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 Mit  diesem  unwirthlichen  Sandsteine  hängt  nun  aber  ein  
 Formationsglied von  ganz  anderem  Charakter  zusammen,  welches  
 einen  nicht  unbedeutenden  Theil  der  Ebene  zwischen  
 beiden  Gebirgssystemen  erfüllt,  und  sich  in  etwas  veränderter  
 Form  noch  darüber  hinaus  fortsetzt.  Es  ist  das  Mergelgebilde  
 der  Mesaria,  des  fruchtbarsten Theiles  der Insel,  und  es  sind  
 die  weissen  mergeligen  Kalke,  die  sowohl  die  Abdachungen  
 der Nordkette  als  des  Centralgebirgsstockes  mit  einem  breiten  
 Streifen  umfassen. 
 Auf  den  ersten  Anblick  möchte man  glauben,  dass  eben  
 dieser  fruchtbare Mergel,  der  sich  wie  der  angrenzende  Sandstein  
 von  einem  Ende  der  Insel  bis  zum  ändern  —  von  Fa-  
 magusta  bis  Morphu  —  erstreckt,  nur  ein  Product  der  Anschwemmung  
 ist,  welches  die  von  den  Bergen  kommenden  
 Flüsse  nach  und  nach  bewirkten,  und  dass  das  vorzüglichste  
 Material  hiezu  die  leichtverwitterbaren  thonigen  Schichten  des  
 eben  betrachteten  Sandsteines  abgeben. 
 Die  Sache  verhält  sich  jedoch  nicht  so.  De r  Mergel  
 ist  nicht  auf  einer  fremden Unterlage  von  den Gebirgen  durch  
 die  gegenwärtigen  Flüsse  dahin  geführt,  sondern  er  ist  ursprünglich  
 an  dieser  Stelle  und  bildet  das  Hangende  des  
 Sandsteines.  Nur  dort,  wo  die  Flüsse  dieser  Ebene  hinlänglich  
 tiefe  E in s c h n itte ^ !  von  2—4  Klafter  —  bewirkt  haben,  
 ist  man  im  Stande,  die  Schichtenfolge  der  fraglichen Gebilde  
 zu  übersehen. 
 S .  Nicosia  d  Pediâs  d  N. 
 a  Sandstein,  b  Tertiäre  Mergel,  c  Conglomérat,  d  Alluvium. 
 Ein  Profil  aus  der  vom  Pediäs  und  einem  Nebenarme  
 desselben  durchschnittenen  Ebene  in  der  Nähe  von  Nicosia,  
 mag  die  Sache  deutlich  machen. 
 Man  sieht  hier  die  beinahe  senkrecht  aufgerichteten  
 Sandsteinschichten  allmählig  nach  Süden  fallen  und  unter  der  
 Decke  des  Mergels  verschwinden,  dessen  Schichten  conform  
 mit  dem  Sandsteine  verflächen.  Ueber  demselben  liegt  fast  
 schwebend  aber  viel  weniger  nach  Süden  als  nach  Norden  
 geneigt,  ein  Conglomérat,  und  erst  über  demselben  ist  das  
 vollkommen  horizontal  abgelagerte Alluvium  ausgebreitet.  Nur  
 dort,  wo  die  rauhe  und  grobe  Conglomeratdecke  fehlt,  tritt  die  
 Mergelunterlage  hervor,  bedeckt  mit  einer  mehr  oder weniger  
 mächtigen Alluvialschichte  von  ähnlicher Beschaffenheit.  Diese  
 ist  es  nun,  welche  durch  ihre  physikalische Beschaffenheit  so  
 wie  durch  ihre  chemische  Zusammensetzung jenen  fruchtbaren  
 sowohl  der  periodischen  Ueberschwemmung  als  der Bewässerung  
 zugänglichen Boden  bildet,  welcher  das  glückliche Land  
 der  M e s a r ia   -t  ausmacht*). 
 Dass  diese  Mergelschichten  der  Tertiärformation  zuzuzählen  
 sind,  geht  aus  ihrer  Verbindung  mit  den  mergeligen  
 weissen  Kalken  hervor,  die  wir  sogleich  etwas  näher  b e trachten  
 wollen. 
 Dieselben  haben  einen  namhaften  Antheil  an  der  Bildung  
 des  Hügellandes  der  Insel.  Sie  treten  besonders  in  der  
 nördlich  von  Lanarka  gegen  den  Monte  St.  Croce  ziehenden  
 Hügelkette  auf,  die  weiter  über  Athienu  nach  Dali  und  bis  
 in  die  Gegend  von  P e ra   reicht.  Südlich  umsäumt  den  Cen-  
 tralgebirgsstock  eine  gleiche  Hügelfolge  von  den  Abhängen  
 des  Monte  St.  Croce  an  über  Mazoto,  Moni,  Amathus,  Epis-  
 kopi,  Avdimu,  Kuklia,  Cathiga  u.  s.  w.  bis  zum  Cap  Aka-  
 mas, 1  hie  und  da,  wie  z.  B.  zwischen  Episkopi,  Kilani  und  
 Omodos,  zwischen  Paphos  und  Chrysoroiadissa,  ein  breite  
 Zone  darstellend. 
 Auch  an  der Nordkette  kommt  der weisse  kreidenartige  
 Kalkmergel  nicht  selten  an  beiden  Seiten  des  Höhenzuges 
 *)  Nach  L.  R o s s   ist  Mesaria,  Mesaoria  (v) Meaupea,  MeTaofa)  ein  genereller  
 Name  für  binnenländische  Ebenen  au f  den  griechischen  Eilanden.  
 Me<ra  Topix  is t  so  viel  als  „Das  L an d   zwischen  den  Bergen.  Auch  Messene  
 ist  yJ  /usorcnrjvr) S s c i l .   Xcopa  d^  i.  E bene  zwischen  den  Bergen.