
 
		von  jenen  herrschenden  Zottentieren  der  westlichen  Hälfte,  oder  
 nur  solche  Arten,  welche  vom  Menschen  erst  spät  eingeführt  sind  
 (Hund,  Schwein,  Ratte,  Maus  usw.),  oder  welche  vermittelst  ihres  
 Flugvermögens  leicht  von  dorther  einwandern  konnten  (Fledermäuse). 
   Dagegen  finden  wir  an  ihrer  Stelle  eigentümliche  Arten  
 von  B eu te ltie ren ,  von  jenen  niederen,  marsupialen  Säugetieren, 
  welche außerdem gegenwärtig fast nur  in Neuholland gefunden  
 werden.  Da  gibt  es marsupiale Raubtiere  und  Insektenfresser, mar-  
 supiale Huftiere  und Nagetiere,  welche  den  entsprechenden  plazen-  
 talen  Ordnungen  nahe  verwandt  und  oft  zum  Verwechseln  ähnlich  
 erscheinen;  und  doch  tragen  sie  alle  im  inneren  Körperbau  die  gemeinsamen  
 Merkmale  der  Unterklasse  der  Marsupialen,  jener  
 niederen  und  älteren  Abteilung  der  Säugetiere,  aus  welcher  die  
 höher  organisierten  P la zenta len  erst  später  (während  der Kreideperiode) 
   hervorgegangen  sind. 
 Wenn  man  von  den  indomalaiischen  großen  Sunda-Inseln,  Java  
 und  Borneo,  in  wenigen  Tagen  nach  den  benachbarten  australmalaiischen  
 Inseln  hinüberfährt,  nach  Floren und  Celebes,  weiterhin  
 nach  den  Molukken  und  Neu-Guinea,  so  tritt  der  charakteristische  
 Unterschied ihrer  terrestrischen  Fauna —   nicht  allein  in  der Klasse  
 der  Säugetiere,  sondern  auch  in  der  der  Vögel  und  Reptilien,  und  
 ebenso in  anderen Tierklassen  immer  auffallender hervor, umsomehr, 
   je weiter  man  nach  Osten  kommt.  Wallace  zog  daraus  eine  
 Anzahl  von  wichtigen  Schlüssen  über  die  Entwickelung  und  Verbreitung  
 dieser  Tiergruppen  durch  Wanderung  und  betonte  namentlich, 
   daß  die  Trennung  der  beiden  malaiischen  Gebiete  durch  
 tiefe Meerengen  schon  seit  früher Tertiärzeit  (seit einigen Millionen  
 Jahren!)  ein  Hindernis  für  die  spätere  Vermischung  der  beiderlei  
 Landfaunen  gebildet habe.  Er  irrte  jedoch  in manchen Einzelheiten  
 und  besonders  darin,  daß  er  die  Grenze  zwischen  den  beiden  kleinen  
 Nachbarinseln  Bali  und  Lombok  (östlich  von  Java)  zu  scharf  
 zog,  und  daß  er weiter  nördlich  auch  den Gegensatz  zwischen  Borneo  
 und  Celebes  zu  sehr betonte.  Spätere Forschungen,  namentlich  
 von Max Weber, Richard  Semon, Willy Kükenthal u. a.,  in  neuester  
 Zeit  von  den  beiden  Herren  Sarasin,  haben  jene  Irrtümer  berichtigt. 
   Jedoch  gehen manche  neuere  Schriftsteller  viel  zu weit, wenn  
 sie  glauben,  daß  damit  die  ganze  geistreiche  Theorie  von  Wallace  
 widerlegt  und wertlos  geworden  sei.  Vielmehr  bleibt  diese  in  ihren  
 Grundzügen  bestehen,  und  es  sind nur  (wie bei  vielen  anderen  großen  
 Theorien)  genauere  Aufschlüsse  über  einzelne  Verhältnisse,  
 welche  die  Aufgabe  schwieriger  und  komplizierter  erscheinen  lassen, 
   als  sie  zuerst  erschien.  Insbesondere  sind  in  diesem  Falle  die 
 chorologischen  Fragen nach  den  vielfachen Wanderungen  der Tiere  
 aus einem Gebiet  in  das  andere,  von  einer  Insel  zur  anderen,  ferner  
 die  geologischen  Fragen  nach  den  Verhältnissen  der  jetzigen  und  
 der  früheren  Konfiguration  des  Archipels  viel  verwickelter,  als 
 man  zuerst  annahm.  T  r 
 Trotz  alledem —   oder  besser:  eben  deswegen —rlbleibt  insuimde  
 mit  seinen  beiden  so  verschiedenen  Archipelhälften  für  den  Naturforscher  
 eines  der  interessantesten  Gebiete  unserer  Erde  und  es  
 werden noch viele Jahre  (oder Jahrzehnte!)  vergehen,  ehe die Mehrzahl  
 der  vielen  hier  vorliegenden  Probleme  gelöst  sein  wird.  An  
 dieser  interessanten  Arbeit mich  zu  beteiligen,  war mein  sehnlicher  
 Wunsch gewesen, und ich hatte bei Antritt meiner malaiischen Reise  
 sicher  gehofft, wenigstens  einige Monate  auch  im  östlichen Gebiete  
 verweilen  zu  können.  Mein  verehrter  Freund,  Professor Max W e ber  
 in  Amsterdam,  hatte  mir  für  diese  „M o lu k kenre ise   eipen  
 vortrefflichen  Plan  entworfen  und  mich  reichlich  mit  wertvollen  
 Empfehlungen  ausgestattet.  Als  Hauptziel  schwebte  mir  dabei  die  
 tiefe  Bandasee  vor,  mit  ihrem  berühmten  Reichtum  an  schonen  
 Korallen  und  anderen  Seetieren.  Insbesondere  gedachte  ich  aut  der  
 Insel  Ambon  mein  zoologisches  Laboratorium  aufzuschlagen  
 einem  klassischen  Orte  für  die marine  Zoologie,  seitdem  der  treffliche  
 alte  deutsche Naturforscher Georg Eberhard Rumph  dort  sein  
 großes  Werk,  die  „Amboinische  Raritätenkammer“  verfaßt  hat.  
 Was neuerdings über  diese herrliche Insel  (südlich von Ceram)  und  
 ihre  reiche  Fauna  R icha rd   Semon  in  seiner  ausgezeichneten,  
 mehrerwähnten  Reiseschilderung  über  die  „Küsten  des  Korallen  
 meeres“ mitgeteilt  und durch mündliche Mitteilungen  ergänzt hatte,  
 war besonders  geeignet, mir  diesen  längeren Aufenthalt  auf Ambon  
 als  den  zoologisch  ergiebigsten  Teil meiner  Insulindefahrt  erscheinen  
 zu  lassen.  .  . 
 Allein hier —  wie  schon öfter  auf  meinen  zahlreichen Reisen. —  
 machte  das  tückische  Schicksal mir  einen  dicken  Querstrich  durch  
 meine  schönen  Pläne.  Als  ich  im November  im Garten  von  Buitenzorg  
 die  Lichteffekte  der  senkrecht  stehenden  Tropensonne  zur  
 Mittagszeit studierte und  (trotz  der wohlgemeinten Warnung meines  
 Freundes  Treub!)  mich  stundenlang  mit  ihrer  photographischen  
 Wiedergabe  abquälte,  hatte  ich  das  disponible  Maß  meiner  Kräfte  
 überschätzt.  Ein leichter Sonnenstich verursachte mir Übelbefinden  
 und  Schwindel,  und  als  ich  denselben  durch  ein  kaltes  Bad  zu  
 neutralisieren  versuchte,  zog  ich mir  eine  starke Erkältung  zu.  Die  
 Folge war ein rheumatisches Fieber, welches  eine Anschwellung des  
 rechten  Kniegelenks  nach  sich  zog  und mich mehrere Wochen  am