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 Luft  zu  erhalten,  sondern  mussten  nach  kurzer  Zeit  wieder  
 den  Boden  suchen.  So  erschienen  die  Heuschrecken  dem  
 ruhenden  Beobachter  fortwährend  im  Kommen  und  Gehen  
 begriffen,  und  das  Gewirre  derselben  in  der  Luft  war  ungefähr  
 so  wie  das  grösser Schneeflocken, wenn  sie  ein Wintersturm  
 durcheinander  peitscht.  Ich  zählte  auf  jeden  Quadrat-  
 fuss  Boden  durchschnittlich  8  10  Individuen  und  eben  so 
 viel  durften  wohl  auf  jed en   Kubikfuss  Luft  zu  rechnen  sein.  
 Wie  hoch  die  Luft  mit  diesen  rasselnden  Flatterern  durchdrungen  
 war,  konnte  ich  von  meinem  Standpunkte  aus  nicht  
 bemessen.  Dagegen  war  die  Belästigung,  die  man  dabei  
 empfand,  keine  geringe. 
 Auf  der  Rückreise  nach  Larnaka  in  den  letzten  Maitagen  
 hatten  wir  die  Mesaria  zwar  wieder  an  vielen  Punkten  
 durchstreift,  sie  war  aber  nun  leer  von  dem  Stawronotm  cru-  
 ciatus,  dagegen  Hessen  sich  auf  den  sonneverbrannten  Hügeln  
 dieser  Gegenden  andere  viel  grössere  Stammesgenossen  
 jen e r  Heuschreckenart  sehen,  wie  z.  B.  Decticus  albifrons  
 F a b . ,   Acridium  tartaricum  Lin . ,   Heterogamia  aegvptiaca  Lin.  
 und  eine  neue  Art  von  Odontura,  die  sich  alle  jedoch  nur  
 von  dem  ernähren  konnten,  was  ihnen  der  Stauronotus  über-  
 liess.  In  der  That  verschmähten  sie  selbst  die  härtesten  
 Pflanzen  wie  TJlex  europaeus,  Poterium  spinosum,  Satureja.  
 spinosa nicht,  hatten  aber  an  Cactus  Opuntia noch  ein  leckeres  
 Gericht.  Auf  die  Frage,  ob  man  sich  in  jenen  Gegenden  des  
 fruchtbaren  Districts  nicht  auf  eine  neue  Einquartirung  jener  
 ungebetenen Gäste  fürchte,  erwiderte  man  uns,  dass  die Heuschrecken  
 einen  Landstrich,  den  sie  in  einem  Sommer  einmal  
 betraten,  niemals  ein  zweites  Mal  heimsuchten.  So  sahen  
 wir  z.  B.  Ende  Mai  um Athienu  den Weinstock in  der Blüthe,  
 nachdem  die  ersten  Triebe  von  den Heuschrecken  abgefressen  
 waren,  allein  Niemand  fürchtete,  dass  er  nicht  gute  reife  
 Trauben  geben  würde. 
 Ausser  dem  im  minutiösen Maasstabe  ausgeführten Versuche  
 die  Heuschrecken  von  L a rn ak a   abzuhalten,  hatten  wir  
 auf  allen  Reisen  durch  die  Insel  nicht  eine  einzige  Vorrichtung  
 wahrgenommen,  dem  Andringen  des  so  gefürchteten  
 Feindes  Einhalt  zu  thun.  Die  sparsame  Bevölkerung  hätte  
 auch  vereinzelt  jedenfalls  erfolglose  Anstrengungen  gemacht,  
 wenn  sie  nicht  durch  rechtzeitiges  Zusammenwirken  der  ge-  
 sammten  Kräfte  von  der Regierung  aus  geleitet  worden  wäre.  
 Es  scheint  aber,  dass man  sich  von  da  aus  nicht gerne  in  einen  
 so  unerquicklichen Streit  zwischen Menschen  und Thieren  ein-  
 mischen  will  und  lieber  die  Politik  des  Zuwartens  befolgt,  
 wobei  man  sich  selbst  Nichts,  der  Natur  hingegen  Alles  aufzubürden  
 sucht.  Zwar  lesen  w ir,  dass  dann  und  wann  
 ein  rühriger  Paschah*)  mit  F eu e r  und  Schwert  gegen  diese  
 kleinen  Wrürmchen  zu  Felde  zog,  dass  aber  selbst  ein  energisches  
 Eingreifen  hierin  auf  die  Dauer  keine  erspriess-  
 lichen  Folgen  hatte.  Auch  dieses  Jah r  hatte  ein  Comité  von  
 intelligenten Grundbesitzern, während  die Landesplage  herum-  
 wüthete,  Sitzungen  in  der  Hauptstadt  Nicosia  gehalten,  um  
 Mittel  ausfindig  zu  machen, wie  denselben  am  erfolgreichsten  
 und  für  alle  Zeiten  zu  begegnen  sei.  Als  wir  zufällig  davon  
 verständigt  um  unsere  Meinung  in  dieser  Sache  angegangen  
 wurden,  wiesen  wir  vor  Allem  auf  ein  gründliches  Studium  
 dieser Art  von Insecten,  ihrer Lebensweise,  ihrer Vermehrung,  
 ihrer  nach  gewissen Normen  vor  sich  gehenden Verbreitungen  
 und Wanderungen,  sowie  auf  das  Studium  aller  hierauf  feindselig  
 und  hemmend  wirkenden  Umstände  und  Kräfte  hin,  
 wurden  aber  selbstverständlich  gar  nicht  angehört,  da  es  sich  
 hierlandes  nur  um  solche  Mittel  h a n d e lt,  die  augenblicklich  
 wirksam  sind,  und  so  viel  als  nichts  kosten.  Dergleichen  
 Mittel  waren  aber  auch  von  jeh er  nur  mit  einem  zweifelhaften  
 Erfolg  gekrönt.  So  erzählt  z.  B.  L e   B r u n   1.  c.  dass  
 im  Jahre  1668  Heuschrecken  in  dunkeln Wolken  über Fama-  
 gosta  daherkamen,  und  dass  dies  einen  Monat  lang  dauerte.  
 Die  Regierung  befahl  Jedem  ein  bestimmtes  Maass  voll  Heu*) 
   L.  R o s s   führt  1.  c.  z.  B.  a n ,  dass  au f  Befehl  eines  Pasehahs  im  
 Herbste  des  Jah re s  1854  an  200000  Oka  E ie r  von  Heuschrecken  der  Regierung  
 eingeliefert wurden.  Andere Hessen  die Heuschrecken durch aufgebotene  
 Heeresmannschaft  zusammentreten.  Von  diesem  barbarischen  Mittel  h a t  man  
 indess  namentlich  in  Syrien  mehrmals  einen  günstigen  Erfolg  erlebt.