unsere Tage nicht um ein Ha ar in seiner Industrie geändert.
Was würde die Göttin des Oelbaumes sagen, wenn sie heute
nach Tavlu oder Pisuri k äme, und diese verzweifelten
Maschinen sähe, womit die Sprösslinge ihrer erlauchten Nachkommenschaft
maltraitirt werden!
Olivenquetsche im Dorfe Tavlu.
Aus dem nebenstehenden
Bilde erhellet, auf welche
Weise das ölige Fleisch der
Oliven von den Steinkernen
gelöset und zugleich einer
Pressung und Quetschung
unterworfen wird.
Auf einer möglichst
ebenen, aus Steinplatten bestehenden
Unterlage, die
mit Holz eingefasst ist und
von einemPostamente unterstützt
wird, bewegt sich ein
massiver Mühlstein. Derselbe wird an dem Gängelband einer
langen S tan g e , die durch seine centrale Oeffnung geht, im
Kreise herumgeführt, und damit dieses regelrecht geschehen
k an n , ist die Stange an einer Spindel befesigt, die auf der
Mitte der Unterlage aufsitzt und in dieser beweglich ist. Ich
habe zwar diese Operation selbst
nicht gesehen, jedoch lässt sich
aus der Mangelhaftigkeit und Rohheit
dieser Vorrichtung nur zu
deutlich ersehen, welch namhafter
Theil des Oeles schon bei'
dieser ersten Procedur verloren
gehen muss.
Nicht viel besser sieht die
Presse aus. Auch hier dient ein
roher Steinblock zur Unterlage,
in dem eine kleine zirkelrunde
Oeipresse im Dorfe K e n n . Vertiefung mit einer Abzugsrinne
angebracht ist. Die gequetschten Oliven werden von einem
starken durchlöcherten Brette a bedeckt unter eine Schraubenspindel
gebracht, und diese allmählig an die Unterlage angedrückt.
Das abfliessende Oel fängt ein roher nebenstehender
Trog in der Form unserer Schweinströge auf. Ich irre
kaum, wenn ich annehme, dass hiebei abermals der dritte
Theil des Oeles nebenbei ablaufend, verloren geht. Man sieht
daher leicht ein, dass bevor die Steinkerne, die natürlich dabei
unverletzt bleiben, als unbrauchbar auf einen Haufen
zusammen geworfen werden, kaum die Hälfte der Olive zu
Nutzen gebracht worden ist.
Da wir in Pisuri auf einen Haufen solcher Olivenkerne
(putamina) unser Zelt aufschlugen, weil wir im ganzen grossen
Dorfe keinen besseren Platz dazu finden konnten, so war es
mir möglich, eine vollständige Einsicht in die Oelpresserei
hierlandes zu gewinnen.
Wenn A. Ga u d r y * ) sag t: „Us ignorent l’art d’épurer
l’huile ; ils réunissent ensemble les olives vertes et celles qui
sont trop mûres et gâtées ; il en résulte une liqueur si âcre,
si forte au goût, que les Européens dans un pays couvert
d’oliviers sont obligés de s’approvisionner d’huile de Franc e
ou d’Ita lie ,“ so müssen wir allerdings gestehen, dass das
cyprische Olivenöl nicht so fein wie jenes aus Aix i s t , dass
es aber gleich den minderen Sorten des cyprischen Landweines
unsern nicht verwöhnten Gaumen dennoch so schmeckte,
dass wir eben kein Verlangen nach besserem Ersa tz empfanden.
Dass einst der Oelbaum reichlicher als dermalen auf
der Insel gepflegt wurde, ist unbezweifelt, doch möchte ich
daraus nicht mit Sonnini**) meinen, dass die cisternenartigen
mit Cernent ausgekleideten Reservoirs, welche man in der
Umgebung von L a rn ak a findet, zur Aufbewahrung des Oels
dienten. Eber scheinen mir dieselben als Wasserreservoire benützt
worden zu sein. G a u d r y gibt die dermalige Oel-
erzeugung auf 4687 Hektoliter, welche 8281 Eimer unseres
Masses entsprechen, an.
•j Recherches scientif. en Orient, p. 171.
Voyage en Grèce et en Turquie 1801. P. I.