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 Eingänge  der  Kirche  ausbreitet,  und  seine  Entstehung  wohl  
 dem  Kunsttrieb  eines  seiner  Conventualen  verdanken  dürfte.  
 Es  stellt  eine  Leiter  v o r,  die  auf  der  Erde  stehend  bis  in  
 den  Himmel  reicht.  Auf  der  obersten  Sprosse  sitzt  der  Heiland, 
   die  übrigen  Sprossen  sind  grösstentheils  von  Mönchen  
 b e se tz t,  welche  sie  zu  erklimmen  suchen.  Ein  guter  Theil  
 steht  überdies  noch  u n ten ,  der  nur  zu  warten  scheint,  bis  
 die  übrigen  den Festungswall  zwischen  Erde  und Himmel  erstiegen  
 haben.  Aber  das  Hinaufkommen  ist  nicht  so  leicht,  
 denn  jede Stufe wird  von  einem  geflügelten,  bockartigen,  zwei-  
 füssigen  Thiere  mit  einem  Drachenkopf  bewacht,  welches  
 ärger  als  Bomben  und  Kartätschen,  Tod  und  Verderben  
 jedem  Versuchenden  entgegenspeit;  Und  dennoch  ist  einer  
 der  kühnsten  Mönche  bereits  auf  der  obersten  Sprosse  angelangt  
 und  von  Christos  freundlich  bei  der Hand  empfangen  
 worden.  Ein Bild der Art vor der K irchthüre  kann seine Wirkung  
 nicht  verfehlen,  scheint  aber  mehr  zur  Erbauung  des  Volkes  
 als  zur  eigenen  Darnachachtung  hingeklext  worden  zu  sein.  
 'Historische  Darstellungen  ähnlicher  Art  sind  jedoch  nicht  
 blos  auf  Cypem  beschränkt!  — 
 Es  ist  bek an n t,  dass  im  ganzen  Orient  mit  Ausnahme  
 der Seehäfen  und  anderer  grossen Städte  sich  nirgends  Gasthäuser  
 finden,  wo  der  Reisende  Unterkunft  und  Unterhalt  
 findet.  Dasselbe  ist  auch  in  Cypern  der  Fall,  wo  selbst  in  
 der  grössten  Hafenstadt  L am ak a   dermalen  kein  Gasthaus  
 vorhanden  ist. 
 Es  setzt  dies  nothwendig  voraus,  dass  jed e r  Reisende  
 sein  Haus,  seine  Lebensmittel,  sowie  Küche  und  Einrichtung  
 mit  sich  fuhrt.  In  Griechenland,  in  Syrien  u.  a.  L.  trifft  
 man  von  Stelle  zu  Stelle  öffentliche  We ile r,  sogenannte  
 Khane,  wo  man  wenigstens  vor  Unwetter  Schutz  findet,  
 in  Cypem  k en n t  man  dergleichen  Hospitien  nicht  und  
 der  Reisende  ist  daher  genöthiget,  sein  Leinwanddach  aufzuschlagen, 
   oder  in  irgend  einer  elenden  H ü tte ,  die  ihm  am  
 Wege  aufstosst,  um  Gastfreundschaft  zu  ersuchen,  die  ihm  
 in  der  Regel  bereitwillig  ertheilt  wird. 
 Es  ist  allgemein Sitte,  dass bei dem Mangel bestimmter Hospitien  
 die  zahlreichen Klöster  der Insel  die Obliegenheiten  der  
 Hotels  übernehmen,  in  welche  der  Fremde  mit  seinem  Gefolge  
 geradezu  ohne  zu  fragen  hineinreitet  und  dort  absteigt.  Gewöhnlich  
 wird  er  von  einem  Mönche  oder  Laienbruder  sogleich  
 bei  der Ankunft  durch  die Worte  „xcdlqi  iwQiatztl  schön  
 willkommen !“  empfangen,  und ihm  sein Logement  angewiesen,  
 an  dem  es  selbst  bei  einer  grösseren Anzahl  gleichzeitig  eintreffender  
 Reisenden  nie  fehlt.  Hier  macht  man  es  sich  so  
 bequem  als  möglich  und  darf  in  der Regel  nicht  lange  warten,  
 um  je   nach  der  Wohlhabenheit  des  Convents  mit  einem  
 Becherchen  Kaffee  oder  mit  einem  Trunk  W a sse r,  dem  man  
 etwas  Glykose  beimengt,  bewirthet  zu  werden.  In  ausserordentlichen  
 Fällen  wird  man  bei  dem  selbst  bereiteten  Male  
 auch  wohl  durch  einige  Extraspeisen  beglückt. 
 Der  erlauchte  Erzbischof  von  N ik o sia ,  welcher  den  
 landesüblichen Titel  [laxaQwzazog  —  der  allerseligste  —  führt,  
 war  so  freundlich,  uns  ein  eigenes  von  ihm  selbst  mit  rother  
 Tinte  unterfertigtes Empfehlungsschreiben  an  alle  Klöster  des  
 Landes  zu  geben,  das  uns  überall  daselbst Zutritt  verschaffen  
 sollte.  Es  war  aber  in  den  wenigsten  Fällen  nothwendig,  
 davon  Gebrauch  zu  machen ,  weil  man  auf  das  einfach  gestellte  
 Verlangen uns nirgends zurückgewiesen hatte.  Bei  dieser  
 Gelegenheit war es auch möglich geworden mit  der besseren und  
 gebildeteren  Klasse  der  Bevölkerung  bekannt  zu  werden  
 und  Sitten  und  Gewohnheiten  des  Landes  kennen  zu  lernen. 
 Im  Allgemeinen  kann  ich  mich  nur  über  einen  einzigen  
 Punkt  günstig  äu sse rn ,  während  ich  alles  übrige  weit  unter  
 meiner Vorstellung  fand,  und  dieser  Punkt  ist  die  Massigkeit,  
 deren  man  sich  hier  befleisst.  Es  ist  erstaunlich,  bis  zu  
 welchem  Grade  diese  allerdings  nicht  hoch  genug  anzuschlagende  
 christliche  Tugend  getrieben  wird,  wenn  man  aber  zugleich  
 bemerkt,  wie  dieselbe  auf  Kosten  der  den  Menschen  
 ebenso  adelnden  Thätigkeit  getrieben  wird,  so  verliert  sie  
 allerdings  viel  wenn  nicht  alles  von  ihrem  Werthe. 
 Ich  brauche  nicht  zu  s a g e n ,  dass  die  griechische  Religion  
 allen  ihren  Bekennem  ohne  Unterschied  strenge  E n t