Die an der südwestlichen Spitze des Alexandretta-Meer-
busens gelegene Gebirgskette des pyrogenen Tolos Dagh ist
fast durchgehends mit Pinus maritima überwachsen, mit Eichen
als Sträucher und Bäumen eingemengt, hat aber lange nicht die
grosse Verwandtschaft zum Troodos, wie der Nur Dagh zum
Ceriniagebirge. In den beiden pyrogenen Gebirgen wachsen
gemeinschaftlich: Phytolacca pruinosa, Paeonia corallina, Melissa
altissima, Lonicera Etrusca, Kentrophyllum syriacum, ftuercus
Pfaeffingeri, Juniperus rufescens, Alyssum Cassium, Thlaspi violas-
cens, Euphorbia herniariaefolia, Vieia elegans sammt vielen anderen
minder wichtigen.
Werfen wir noch zuletzt einen Blick auf Kleinasiens
Südküste und das am nächsten nördlich von der Insel gelegene
Cilicien. Die cultivirbaren Ebenen, die mit stachligem
Strauchwerk überwachsenen Hügel und Vorberge, das mit
Seekiefern, Eichen und Terebinthen beschattete Niedergebirge,
der von 4000 bis 6000 Fuss dunkele Waldgürtel von Schwarzföhren
mit dem ihn überragenden Alpenlande, geben ein noch
einmal so grosses landschaftliches Bild wie die Insel, und doch
sind sich beide sehr ähnlich. Das Verhältniss des Laub- und
Nadelholzes ist auch ziemlich dasselbe wie in Cypern. Von
den mir aus Cilicien bekannten Pflanzen wächst der vierte
Theil auch auf der Insel, und beiden Gegenden sind ausschliesslich
eigen: Evax eriosphaera, Galium adhaerens, Galium
peplidifolium, Bupleurum Koechelii, Ranunculus Cadmicus, Nigella
elata, Silene macrodonta, Euphorbia Kotsehyana, Vicia sericoearpa.
Weiter sind noch aus beiden F lo ren , auch in einigen
angrenzenden Ländern wachsend, häufig vertreten :
Poa persica — Syrien bis Taurien. Orchis anatolica — Bithy-
n ien , Carien. Pterocephalus papposus — Syrien. Gundelia
Tournefortii — Syrien, Armenien. Evax contracta — Syrien.
Centaurea hyalolepis — Mesopotamien. Crepis Sieberi —
Griechenland. Molucella laevis — Syrien. Lamium moscha-
tum — Griechenland. Teucrium Smyrnaeum — Jonien.
Lithospermum hispidulum — Rhodus. Veronica caespitosa —
Libanon, Bithynien. Daucus bicolor — Bithynien. Anemone
blanda — Antilibanon. Fumaria Thuretii — Griechenland.
Arabis albida — Caucasus. Sisymbrium torulosum — Mesopotamien,
Algier. Silene longipetula — Syrien (Svedia). Phytolacca
pruinosa — Südliche Amanus. Tamarix Smyrnensis __
Anatolien. Cotoneaster numulariaefolia — Creta, Anatolien, Liban
o n , Nord-Persien, Caucasus. Crataegus Aronia ■— Syrien,
Mesopotamien. Trifolium ovatifolium — Syrien, Peloponnes.
Astragalus dyctiocarpus — Syrien. Prosopis Stephaniana —
Syrien, Palaestina, Mesopotamien, Nord-Persien, Caucasus.
Wir haben gesehen, dass die holzigen Gewächse aus
der Mediterranflora auf die Physiognomie der Insel weit mehr
Einfluss üben, als die krautartigen Pflanzen. Da aber viele
Bäume und Sträucher in Cypern fehlen, so gestaltet sich das
Gemisch hier anders als im grossen 'Gebiet. Auch der An-
theil, den die benachbarten Länder an der Zusammensetzung
der Inselflora haben, vermehrt ihre Mannigfaltigkeit. Wenn
nun noch jene-Eigenthümlichkeiten hervortreten, die durch
eine Anzahl der Insel ausschliesslich angehöriger Pflanzen bewirkt
we rden, so gewährt diese Zusammensetzung des Gewächsreiches
hier in ihrer Gesammtheit ein eigenes Bild.
Die folgende Aufzählung aller in Cypern bisher bekannten
Pflanzenarten wird aber besonders zeigen, woraus der
Reichthum und Prunk dieses Gesammtbildes- in allen seinen
Nüancen zusammengesetzt ist. Bevor wir jedoch die specielle
Flora in Betracht ziehen, dürfte hier in einigen Worten vorausgeschickt
werden, wie die bisherige Kenntniss derselben
zu Stande gekommen ist.
Unter den schon früher erwähnten Reisenden ist D e L a
B i l l a r d ie r e der älteste, dessen Pflanzen wir von einem im F e bruar
1787 ausgeführten kurzen Ausflug auf den Berg St.
Croce unweit L a rn ak a besitzen, die am vollständigsten im
He rb ar von Florenz aufbewahrt werden.
Dr. J o h n S ib th o r p ist in Begleitung von F. B a u e r
als Zeichner, Mr. H aw k in s als Zoologen fast zu derselben
Zeit in Cypern eingetroffen und hat sich unter allen bisherigen
Reisenden die glänzendsten, nach 80 Jah ren noch nicht erreichten
Verdienste um die Flora und F au n a erworben. Vom
8* 13. April hielt sich diese Gesellschaft bei Larn aca und
10*