Der Plan für die Bereisung war bald gemacht und wir
kamen überein, dass wir beide nicht von einander getrennt,
sondern stets vereint die Insel in verschiedenen Richtungen
durchstreifen und dabei jedweder eine bestimmte Aufgabe zu
lösen übernehmen sollten. Während Herrn K o ts c h y die Sammlung
von phanerogamen Pflanzen, die Beobachtungen über
ihre Verbreitung u n d Vertheilung, sowie die Thierwelt zufiel,
blieb mir die kleinere Anzahl der Cryptogamen, die Land-
und Süsswassermollusken zur Erforschung, vorzüglich aber
das Studium der geologischen und meteorologischen Verhältnisse
u. s. w. Es wurde weiter v e ra b re d e t, dass unsere
Reisen sich nur allmälig in weitere Theile der Insel ausbreiten,
und dass wir von je d e r einzelnen Reise mit den gemachten
Sammlungen und B eobachtungen wieder nach Larn ak a zurückkehren
sollten, um von da aus nach k urz er Rast wieder nach
anderen Richtungen aufzubrechen.
Die Fertigkeit, mit welcher He rr K o ts c h y die Landessprache
— das T ü rk isch e, und zum Theil auch das Neugriechische
— sprach, setzte uns in die angenehme Lage,
eines Dolmetschers vollkommen entrathen zu können. Des-
ungeachtet war uns immerhin noch ein ziemlich ausgedehnter
Reiseapparat nöthig, da man hier zu Lande ohne Reit- und
Lastthiere kaum auch nur eine meilenweite Reise zu u nternehmen
im Stande ist.
Man reiset in Cypern zu Pferd, zu Maulthier oder Esel.
Kamele werden nur zur Fortbringung von Lasten verwendet.
Eine Fusspartie zu machen wäre ganz ungewöhnlich und
e-röstentheils unausführbar, nicht weil das Terrain oder die
- s klimatischen Verhältnisse es verbieten, sondern weil die einzigen
praktikabeln Reitpfade für den Fussreisenden beinahe
ungangbar sind. So haben wir uns der allgemeinen Sitte
folgend sowohl in der Ebene als im Hügelland stets der
Reithiere bedient, ja wir sind mit denselben oft bis nahe zu
den Kuppen und Gipfeln der Hochgebirge vorgedrungen.
Da uns weder ein Photograph, ein Zeichner oder Jäg e r
beigesellt, noch irgend ein Aushilfsdiener beim Aufsammeln
und Trocknen der Pflanzen, beim Sammeln der Mineralien
und Insekten und zu vielen ändern nothwendigen Geschäften
zur Seite stand, so war die ganze Wucht der Arbeit allein
auf unsere Schultern gelegt, und ich fühlte es ungeachtet
aller Rücksicht, die mein vielerfahrener Reisegefährte für
mich hatte, nur zu oft, dass ich solcher Anstrengung kaum
mehr gewachsen war.
Obgleich auf das äusserste beschränkt, hatten wir doch
zur Fortbringung unserer selbst, der nothwendigsten Instrumente,
Geräthschaften und Lebensmittel u. s. w. stets 7 Thiere
nothwendig, die obgleich sattsam belastet, zuletzt auch noch
unsern Koch und die beiden Maulthiertreiber auf ihren geduldigen
Rücken nehmen mussten. 1—
Cypern ist nicht wie Griechenland ein Land des Mangels
und der Entbehrungen. Durch seinen in den Niederungen
äusserst fruchtbaren Getreideboden, durch seine ausgedehnten
Obstgärten und Weinberge, gibt es allenthalben etwas zu
naschen, und man hat auf den grösseren Touren nicht nöthig,
sich auf Wochen im Voraus mit den nöthigen Lebensmitteln
zu versehen. Wenn wir uns Reis, Zwieback, einige Hülsenfrü
ch te, Butter u. dgl. von der S tad t, die wir zuletzt betraten,
mitnahmen, so reichten wir für unsere Bedürfnisse vollkommen
aus.
Ejec, Hühner, Schöpsen- und Schweinefleisch, und unter
günstigen Umständen ein Ferke l, ein Hase oder ein selbst erlegtes
Francolin war auf jedem Dorfe, in jedem Kloster zu
haben, auch fehlt es selten an einem guten Glase Wein dazu.
Auf Milch zum Frühstück als Beigabe des Thees, mussten
wir freilich in der Regel verzichten. Nicht wenige Wirthschaften
sind durch unsere selbst flüchtige Anwesenheit um ihren ausgedienten
Haushahn oder um die Matrone unter den Hühnern
ärmer geworden, aber sie gaben unsern täglichen Pilav dadurch
die nöthige Kraft und den Geschmack, und wenn auch kein
Stück Braten oder Orangen zum Nachtische hinzukamen, so
konnten wir doch bei dieser nahrhaften Kost täglich einen Ritt