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 wir  aber  des  anhaltenden  Sturmes  wegen  nicht  zu  
 öffnen  wagten. 
 Vor  denselben,  sowie  vor  dem  Corridor  liegt  eine  der  
 reizendsten  Landschaften  der. Insel  ausgebreitet.  Die  hohen  
 nach  Westen  ziehenden  Gebirgsketten  zur  Linken,  das  brausende  
 Meer  zur  Rechten  und  in Mitten  beider  die mit Fruchtbäumen  
 reichlich übersäete Ebene üben wahrhaftig eine gewaltige  
 Kraft  auf das Gemüth  aus,  so  dass  dieser Ort nicht mit Unrecht  
 der  s e h n s u c h t e r r e g e n d e  —  'iiisqobogu  -—  genannt  wurde*).  
 Ha rt  an  das Kloster  anstossend  erhebt  sich  das  merkwürdige  
 Trümmerfeld  des  alten  Lapithus,  hier  LampuSa  (17  Attpnovoa)  
 genannt,  während  das  neue  aus  alten  Steinen  gebaute  Dorf  
 Lapithus  eine  halbe  Stunde  davon  am Fusse  des Gebirges liegt. 
 Es  war  mir  über  den  Ursprung  des  Klosters  etwas  zu  
 erfahren  nicht  möglich.  L.  R o s s   sagt  (1.  c.  p.  147),  dass  
 es  voil  ziemlich  junger  Herkunft  sei,  und  seinen  Namen  von  
 dem  Schweisstuche  unsers  Herrn  (zov  ibqw  ä^sQonoiijrov  ¡iav-  
 tiklov)  erhalten  h a b e ,  von  dem  ein  Stück  im  Bilde  der  Pa-  
 nagia  auf bewahrt  wird. 
 4.  D a s   K lo s t e r   d e r   h e il.  Mama. 
 Gegen  das  mehr  einem  grossen  Dorfe  als  einer  Stadt  
 ähnliche  Morphu  nimmt  sich  das  in  dessen  Mitte  befindliche  
 grosse  Klostergebäude  mit  der  Kirche  seltsam  aus.  Dieselbe  
 ist  im  byzantinischen  Style  aus  Sandsteinquadern  erbaut,  
 aber  es  ist  auffällig,  dass  jedes  Kapital  der  Säulen  von  dem  
 ändern verschieden ist,  dass mehrere  darunter bemalt sind,  auch  
 der  Säulengang  an  derselben  auf  einer  Seite  16,  auf  der  
 gleichlangen  ändern  Seite  nur  11  Säulen  z äh lt,  die  überdies  
 nicht  einmal  in  gleichen  Entfernungen  von  einander  angebracht  
 sind. 
 An  der  Nordseite  der  Wand  sieht  man  unter  einem  
 Gewölbbogen  den Sarkophag  der  wunderthätigen  heil. Mama, 
 *)  B-yjXou  dv  Kinov  rs  xai  ifj.epoeo'T'ra  Alex. Ephesus  apud  Stephanum. 
 (&ccvinaTöQyo?)  so  dass  derselbe  an  der Aussen  und  Innenseite  
 der Kirche  zugleich bemerkbar  ist.  Hier  erhebt  sich  über  den  
 Sarkophag,  der  die Gebeine  der Heiligen  enthält,  deren Bild-  
 niss  auf  einem  Löwen  reitend  dargestellt. 
 Ueber die G ründung dieses grossen aus vielen Gebäuden b e stehenden  
 und mit grossen B esitzungen  ausgestatteten Klosters,  
 wussten  die  wenigen Mönche  nichts  zu  sagen,  eben  so  wenig  
 etwas über den Ursprung  der Säulentrümmer anzugeben,  die  im  
 Hofraume  zerstreut  herumlagen,  unter  denen  sich  aber  auch  
 Granitsäulen  (von  ägyptischem Granit)  befinden.  Wahrscheinlich  
 waren  sie  ehedem  bei  einem  kleineren  auf  derselben  
 Stelle  befindlichen  Bau  verwendet  gewesen.  Drollig  sah  es  
 a u s ,  wie  unter  ändern  der  umgekehrte  Knauf  einer  coryn-  
 thischen  Säule  nunmehr  als  Mörser  zu  verschieden  culinari-  
 schen Zwecken dienen muss.  Sind diese Trümmer  von  der  alten  
 Stadt L imenia,  die  an  der  Stelle  des  heutigen Morphu  stan d ? 
 Von  dem  wunderthätigen  W a sse r,  das  sich  in  diesem  
 Kloster  eine  Berühmtheit  zu verschaffen w u sste,  gewahrte  ich  
 nichts.  Der  tiefe  Schöpfbrunnen  hat  ungeachtet  der Nähe  des  
 Meeres  gutes  Trinkwasser.  Hier  sah  ich,  o  Wunder!  die  
 Mönche  mit  der  Zucht  der  Seidenraupen  beschäftigt. 
 5.  D a s   K l o s t e r   K ik k o . 
 Von  diesem in  einsamer Hochgebirgsgegend  auf  beinahe  
 unzugänglichen Felsen  hingebauten  Kloster,  das  ich  nur  von  
 der  Ferne  s a h ,  weiss  ich nur  so  viel  zu  s ag e n ,  dass  es  einer  
 der  berühmtesten  Wallfahrtsorte  der  Insel  ist. 
 Es  rühmt  sich  ein Madonnenbild,  vom  heil.  Lucas  eigenhändig  
 gemalt,  zu  besitzen,  das  König  Isak   von  Constanti-  
 nopel  hieher  gebracht  hat.  Die  Wunderthätigkeit  desselben  
 ist  so  renommirt,  dass  selbst Russen hieher kommen,  um  davon  
 zu  profitiren.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  begreiflich,  
 wie  in  diesem  Adlerhorste  170  Mönche  von  der  Regel  des  
 heil.  Basilius  ihren  Lebensunterhalt  finden  konnten.  Ob  es  
 je tz t  noch  so  ist,  wie  zu  Zeiten M a r i t i ’s,  dem  ich  diese  Angabe  
 entnehme  (1.  c.  p.  206),  zweifle  ich  sehr.