und man sieht es hier wie in hundert anderen Fällen, dass
das Baumaterial die erste Bedingung zur Kunstausbildung gab.
Wir bewundern noch heutigen Tages die vortreffliche
Erhaltung vieler aus diesem Steine aufgeführten Gebäude,
doch entging es mir bei Besichtigung mehrerer Bauten, n a mentlich
der griechischen Klosterkirche von Morphu, nicht,
wie auch an diesem den atmosphärischen Einflüssen so vollkommen
widerstehenden Sandstein ein durch Jahrhunderte
fortgesetztes Einwirken von Regenwasser auch ihn zu zernagen
und zu zerstören im Stande ist. Es ist daher nicht
schwer, an allen noch vorhandenen Prachtbauten die Wetterseite
herauszufinden, indem nur diese es vorzüglich ist, welche
Spuren der Verwitterung an sich trägt.
Ueber die Verhältnisse dieser Sandsteine und Conglo-
merate zu ihren Unterlagen möge Folgendes eine Berücksichtigung
verdienen. Dieselben sitzen immer auf den ihnen in
der Bildung zunächst vorausgegangenen Schichten der Tertiärformation,
d. i. auf grauem Mergel oder weissem Kalkmergel
auf, und nur in wenigen Fällen liegen sie wie bei Strullus
unmittelbar au f Aphanit oder Quarzporphyr. Sie sind ferner
weit weniger als die unterliegenden Schichten geneigt, verflachen
sich aber in allen Fällen von der Hebungslinie nach
beiden Seiten hin, so im Centralstocke wie in der Nordkette.
In mehreren Fällen wurde die Höhe, bis zu welcher diese
Schichten steigen, durch directe Messung bestimmt. Ich fand
sie in einem Falle in der Nähe von Larnaka, bei Chelia, 241
Par. Fuss, im anderen bei Panteleimon 892 Par. Fuss und in
der Regel dürfte die Grenze wohl immer 400—500 Fuss betragen,
da die Hochebene, auf der z. B. die Hauptstadt des
Landes — Nicosia — liegt, und dessen Unterlage eben dieses
Conglomérat ist, selbst schon auf 458 Par. Fuss ansteigt.
Dort wo diese Conglomerate, wie auf dieser Hochebene
den darunter liegenden Mergel bedecken, ist der Boden äus-
serst trocken, rauh und unfruchtbar, und nur in den Vertiefungen,
welche aus der wellenförmigen Biegung dieser Schichten
hervorgehen, und die zugleich Sammler der Feuchtigkeit werden,
hat sich nach und nach eine schwache thonige Unterlage
gebildet. Diese häufig ganz unbebauten Plateaus, wie sie sich
im ganzen Gebiete des Morphuflusses und des Pediäs dort
und da vorfinden, sind nur von Gestrüpp (Poterium spinosum,
Satureia Tymbra, Pistacia Lentiscus, Juniperus phoenicea u. s. w.)
bekleidet und vom Landmann als D ü r r l a n d oder Ha i d e l
a n d ( Tgayvorii) bezeichnet. Diese Gegenden sind zugleich die
Geburtsstätte und der wahre Tummelplatz der Heuschrecken,
bevor sie alljährlich ihre Wanderungen und verheerenden Züge
im Lande beginnen.
Allein diese bedeckende Kruste ist nicht allenthalben
über die Mergelunterlage ausgebreitet, sondern von Stelle zu
Stelle durchbrochen — eine Eigenthümlichkeit, die den Bildungsgesetzen
solcher Schichtenabsätze gerade zuwider ist,
und nur aus späteren Veränderungen, welche dieselben nach
ihrer Ablagerung erfahren haben, erklärt werden können.
Da so gewaltige Entfernungen von Bergmassen unmöglich
den gegenwärtig oder in der historischen Zeit überhaupt
'wirkenden meteorischen Niederschlägen und Landwässern zugeschrieben
werden können, so müssen dieselben nothwendig
durch gewaltigere Kräfte entfernt worden sein, und was kann
hier eher als Ursache dieser Erscheinung angenommen werden,
als Strömungen des Meerwassers, die das, was sie gebaut
haben, zum Theile wieder vernichteten.
Die Annahme eines so gewaltsamen und turbulenten
Eingreifens der Wassermassen machen auch die Conglomerate
und Schuttmassen nothwendig, die sich an dem Nordabhange
der nördlichen Bergkette befinden, und oft eine Mächtigkeit
bis zu 12 Klafter und mehr zeigen, so namentlich bei Akanthu,
Elamu u. a. 0 . wo sie bis 579 pr. Fuss Seehöhe steigen.
Es wird nicht überflüssig sein, diese so auffallenden L a gerungsverhältnisse
durch einige der Natur entnommene Zeichnungen
zu illustriren.
Nachstehender Durchschnitt ist durch den Gebirgsabhang
von Omodos nach dem Meere zu geführt, und zeigt die auf
dem D iorit aufliegenden weissen Kalkmergelschichten mit nicht
unbedeutender Neigung nach Süden. Ueber diesen Schichten
liegen in etwas sanfterer Abdachung, also nicht ganz conform