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 man  den  letzten  Bergkuppen  nahe. 
 Als  wir  am  13.  Mai  das  erste  Mal  in  diese  Höhen  
 k am en ,  waren  noch  an  der  Nord-  und  Nordwestseite  der  
 höhsten Kuppe  bedeutende  Schneeanhäufungen wahrzunehmen,  
 die  jedoch  innerhalb  acht  Tagen  bis  auf  den  Schnee  der  
 Gruben*)  grösstentheils  zusammengeschmolzen  waren.  Hier  
 oben  an  der  Grenze  der  karamanischen  Kiefer  nimmt  noch  
 ein  Waldbaum  von  Bedeutung  Theil  an  der  Waldbildung,  
 dies  ist Juniperus foetidissima Wi l ld.  Dieser dicht beästete, meist  
 übermässig  zusammengedrückte  und  daher  zwergartig  erscheinende  
 Baum  nimmt  die  letzten  und  höchsten  Streifen  
 der  Baumvegetation  ein,  mit  der  dieselben  ohne  Gesträucher  
 in  die  krautartige  Vegetation  der Spitze  übergeht.  Die  letzte  
 keineswegs  schwer  zu  besteigende  Kuppe  ist  kahl  und  fast  
 vegetationslos,  nur  wenige Pflanzen wie Corydalis rutaefolia DCV  
 Ranunculus CadmicusB o i s s. folgen den Wasser führenden Gräben  
 und  Schluchten  bis  auf  die  letzte  Höhe. 
 A. G a u d r y   hat  den  höchsten Punkt  über 2000 Meter berechnet, 
   indes  ich  denselben  barometrisch nur  auf 1915 6 Meter  
 bestimmte.  L. Ro s s   erzählt  (Reisen  p.  207),  dass  auf  diesem  
 Gipfel  die  Ruinen  eines  alten  Gebäudes  Vorkommen  sollten,  
 von  denen  er  muthmasst,  dass  sie  eine  ähnliche  Bedeutung  
 gehabt  haben  mögen,  wie  die  Trümmer  vom  Heiligthume  des  
 atabyrischen  Zeus  auf  dem  Atabyron  in  Rhodos.  —  Von  
 solchen  Tempeltrümmern  ist  hier  nichts  zu  s eh en ,  und  auch  
 H e rr  K o t s c h y ,   welcher  dieselbe  Stelle  vor  15  Jahren  betrat, 
   hat  nichts  dergleichen  gefunden,  es  schien  ihm  aber  die  
 Angabe  R o s s ’  durch  ein  Missverständniss  der  von  ihm  g e machten  
 Erzählung  herzurühren. 
 *)  Es  sind  dies  künstlich  angelegte  Gruben  von  bedeutendem  Umfange, 
   in  welchem  sich  der  Schnee  länger  e rh ä lt,  als  ringsumher,  und  aus  
 welchen  früher  während  des  Sommers  Schnee  mittelst  Maulthieren  nach  den  
 Städten  gebracht  wurde.  Zum  Zwecke  der  längeren  Conservirung  ihres  In haltes  
 tru g   man  Sorge,  diese  Schneegruben  mit  Reisig  zu  bedecken. 
 Allerdings  ist  die  Spitze  des  Troodos  mit  Ziegelfragmenten, 
   mit  Scherben von Thongefässen  und Steinanhäufungen  
 überdeckt.  Letztere  bilden  sogar  wallartige  Erhöhungen,  die  
 sich  besonders  an  der  Südseite  weit  hinab  erstrecken.  Dieselben  
 lassen  ohne Zweifel auf hier bestandene Niederlassungen  
 schliessen,  allein  ein  anderes  Material,  das  sich  hier  neben  
 dem  Schutt  gleichfalls  vorfindet,  deutet  mit  Bestimmtheit  auf  
 die  Art  der  Niederlassung,  und  das  sind  S c h l a c k e n .   Die  
 P ro b e n ,  die  ich  von  da  mitnahm,  ergaben  sich  in  der  Zusammensetzung  
 ähnlich  jen en   Schlacken,  die  ich  tiefer  bei  
 der Quelle tu Maschinari und  an  ändern Orten in nicht geringer  
 Menge  antraf.  (Seite  17). 
 Die  Niederlassung  auf  dem  Troodos  'w a r  also  wahrscheinlich  
 eine  bergmännische,  und  zu  welcher  Zeit  der  
 Bergbau  daselbst  noch betrieben wurde,  darüber  geben  einige  
 Münzen  aus  der Ptolemäer-,  der  Römer-  und  selbst  noch  aus  
 der  Bizantinerzeit  Aufschluss,  die  eben  unter  den  Ziegeltrümmern  
 gefunden  wurden. 
 Ueber  die  Zeit, wann  allenfalls  diese Wohnstätten  wieder  
 verlassen  wurden,  wissen  die  Einwohner  von Prodromo  nichts  
 anzugeben,  daher  sie  sicher  schon  seit  Langem  verödet  sein  
 müssen.  — 
 Eine  andere  Excursion  von  Prodromo  aus  führte  uns  
 auf  einen  fast  wagi’echt  über  Schluchten  und  Abhängen  sich  
 schlängelndem Weg  nach  dem Kloster  Trooditissa  der  eigentlich  
 geistlichen  Burg  des  Troodos.  Dieselbe  liegt  an  der  
 Südseite  des  genannten  Berges  nach  meinen  Messungen  um  
 36  Fuss  niedriger  als  Prodromo*)  in  einer  engen  bewaldeten  
 Schlucht.  Die  ersten  Mönche,  welche  die  Aufgabe  ü b ernahmen, 
   die  Bodenkultur  bis  in  diese  Winkel  des  Gebirges  
 zu  tragen,  mögen  mit  Vorbedacht  dieses  schwer  zugängliche  
 Verliess  gewählt  haben,  um  mit  desto  grösserer  Sicherheit  
 das  We rk   des  Friedens  ungestört  zu  verb reiten ;  doch  haben  
 die Jahrhunderte,  die  darüber  verflossen  sind,  auser  geringen 
 *)  Nach  G a u d r y   um  107  Meter  höh e r,  was  durchaus  unwahrscheinlich  
 ist. 
 U u g e r   und  K o t s e h y ,   die  Insel  Cypern.  32