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 für  euch,  dreschet  für  euch,  o  Och sen !  Dreschet  für  
 euch  selbst.  Ein  Schäffel  für  euch  —  ein  Schäffel  für  den  
 H e rrn !“ 
 Wie  der  We iz en ,  so  wird  auch  die  Gerste  behandelt;  
 nur  der  Hafer,  au f  einige  wenige  höher  gelegene  Theile  der  
 Insel  beschränkt,  findet  darin  einige  Ausnahmen.  Mit  den  
 Cerealien  sind  auch  einige  H ü l s e n  f ru c h t e   Gegenstand  des  
 Ackerbaues.  Einen  grösseren  Flächenraum  beansprucht  die  
 hier  beliebte  Erve  (Ervum  Ervilia  L.)  und  die  Linse  (Ervum  
 Lens  L.),  einen  geringeren  die  Bohne  (Vicia Faba L.).  Platterbsen  
 (Lathyrus  Orchus  D.  C.)  und  Kichern  (Cicer  arien-  
 tinum  L.)  werden  nur  ausnahmsweise  gebaut. 
 Während  die  Erve  allenthalben  gedeiht  und  sich  selbst  
 mit  dem  magersten  Boden  zufrieden  stellt,  nimmt  die  Cultur  
 des  Sesams  (Sesamum  orientale  L.)  einen  besseren  Grund  
 in  Anspruch.  Man  baut  ihn  in  Soli,  Lapethus  und  Dali  vorzüglich  
 des  Oeles  wegen,  das  man  aus  seinen  Samen  presst,  
 auch  versteht  man  daraus  Kuchen  zu  verfertigen,  die  im  
 Lande  als  Leckerbissen  gelten. 
 Als  Ersatz  für  die  Kartoffel,  die  nur  in  den  Gebirgsgegenden  
 fortkommt,  ist  die  Co lo c a s i e   (Arum  Colocasia L.)  
 anzusehen,  deren  mehlreiche  Knollen  einen  nicht  geringen  
 Antheil  an  den  Nahrungsmitteln  der  Insulaner  nehmen  und  
 sicher  von  Aegypten  aus  hieher  verpflanzt  wurden.  Als  wir  
 am  Ostermontage  in  Agatho  ankamen,  war  ein  grösser  Theil  
 der  weiblichen Welt  damit  beschäftigt,  in  dem Gemeindehause  
 für  die  ärmere  Classe.  der  Dorfbewohner  ein  Gemüse  aus  
 Colocasie  zu  bereiten. 
 Die  Pflanze  verlangt  einen  guten,  tiefgründigen,  bewässerbaren  
 Boden,  und- kommt  erst  in  den Sommermonaten  zur  
 Entwicklung  seiner grossen,  saftgrünen Blätter,  die  dem Felde  
 ein  fremdartiges  Aussehen  geben.  — 
 Wir  schliessen  unseren  Bericht  über  die  Pflanzen  des  
 Feldbaues mit  der Baumwollpflanze,  dem Krapp,  dem Zuckerrohr  
 und  dem Tabak  und  fügen  noch  Einiges  über  die minder  
 wichtigen  Culturpflanzen  an. 
 Die B a um w o l l s t a u d e  wird  schon seit L angem  inCypern  
 im  Grossen  gebaut.  Einige  Verordnungen  bezüglich  des Einkaufes  
 der  Ernte  datiren  von  der  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts. 
   Zwei  Jahrhunderte  später  drohte  der  Anbau  der  
 Baumwolle  der  grossen  Vortheile  wegen,  die  er  im  Verhältnisse  
 zur  Cultur  der  Cerealien  bra chte,  diese  ganz  zu  verdrängen. 
   Man  nannte  die  Baumwolle  nur  das  „Goldkraut.“  
 Sie  wird  noch jetzt,  jedoch in  geringerem Maasse  allenthalben  
 auf  der Insel  angebaut,  doch  verlangt  sie  einen  viel besseren  
 Boden,  als  den  gewöhnlichen  Ge treideboden,  hie  und  da  
 Düngung  und  Bewässerung.  Ein  solcher,  im  Werthe  höher  
 als  jed e r  andere  stehende  Boden  wird Baumwollboden,  ßap-  
 ßaxTjQov  genannt.  Die  vorzüglichste  Baumwolle  liefern  die  
 Felder  von  Soli  und  Evrik o ,  allein  dieselben  haben  leider  
 keine  grosse  Ausdehnung. 
 Dieses  Staudengewächs  ist  zweijährig.  Als wir  die letzte  
 Tour  auf  der  Insel  machten,  war  man  eben  mit  der  Aussaat  
 der  Baumwolle  beschäftigt.  Die  Saamen  werden,  bevor  sie  
 in  die  Erde  kommen,  in  einer  Jauche  von  Schafmist  eingeweicht, 
   worauf  sie  dann  rascher  keimen.  Man  legt  sie  von  
 Stelle  zu  Stelle  in  die  gezogene  Ackerfurche.  Nachdem  sich  
 die  jungen  Pflanzen  entwickelt  h a b e n ,  was  mit  zusehender  
 Schnelligkeit  geschieht,  werden  sie  den  Sommer  hindurch  
 noch  behackt  und  alle  14  Tage  bewässert.  Man  stellt  die  
 Bewässerung  erst  in  der  Mitte  September  ein  und  bezweckt  
 dadurch  zugleich  ein  rascheres  Reifen  der  Kapsel,  die  man  
 im  October  vor  Eintritt  der  Regenzeit  erntet. 
 Zu  den  Zeiten  der  Venezianerherrschaft,  wo  die  Baum-  
 wollencultur  noch  blühte,  führte  man  30.000  Ballen,  später  
 nur  8000,  dann  5000,  endlich  je tz t  nur  mehr  3000  aus. 
 Einen  vortrefflichen Ruf geniesst der K r a p p   von Cypern,  
 d.  i.  die  Wurzel  der  Rubia  tinctor.um  L.,  denn  sie  wird  nur  
 von  dem  Smyrnaer Krapp  (Bakiri)  übertroffen.  Diese Pflanze  
 verlangt  zur  Cultur  einen  feinsandigen,  homogenen  tiefen  
 Boden,  der  in  seiner  unteren  Schichte vom Flusswasser  durchträn 
 k t  wird.  In   dieser  Beziehung  ist  der  Dünenboden  der  
 Libadia  für  den  Anbau  des  Krapps  am  vortheilhaftesten.