der Insel noch ein paar kleinere Wasseransammlungen fast
h a rt am Meere gelegen. Sie nehmen einen Theil der Ebenen
zwischen Famagosta und den Ruinen von Salamis ein, haben
aber kein süsses, sondern ein brackisches Wasser.
Diese Seen bilden auch so zu sagen den Uehergang zu
zwei grösseren Seen, von denen einer bei L a rn ak a , der
andere in der Landzunge von Acrotiri, südlich von Limasöl
liegt, und die durch den Salzgehalt ihres Wassers in national
ökonomischer Beziehung von dem grössten Vortheile für
das L and sind, denn sie sind nichts anders als natürliche
Salinen, welche die Gewinnung des Kochsalzes auf die einfachste
und leichteste Weise gestatten.
Beide Seen liegen zwar knapp am Meere, haben aber von
daher keinen sichtlichen Zufluss, im Gegentheile kommt vom
angrenzenden Lande zur Winterszeit so viel Wasser in diese
Becken, dass es durch Kanäle nach dem Meere abgeführt
werden muss. Eine solche, in den Zeiten der Venezianer H e rrschaft
angelegte Abzugsleitung am Salzsee von L a rn ak a sieht
man noch je tzt, obgleich im verfallenen Zustande. Am Salzsee
von Acrotiri konnte ich noch am Anfänge des Monates
Mai einen schwachen Zufluss von Westen her bemerken.
Beide Seen liefern enorme Quantitäten Kochsalz, das zu Ende
des Sommers (August), wo dieselben ganz oder doch gröss-
tentheils austrocknen, durch Zusammenschaufeln der durch
Verdunstung des Wassers niedergeschlagenen Salzkruste, gewonnen
wird. Das Salz wird dann in grossen Haufen am
Ufer des Sees angesammelt und bleibt in diesem Zustande
auch während des Winters, indem selbst andauernde Regen
nicht viel davon wegzuführen vermögen. Diese Salzhügel
sind äusserlich von aschgrauer Farbe, enthalten aber unter
der äusseren Kruste ein schönes weisses Salz, welches durch
die Anhäufung und durch die Einwirkung des Regens zu einer
so compacten Masse zusammensintert, dass es zuletzt nur mit
Krampen auseinander gebracht werden kann. E rs t in der
darauf folgenden Frühlingszeit wird es auf zweiräderige
Karren geladen und in die nahen Städte — L arn ak a oder
Limasol — gebracht, und von da über die ganze Insel und
die benachbarten Theile des Orients verführt*).
Schon Saligniacus spricht**) von der ungeheuren Quantität
Salz, welches hier gewonnen wird. Noch zur Venezianer
Zeit wurden jährlich 70 Schiffe damit befrachtet, und Deve-
zin berichtet, dass der Salzsee von L arnaka im Jah re 10
Millionen Oka, d. i. 200000 Centner, jen e r von Limasol
300000 Centner Salz liefere. Die Regierung, welche die Salzgewinnung
verpachtet, erhält doch nicht mehr als einen jä h rlichen
E rtrag von 200000 Piaster.
Es ist Jedem, der diese Gegenden von Angesicht kennen
gelernt hat, leicht begreiflich, dass das Salz nicht etwa durch
Auslaugen des salzhaltigen Bodens in Folge der zuströmenden
Tagwässer und durch spätere Verdunstung eben dieses Wa ssers
hervorgeht. Wäre dieses der Fall, so müsste die Salz-
production von J ah r zu Jah re abnehmen, da ein schon ausgelaugter
Boden nothwendig immer weniger geben muss. Davon
ist aber hier keine Rede, im Gegentheile stellt sich unter
übrigens gleichen Umständen jährlich durchaus kein verminderter
E rtrag heraus. Das Salz ist also wie bei den Meeressalinen
ein Ergebniss des Meerwassers. Da das Becken jen e r
Salzseen tiefer als das Niveau des Meeres liegt, so muss nothwendig
durch die porösen Sand- und Thonschichten Meerwasser
hindurch dringen und das Wasser des Beckens, den
hydrostatischen Gesetzen zufolge , auf das gleiche Niveau
bringen. Im Winter, zur kälteren Jahreszeit, wo die Verdunstung
geringer und ein wenn gleich unbedeutender Zufluss
von salzfreien Tagwässern stattfindet, muss der Salzsee sogar
über das Meeresniveau steigen, und es ist erklärlich, wie man
sehr zweckmässig diesen Ueberschuss von Wasser durch Canäle
in das Meer abzuleiten suchte. Im Sommer hingegen,
*) Siehe den ersten Holzschnitt im Artikel V.
**) Hic (Kition) pröpe Portum ruinosum, salinarum appellatum, per duo
fere milliaria in valle diffusa, ac maris litto ri propinqua, singulis annis mira
gignitur salis abundantia, ex aqua dulci congelata e t v irtu te salis deeocta,
quae meo judicio usui totius orbis sufficeret. Saligniacus Ite r Hierosolym. 4. 3.