
 
        
         
		diesem  Nutzholze,  das  ihm  allein  noch  zugänglich  is t,  verfährt, 
   um  es  gründlich  und  für  alle  Zeiten-zu vertilgen,  soll  an  
 einem  ändern Orte  ausführlicher  auseinandergesetzt werden. — 
 Ern ster  und  mannhafter,  weil  höher  und  unzugänglicher  
 gelegen,  nimmt  sich  der Kieferwald  der  caramanischen Kiefer  
 aus;  er bedeckt die Höhen von Troodos, Adelphos und Machera,  
 und  nur  diese  allein.  Mit  Ausnahme  eines  Saumpfades,  der  
 von  Prodromo  aus  bis  auf  den  Gipfel  des  Troodos  und  zu  
 dessen  Schneegruben  führt,  die  einst in  den  glücklichen  Tagen  
 der  Insel  benutzt  wurden,  ist  kein  Pfad,  kein  Weg,  der  sich  
 durch  seine  Wildniss  wände.  Hier  hauset  der  Mouflon  noch  
 ungestört  und  ernährt  sich  von  den  sparsam  in  Steinritzen  
 und  unter  ihrem  Schatten  wachsenden  Kräutern. 
 Die  caramanische  Föhre  ist  in  ihrem  Yollwuchse  der  
 stattlichste Baum  der  In se l,  gleichet  unserem  Pinus  Laricio  v.  
 austriaca sehr und k ann füglich nur als dessen Varietät-Schwester  
 angesehen werden.  Meist brechen Stürme und  andere Umstände  
 den  Wipfel,  daher  der  Stamm  nicht  immer  schlank,  sondern  
 in  der  Höhe  ungleich  und  breitschirmig  wird,  auch  behält  er  
 seine  unteren  Aeste  länger  als  die  Seestrandskiefer.  Da  
 übrigens  auch  seine Nadeln  stärker,  dichter  und  dunkler  sind,  
 so  unterscheidet  er  sich  unschwer  von  der  Seestrandskiefer,  
 mit  der  er  übrigens  an  seiner  untern  Grenze  zusammentrifft. 
 In   den  höheren  Regionen,  wo  ein  grösseres  Maass  von  
 Luft-  und  Bodenfeuchtigkeit  und  eine  niedrigere  Temperatur  
 herrscht,  wird  seine  borkige Rinde  nicht  selten  zur Unterlage,  
 worauf  sich  allerlei  Flechten  einfinden.  Wir  haben  alté  abgestorbene  
 Bäume  gefunden,  die  von  Evernia  furfuracea  L.,  
 Cetraria  glauca  L.  und  Anaptychia  ciliaris  L.  ganz  grau  und  
 von  prachtvoll  frnctificirender  Evernia  vulpina  L.  wie  in  einen  
 orangegelben  Pelz  eingehüllt  waren.  Auch  der  Lariciowald  
 ist  licht,  da  seine  Stämme  meist  in  einiger  Entfernung  von  
 einander  stehen.  Dadurch  ist  dem Lichte  der Zugang  bis  auf  
 den Boden  gestattet,  der  zwar  nicht mannigfaltige,  aber  einige  
 seltsame  Pflanzen  hervorbringt. 
 Vor'  allen  ist  hier  die  prachtvolle Paeonia  corallina R e tz ,  
 zu  nennen,  welche  weit  und  breit  die Waldblössen mit Purpur 
 bemalt.  Ernst  und  Milde  sind  hier  in  Einem  Charakterzuge  
 vereinigt  und  sprechen  ausserordentlich  ergreifend  zu  dem  
 empfänglichen  Gemüthe.  Mehr  im  Schatten  verborgen  langen  
 aus  der  modernden  Nadeldecke  des  Bodens  die  seltsamen  
 langgestrekten  Blüthenschäfte  des  Limodorum  wie  Finger  der  
 Bergkobolde  hervor.  Im Hochsommer  breiten  sich  über  denselben  
 Waldboden  die  breiten  Wedel  des  Flügelfarn  (Pteris  
 aquilinä  L.)  aus. 
 Nur  in  seinen  höchsten  Partien  gegen  den  Kopf  des  
 Troodos  Zu  und  auf  ihm  selbst  mischt  sich  unter  die  letzten  
 kräftigen  Stämme  dieses  Holzes  noch  ein  anderes  Nadelholz  
 —  der Juniperus  foetidissima W illd .  Seine  von  altergrauen  und  
 abgestorbenen  Aesten  umstarrten,  meist  etwas  unregelmässig  geformten  
 Stämme  zeigen,  dass,  falls  die  Insel  auch  Berge  hätte,  
 die  sich  über  6000  Fuss  erhöben,  doch  hier  schon  die  Gränze  
 des  Baumwuchses  bemerkbar  sein  würde.  Ueber  diese  hinaus  
 hat  nur  das  Strauchwerk  von Berberis  cretica  die Höhen  besetzt. 
 Die  caramanische Kiefer,  zwar  auf  einer Bergoase  zurückgezogen  
 lebend,  ist  trotzdem  auch  hier  nicht  unangetastet,  und  
 mu3s  es  sich,  ohne  einen  Schutz  von  Seite  der  Landesregierung  
 zu  haben,  gefallen  lassen,  dass  man  sie  wie  ein  vogelfreies  
 Wesen  behandelt,  dem  man  alles  anthun  kann,  was  man  
 will.  Leider  bietet  sie  durch  ihren  Harzreichthum,  wenn  auch  
 nicht  durch  ihr  Holz,  einen  zu  lockenden  Angriffspunct,  als  
 dass  die  sorglose,  vom Unverstand  geleitete  Gewinnsucht  nicht  
 daraus  einen  Nutzen  zu  ziehen  im  Stande  wäre;  und  so  wird  
 denn  einer  armseligen Gewinnung  von Pech  wegen  auch  dieser  
 einzige  und  letzte Waldbestand  von  Bäumen  seinem Untergang  
 zugeführt  werden  und  von  der  Insel  für  immer  verschwinden.  
 Ein  Mehreres  über  diese  türkische  Waldwirthschaft  soll  später  
 folgen. 
 Es  ist  schon  früher  bemerkt  worden,  dass  sich  in  dem  
 Walde  von  Pinus  maritima  einst  noch  andere  kleine  Waldbestände  
 eingeschoben  h ab en ;  als  solche  müssen wir  die Bestände  
 von  Cypressen  und  den  rothfrüchtigen  Wachholder  (Juniperus  
 phönicea  L.)  ansehen.  Viel  beschränkter  mögen  die  Cypressen-  
 haine,  aus  Cupressus  horizontalis Mill.  bestehend,  in  grösserer 
 Un g e  r   und  K o t s c li y ;  die  Insel  Cypern.  8