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   dass  diese  Quellen  bei  der  Vergrösserung  der Stadt  
 nicht  mehr  ausreichten,  so  dass  man  durch  einen  Aquaeduct  
 den Mehrbedarf  an Wasser  von  dem Dala-Thale herbeischaffte.  
 Noch  geben  stellenweise  in  gerader Linie  fortlaufende Schuttanhäufungen  
 Zeugniss  von  dem  Vorhandensein  und  von  der  
 Richtung,  welche  diese  Wasserleitung  befolgte. 
 Wie  bekannt  ist  der  Tempel  der  Aphrodite  in  Neo-  
 Paphos  späterer  Entstehung  als  jen e r  von  Palaipaphos  
 (Kuklia),  der  von  einer  der  frühesten  phönizischen  Colonien  
 erbaut  wurde  ,  welche  den  Astartedienst  auf  diese  Insel  verpflanzte. 
   De r  Name  Aphrodite,  der  noch  je tz t  hier  fortlebt,  
 wird  nach  der gewöhnlichen Etymologie  als  „Schaumgebome“  
 (dfgos,  Schaum  und  ävm,  ich  gehe  ein)  erklärt,  was  nach  der  
 herrschenden  Ansicht  so  viel  bedeuten  soll,  als  dass  fremde  
 Seefahrer  die  Verehrung  dieser  Gottheit  von  Phönizien  nach  
 Cypern  bra chten,  obgleich  Aristoteles  (de  generat.  animal.  
 L.  ü .   c.  2.  p.  617  edit.  Duvalian.)  die  Bedeutung  dieses  
 Namens  von  der  schaumigen  Beschaffenheit  des  Sperma  herleiten  
 wollte.  Hesiod,  Tibull,  Clemens  v. Alexandrien  u.  a. m.  
 legten  der  Venus  den  Ursprung  aus  dem  Meeresschaum  bei  
 und  zeigten  wie  ihre Entstehung  mit  cosmogonischen Kräften  
 in  Verbindung  steh t,  j a   T a c itu s*)  und  Pomponius  Mela**)  
 sagten  ausdrücklich,  dass  dies  zu  Paphos  geschehen  sei. 
 Geht  man  in  die  Sache  etwas  tiefer  e in ,  so  stellt  sich  
 die  Sache  ganz  anders  h e rau s,  und  es  ist  vor  allem  ersichtlich 
 ,  dass  der  Name  Aphrodite  die  ihm  bisher  gegebene  Bedeutung  
 nicht  haben  kann,  da Aphrodite  nicht  mit  ü,  sondern  
 mit  i  geschrieben  wird  und  daher  nicht  von  övco  abgeleitet  
 werden  kann.  Offenbar  hängt  das  Wort  dne  eher  mit  
 D io n e ,  und  dem  Sanseritwort  dju,  L ich t,  zusammen,  sowie  
 auch aygos —  im  Sanscrit  abhras —  ursprünglich  nicht Schaum,  
 sondern  Wolke,  Aether  u.  s.  w.  heisst.  Wir  würden  daher 
 *)  Hist.  2.  3.  „Fama  reeentior  tr a d ii,  a  Cinyra  sacratam  templum,  
 deamqne  ipsam  conceptam  mari,  huc  appulsam.“ 
 **)  L.  II.  c.  7. 
 glauben,  dass  der Name Aphrodite  nicht  die  „Schaumgeborne,“  
 sondern  ungefähr  „die  wie  eine Wolke  leuchtende“  ausdrückt.  
 Allerdings  mag  der  wolkige  weisse  Meeresschaum  sie  zuletzt  
 mit  dem  Meere  in  Verbindung  gebracht  haben. 
 Aber  auch  dieses  scheint  für  Cypern,  von  wo  wahrscheinlich  
 dieser  Name  ausging,  auf  einem  physikalischen  
 Grund  zu  beruhen.  Ich  theile  hier  mit,  was  ich  an  Ort  und  
 Stelle  in  Erfahrung  gebracht  habe.  Vor  Allem  steht  es  fest,  
 dass  eine  Schaumbildung,  wie  sie  an  den Küsten  von  Paphos  
 wahrgenommen  wird,  kaum  irgend  wo  anders  in  diesem  
 Grade  und  in  dieser  Beschaffenheit  vorkommt,  und  daher  
 wohl  zur Entstehung  jen e r Vorstellung  wesentlich  beigetragen  
 haben  mag.  Es  ist  nun  an  der  Naturforschung,  dieses  Phänomen  
 gehörig  zu  beleuchten,  was  ich  im  Folgenden  so  
 weit  als  möglich  thun  will. 
 Durch meinen Reisegefährten  angeregt,  habe  ich  es  nicht  
 unterlassen,  schon  während  meines  ersten  Aufenthaltes  in  
 L arn ak a   an  dem  nahen  Salzsee  dem  im  Monate  März  und  
 Anfangs  April  in  grösser  Menge  an  seine  Ufer  herangetriebenen  
 Schaume  meine  Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  De rselbe  
 umsäumt  einen  Theil  des  Ufers  mit  einem  weissen  b e weglichen  
 Streifen  und  erscheint  bei  näherer Betrachtung  aus  
 kleinen blendend weissen, dicht an einander liegenden  und  nicht  
 leicht  vergänglichen Bläschen  zusammengesetzt.  Man  sieht  ihn  
 zu dieser Zeit  sowohl in  grösseren  als  kleineren Ballen  auf  dem  
 Wasser  schwimmen,  als  sich  zugleich  an  dem  flachen  Ufer  
 anhäufen.  Bei  herrschendem  Westwinde  ist  zu  Zeiten  das  
 ganze  östliche  Ufer  mit  einem  mehr  als  fusshohen  Schaumwalle  
 umsäumt,  j a   derselbe  landeinwärts  getragen  hält  sich  
 in  der  Nähe  des  Ufers  überall  an  Steinen  und  Strauchwerk  
 fest. 
 Gewöhnlich  bringt  der Landwind  über Nacht  und  in  den  
 Morgenstunden  den  Schaum  in  grossen  luftigen  Ballen  von  
 dem  nördlichen  Ufer  des  Sees  nach  Südost,  später  wenn  der  
 Wind  die  entgegengesetzte Richtung  einschlägt,  wird  derselbe  
 an  der  Südküste  angesammelte  Schaum  wieder  nach  Norden  
 geführt.