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besonders in der obern Unterleibsgegend, Zwa n g und Schmerzen beim Harnen. Zwei Kinder starben
an demselben Abend, das dritte am folgenden Morgen. Vom 4. bis zum 5. Tage Abends vermehrte ¡sich
das Leiden; Vater lind Mutter empfanden u n e r t r ä g l i c h e Schmerzen im Ma g e n , den Weichen,
den Lenden und der Gegend der Blase; der Unterleib schwol l an, der U r i n giiig schmerzhaft
a h , der Zwang nahm zu; es erschienen schleimichte, bluthal t ig- e Abgänge nach oben und unten,
K o p f s c h m e r z , t rockne Zunge, unaus löschl iche r Durst, B e ä n g s t i g u n g e n und Göa^ltls
i o n e n der Extremitäten, beim Vater auch Nasenbluten. Ain 6. Tage Abends waren die Füfso.
und Hände der Mutter ödematös angeschwollen. Am 7. erschien bei dem Vater Reiften, Mundfäupi
B r a n d der Zunge und des M u n d e s , Schluchzen, OhnmachtenBjausiSîetzender unterd
r ü c k t e r Puls, Delirien, V e r h a i t u n g der Exkr e t i o n e n , Kälte d e r E x t r e in i t a t e n,
a l l g e m e i n e r kalter Schweifs, der Tod. -•• Am 7. Tage stellten sich beivd'e;Muttpi: auch
schon C o n v u l s i o n e n der Extremitäten ein. Einhüllende und krampfstillende Mittel in einem ölichten
Trank bewirkten bei ihr Von nun an die Ausscheidung mehrerer S c h w a m m - S t ü c k e . Arn
Abend war das Erbrechen seltner, die Diurese stellte sich wieder her, klebrige, stinkende Faeces, giÄfln.
ab, die Convnlsionen hörten auf. Am 8. Tage waren die Koliken geringer, der Meteorismus verschwunden..
Vier Tage darauf waren die Zufalle bis auf grofse Schwäche und Geschwulst der untern Gliedmassen,
Zittern aller Theile, beständigen Schmerz unter dem rechten Augenliede gewichen. Die Genesung erfolgte
erst nach drei Monaten. (Journal général de Medecine. T. 25.)
V i e r t e Beobachtung.
Arzt DUFOURT sammelte in einem benachbarten Walde Schwämme, , welche er für (hm hochstieligen-
Blätterschwamm (Jg. procerus) und für den Kaiserling (Jg. caesarëiïsj hielt. ; Sie würden voni.
Haut und dem Stiele befreit-, in Stücke zerschnitten, und in ihrem Safte mit Butter und feinen. ïtrailteriis
gebacken und gespeis't. Die 20jährige Dienstmagd, welche am meistert davon genössen hatte, beklagte
sich bald über B e t äubung, Schwindel undffein leichtes Aufstossen; ihr wurftie,
r o t h und entzündet , die A u g e n t r a t e n herv;
o.r und ¿glänzten, der Pul s war wellenförmige
v o l l . Die 12jährige Tochter äufserte dieselben Zufälle, aber keine Neigungr/'ziMöi ErbrechÄn. Ein
18 Monate altes Kind, das nur in die Sauce getauchtes Brod gegessen hatt^s^Pjûiîef wider .(lie
Gewohnheit 16 Stunden lang, zeigte aber sonst kein bedeutendes Phänomen. Dass'ïljähmge Kind
beklagte sich über Betäubung und Trunkenhei t . Die Eltern empfanden î|eme Unheha^Jichkeit,
obgleich sie von demselben Gerichte .genossen hatten. DUFOURT gab allen Kranken B^Hh.WEFE^piïi
mit vielem Wasser, und bemüliete sich seine Wirkung noch dadurch zu sichern und zu erhöhen, daft er
alle Individuen in ein gemeinschaftliches Gefaft brechen lieft. Hierauf Verordnete er. einen stärlfe
ä t h e r i s i r t e n kr amp f s t i l l end e n Trank; am Abende waren alle genesen. ' '
Es scheint, daft Fliegenschwämme mit Kaiserlingen verwechselt waren. (Gazette de Santé 1812.)
F ü n f t e Beobachtung*''
Derselbe Arzt wurde zu einem 10jährigen, vom Schwammgenufee seit vier . Tagen kranken Kinde,
gerufen. T o d t e n b l ä s s e, klebrige,r, eiskalter S ch w e i f é . h a 1 b ge ö f f n e i ek3ßu,geut,
u n b e w e g l i c h e und für das Licht unempfindliche Pupillen, allgemeiner Starrkrampf,
g e s p a n n t e r Unterleib, Trismus, der Puls nicht fühlb ar., .die Bewegungen .dejstHerZons
kaum merkheh. DUFOURT stiefs mit dem Meifcel dem Kinde 2 Schneidezähne aus und flöftte mit einem
zu einer Rinne gebildeten kleinen zinnernen Löffel eine Mischung aus gleichen Theilen Schwefeläther
und Or ange syrup ein; lieft den Körper in ReinfarrniNachtschatten^Bittersüft- und Bilsenkrawtblättei;
einwickeln, den Leib mit einer Mischung von Chamillenöl, Kampfer, Alkohol und||mmoniak reiben und
wandte alles an, den Kranken zu erwärmen. Das Anfangs sehr schwierige Schlingen ging bald besser,
das Kind öffnete die Augen, dann den Mund, und wurde in einigen Stunden wieder hergestellt, nachdem
es eine Unz e Aether und eben so viel Syrup genommen hatte. Man überzeugte sich bald, daft sich
unter den Schwämmen der g rüne Wulstblättersch w a mm (Jmanita viridis, PEES.), der-Schjierling-
B l ä t t e r s c h w a m m (S y p o p h y l l um virosum, FAULET) und mehrere andere giftige Arten befanden.^(Gazette
de Santé 1812.)
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Die Hilfsleistung bei Vergiftung durch Schwämme
beruht darauf, dafs man
1. s|hnel%lt mögl icl^e genossenen Schwämme, »oder die Abkochung, Brühe oder den Saft
derselben nachgeben und unten aus zul e e r e n suclie. Zuweilen tritt E r b r e c h e n von selbst ein, dann
ist dieses durch vieles1 laues Getränk zuiiftterhalten. :,;Wenn sich>\aber ein solches Erbrechen nicht einfindet,
so mufe man (lieft; unverzüglich zu erzwingen suchen. Zu diesem.Zwecke dient in Ermangelung ärztlicher
Hilfe und Mittel^lauwarmes, ecMhaftsüfsliches, fettes ^G'etränk, z. B. Seifenwasser, qder einfaches lauwarmes
Wasser iii glöfter Menge,getrunken, ferner ip^toichanis,che Reiz im Seiende durch den eingesteckten
Finger oder den Bart einer Feder, lein-.gelindes] Drücken oder Reiben der Magengegend in kreisförmiger,
Richtung ;etc. • • M t o FaäM^|!%henÄ
ÄtiSCH inEgpen M e m ö r a b i 1 i e n ^ anführtyi bewirkten selbst
große Gaben von Brcchweinstein kein Erbrechen, sondern ersMa| Kitzeln des Schlundes mit der Feder.
Da die meistenpSfechwämira^ Empfindlichkeit^ des Ip f e ^M gelinprn Brechmittel
ohne Wirkung bleiben,, so empfehlen Hmn-Mcs und WI:NDT den&.. weiften ^¡triol als das oberste
Mittel bei J i e s e ü iVe r ^ n i l g e n . V;Um der- AMMiWgeR um so sicherer zu sevn,^verbindet man auch die
Brechmittel mit Abführungsmitteln. Ehler diesen Arzneimf t ' feln^welche die Ausleerung,auf beiden
Wegto- bewirkek (e^id- ccdliartica), Wählt'man 'einll^erbindung von B r e c hwe i n s t e i n zu 3 bis
4 Grän||der i§bn Brechwiiteiel zu 24 tfrau mit 2 Loth Glaubersalz^ welche Miäihüng man beiausbleibender
Wirkung nach^ einer Viertelstunde wiederholt. Indel! bald nach dem'Genüfse der^Schwämme_ reicht oft
schon (las Erbrechen liin-, .sie ausziileeren und, alle Kratdiheitszidälie' zu b'einiben; allein bei einiger
Verspätung dieser Operation, wo zu" |fermuthen steht, in den Darmkanal
gelangt sind,: ist es am drajigendsiten, diesen davon zu befreien, ¡fmaem man z.iB. eimie Auflösung von
tartai;isir'teiB Wßüistein oder andern Salzen, oder alle $ Stunde 1 Efslöffel voll Ricinusöl' reicht, und
Klystiere aus^inem Absuge |S;pn ^ennesblattriern mit ^tfesalz gibi. — Zff^eilen erfolgt demüngeachtet
keine und die Kiankheit schreitet vorwärts. Iii 'diesem Falle empfiehlt ORFILA
und PAULLT e'inen Absud 'von 2 Loth Tabaksblättern in einem Pfund Wasser zum auf waches
Entleerungen niym obeii nn'd ünteii'nicht lange ausbleiben. P.vi:ii:f gedenkt eines Kardinals, welcher
8. Stünden ohne Be,wufttseyn' in einer aäoplektisehen/ zuweilen mit Zuckungen b%i|eiteten Betäubung, imit
kdllen" CTiedmassen und-,einem ¡schwachen intcimi'ttuenden Pulse dahmlagp! Zwanzig Gran Brecfiweinstein
und Klystiere yon I'ulp. Coloc'ynth \varen ohne allen Erfolg, geblieben; das Tabaksklystier rettete ihn.
Dein Rathe mehrerer Aerztg| dafs man die reizende, oft bis zur entzündlichen Affektion steigende
Wirkung der driistischeu Klystiere, "z. B. mit Kidoquinlenmärk. etc. iiicht!-;
.seheueu und jäie|i Zufalle nach
erfolgter Au^l#rungplnit Aether etc. beseitigen, den Brech - und Abführmitteln Hofmanns - Geist zusetzen
sollj kann ich
2. 'Nach. ;gescfflhenier.. Entleer&gg der Schwämme ' durch Erbrechen' und, Leibesoffnungen;' sind
vegetäl;^^»^'Sänfenp^'B^®sgig,' Citronensaft oder Aepfelsaft anzuwenden. ORFILA rath einige Löffel
eines krämpfstm'eriden Trankes mit 2 Tröpferi Aether' auf 6' Unzen Flüssigkeit und in den ZwftclWnräümeh
einige Tassen- von mit.;Wemes.sig -gesiuertem Wasser zu reichen.-HBAltem: sehr'gefehlt ist eis-, bevor die
Schwämmet ausgeleertssind-,!' ätherisirte' und saure-- Getränke' in Anwendung zu bringen, weil piese die
s6hädIichen' Stoffe 'd|s 'SthH^fälnmes äufzulösen vermögen!* ihre" Aüfsäügung befördern ijnd die Zufalle nöc'K
AusIee'riing der Schwämme zuweilen noch uBermäfsige fortdauernde
Erbrechen - wird' durch krampfstillend'e Mittel beigelegtiAVr
SoMten trotz dieser Hilfsleistung Cong'estionen und Entzündüngen3 dSi?! teihgeWeide,
besonders ¡res Hirns, Magens und., des Darmkanals . eintreten, , so sind diese^auf angemessene' Weise mit
schleimigen; Mitteln,, Mnit: kaltem Wasser, Aderlafsy Blutegeln, Schröpfen, warmen Fufebädern; schleimigen
Klystfereil etc., zu .bekämpfen. Aufserdein ist; die1' ä1 u f e r'e' A. n w eri d u n g dei- KnltS' vön giofsem .Nutzen;
man besprengt und wäscht den ganzen Korper. mit, kaltein- Wasser ,. legt auch,; Scjmee, Eis oder kalte
Wasser1-^Umschläge1 umr deili Kopf.,' Der;Arzts^wd'isfeKf'in jenen Fällen,- wo- derselbe) zu spät» gerufen
und ihm wegen bereits entwickelter Entzüdunng die .Anwendung von Brech - und'. Pargirmitteln gigeiiangezeigt
scheint, sogar auf den antiphfögistisiihen Apparat allein beschränken ¡miisssji.
4. Wenn endlich die''Kräfte sinken) oder! ';wenn j w-ieü WENBT. sehr richtig bemerkt , - eine späte
Entle.erung;des. Gifte»,dei' tiefern gegen die Sensibilität g e w o n n e n e n Richtlüigen der Ijetätibend •wirkenden
Pilze,itnicht ln.eh.r verbeugen konnte iuid.ein slotus nervosiis,.s,ich entwickelt, dann finden kräftig -erregende
u»nid%'n'a)l;eip-tise'hei«Miittel ihie-'Anwendung, z. B. der Essigäther;, schwarze Kaffeey-'das flüchtige
reizende Klystiere. Däs Ojp'iüin, obsclion es J. FRA^K in einem Falle larga
dort mit sehr gutem Erfolge anwendete, dürfte, vor der Hand als problematisch anzusehen seyn. Bleiben
Fö'lgeh' zurück,' sö'beseitigt man diese' durch Mittel^ die ihrer Beschaffenheit entsprechen!
"§'. Was 'vpn den empfohlenen Ge g e n gift-fen zu halten sei, ist noch unentschieden; manche
stehen mit der rationellen Ajizeige ganz im. Widerspruch Ihre"Anordnung muft der Arzt bestimmen;