Unter den Reisenden, die noch im vorigen Jahrhunderte
die Insel auf ihren weiten Zögen besuchten, und in hastigster
Eile sich kaum Zeit nahmen, ihren Fuss auf diese Erde zu
setzen, gehörten L e B r u n , H a s s e l q u i s t , R. P o c o k e und
S o n in i. Alle diese waren weder mit den nöthigen n aturhistorischen
noch weniger mit botanischen Kenntnissen ausgerüstet,
um der Pflanzenkunde erspriessliche Dienste leisten
zu können.
Was wir von ihnen über die Vegetation von Cypern erfahren
haben, beschränkt sich nur auf allgemeine Bilder oder
ist deshalb weniger brauchbar, weil es nur unvollständige
Berichte über einzelne Gegenden der Insel sind.
Sorgfältiger sind schon die Angaben E. D. C l a r k e ’s. E r
beschreibt sogar in seinem im Jahre 1813 in Quart erschienenen
We rke einige Pflanzen, die er hier während seiner Reise fand.
Nun erschienen endlich einige französische Botaniker
au f diesem von Männern dieser Art noch unbetretenen Boden,
nämlich L a B i l l a r d i e r , A u c h e r und L e F e b e r . Leider hat
ersterer nicht mehr als den unfern von Larn ak a sich erhebenden
Monte Croce kennen gelernt, so wie Aucher nur die
Gegend von Paphos besucht und den Troodos (Olympos) bestiegen.
Ihre Ausbeute fiel daher dem entsprechend zwar
nicht unbedeutend, doch immerhin im Verhältniss zum Reich-
thume der Insel dürftig aus.
Eine neue Epoche für die Kenntniss der Flora des
Orients tra t durch S ib th o r p ’s: Flora graeca ein, die in nahezu
1000 Folio-Tafeln musterhaft gezeichnete und colorirte Bilder
g ab , unter denen Pflanzen aus Cypern keinen sehr geringen
Theil ausmachen. Die Zeichnungen von F. B a u e r an Ort
und Stelle nach der Natur ausgeführt, haben wenige ihres
Gleichen. Dieser österreichische Künstler und Botaniker b e gleitete
S ib th o r p im Jah re 1787 nach Cypern und verweilte
nu r vom 8. April bis 13. Mai daselbst. E rs t nach seiner
Rückkehr aus Neuholland arbeitete er die Farbenskizzen für
die Publication aus.
Viel später tra t auf dieser botanischen Bühne wieder
einmal ein österreichischer Pflanzensammler auf; es. war
He rr Th. K o t s c h y , der im Jahre 1840 seine Reise in Sennar
und Cordofan beendete und auf der Rückkehr im October
Gelegenheit fand, das liebliche Eiland zu besuchen. Leider
dauerte sein Aufenthalt daselbst nicht lange, jedoch hatte er
sich bemüht auf einem ziemlich grossen Theil der Insel umzusehen
und sich Kränze von Herbstblumen der lieblichsten
Art zu winden. Ein mehrwochentlicher Aufenthalt im Kloster
zu Trooditissa hat ihn oft dem Olympos nahe gebracht.
Seither war es nur noch der Geologe A. G a u d r y , der
im Aufträge der Regierung in Gemeinschaft mit A. D am o u r
vom März des Jahres 1853 bis Ende Jän n e r 1854 Cypern,
Syrien, Aegypten und die jonischen Inseln besuchte, und der
ausser den geognostischen Studien, die er da machte, auch
der Agricultur . und der Vegetation sein Auge nicht verschloss.
Für die kurze Zeit seines Aufenthaltes auf der Insel, die zwar
nirgends angegeben ist, jedoch sich auf mehr als ein Viertel
Jah r kaum erstrecken konnte, hatte er ausserordentlich viel
zur Kenntniss des Landes beigetragen. Ausser mehreren
kleineren Abhandlungen geologischen Inhaltes hat er seine
Erfahrungen in dem Werke niedergelegt, welches den Titel
führt: „Recherches scientifiques en Orient, Partie Agricole“
und bereits im Jahre 1855 erschienen ist.
Noch einmal aber gleichfalls nur eilenden Fusses betrat
Herr Dr. Th. K o t s c h y in Begleitung des Malers S e e b o t h
Cypern im Vorfrühling des Jahres 1859, verweilte wieder
einige Zeit in der Nähe des Troodos und kehrte reich beladen
mit botanischen Schätzen nach Larnaka zurück, von wo aus
er seine Reise nach Ciiicien fortsetzte*).
Alles dieses, so wie die Voraussicht, dass eine sorgfältigere
und allseitigere Durchsuchung des Eilandes für die
Wissenschaft von Gewinn und namentlich für die Kenntniss
der Flora des Orients manche neue Gesichtspunkte versprach,
hat mich und Herrn Kotschy bewogen, neuerdings gemeinschaftlich
die Insel zu durchforschen. Was einem einzelnen
in der für diesen Zweck spärlich zugemessenen Zeit, vom
*) Petermanns Mittheilungen 1862, Heft VIII. p. 289—303.
7*