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 Zu  den  eigentümlichsten  Ueberbleibseln  einer  grauen  
 Vorzeit,  durch  Einfachheit  und  Seltsamkeit  der  Bauwerke  
 ausgezeichnet,  gehören  die Ruinen  der  ehemals  umfangreichen  
 Stadt  Lapithus  (^dan^og),  Sie  beginnen  unmittelbar  östlich  
 von  den  Klostergebäuden  von  Acheropithi,  ziehen  sich  eine  
 Strecke  hart  am  Meere  fort  und  gehen  querfeldeinwärts,  indem  
 sie  sich  unter  dem  bebauten  Ackerland  verlieren. 
 Ansicht  eines  Theiles  der  Rainen  von  Lapithus. 
 Abgesehen  von  einem  verfallenen  aus  Quadern  aufgeführten  
 thurmähnlichen Gebäude,  das  vielleicht  als  Wartthurm  
 der  fränkischen  oder  venezianischen  Zeit  seine  EntstehungO 
 v erd an k t,  ist  der  übrige  Theil  der  Stadt  nur  ein  wellenförmiges  
 Schuttfeld,  au f  welchem  Säulentrümmer,  Mosaikstücke  
 ,  Glas-  und  Thonscherben  bunt  unter  einander  liegen.  
 Da  der  Boden  seiner  brauchbaren  Bausteine  wegen,  die  aus  
 dem  Schutte  herausgegraben  werden,  nach  allen  Richtungen 
 durchwühlt  ist,  so  träg t  der  Ort  ein  wüstes  Ansehen.  Dazu  
 tragen  überdies  nicht  wenig  die  über  dem  Erdreich  hervorragenden  
 behauenen Felsen  und  die  unterirdisch  in  denselben  
 befindlichen  Gemächer  bei.  Die  Phantasie  hat  hier  einen  
 grossen  Spielraum  aus  den  einander  gegenüberstehenden  
 Felsmauern  und  Thurmcolossen  mit  ihren  Nischen,  Treppen,  
 Thor-  und  Fensteröffnungen  und  den  in  ihnen  eingelassenen  
 Vertiefungen  zur Aufnahme  von Balken  die  seltsamsten Wohnungen  
 für  Götter  und  Menschen  herauszufinden.  Ein  Blick  
 au f  beifolgendes  Bild  mag  sie  in  dieser  Operation  u nterstützen. 
 Wie  nach  dem  Brande  eines  durch  Oertlichkeit unregelmässig  
 aufgeführten  Gebäudes  die  übrig  gebliebenen  nackten  
 Mauern  die  seltsamsten  Combinationen  ihrer  ehemaligen  Verbindungen  
 zulassen,  so  ist  es  auch  hier,  nur  wird  m an 'n a ch   
 allseitiger  genauer  Betrachtung  dieser  sowohl  von  Aussen  
 als  von  Innen  bearbeiteten  und  behauenen  Felsmassen  in  
 den  wenigsten  Fällen  über  den  einstmaligen  Zusammenhang  
 und  die  Bestimmung  des  Baues  ins  Reine  kommen. 
 Ohne  Zweifel  hat  zu  dieser  Sonderbarkeit  das  von  der  
 Natur  Geschaffene  mit  dem  durch  die  Menschenhand Hervorgebrachten  
 zu  vereinen,  die  Beschaffenheit  des  Terrains  und  
 die  nicht  sehr  schwierige  Bezwingung  der  Gesteinsmassen  
 durch  den  Meissei  wesentlich  beitragen. 
 Wir  sehen  uns  hier  wieder  auf  den feinkörnigen,  schwer  
 verwitterbaren,  jüngsten  Meeressandstein  v e rse tz t,  aus  dem,  
 wie  bereits  vielfach  erwähnt,  alle  grossen  Bauten  auf  der  
 Insel  ausgeführt  sind.  Das  Ungewöhnliche  besteht  nur  darin,  
 dass  einzelne  thurm-  und  mauerförmige  Hervorragungen  sich  
 isolirt  über  die  horizontalliegenden  Schichten  erhoben  und  
 diese  nicht  selten  obendrein  innere  Ausweitungen  und  Höhlungen  
 besassen.  Es  war  daher  eine  ganz  natürliche  Aufgabe  
 an  die  ersten  Bewohner  dieser  Gegenden  gestellt,  das  
 von  der  Natur  zu  ihrem  Schutze  bereits  halbfertig  Dar-  
 geboiene  zu  erweitern  und  zu  vollenden.  Daher  wurden  begreiflicher  
 Weise  einerseits  die  natürlichen  Höhlungen  ver-  
 grössert  und  in  regelmässigere  Formen  gebracht,  anderseits