
 
        
         
		H.  Burgen  und  Schlösser. 
 1.  B u ffa v e n to . 
 An  festen Burgen  und  Schlössern,  die  als  Schlupfwinkel  
 unruhiger Vasallen,  als  Stützpunkte  von Kronprätendenten  und  
 als Zufluchtsort unglücklicher Herrscher  dienten,  ist  in Cypern  
 kein  Mangel.  Abgesehen  von  den Ringmauern,  welche  einige  
 Städte  und  feste  Plätze  der  Insel  umgeben  und  seit  den  
 ältesten  historischen  Zeiten  der  Zankapfel  streitender  P a rteien  
 und  der  Augenpunkt  herrschsüchtiger  Nachbarvölker  
 w a ren ,  sind  es  jen e   Castelle  auf  Berghöhen  in  den  
 Zeiten  v o r,  während  und  nach  den  Kreuzzügen  entstanden,  
 au f  die  ich  hier  mein  Augenmerk  besonders  werfen  will.  
 Schon  ihre  Lage  au f  den  Spitzen  beinahe  unzugänglicher  
 F e lsen ,  noch  mehr  aber  ihre  Bauart  und  Einrichtung  stellt  
 sie  mit  den  mittelalterlichen  Burgen  des  Abendlandes  auf  
 e in e   Stufe. 
 Drei  derselben  gehören  der  nördlichen Kalkgebirgskette  
 an ,  sind  beinahe  in  gleichen  Entfernungen  von  einander  gestellt  
 und beherrschen  strategisch  sowohl  den nördlichen Abfall  
 je n e r Kette  mit  dem  nahen Meere,  als  südlich  das weite  sich  
 vor ihnen öffnende L an d   im Inneren  der Insel.  Diese  Schlösser  
 sind B u f f a v e n to ,  St. H i l a r io n   und C a n t a r a .  Das  erste  ist  
 das  ansehnlichste,  höchste  und berühmteste,  die  beiden  ändern  
 decken  in  gewissen  Entfernungen  dessen  Flanken;  alle  drei  
 ab e r  sind  fast  unkennbare  Ruinen,  aus  denen  man  n u r  mit  
 Mühe  die  einzelnen  zusammengehörigen  Theile  zu  finden  im  
 Stande  ist. 
 Wir haben nur B u f f a v e n to  mit grösser Mühe erklommen,  
 die  beiden  ändern  Schlösser  als  weniger  wichtig  unberück-  
 sichtiget  gelassen.  Dasselbe  ist n u r  von  der Südseite  aus  zugänglich, 
   von  je d e r  ändern  durch  fast  senkrecht  abstürzende  
 Felsen  schlechterdings  o  unersteigölich. 
 Man  unternimmt  die Ersteigung  gewöhnlich  vom Kloster  
 Ghrysostomo  aus  an  der  Hand  eines  einheimischen  Führers. 
 Der  Weg  ist  ein  nur  von  Stelle  zu  Stelle  erkenntlicher Fuss-  
 pfad  zwischen  rauhen  Gestein  und  stachlichen  Büschen  von  
 Ulex  ewropaeus.  Man  gelangt  nach  einiger  Zeit  zu  einer  verfallenen  
 Capelle  und  daneben  zu  einer  Cysterne.  Zuletzt  erheben  
 sich  die  senkrechten Wände  einer  fürchterlich  zerklüfteten  
 Kalkbreccie,  Uber  die man  sich  ängstlich  für  jed en  Tritt  
 einen  fussbreiten  Boden  suchend  erheben  muss. 
 So  gelangt  man  nach  einem  mehr  als  halbstündigen  
 Krie ch en ,  denn  Steigen  kann man  es  nicht  mehr  n en n en ,  auf  
 die  niedrigste  Stelle  des Gebirgskammes,  die  eine  grossartige  
 Aussicht  auf das jenseitige Inselland  und  das  fernhin  ziehende  
 Meer  eröffnet. 
 Die  Ruinen  von  Buffavento  mit  der  Aussicht  au f  das  nördliche  Meer. 
 Nach  einigen  Augenblicken  Ruhe  um  neue  Kräfte  zu  
 sammeln,  sucht  man  mm  auf  einer  höheren E tag e ,  durch  die  
 Felsenmauern  sich  hindurch windend,  die  niedrigste Eingangspforte  
 der Burg zu erreichen und gelangt so  von einem Festungs-  
 thurme  zum  ändern bis  sich ein  ansehnliches,  zwei  Stockwerke  
 hohes Wohngebäude  auf schwindelnder Höhe  hingepflanzt,  e rhebt. 
   Nur einige Umfangsmauern geben Kunde von der A usdehnung  
 des  Bau es,  und  Ziegeltrümmer  so  wie  Mörtelstücke,