Eine sorgfältige Untersuchung der Umstände Hessen mich
erkennen, dass die Bildung des Schaumes nur am Ufer stattfindet.
Kleinere an das stellenweise felsige Ufer anprallende
Wellen scheinen keine besondere Folge zu haben, dagegen
erzeugt jed e grössere Welle einige grosse Blasen, die auf
dem Wasser bleiben, nach und nach sich zu ändern gesellen
und zuletzt an geschützte Uferstellen getragen werden, wo sie
sich mehr und mehr ansammeln und sich zugleich in kleinere
Blasen auflösen.
Es war am 10. April, als ich Morgens nach dem Salzsee
ging, um dort grosse Quantitäten dieses Schaumes für
weitere Untersuchungen aufzusammeln. Aber schon bei dem
Auf lesen, was mit einem Insectenfänger geschah, und dem
Zusammenhallen desselben mit den Händen, gewahrte ich, dass
der feine Schaum eine Menge kleiner wie Sand anzufühlende
Körnchen enthielt.
Die Untersuchung des nach Hause gebrachten Schaumes
zeigte zu meiner Verwunderung statt des muthmasslichen
Ufersandes Myriaden von E ie rn , die an Volumen die andere
weissliche zwischen ihnen vorhandene Substanz bei weitem
übertraf.
Es unterlag nicht grossen Schwierigkeiten, diese Eier,
die vollkommen gut erhalten und noch lebensfähig waren
als Eier einer Crustacea zu erkennen. Sie waren vollkommen
rund, mit einer doppelten Haut, einer äusseren derben, braunen
und einer innern zarteren und weissen Haut versehen und
hatten einen Durchmesser von 0.00943 W. Zoll. Sowohl an
Grösse als an Form und Beschaffenheit der Häute kamen sie
mit den Eiern einer in dieser Gegend häufigen kleine Krabbe,
dem Pilumnus hirtellus Risso ganz und gar ü b e re in , dessen
E ier an den Eierhältern hängend einen Durchmesser von
0-01254 bis 0-01440 W. Zoll zeigten und wenn sie trocken
waren 0-00917 W. Zoll massen.
Die ungeheuere Menge dieser Eier lässt vermuthen, dass
diese Krabbe zur B ru tz e it, von dem nahen Meere, wo sie
lebt, nach dem Salzsee kommt, um da ihre Eier abzusetzen.
D a ein Kubikzoll über eine Million (1,191.016) solcher Eier
enthält, der flache Rand des Sees aber auf Strecken von */*
Meilen 1 Zoll hoch, blos mit solchen Eiern bedeckt ist, so
lässt sich daraus auf die unendliche Fruchtbarkeit dieser Thiere
ein Schluss ziehen.
Ausser diesen Eiern von Pilumnus war der Schaum indess
noch von einer weissen, häutigen und einer mehr formlosen
schleimigen Substanz gebildet, ja diese schleimige Masse ist
als das eigentliche Substrat des Schaumes anzusehen, ohne
welchen seine Bildung unmöglich wäre.
Die Untersuchung dieser Substanz war jedoch mit ungleich
grösseren Schwierigkeiten verbunden, und es würde
kaum möglich gewesen sein, ihn ihrem Ursprünge nach kennen
gelernt zu haben, wenn nicht mit den vollkommen durch
Fäulniss zersetzten eiweisshaltigen Theilen, aus denen er
grösstentheils bestand, noch theilweise unveränderte Organ-
theile vermengt gewesen wären. Diese letzteren Hessen sich
nun mit grösser Sicherheit auf die ihnen angehörigen Organismen
zurückführen.
Zuerst ergab es sich, dass diese schleimige Schaummasse
mehrfachen Ursprungs ist, und der Zersetzung sowohl thieri-
scher als vegetabilischer Organismen ihre Entstehung verdankt.
Schon von vorn herein liess die ungeheuere Menge einer
Schleimalge (Palmella IJngeriana G u n w. *), die zur Zeit der
Schaumbildung an die Ufer des Sees herangetrieben wird,
und bei ihrer Verwesung viel Gestank verbreitet, ihren An-
theil bei Entstehung derselben vermuthen. Die mikroskopische
Untersuchung setzte auch diese Vermuthung ausser Zweifel,
da in dem zusammengebalten Schaume deutlich die chlorophyllhaltigen
Zellen (Gonidien) dieser Alge erkennbar waren.
Allein den beiweiten grössern Antheil an dem Schaume
hatten zwei Thiere, die gleichfalls zu den Crustaceen gehören,
und dort, wo sie Vorkommen, sich stets einer ungeheueren
✓ * ) Seite 153. Aus Versehen ist die Abbildung dieser Alge in natürlicher
Grösse auf Seite 150 in der kugeligen Figur links g eg eb enw äh r en d
die Figur auf Seite 153, deren Gonidien in 240maiiger Vergrösserung darstellt.
U n g e r und K o t s o h y , die Insel Cypern. 3 5