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Die S c h l ä u c h e unvollkommen; die S a m e n grofs,
koglich und durchsichtig (Fig. 23.). i
Gegend und Zeit des Vorkommens.
Dieser Schwamm ist wohl über ganz Europa verbreitet.
In Böhmen wird er auf Grasplätzen,, Ackerrainen, Waldwiesen,,
in L a u b - und Nadelwäldern, fast, allenthalben, vom. Juni .bi s .
November gefunden. Bemerkenswerth ist es , dafs er noch
weit häufiger als der geniefsbare Reizker,,, .und .mit | a e B
g e m e i n s c h a f t l i c h gefunden wird.
Aelmlichkeit.
Diese Art ¡Reizker kann sehr leicht mit "(fem efsbaren
(Jgaricus delicto»*», verwechselt werden, und diefs um
so liiehr, da er häufig in dessen Gesellschaft vorkommt! S'öilS
Unterscheidungsmerkmale liegen besonders iü d^m. dicht und.
zottig behaarten Rahde', in dim HlaVsen Lamellen, im'weifsbleibenden
Fleische und in der unveränderlich weifsen und'
scharfen Milch.
Wirkimg.
Alle Toxikologen *), und fast alle Mykologen, erkennen
ihn für v i r d'erb l i e h . PERSOOH *') warnt vor Verwechslung,!
indem sie die gefährlichsten Folgen habe. Nach BULLIAKD *?*)
wird er in Frankreich* ebenfalls ,fur sehr gefährlich gehalten
und behauptet, dafs er vemickt mache oder gar tödte,, daher,
sie ihm denNiWn Jio»-io»,-Rajfo»Zigat>en. DE 'ßIHDOIIE•M•)
erklärt ihn selbst in der kleinsten Gabe für giftig, und empfiehlt
dagegen ¿ ' so wie BüLiiiARiiy viel Oel sowohl durch Klystiere
als durch den Mund beizubringen. Düs eommt z ****") findet
ihn sehr gefährlich. Dieselbe Meinung hat man in Italien von
ihni.undRAyLE-BAroaAE^^agt sogai-, dafs seine .schädlicheWirkung
durchs Kochen eher noch vermehrt als .geschwächt werde.
Auch die deutschen Mykologen, z. B. GMELIK f f ) , wpjcljer
ihn oft von denLandleutfen aus ünkenntnlfs statt des beliebten
efsbaren Reizkers sammeln s ah, und TJIATTI.NIK erklären ihn
fürläufserst giftig. •!'
Nach GLEDITSCH'{MfetluPung. p. 102J): erregt er Diarrhoe
mit Bauchgrimmen; nach ELLRODT' sehr schmerzhafte und
gefährliche. Zufälle'der Gedärme.-
In B B h m e nnwird er gesbhWt urid -mit ¿inem die Verachtung
ausdrückenden Beinamen k r a w s k y (den Kühen
.gehörig»), belegt; -in deutschen-?Gegendcn-.heiist-er -deshalb-
P f e r d e r e i z.kc r.
Nach.YicAj f f f ) bewirkt sein Genufs Zittern der Glieder,
Wahnsinn, Ohnmacht, Zuckungen im'^Gesichte, Schlagfluis.
Diesem-allgemeinen Urtheile entgegen erklären ihnLisistE;
BtJXJtAljM, P-VULKT undLETELLIER-j-J-i-f) für Unschädlich. PiDtET
fand nämlich, so jyie ;auch ich be£. wiederholten vV{er|iiphen an
Hunden, dafs sie davon nicht b e l ä s t i g t werden. LKTKI.I.IKU
versichert, ihn selbst öfters ohne üble Folgen gegesseH zu haben.
Ich g^h'o'fs ihn wiederholt (eine Kaffeetasse voll mit Fleischt
brühe gedünste.tYzwar ohne alle Beschwerde des' Unterleibes;^
allein der'GesChmack war höchst'widrig und schärf. Ein andersmal
wurden" $ Löth' auf' Butter «gebraten üflWVgenqssäi.'Der
.Geschmack war-.b.itt^r ,'. es .entstand- Kratzen iiu' Jlnlse ,nbe r
keine andere Erscheinungen.
. ,-Da aber~sein G e r u c h stihon unangenehm ist^sein bei
"Verletzung irgend einer Stelle hervortretender weifser Saft
scharfbrerinend schmeckt und1- das Fleis'cb: des Ifnfes wie des
.Strunkes -;roh: gekäut 'gleich: dem scbinfstenliettigueih minutenlanges,
Brennen auf deniLpfzen, der Zunge.und dein Gaumen
hinterläßt, da femer ^er ^tando^t d^"VPirkungen verändern
ma g , auch die Individualität der Menschen verschieden ..ist;
so mufs auch ich vor seinem Genüsse, ernstlich warnen..und
imFaUe'Kfankheitszufälle hervortreten,' diesen,fiie Mittel gegen
s c h a r f e G i f t e entgegen zrii'setzen rathen.11'
Medizinische Anwendung.
DÜFRESNOV ;|I|l|,k),,.empfiehlt ihn.giegeiij.diejyÄiÄj's«;
tuberculosa. I)ic. Landleute pflegen ihn in manchen Krankheitszufällen
den K ü h e n zu gehen.
*) Onfila leçons de medicine legate. Paris 1826, Tòni. II. pag. 333. — BncHNEiä -ìfadìsologie. NüMbkrg 1822.
**) Abhandlungen über die eßbaren Schwämme, übersetzt Heidelberg 3S22.
***) Champignons de la Frange.
****) Flore Française. Tom. I I . pag. 143. ;
Des Champignons comestibles, suspects et vénéneux. Paris 1827.
+) Descrizione esatta dei Funghi nocivi e sospetti. Milano, 1808,
f f j Beschreibung der'Milchbiätterschwämme iin GroCsherzogthnine Baden. Karlsrulle, 1825.
-i- j -¡ ) Uist. des plantes veneneúses de la Suisse.
¡ j ] ¡ ) Dissertation sur les propriet. champ. Paris, 1826.
¡ I I I I) Erfahrungen über das rhus. rad., ag. piperatus etc. übeijetzt Halle, 1801.
T a f . XIV. Bild T. Iis 9.
Wissenschaftliche Namen.
B e i s s e n d e r M ü c h - B l ä t t e r s c h w a m m , B r e n n r e i z k e r . — A g a x i c m pyrogalüs;, BL%r..
Gleichbedeutende Namen heim Volke.
G r a u e r P f i f f e r l i n g , S t e i n g r ä u l m g , -wi lde r S t e i n b r ä t l i n g , g r a u - b l a u e r "wilder. B r a t l i n g (KRAP F ) ;
b öhm. R j s e c p a l c i w i , d u b o w k j R y s e c ; — f r anz . Agaric. causlique, agaric, ä lail brillant.
2 7
Bezeichnimg.
S e i l j l H u t i s t be inahe flach', .dunke lbl e i f a rben, g e gür t e l t ; ndie B l ä t t e r s ind blaf sgrauröthl icl i ,
a b g e s o n d e r t ^ 1 f a s t h e i a b l a i i f e n d ^ d i cMi c j f ; 1 d e i - S t r u n k -gterade'," we i f s - r ö t h l i c h ; die M' i ' Icl i we i f s , er s t
siifslich, d ann s cha r fbe i f s end. KLZ.
Agaricus pyrogftfys: stipite p l e n o , n u d o , glabra. , su bundu l a t o , a lbido- rube l lo; pileo compl ana to,
tibus, di l a t e rufis (pallide - dilute ru fc scentibus), succo lactco a c en' imo , ^FM; i f i ad.
Agaricus mrogcàus/: S t i p i®I p l e n o n u d o , ' p i ì é o cinlyèO', g t ó b i ò , z o n a t o , I amel l i s curvilineis rufocBiwnis,
carne- a l b a we c ^mt a b i lMs j j cGo BUM..- champ.
Agaricus (lactiflmis) zonato. , I ame l l i s di s t inc t i s , subdecur
rent ibus , pa l l idi s , stipitej-reGto :ftiligmosp.,Pti;p.s. s vn. , , ,
Agaricus (leucospor. galorrh.) pyrogalus: pi leó s i c | ó g l abro «ubz ona t o l i v i t f ) , I ame l l i s di s t ant ibus
flavis, s t i p i t e c a v o cinerascente. KUES. syst. niyc.
A b b i l ä u n g . Bei" B I L L . herb, de la Frang. T a f . 5 ¿ 9 . F i g . 1. di e be s t e . Be i KUAPF. T a f . 5 .
Fi g . 8. 9. iiiir N'odi e rkennba r .
Beschreibung.
Der Hu t des entwickelten plchwammes erscheint "glan
oder auch hellrostfarben mit aschgrauen' Kreis-Bändern b e r i e f e
¿et , in der Mitte vertieft, der Rand scharf eingerollt, später,,
doph, noch .abwäctsga^ogen. Seijae; Breite,!erreicht höchstens.
4 Zoll. ..
Die S u b s t a n z des Hutes blmbt nny.erändert weifs und
markig j.'idre^Ti 1 ä'tt e r des Hutes liegen ziemlich dicht, -sind
üngleich lang, vierreihig, arifän'gs'weifs, dann schmutzig weifs,
iö'siFieischfarbrie übergehend?oder ins Knilie'spielend;'einige:
Zc.it ;;nach .dem ¡^pflücken! ;des. Schwainincs.'.'erscfiunuui • sief•
gelb$sie sind ..stark milchend, brüchig, dicklicli, bis 3 Iiinieni
breit-, etwas am Strünke herablaufend; die. der. ersten Reihe
sind lang, oben und unte5i,spitzig-verlaufend, ganz randig,,
ungleich läng; die der dritten sind sehr kurz, kaum bemerkbar.
>?''i|ÖißiKI?h e r n ' iAl t e r erscheint' der Hut ganz flach' mit
einer geringen Vertiefung in der .Mitte, wohl auch geschweift;
.endlich schlägt; sich der -HirtUim und wird trichterförmig. • Die
Farbe der^ trocknen obern Fläche ist unbestimmt< .grünlich',!
bräunliji.,' .'röthlich, weifslidK grau, blaugrau-, in? Violette
spielend, der.Bleifarbe am nächsten;.die conceritrischenKreise
oder Zonen sind oft auffallend, oft aber (besonders b e i ^ i j ^ ' j
lichem tJTnte) gar nicht vorhanden. Die Fasern der den Hut
iiberzieh'eriäe'n' Haut i'laufen oft in uniinterhTöfcKeh'eh Strahlen
von- sehrlzärter' Bildung aus,' 'oft tentsfeihtenh,dädnrch weifslibhe'
oder bräunliche' F l e c ke'i-' diä,llOT#'eileh,'diir,ch,1,QuetecHuiigi
gesättigter erscheinen:' Di e B 1 ä t t e r sind in 'dieser Zeit mehr1
von. einander abstehend.
Die' S chl äti c h e erscheinen als parallele Taseüi 'ohne
Schlaucbbedeckting.
Di e « S ameh sind irei,' rund, dürchsichtig", weifsl (Fig. a%'
1 D ß 'Mil'c h ;1 an welcher der'Schwamm in alleriiTheilep?
besonders aber im Hute oberhalb der Lafeellen'sehr reich isi,'
erscheint anfangs: wei f s , wird dann gelblich y' oft'bläulich und
ist erst von süfslichem j dann von aUmälig'stärker'nna.l aäihlili'
tend brennendem, sehr scharfem Geschmack,e. ,
Der S t r u n k ist gewöhnlich aufrecht, gerade, zuweilen
gebogen,'ii'äckt, bfci maHcheh Ihditidu'en mit gelblicheii Grüben
von verschiedener Gröfse, .Tifte und Fonn,^br igens weifs,
ins Gelbe oder Rothe spielend, später bräunlich, schmutzig,
gelblich, selten röthlich, | | Zoll lang, 4 — 9Linien dick, unten
igewjöhnlich; dünner; anfangs» ist. er dicht,! später- höhl.
. Da s Fl , e itsch, des. Hutes tlund .^esi.Strunkes ist fest,,
brüchig und weifs;, die Mi l c h weifs, gleichbleibend, tropfenförmig
aus ^erjetzten Stellen heraustretend und in Form von
gelben Kiiünlchen vertrocknend.'
Die Wu r zle 1 besteht blos1 an^ dem zusammengezogenen
Strünke; ihre Fäserehen sind'oft verbinftuul öder zerästelt.
Der/iG e.s chrn a c k.ist minutenlang brennend.
,, Die Z e i t sein,e.s( [\ior.kQ mtri.e niv,erstreckt sich vom
Juni bis in ilcn Xoyeinber.
Standort. ,
Er WBchst''sehr häufig einzeln nnd^f'esellig in Nadelwäldern
und Laubgehölzen. Jn¿Böhmen ist!!er sehr allgemein
-y.erbreitet. .Ich fand; ihn.,häufig. innerhalb, l'ntg: im fürstlich
Lobkowitzischen und Stift-Strahöfer Garten des Lorenzberges,
,näclwt !Prag( lf8ä2 im Juli) in unzähliger Menge in der Schiefergrube
des Tomaschek'schen Gärtens, im k. Thiergarten Stern,
feViier auf den,rRninenl! HradeK bei' Anselm (1 >30 im SeptemberT,'.
e^^Fasärien^ärteh' bei'Teplitz, in aen gemischten
Wäldern vöh Tucho'äiieiiiitZj'Staiteniti,1 Königssaal n, s. w.
Aelmlichkeit
hat'':ir am meisten'mit 'derii tiifsigen Milchblätterschwämme
i^g-fuitginosus', Ml ) , •de'r'äbgi'nie'gegürteli i'stj nach dein1
Brn'ehe sb^iScti'''ein'e Weirifärbe anuirnmt , und dessen Saft
b'ei"Weiiemlf6h4 stnnell'im'Munde brehnitl " '
- fPirkumg.
"• Wn-Oitrail!^'/l2BBiiiiSlat, ,]i, DE^COURTILZ """),
KitiraER *"•*}' und' S ' c ö i s E t D E R a l s Giftschwämm aufgeführt
ij-Oiii'iii !Vorîèsûiigeti aer''geriôhmcKe'-vArz'neikunaë } .Wèimar'Isiî.1' ORiftCAiRíttúli'gsVerfaliren'líei Vergiftúrigéii' ¿tc."Pesth Í8ií.'
JJETEIÍIÍIER' Tíist. et descript, des cfíampy tíliinenti et 'p:en. Paris 1816.
DEScocicrrr.z Champ. çompsU. susp, ef venen.¡ .Paris, 182Z'¿:
*+" ) KRlMER'a Anleitung zur jlìlf^ bei Vergiftungen. .Aachen 1824. (
»i***^cHNEiDEft 'über àie^éiìftec ' Tiibingên 1821. I 7 I