schrecken nach Nicosia abzuliefern, die getödtet und in E rd löchern
begraben wurden. Aber auch das half wenig. Endlich
hatten die Griechen durch 10 Tage Bittprocessionen angestellt.
Es wurde dabei sogar das vom heil. Lucas gemalte
Marienbild, welches das Kloster Kikko aufbewahrt,
herumgetragen, aber ebenso v e r g e b l i c h !
Nach unseren eigenen Beobachtungen und den Angaben
anderer Naturforscher, welche Cypern bereisten, scheint es
über allem Zweifel zu stehen, dass der Stauronotus cruciatus
Ch p . , die hier verheerende Heuschrecke gegenwärtig seine
Brutstätte auf der Insel hat, wenngleich nicht zu leugnen ist,
dass er vielleicht hier nicht ursprünglich einheimisch, sondern
von dem nahen Karamanien durch günstige Winde hieher-
geführt worden ist, und nachgerade sich hier naturalisirte.
Ausser dem früher erwähnten F a lle , dessen L e B r u n ged
en k t, spricht noch eine Beobachtung C o r a n c e ’s*), der
während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Cypern regelmässig
innerhalb ein P a a r Jahren einmal Heuschreckenschwärme
mit Nordwinden von der karamanischen Küste her
au f dem Nordufer der Insel ankommen sah, welche sie ganz
und gar verheerten und Hungersnoth herbeiführten.
Dass die Heuschrecke, welche in Kleinasien von Ka ramanien
über Natolien bis Constantinopel ihre verheerenden
Züge macht, in der That keine andere als der Stauronotus
cruciatus Chp. ist, beweisen die Sammlungen, welche von
daher nur diese Art aufweisen, auch hat He rr Dr. K o t s c h y
im cilicischen Taurus und im Amanus nur diese Art und eine
ihre verwandte Art gesammelt.
Wie Syrien und Palästina von Acridium migratorium
Südrussland von Acridium tartaricum in furchtbarer Weise
heimgesucht wird, so ist Kleinasien und Cypern die Geburtsstätte
des viel kleineren Stauronotus cruciatus.
So viel bekannt ist, legt diese Heuschrecke ihre E ie rhülsen
nicht in bebautes Land, sondern sucht hiezu vorzüg-
lieh unfruchtbare steinige Gegenden auf, daher die carpasische
*) Itin e ra ire p. 238.
Halbinsel und ein Theil von Mesaria, welcher seiner steinigen,
rauhen Beschaffenheit nach als Tracheotis bezeichnet wird,
ihre eigentliche Geburtstätte ist. Wie tief die Eierhülsen gelegt
werden hängt wohl von der Beschaffenheit des Bodens
a b ; der Instinct leitet die Weibchen aber hierin so weit, dass
sie in der Regel solche Stellen wählen, wo die periodischen
Regen und Wasserflüsse denselben nicht leicht etwas anzuhaben
vermögen. Die junge Heuschrecke kommt in der
Regel schon am 21. März aus den Eiern heraus, vergrössert
sich rasch und häutet sich dabei vier Mal. Mit der vierten
Häutung, die nach Verlauf von 4 Wochen erfolgt, erlangt
die Heuschrecke ihre Flügel, erhebt sich mit günstigem
Winde, begattet sich, legt ihre Eier und geht zu Grunde.
Während dieser Zeit muss sie durch den Nahrungstrieb
geleitet, stets ihren Aufenthalt ändern, da das vorhandene
F u tte r bald verzehrt ist. Die Heuschrecken schreiten anfangs
langsam, später mit Hilfe ihrer Flügel rascher v o rwä rts, und
machen wie die Beobachtungen z e ig e n , jährlich ihre Runde
um die ganze In s e l, indem sie vom östlichen Theile quer
über in der Ebene fortschreiten, ein anderer Theil aber die
Küstengegenden ringsum über L a rn a k a , Kitti, Mazoto, Ama-
thus, Paphos, Chrysocu, Morphu, Kormachiti, Kerynea u. s. w.
wandert, bis er auf seinen Ausgangspunkt wieder zurückkehrt
und dort die Brut für das nächste Jah r absetzt.
Das Absterben der Heuschrecken in den heissen
Sommermonaten erfüllet besonders die niedergelegenen Gegenden
mit Gestank. Ihre Leichname von Wind und Regen
in die Betten der Gebirgsbäche zusammengetrieben, verpesten
die L u ft; noch ärger ist e s , wo dieselben von den Wellen
des Meeres an’s Gestade getrieben werden.
Von den anderweits mit grossem Vortheile angewendeten
Schutz- und Vertilgungsmitteln, wie Sammeln der Eierhülsen,
Umpflügen des Bodens, wo sich diese befinden, ferner F e s ttreten
des Bodens durch Pferde und Hornvieh, Steinwalzen
und Straucheggen, S chutzgräben, Gestrüppbrände u. dgl.
kann begreiflicher Weise in Cypern gar nicht oder nur im
beschränkten Sinne die Rede s e in , da es hier einerseits an