d. i. zur Schmückung der Bräute bei Hochzeiten und der
Todten, bevor sie in die stille Grube versenkt werden.*)
Die S itte , dem Fremden beim Fortgehen ein Sträuss-
cben zu verehren, ist zwar allgemein, doch beschränkt sich
der Blumenstrauss meist nur auf eine Rose, die so knapp
unter der Blume gepflückt wird, dass man sie kaum mit den
Fingern zu fassen im Stande is t, und daher wohl mehr auf
eine Ergötzung des Geruchssinnes als des Auges Anspruch
macht.
Eine andere Sitte, aus Jasminblümchen durch Anfädlung
au f zerschlitzten Blättchen der Dattelpalme gewissermaassen
eine künstliche Blume zu gestalten, steht mit derselben Kunst
in Aegypten im vollkommenen Einklang**). Auch hier spielt die
Aloe als Beschützerin der Häuser und ihrer Bewohner ebenso
wie dort die magische Wächterrolle, was nur zu auffallend zeigt,
wie selbst in den kleinsten Dingen Cypern von jeh er von
Aegypten aus beeinflusst wurde.
Endlich ist auch der türkische Gottesacker zuweilen
ein Ziergarten, denn bei Scarpho sah ich wie einst bei
Batrun in Syrien die Iris sepulchronym alle Gräber bedecken.
Schliesslich wird es nicht überflüssig sein, einige Andeutungen
über den hier zu Lande bestehenden Werth des
Bodens beizufügen. Man rechnet hier nach der Scala, d. i.
ein Flächenmaass von 40 Schritten in die Länge und eben so
viel in die Breite, was ungefähr 275 Quadr.-Klftr., d. i. dem
sechsten Theil eines österreichischen Joches entspricht.
Die Preise einer solchen Scala nach der Güte des Bodens
sind folgende:
F ü r den besten Krappboden (Varoschia) . 6000—8000 Piast.
F ü r den B a um w o llb o d e n ....... 500—1000 „
F ü r den Boden der Libadia im Allgemeinen 1000— 6000 I
F ü r den gewöhnlich guten Ackerboden . . 400—2500
Mittelpreis gewöhnlichen B o d e n s ........... 10— 20 „
Schlechter B o d e n ........................................ i y a— 2 „
*) Das Bauerngärtchen in Oesterreich. Oesterr. Revue II. 1864. p. 212.
**) Die Pflanzen des alten Aegyptens. Sitzungsbericht der k. Akad.
der Wissensch. XXXVIII. p. 55.
II. Der Weinbau.
Unter allen Zweigen der Agricultur spielt der Weinbau
auf der Insel bei weitem die hervorragendste Rolle. W ährend
dieselbe kaum so viel Brodfrucht erzeugt, um den kümmerlichen
eigenen Bedarf zu decken, ist der erzeugte W ein nicht
nur für den eigenen Verbrauch ausreichend, sondern bildet
noch überdies einen namhaften Ausfuhrartikel. Hieran ist
freilich die fast durchaus gute, ja selbst ausgezeichnete Qualität
des Weines Schuld.
Der Weinstock gedeiht in allen Th eilen der Insel von
der meeresgleichen Ebene bis über 4000 Fuss*) doch ist es
vorzüglich das südliche und südöstliche Gelände des grossen
Gebirgsstockes des Troodos und Machera, welches mit Reben
bepflanzt ist und wo auch der beste Wein gekeltert wird.
Auffallend ist es immerhin, dass die so wesentlich verschiedene
Bodenunterlage, wie dioritisches und aphanitisches Gestein
und Kalkmergel, worauf die meisten Culturen bestehen,
wenig Unterschiede in der Qualität ihrer Erzeugnisse hervorbringen.
Wenn auch auf der Agriculturka rte, welche A.
G a u d r y und A. D am u r von der Insel entwarfen**), bei
weitem nicht alle Weinculturen eingetragen sind, deren sich
dieselbe mit Recht als ihrer Zierde erfreut, so muss man doch
sagen, dass die Weinpflanzungen immerhin nur eine ganz
kleine Area in Beschlag nehmen und noch ausserordentlich
ausgedehnt werden könnten, wenn es nicht an Arbeitskräften
gebräche. Wenn man sieht, wie in dem tiefsten Winkel des
Gebirges zwischen Lefkara und Machera und um das Kloster
Machera herum noch auf den steilsten Abhängen des Apha-
nits der Rebenstock gedeiht, wenn man bemerkt, wie selbst im
*) Die höchst gelegenen Weinberge mögen wohl um Prodromo und
Trooditissa sein, in beiden Fällen bei und über 4000 4 Seehöhe.
**) Essai d’une carte agricole de l’île de Cypre, in „Recherches seien-
tif. en Orient“ etc. Paris 1855.