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   Ich  muss  voraus  bemerken,  dass  die  karamanische  
 Föhre  gleich  unserer  Pimis  Laricio  zu  den  harzreichen Nadelhölzern  
 gehört,  und  dass  eine  Harzgewinnung  nach  unserer  
 Weise  eingeleitet,  auch  dort  nicht  ohne  Yortheil  für  die  In dustrie  
 und  ohne  Nachtheil  für  den  Wald  ins  Werk  gesetzt  
 werden  könnte.  Doch  auf  welche  barbarische  Art  geschieht  
 dies  hier! 
 Man  wählt  in  der  Hegel  die  k rä ftig sten ,  im  besten  
 Wachsthume  begriffenen  Stämme  und  entblösst  sie  zuerst  
 vom  Grunde  bis  auf  ein  oder  anderthalb  Klafter  Höhe  an  
 einer  Seite  ganz  von  der  Rinde.  Es  erfolgt  dadurch  ein  
 Harzfluss,  der  aber  weniger  beachtet  zu  werden  scheint,  da  
 weder  das  flüssige Harz  in Sammelbecken  geleitet  wird,  noch  
 die  später  entstandenen  festen  Harzklumpen einen Gegenstand  
 der  Aufsammlung  bilden.  Mir  scheint  es  wahrscheinlich,  dass  
 überhaupt  die  halbseitige  Entrindung  des  Stammes  nur  eine  
 vorläufige  Operation  des  Harzens  bilde.  Nun  wird  an  eben  
 dieser  verwundeten  Stelle  F euer  angelegt  und  der  Stamm  
 häufig  so  stark  angebrannt,  dass  er  nur  zur  Hälfte  oder  
 zum  diitten  Theile  seines  ursprünglichen  Umfanges  noch  
 mit  dem  oberen  Theile  zusammenhängt.  Diese  enorme  
 Schmälerung  der  Lebenskraft  des  Baumes  «muss  ihn,  wenn  
 nicht  bald  so  doch  in  einigen Jahren  tödten,  allein  durch  eben  
 diese  tief  eingreifende  Operation  erleidet  das  Holz  besonders  
 in  der  Nähe  des  verletzten  Theiles  jen e   merkwürdige  Metamorphose, 
   die  wir Kienbildung  nennen,  und  die  darin  besteht,  
 dass  sich  zwar  nicht  Harzgänge  in  grösserer  Anzahl  ausbilden, 
   sondern  alle  Zellen  (Holz-  und  Markstrahlenzellen)  
 mehr  oder  weniger  mit  Harz  füllen*). 
 *)  E i“ e  sorgfältige  anatomische Untersuchung  solches  durch  Brand  zu  
 Kien  gewordenen  Holzes  hat  zwar  einige  Vergrösserung  der  vorhandenen  
 Harzgänge  gezeigt,  keineswegs  ah e r  eine  Vermehrung  der  Zahl  nach.  Dafür  
 waren  aber  alle  Prosenchymzellen,  insbesonders  die  dickwandigen  am  Ende  
 des  Jahresringes  so  wie  die  Zellen  der  Markstrahlen  voll  von  flüssigem  
 H arze  (Balsam).  Ein  Schwinden  der  Membran,  noch  weniger  eine  Auf- 
 Dieses  Kienholz  nun  ist  es,  das  den  vorzüglichsten  
 Gegenstand  der  Gewinnung  bei  der  Harzerzeugung  bildet.  
 Der  entweder  vom Winde  umgebrochene  oder  nun  leicht  mit  
 der  Axt  zu  fällende  Stamm  wird  an  allen  jenen  S te llen ,  wo  
 sich  das  Holz  in Kien  umwandelte,  gespalten und  verkleinert,  
 und  das  Kleinholz  dann  einer  trockenen  Destillation  unterworfen, 
   deren  Product  Colofonium  und  ein  ganz  schwarzes  
 mit  Erde  vermischtes  theerartiges  Harz  ist. 
 Auch  diese  Operation  wird  hier  von  dem  Harzproducenten  
 auf  die  roheste  Weise  im Walde  selbst  vollfuhrt.  Man  
 baut  zu  diesem  Zwecke  an  einem  Bergabhange  aus  Bruchsteinen  
 eine  trichterförmige Vertiefung,  bald  enger  bald  weiter  
 mit  einer  seitlich  am  Grunde  angebrachten  kleinen  Oeffnung,  
 die  in  eine  zweite  kleinere  blos  im  Boden  ausgehöhlte Grube  
 führt.  Dieser  Harzofen  wird  nun  mit  Kienholz  angefüllt  oben  
 bis  auf  eine  kleine  Oeffnung  zugedeckt  und  angezündet.  Die  
 erhöhte  Wärme  bringt  das  in  den  Harzgängen  und  Zellen  
 aufgespeicherte  Harz  bald  zum  Flusse,  das  sich  im  untersten  
 Theile  des  Ofens  ansammelt  und  durch  die  kleine  Oeffnung  
 desselben  in  die  äussere  Grube  abfliesst,  wo  es  in  Form  
 eines  Kuchens  ersta rrt und  von Zeit  zu  Zeit  abgehoben  wird,  
 so  wie  man  eine  neue  Portion  aus  der. verstopften  Oeffnung  
 abfliessen  lässt.  Die  letzteren  Portionen  sind  dann  mehr  
 unrein  mit  Erde  vermischt  von  Russ  durchdrungen  und  
 bleiben  als  zähe  schmierige  Klumpen  zurück,  während  die  
 ersten  festes  mit  muschligem  Bruche  versehenes  lichtbraunes  
 Colofonium  darstellen. 
 Ich  habe  die  hier  beschriebene  Operation  nur  aus  der  
 Zusammenstellung  von  beobachteten  Thatsachen  entnehmen  
 können,  indem  ich  weder  einer  solchen Destillation beiwohnte,  
 noch mich  durch  einen Harzbrenner unterrichten lassen konnte,  
 die  übrigen  Leute  sich  aber  in  gänzlicher  Unwissenheit  hierüber  
 befinden.  J a   es  geschah,  dass, nachdem  mir  fortwährend 
 lÖsung  derselben  war  zu  bemerken.  Hier  erscheinen  also  die  genannten  
 Elementartheile  h a rzaussclieidend,  und  zwar  keineswegs  au f  Kosten  ihrer  
 Membranen.