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 ein  Seiendes,  sondern  als  ein  Gewordenes  zu  betrachten. 
 Weniger  grosse Wasseransammlungen,  als:  Meere,  Seen  
 und  Binnenwässer  anderer  A rt,  sind  die  Quellen  dazu  bestimmt, 
   gewisse  Eigenthümlichkeiten  der  organischen  Welt  
 von  Periode  zu  Periode  in  längeren  Schöpfungszeiten  fortzutragen  
 und  zu  erhalten. 
 Das  Studium  ihrer  Organismen  ist  daher  von  unabsehb 
 a re r  Wichtigkeit,.,  die  erst  dann  in  ihrer  vollen  Bedeutung  
 ersichtlich  werden  kann,  wenn  die  Sammlung  von Thatsachen  
 bis  zu  einer  gewissen  Ausdehnung  gediehen  sein  wird. 
 So  wie auf meiner Beise in  Griechenland und auf den  jonischen  
 Inseln  war  ich  auch  auf  der Insel Cypern  bemüht,  jene  
 Daten  so  vollständig  als  möglich  zu  sammeln,  die  mir  das  
 Studium  der Quellen  dieses Landes  an  die  Hand  gab.  Leider,  
 muss  ich bemerken, dass  die Anzahl solcher belehrender Quellen  
 nicht  gross  ist,  obwohl nach der  gebirgigen  Beschaffenheit  des  
 Landesein  grösserer Reichthum zu vermuthen gewesen wäre. Die  
 nur auf  eine kleine  Periode  des  Jahres beschränkten atmosphärischen  
 Niederschläge,  die  geringe  Ausdehnung  der  Sammelbecken  
 derselben,  das  häufig  schroff abstürzende  Gestein,  das  
 dem  rasch  abfliessenden  meteorischen  Wasser  weniger  Hindernisse  
 entgegenstellt,  der  Mangel  an  hinlänglich  ausgebreiteten  
 Höhenkuppen  für  eine  längere  Erhaltung  des  Schnees,  
 während  des  Frühlings  und  Sommers,  endlich  wohl  auch  die  
 zu  geringe Zerklüftung und die  zu wenig  aufsaugende Beschaffenheit  
 des  Gesteines  mögen  die  Ursachen  der  Sparsamkeit  
 der  Quellen  der  Insel  sein. 
 Schon  die  frühesten Bewohner  der  Insel  mussten  diesen  
 Naehtheil  empfindlich  fühlen  und  wir  erblicken  daher  allenthalben, 
   wo  sich  die  Colonien  erweiterten  und  zu  Städten  anwuchsen, 
   mehr  oder  minder  grossartige Wasserleitungen,  die  
 von  benachbarten  oft  aber  auch  von  entfernten  Quellen  das  
 nöthige Wasser  herbeiführten.  Im Folgenden  werden  wir  noch  
 öfters  Gelegenheit  finden,  auf  diesen  Gegenstand  zurückzukommen. 
 So  mächtig  der  Gebirgsstock  des  Troodos,  des Adelphe  
 und  Macheras  ausgebreitet  ist,  so  kommen  doch  aus  ihm  
 wenig  ergiebige  Quellen hervor,  und  auch  diese  sind im Laufe  
 des  Jahres  namhaftem Wechsel  ihrer  Fülle  unterworfen.  Der  
 Mangel  an  Schichtung  und  die  geringe  Zerklüftung  des  Gesteines  
 und  —  ich  darf  wohl  hinzusetzen —  die  nunmehr  erfolgte  
 Entholzung,  ja   sogar  stellenweise  Vegetationslosigkeit  
 der  Bodenoberfläöhe  lässt  das  meteorische  Wasser  zu  keiner  
 ergiebigen  Ansammlung  kommen,  noch  weniger  scheinen  im  
 Innern  der  Felsmassen  wasseransammelnde  Höhlungen  und  
 Becken  für  den  beständig  gleichbleibenden Abfluss  zu  sorgen.  
 Obwohl,  wie  ein  Blick  auf  die  Karte  zeigt,  das  Wassernetz  
 der  ganzen  Insel  seinen  Ausgangspunkt  von  diesem  Gebirgsstock  
 nimmt,  sind  doch  eben  da  die  wenigsten  grossen  und  
 starken,  sondern  nur  mehr  oder  minder  kleinere  Quellen  zu  
 suchen,  die  nur  durch  ihre  grössere  Anzahl  es  erklärlich  
 machen,  wie  so  viele  von  da  aus  nach  allen  Seiten  des L an des  
 laufende  Rinnsale  das  Gebirgswasser  fortführen. 
 Eine  besondere Eigenthümlichkeit bieten  die Quellen  der  
 nördlichen  Gebirgskette  dar.  Die  stärkeren  derselben  entspringen  
 nicht  am  Fusse  der  Gebirge,  sondern  durchaus  in  
 einer  Elevation  von  500—700  Pariser  Fuss,  und  zwar  regelmässig  
 an  der  Grenze  des  Kalkes  und  des  darüberliegenden  
 Sandsteines  oder  Mergels.  Was  aber  noch  mehr  auffällt,  ist  
 ihr  perpetuirlicher Wasserreichthum,  während  doch  ihr  Sauggebiet, 
   d.  i.  die Ausdehnung,  auf welcher periodische wässerige  
 Niederschläge  erfolgen,  ausserordentlich  klein  ist.  Um  die  
 anhaltende  und  durch  das  ganze  J ah r  ohne  Verminderung  
 abfliessende  Menge  des  Wassers  zu  erklären,  muss  man  
 offenbar  zu weiter  greifenden Zuflüssen  seine  Zuflucht  nehmen.  
 Hier  könnte  zunächst  der  Troodos  Gebirgstock  in  Betrachtung  
 kommen,  von  dem  die Wasser  aufgenommen,  durch  die  
 muldenförmig  in  das  Querthal  eingelagerten  jüngeren Schichten  
 fortgeführt  und  am  Ausbeissen  der  Schichtenköpfe  als  
 Quelle  zum Vorschein kommen.  Dagegen  spricht  jedoch  einerseits  
 die  immerhin  auch  in  dieser  Entfernung  unbedeutende  
 Grösse  des  Sammelbeckens  jenes  centralen  Gebirgsstockes