
 
        
         
		themum  coronamim  die  scharfstoffige  Urtica püulifera,  man  
 möchte  sagen,  als  Leckerbissen  allen  übrigen  Kräutern  vorgezogen  
 wurden.  Die  Kühnsten  von  ihnen  erhoben  sich  bereits  
 auf  kurze  Strecken  in  die  Luft  und  durchschwirrten  sie  
 als  Vorläufer  mit  leisem  Fluge.  Es  waren  dieses  aber  nicht  
 die  Vorposten,  sondern  vielmehr  die  Nachzügler,  die  wir  um  
 diese  Zeit  bei  Como  am  Eingänge  der  carpasischen  Halbinsel  
 sahen,  denn  jen e   waren  bereits  in  unübersehbaren  
 Scharen  bis  vor  die  Thore  von  Larnaka  vorgerückt.  Als  
 wir  kurze  Zeit  darauf  dahin  kamen,  war  man  eben  auf  das  
 emsigste  damit  beschäftiget  diese  widerwärtigen Eindringlinge  
 von  der  Stadt  und  ihren Pflanzungen  und  Gärten  abzuhalten.  
 Zu  diesem  Zwecke  wurden  querüber  ihren  Angriffslinien  
 Gräben  gezogen  und  dieselben  im  Hintergründe  durch  ausgespannte  
 Leinwand  und  Wachstuch  wie  mit  einer  Schutz-  
 mauer  versehen.  Allerdings  hatten  die  wenigsten  Heuschrecken  
 vermocht  selbst  diese  niedere  Barriere  zu  übersteigen; 
   die  meisten,  fielen  bei  diesem  Versuche  in  den  
 Graben  und  konnten  dort  massenhaft  mit  grossen  eisernen  
 Pfannen  in  Säcke  gepackt  und  der Vernichtung  preisgegeben  
 werden.  Allein  die  Anzahl  d e re r,  die  dieser  jedenfalls  im  
 kleinlichen  Maassstabe  ausgefuhrten  Schutzwehre  spotteten  
 und  über  alle  diese  Hindernisse  hinwegkamen,  war  doch  so  
 g ro s s ,  dass  sie  in  alle  Häuser  eindrangen,  sogar  die  Wohnzimmer  
 nicht  verschonten,  und  die Gärten  natürlich  alles 
 Schmuckes  und  hauswirthschaftlichen  Erträgnisses  beraubten. 
 E s  war  ein  jammervoller  Anblick,  gegen  den  weiter  
 zu  operiren  vergebliche  Mühe  w a r,  doch  war  bei  allen 
 dem  noch  so  viel  Nahrung  für  diese  Thiere  vorhanden,  dass  
 sowohl  der  Weinstock  als  die  Maulbeerbäume  und  Orangen  
 in  den  Gärten  verschont  blieben. 
 Durch  unsere  Reise  in  den  südlichen  Küstendistricten  
 der  In se l,  die  wir  dem  Heuschreckenheere  voraus  machten,  
 sowie  durch  unsem  mehr  als  14tägigen  Aufenthalt  im  Hochgebirge, 
   waren  wir  der  allgemeinen  Landesplage  mehr  oder  
 weniger  entrückt,  doch  konnten  wir  wahrnehmen,  dass  der  
 Stauronotus  cruciatus  hier  und  da  selbst in  die  höheren 
 Gebirge  eindrang  j a   sich  sogar  bis  auf  die  Spitze  des  Tro-  
 odos  erhob. 
 Als  wir  aber  nach  einem  Monate  wieder  in  die  Ebene  
 herunterkamen,  die  sich  zwischen den beiden Gebirgssystemen  
 der  Insel  ausdehnt,  hatten  wir  den  schrecklichen Anblick  der  
 zu  Myriaden  angewachsenen  Zahl  der  Heuschrecken ,  die  
 dem  Menschen  auf  jedem  Tritte  folgten,  keinen  Grasshalm  
 unbenagt  Hessen  und  von  Hunger  getrieben  selbst  haufenweise  
 in  die  Wohnungen  eindrangen.  Getreidefelder,  die  
 von  ihnen  angefallen  w a ren , bevor  man  Zeit  zu r  Ernte  fand,  
 waren  bis  zur  Unkenntlichkeit  verwüstet.  Nicht  blos  die  
 Aehren  und  die  H a lm e ,  ja   selbst  die  letzten  Stummeln  bis  
 zur  Wurzel  waren  wie  wegrasirt.  Es  ist  natürlich,  dass  man  
 nicht  blos  das  gerntete Getreide,  sondern  auch  das  bereits leere  
 Stroh  wo  mögHch  der  unersättlichen  Fressgier  dieser  kleinen  
 Ungeheuer  zu  entziehen  suchte,  was  jedoch  bei  dem  Mangel  
 aller  Wirthschaftsgebäude  im  Allgemeinen  nicht  gelang. 
 Als  wir  unter  diesen  Umständen  das  Dorf  Pendaia  am 
 23.  Mai  erreichten,  und  von  da  über  die  weite  fruchtbare  
 Ebene  nach  Morphu  ritten ,  umschwirrten  uns  Millionen  von  
 Heuschrecken.  Kein  Pflänzchen  hatte  mehr  ein  Blatt,  selbst  
 die  noch  nicht  verholzten  Stengel  waren  verschwunden,  ja   
 die  trockensten  Steppensträucher,  wie  Poteriam  spinosum  
 und  Satureja  spinqsa  waren  bis  auf  das  Holz  v e rz e h rt:  
 nur  vor  zweien  Euphorbienarten,  die  sich  hier  fanden  (Eu-  
 phorbia  faleatcl Lin.   und  E.  Cassia Bo is s .)  hatten  sie  Respect  
 und  Hessen  sie  ihres  scharfen  Milchsaftes  wegen  unberührt.  
 Wahrhaft  ekelhaft  war  es  aber  anzusehen,  wie Tausende  von  
 Heuschrecken  in  dichten  Haufen  einer  über  den  ändern  sich  
 über  die  Excremente  der Lastthiere  drängten,  die  ihnen  durch  
 die  geringe Feuchtigkeit ein willkommener Leckerbissen waren. 
 Doch  der  schrecklichste Anblick  sollte  uns  erst  ein paa r  
 Tage  später  am  Cap  Kormachiti  zu  Theil  werden.  Hier  war  
 es  nämHch,  wo  wir  die  Heuschrecken  au f  ihrem  Zuge  um  
 die  ganze Insel  an  den  flachen  Küstendistricten beobachteten.  
 Die  Luft  und  der  Boden  waren  gleich  mit  theils  fliegenden  
 theils  ruhenden  Heuschrecken  übersäet.  Wie  es  schien  ver