Abbildungen.
BULLIARD tab. 451. fig. 2. SOWERBY tab. 83. ROQUES tab. 7. fig. 4. Xsehr schlecht). NEES fig. 207,
Boletus ferruginatus BATSCH C. 1. flg. 28. LETELLIER tab. III. fig. 26.
E r wächst vorzüglich hei feuchtem Wetter auf Heiden unter dem Heidekraute und an den Rändern der Wälder,
zu Ende des Sommers und im Herbste.
Satanspilz, Blutpilz.
Taf. xxxrui. Bild 1 — 6.
Boletus sanguineus, PERS.
Bezeichnung.
Franz. Bolet marbré.
D i e s e r Röhren s c hwamm hat einen dicken, polstrigen, weichen, glatten, gelbbraunen oder weifslichen
Hut mit gelben Röhren, kleinen, ungleichen, purpur-blutrothen, selten orange-purpurrothen
M ü n d u n g e n ; einen kurzen, bauchigdicken, gelb-blutröthen oder purpurfarbenen, genetzten und gestrichelten
S t runk; ein veränderliches, blauwerdendes F lei sch; einen siifsen, guten Geschmack.
Bolet. pileo crasso, pulvinato, molli, Iaevi, alutaceo-glauco vel albido; tuhilis luteis; osteoHs
minutis, inaequalibus, purpureo-sanguineis, rarius aurantiaco-purpureis; stipite brevi, yentricoso, valido,
luteo-sanguineo-reticulato; carne mutabili, coerulescente; sapore dulci.
Anderweitige Diagnosen, Synonymen und Abbildungen.
Boletus rubeolarius, ß sanguineus: pileo pulvinato ex alutaceo subvirescente rugöso, poris stipite
uberoso laevi apice reticulato sanguineis. PERS. Syn. p. 513.
Boletus Iwidus b. FRIES Syst. myc. 1. p. 391. (excl. Syn.).
Boletus Satanas LENZ Scfnv. taf. 8. fig. 33.
Boletus marmoreus ROSUES bist, des Champ. p. 65. Tab. 6. (gut).
Beschreibung.
Der Hut ist bis 8 Zoll breit, dick, fleischig, polstrig,
weich, nackt, trocken, bei feuchtem Wetter schmierig, glatt,
selten rauh, ranzlich, im Alter grubig, gewellt, und oft
(bei sehr trockenem Wettet) tafelig gerissen. Er ist weifslich,
ledergelb, grünlich, oft theilweise ins Röthliche spielend.
Die R ö h r e n s c h i c h t e ist in der Jugend dünn, im Älter
dick, früher gelb, orangengelbroth, später dunkelkardinalroth.
Die R ö h r e n sind gelb, später bräunlich, ungleich,
mit purpurkardinalrothen fleischigen Mündungen;, sie sondern
sich leicht vom Entfleische und werden beim Retasten
dunkelblau; sie sind nicht halb so hoch als das Hutfleisch
dick. Der S t r u n k ist schleierlos, 2— 3 Zoll hoch, dick,
derb, dicht, fast knollig oft flach gedrückt oder eckig,
oft bauchig, nach oben dünner, gelb, blut- oder purpnrrofb,
selten blafs oder rosenroth, oben fein genetzt, das Netz
purpurdunkelroth, oft im Alter nach unten verschwindend
oder gestrichelt. Das H u t f l e i s c h ist in der Jagend derb,
wird später wei,ch, ist zart, saftig, 1—2 Zoll dick, weifs,
im Bruche röthlich und dann blau werdend. Das Strunkf
l e i s c h ist derb, doch zart, etwas faseriger als das des
Hutes und gelblichweiss, ebenfalls im Bruche blau werdend.
G e s c h m a c k nicht unangenehm, so auch der Geruch. Er
kömmt in gemischten Laubwäldern, in Hecken und Gärten
zu Ende Sommers nnd Anfangs Herbst häufig vor.
Mögliche Verwechslungen,
1. Er kann sehr leicht mit dem Königs jpi l z (Bot.
regius Heft 2. Taf. 7) verwechselt werden, vorzüglich
dann, wenn er jener mit verbleichtem und letzterer mit geröthetem
oder gar rosenfarbigem Hute vorkommt» Er unterscheidet
Sich jedoch von ihm durch sein bläuwerdendes
Fleisch, die gelbgrünen Röhren mit den purpurrothen Mündungen
und durch den bauchig knolligen Strunk. Das Netz des
K ö n i g s p i l z e s ist weifs oder gel|^-ni«'iSO dunkelroth und
auch hie so kleinmaschig, aber weifs und "iinten'<föthbräunlich
werdend, bis zur Wurzel laufend; bei dein- Satahss>-
p i l z e verschwindet es gegen die Basis des Strunk®!, wird
nach, unten blässer und ist am obern Strunktheile schön
dunkelroth.
2. Vom D o n n e r p i l z (Boletus luridus^interscheidet
er sich durch die Hutform und Farbe, die Gästalt des
Strunkes und durch das feine Strunkhetz.
3. Mit dem He r r enpi l z (B. ecliüisund dem
B r o n z p i l z e (B. aereus) kann er weniger leicht ve®
wechselt werden, da diese sphon die Strunkfomi, die Farbe
der Röhren und Bekleidung hinlänglich unterscheidet.
Wirkung auf den Organismus.
Er ist einer der giftigsten Pilze, so dafs ihn LENZ
mit Recht 'nach der Heftigkeit seiner Wirkung den Sat
a n s p i l z nannte.
Die ersten Exemplare dieses Pilzes, die ich gewahrte,
prangten in Gesellschaft des Königspilzes auf dem Schwammmarkte
unter den Fenstern meiner Wohnung- Die Schönheit
ihrer Farbe machte, dafs sie der Verkäufer am höchsten
im Preise hielt, und auch rücksichtlich ihres Wohlgeschmackes
über den Herrnpilz erhob. Ohne Anstand versuchte
ich ein kleines Stückchen vom Hule dos rohen Pilzes,
fand den Geschmack ähnlich dem , des Königspilzes,, und
glaubte, der Versicherung d'es; Verkäufers trauend, ihn für
eben SO geniefsbar. Ich kaufte die gesámpiten Stücke und
übergab sie dem mich begleitenden Zeichner SjdHiEU zur
Abbildung. Eine Stunde' später überfiel mich, am Krankenbette
der Klinik ein leichter Schwindel, Unwohlsein, Neigung
zum vj|i;brechen. Einig®, Tropfen Hoffmannsgeist ver»
scheuchten diese leichten Erscheinungen, deren' Ursache ich
anderswo sucht?, ohne mich des,'Pilzgs. zp eripnern. Auf
dem Rückwege vom Spital besuchte ich den Zeichner,, um
die l^ischritte ¡''seiner Arbeit z tmhen, und »fang! ihn zu
meinem Staunen im Bette mit heftigen UnterleffiscKmeSéü
Ena Blutbrechen. Er hatte aus Neugierde ebenfalls Tom
Schwämme eine größere Portion gekoster. Zu Haus angelangt,
sah ich auch meinen S cWr e i b e r mit Schwindel,
Lebelkeit und Ohnmachtsgéfühí kämpfend,; nachdem er- den
rohen Schwamm ebenfalls versucht hatte. Am sehlimmsfjh;;
aber, erging esi dem Herrn Prosektor BOCHDÁÍSÉÉÍ, welcher
während meiner Abwesenheit den schönen ¿Schwamm bei
mir gesehen,i.uM zum Versuche mit sich genommen hatte..
Er gemilV:
des Mittags; etwa 3 Loth davon mit Butter gek.
röstet, fand iba, süfslich -fade , und füh|% (sich bis; 7 Uhr
Abends wohlfjijfiifser einem flüchtigen leichten Grimme®" im
Unterleibé., welch® ier von andern Ursachen ableitete.. Er
nahm nnn des Abends allmälilig ,3 Stückchen, die etwa ein
Quintel betrügen;, vom r o h e n Schwämme und gewahrte
bald darauf ein sehr ímaíígBnehmes-, Brennen, und Kratzen
im SchInnfeopf49¿i
®ée "&unde: ,Später . entstand allgemeine
Hitze; Kopf, Stirn und Rücken geriethen in Schweifs, der
Puls wurde, stärker und häufiger. EinigS Minuten darauf
stellte sich Brustbeklemmung, .ein, Verlangen nach freier
Luft, mehr .Kratzen und Brennen im Halse, gröis,ere Span»
innig dfis Unterleibes, ungemeine Kr-mattung, fast- bis zum
Unvermögen sich aufrecht zu erhalten, Dazu gesellten sich
Schwindel, Uebelkeiten, Brechneigufijj, gröfstes Unbehagen
im ganzen Körper-„. Bangigkeit, Unruhe, .Funkerisslieii, abwechselnd
mit Verdunklung* der Augen, Abnahme des Gehörs,
Ohrenbräiisen, endlich anhaltendes, heftiges Erbrechen dessen,
was des Mittags .genossen .w.or.den, nebst einigen Stückchen
vom rohen Schwämme. , Gegen diese Zufälle wurde, anfangs'
kaltes Wasser1, doch mit einem gewissen Widerwillen, hastig
genommen, aber-', sogleich wieder ausgebrochen; das:
Erbrechen kehrte in immer kürzeren Zwischenräumen zurück,
dreizehn. bis fünfzehnmal in einer Stunde, begleitet von
einem unb es chreibliehen Ahiii'ünki'anipfe; das Entleerte bestand
nun in einer wäs.srigen geschmacklosen Flüssigkeit
und "einigen Schwammtheilcnen. Ein kälter Schauer überzog
bei jeder Bewegung den Rücken, der Puls wurde frequenter,
unregelmäßig im Rhythmus; die Magengegend wurde .
aufgetrieben, bei der Berührung stumpf schmerzend > wärmer.
Dazu kam Herzklopfen^; deutlich ' sieht- und fühlbares Pulsiren
der epigastrischen Gegend, sehr lästiges Austrocknen
des Mundes. imd*;
des HalseS", unl'oschbarer Durst und heftiges
Erbrechen aller auch noch so milden lauen oder kalten
Flüssigkeit. Die intellektuellen Funktionen blieben unverletzt,
aber das Sehen wurde trübe, der Geruch war der
nach abgestandenen Fischen; den ganzen Körper ¡bedeckte ein
eiskalter dicker Schweifs. Zu dein Erbrechen gesellte sich
•gegen Mitternacht ein Kollern , . Poltern, heftiges Grimmen
im. Unterleibe, Durchfall, mit welchem nebstbei zum Theil
sBerdaute iächwammstückchen. abgingen. In dem .'nach Mitternacht
Ausgebrochenen sah man dickes, kirschbraunes,
zuletzt heljkaiBs; dünnflüssige^ Blut in bedeutender Menge.
¿Auch die Stuhlentleerungen waren .nun mit Blut gemischt.
Der Kranke nahm eine Oelmixtur mit Bilsenkrautextrakt,
äufserlich auf die epigaStrische Gegend Sind auf die Waden
einen Senfteig, zum Tranke Gerstenschleim. Das Erbrechen
' wurde seltener, der Durst aber hoch heftiger, der Magenkrampf
etwas- gelinder; die Schwäche des Körpers blieb
dieselbe, dei;-Durchfall wurde stärker, doch unschmerzhaft,
j a sogar erleichternd ;• die Spannung und Völle des Unterleib
® und der Magenkrampf nahm ab, der Puls wurde
mehr geregelt, bei gleicher- Frequenz. Gegen Morgen stellte
»:sich ein ruhigery; durch mehrere Stunden dauernder erquik_
kender* Schlaf ein; die Hauttemperatur wurde, angenehm,
die Haut feucht.; Uebelkeiten und Erbrechen kamen seltener;
.das unbeschreibliche Verlangen; nach frischem gesäuerten
Wasser wurde befriedigt. Am folgenden Tage Mittags wurde
Schwefeläther '.und ein warmes, B.ad genommen. Langsam
ging, die Besserung vorwärts; ein -.'eigenes Mifsbehagen im
ganzen Körper, eine^o.iiderbare, sehr: qualvolle Verstimmung,
des Ge.miithes. lind :gMi0'E"mpiindliclikeit des Unterleibes!,
Widerwille gegen Getränke "und kühle Luft, die
Schwere u ® '^Wüstheit dos Kopfes.- ä wie difes Eckel erregende
Erinnerung an den Genufs eiües jeden iifchwammes
überhaupt unuMjene des satanischen Pilzes^besonders dauerte
Ilücli durch mehr als einen Mqnat fort.
Gleichzeitig,; hatte ^on demselben röften Exemplar auch
ein Hörer der Chirurgie W. H ein Stückchen (etwa £
QuinMp genössen. Nach einer Stunde entstanden
¿Uebelkeiten, ein immer zunehmendes Zusammenschnüren des
Sehlundkopfes; darajif Erbrechen mitBheftigem Zusammenschnüren
des Magen^Bund allgemeinem kalten Schweifs.
Dazu gesellte sich Friösteln, abwechselnd mit Hitze, besonders
hei Bewegungen d p Körpers. ' Vor dem Erbrechen entstand
'jedesmal Schmerz in der Herzgrube und • in der Magengegend.
Laues Wasser wurde sogleich '-wieder ausgestofsen.
Mit dem sechsten Krbrechen kam weifser, schaumiger Schleim,
die folgenden Male gelbe Galle und Schleim; hierauf mehrere
flüssige, Stuhlgänge ohne Schmerz. Weinessig wurde
Anfangs'bald nach dem Genufse ausgebrochen, später nicht
mehr. Es stellte, sich bald ein ruhiger, gegen 2 Stunden
^dauernder Schlaf und ein allgemeiner angenehmer Schweifs
ein. Der Durst blieb noch ziemlich heftig, doch geringer
.als, früher. , Noch dien andern Tag währte das Gefühl der
Mattigkeit; der Geruchssinn' blieb durch längere Zeit höchst
empfindlich ; besonders aber erregte der Gedanke- an den
Geschmack des Schwammes Eckel.