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 die  Lüfte  ragende  Steinpfeiler,  welche  die  Bogen  derselben  
 tru g en ,  geisterhaft  in  der  Ferne  verschwinden.  Wie  unbesiegte  
 Riesen  stehen  sie  d a ,  die  Zeichen  einer  gewaltigeren  
 Zeit. 
 Aber  bald  wird  der  ernste  Blick  von  diesen  auf  einen  
 ändern  nicht  weniger  auffallenden  Gegenstände  hingezogen,  
 es  ist  das  aus  einem  flachen  Ackergrunde  hervortretende  
 Gewölbe  eines  sonderbaren  tempelartigen  Baues. 
 Brunnentempel bei  Salamis  von  Nordwest  gezeichnet. 
 E r  formirt  ein  Viereck,  dessen  längere  von  NW.  nach  
 SO.  gerichtete  Seite  11  Meter,  die  andere  dagegen  etwas  
 über  5 y 2  Meter  misst.  Darüber  befindet  sich  ein  Tonnengewölbe  
 aus  keilförmigen  in  einander  gefügten  massiven  
 Steinen *). 
 Von  der nach Nordwest  gekehrten Hinterwand,  die  theil-  
 weise  zerstört  ist  und  sich  in  der  beigefügten  Zeichnung  als  
 eine  das  Gewölbe  begrenzende  Stirnmauer  repräsentirt,  kann  
 man  in  das  Innere  des  Tempels  hinabblicken  und  auf  den  
 hinabgefallenen  Steinen  auch  hinabsteigen.  Hier  unten  gewahrt  
 man  erst  die  nach  NO.  gekehrte  Thoröffnung,  die  von 
 *)  Keilgewölbe  finden sich  schon  in  den  altägyptischen Bauwerken  und 
 durch  ein  Tonnengewölbe  zeichnet  sich  namentlich  der  Tempel  des  Ame-  
 nophis  III.  zu  Medinet  Habu  aus. 
 aussen  ganz  und  gar  mit  Schutt  bedeckt  i s t ,  und  an  der  
 entgegengesetzten  Seite  eine  kleine  nischenartige  Vertiefung  
 der  Wand. 
 Auffallend  ist  in  der  Mitte  des  Tempels  ein  Brunnen  
 mit gutem, kalten,  sehr  erfrischendem W asser von  10.8° R., was  
 hier  kaum  mehr  als  50  Fuss  über  dem  Meeresniveau  um  so  
 auffallender  is t,  als  dieser  Elevation  eine  Quellentemperatur  
 von  wenigstens  6  Graden  mehr  entspricht.  Man  kann  sich  
 diese  sonderbare  Anomalie  nur  dadurch  erk lä ren ,  dass  diese  
 Quelle  aus  grösser  Ferne  und  bedeutender  Höhe,  ihren  Weg  
 in  tiefen  Felsschichten  bis  hieher  gefunden  hat. 
 Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  dieser Bau,  wie jen e r  
 der  Phaneromene,  schon  ursprünglich  wenigstens  zum  Theil  
 ein  unterirdischer  war,  und  absichtlich über  diese  vortreffliche,  
 wenngleich  sparsame  Quelle  errichtet  worden  ist,  die  ehedem  
 wahrscheinlich noch eine  viel  grössere Bedeutung  hatte als jetzt.  
 Aus  diesem  Grunde kann  ich daher  L.  Ross  nicht  beistimmen,  
 welcher  dieses  Bauwerk  für  eine  Grabkammer  erklärt*). 
 Schon  Ku g l e r   macht  darauf  aufmerksam**),  dass  
 Schatzhäuser  (Thesauren),  woran  man  an  diesen  Bau  zunächst  
 erinnert  wird,  als  schirmender  Einschluss  von Quellen  
 angelegt  seih  können  und  als  solche  den  ersten Bedingnissen  
 fester  Aesiedlung,  an  die  sich  insgemein  zugleich  religiöse  
 Verehrung knüpfte,  entsprechen.  Ein  ähnliches  Brunnenhaus  
 (castellum) mit Tonnengewölbe,  nur  kleiner  als  dieses,  ist  auch  
 aus  dem  Schutte  von  Pompeji  aufgedeckt  worden.  Dasselbe  
 steht  an  einer Strassenecke  (bivium)  und  nahe  daran  ein kleiner  
 Altar,  den  Schutzgöttinnen  der  Strassen  (lares  compitales)  
 geweiht. 
 Je tz t  wird  dieser  Bau  „das  Gefängniss  der  heil.  K a tharina“ 
   genannt,  welche  eine  Tochter  des  Königs Costa,  des  
 Erbauers  von  Famagosta  war. 
 Nicht  ferne  von  diesem  Monumente  des  grauen  Alterthums, 
   nur  etwas  höher  g eleg en ,  befindet  sich  das  Kloster 
 *)  L.  R o s s   1.  c.  p.  119. 
 **)  Gesch.  d,  Baukunst  I.  p.  142.