitteilungen an Ascherson, public, in dem Sitzungsberichte des bot. Ver. d. Prov. Brandenburg
vom 17. Dezember 1880, p. 128.
Tage ist, sehr eifrig nachgestellt wird. Beide Obelstände beeinflu.ssen die Trüffelernte zur Zeit des
Spätherbstes und Winters.
Gegenüber den Erträgen an Trüffeln, die die in Frankreich fast ausschliesslich mit Hilfe von
Schweinen ausgeübte Suche abwirft, sind die lai.sher in Deutschland erzielten so geringe, dass es als
ein grosses Wagnis erscheint, sie den ersteren vergleichend gegenüberzustellen. Der Gesammtexport
von°Trüffeln betrug in Frankreich im Jahre 1870 nach Roese' 1.500,000 Kilo im Werte von
15,881,000 Franken; der Périgord allein erzeugt jährlich laut einer mir am 8. Juli i8go zugegangenen
Mitteilung des Hauses Bouton & Henras zu Périgueux-Cahors ca. 400.000 Kilo Trüffeln, die einen
AVert von etwa 4 Millionen Franken repräsentieren. In den der Entwickelung der Trüffeln günstigen
Jahi-en beträgt die jährliche /kusbeute der Trüffeljagden in Deutschland und zwar:
in der Oberförsterei Springe» (Reg.-Bez. Hannover) ca. 9 Kilo
Coppenbrügge „ ,
Lamspringe (Reg.-Bez. Hildesheim) ,
Mollenfelde
Ahlfeld
Dassel
Ehlen (Reg.-Bez. Cassel)
Ehrsten „
40
125
100
60
40
Summa ca. 394 Kilo.
Zählt man hierzu die jährliche Ausbeute an Trüffeln im Elsass. in Baden, Schlesien und allen sonstigen
Trttffelgegenden Deutschlands, die man hochgerechnet auf 600 Kilo taxieren kann, so dürfte sich in
günstigen Jahren der Gesamterlös aus Trüffeljagden in Deutschland auf rund 1000 Kilo d. h. auf eine
Quantität belaufen, die, das Kilo deutscher Trüffeln zu 7 Mark gerechnet, einem Geldwerte von 7000 Mark
gleichzusetzen ist und welche unter der Annahme, dass diese Trüffeln sämtlich zur Bereitung von
Trüffelwurst benutzt würden — was freilich in Wirklichkeit nicht der hall i s t— nicht hinreichen würde,
nur die Braunschweiger Trüffelwurstfabrikanten mit den nötigen Trüffeln zu versorgen. Denn wie bald
mitgeteilt werden wird, sind in Braunschweig 5—6 grössere Geschäfte vorhanden, die allein zur Herstellung
von Trüffellebervvurst jährlich ca. 1000 Kilo Trüffeln verwenden.
Das Sammeln der nicht mit I-Iilfe von Hunden oder Schweinen aufgespürten Hypogaeen wird
dann um so vorsichtiger zu bewerkstelligen sein, wenn die Fruchtkörper nicht für den Konsum, sondern zu
wissenschaftlichen Untersuchungen bestimmt sind. Obgleich ja schliesslich jeder verschliessbare Behälter,
sogar eine einfache Papierdüte für die Aufnahme der Hypogaeenfruchtkörper im Walde und den
Transport derselben Verwendung finden kann, ist doch nach meinen Erfahrungen die Benutzung von
Schachteln diverser Grösse und zwar am besten von Blechschachteln» der aller übrigen Behälter vorzuziehen.
Die meist fleischigen Fruchtkörper der Hypogaeen erleiden nämlich an ihrer oft flockigen
Oberfläche leicht unliebsame Verletzungen oder werden unansehnlich, sofern dieselben in dem Behälter
lose neben und übereinander liegend hin- und hergeworfen werden. Es ist deshalb beim Sammeln
derselben darauf zu achten, dass in die für sie bestimmten Blechschachteln stets etwas Moos, feuchtes
Laub oder auch humóse Erde gelangt. Die Objekte trocknen dann auch während des Tran.sportes
1 Roese in seiner Bearbeitung von Lenz, Nützl., schädl. und verdächt. Schwämme, p. 193.
2 S. d. Tabelle am Fnde von Kapitel I.
3 ln Schachteln aus Pappe halten sich die Fruchtkörper nicht so frisch, als in Blechschachteln. Namentlich trocknen
die der Oberfläche der Hypogaeenfruchtkörper sehr häufig anhaftenden, hyphenähnlichen Elemente, Seilchen etc. in Pappschachteln
schon nacli kurzer Zeit ein. Wollte man, um diesem Obelstände abzuhelfen, feuchtes Laub, humóse Erde oder
dergleichen in die Pappschachteln bringen, so würden die Schachteln leiden.