beigewohnt, kann also darüber nicht referiren, wie ich aber
höre, soll es dabei noch viel plastischer zugehen.
Hieraus erhellet zur Genüge, wie wahrhaft Leib und
Seele zerfleischend hier das Fastengebot geübt wird und wie
der Magen derjenige Götze nicht ist, dem man auch nur das
geringste Opfer bringt.
Ich schliesse diese Relation mit der Bemerkung, dass
derjenige, welcher etwa Zweifel an der Gewissenhaftigkeit
und Richtigkeit meiner Angaben hegen sollte, sich selbst in
das Refectorium der Klöster von Chrysoroiadissa oder von
Trooditissa begeben möge, um sich zu überzeugen, dass diese
Localitäten mit Ausnahme ihrer Grösse nicht besser als jene
sind, die bei uns die schmutzigsten Thiere bewohnen. —
Es ist wohl von selbst verständlich, dass unter solchen
Umständen den Reisenden in diesem Lande so manches Ungemach
allein durch den Mangel alles dessen trifft, was zur
Aufrechthaltung der Reinlichkeit unumgänglich nöthig ist.
Ich will von allem übrigen schweigen und nur der Qualen
gedenken, die Einem durch Ungeziefer aller Art zu Theil
werden, sowie man auch nur von Ferne mit der Einwohnerschaft
in Berührung kommt. Hier stehen jene kleinen
dunkeln Insecten oben an , die sich durch alle Hüllen bis
an die Haut des Menschen drängen und ihm jed en Genuss,
jed e Ruhe vergällen, von deren blutsaugenden Rüsseln er sich
vergebens zu befreien sucht, bevor er das Eiland nicht verlassen
hat. Durch vielfältige traurige Erfahrungen gewitzigt,
hatten wir u n s, sobald wir genöthigt waren in einer Bauernstube
unser Nachtlager aufzuschlagen, um den Zustand der
Reinlichkeit derselben stets angelegentlichst bekümmert, aber
dabei nicht selten auf unsere Erkundigungen die höchst drollige
Antwort erhalten: „Fürchtet euch nicht, wir haben eben a u s -
g e f lo h t («ijivlXiovaafiiv).
Wie unangenehm der ganzen Bevölkerung endlich selbst
diese Peiniger werden, geht daraus hervor, dass man im
Sommer, wo die Zahl sowie die Blutgier derselben den
höchsten Grad erreicht, häufig sein Bett auf dem Dache .des
Hauses, auch wohl zwischen den Aesten eines Baumes herrichtet.
Aber wie mit den Heuschrecken, welche jährlich die
ganze Insel verwüsten, so geht es auch mit diesen Thierchen;
man kann ihrer nicht Meister werden und greift in der Verzweiflung
eher zu den abentheuerlichsten Rettungsmitteln als
zu den nutürlichen. Auch in diesen desperaten Fällen werden
endlich die Heiligen des Himmels aufgefordert, sich ins Mittel
zu legen und dem Ungemache abzuhelfen. So sah ich zu
meinem grossen Erstaunen einmal in der Nähe einer Stadt
auf freier Strasse ein Feuer auflodern und einen Knaben
fortwährend darüber hin- und herspringen und dabei folgendes
Liedchen trille rn d :
ip u X X o i i b i / W o i ( p i y s T S
x o c i x o p y o i d>ri<pu<TSTe
y tc tt o c c y c o $ IcoocW Y t f e p x £ T S
Flöhe, Flöhe flieht davon,
Tod sei aller Wanzen Lohn,
Denn Jo an n e s nahet schon.
Wer hätte es sich vorstellen können, dass der heilige
Johannes hierlandes sogar als Anti-Flohpatron verehrt wird!
Ich lasse hier einige Specialitäten folgen, welche die
Beschreibung einiger der berühmtesten Klöster der Insel zum
Zwecke haben.
1. D a s K lo s t e r C h ry so 's tom o .
Chrysostomo hat auf dem Südabhange der nördlichen
Kalkgebirgskette eine prachtvolle Lage und übersieht den
grössten Theil der fruchtbaren Ebene , in deren Mitte sich
die Hauptstadt des Landes ausbreitet. Es liegt 1250 par. Fuss
über dem Meere und ungefähr 1750 Fuss unter der Spitze
des Berges, der hinter ihm steil emporragt und von einer
Ruine dem Castello della regina gekrönt wird. Die Klostergebäude
sind weitläufig und umgeben eine Zwillingskirche
aus zwei an einander gekuppelten Capellen zusammengesetzt.
Mit einer derselben steht überdies eine Gruft in unmittelbarer
Verbindung, wo sich unter einem bereits zertrümmerten Stein die
irdischen Reste der Maria Molino, wenn nicht der Erbauerin
U n g e r und Ko t s c h y , die Insel Cypern. 3 3