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 strahligen Kalkstacheln  bedeckt;  diese  dienen  als  Sch webe-Apparate  
 und  verhindern  das  Untersinken  dieser  einzelligen  Urtiere.  Nach  
 dem  Tode  derselben  brechen  jedoch  die  Stacheln  ab,  das  lebendige  
 Plasma in  den Kammern  der  Schale  verwest,  und die  leeren  Schalen  
 sinken  langsam  auf  den  Meeresboden  herab.  Hier  häufen  sie  sich  
 in  ungeheuren  Massen  an  und  bilden  den  kreideartigen  Globige-  
 rinen-Schlamm,  dessen  hohe  Bedeutung  der  „Challenger“  nachgewiesen  
 hat. 
 Während  die  kalkschaligen  G lo b ig e r in en ,  im  Plankton  massenhaft  
 schwebend,  den  Stamm  der  Urtiere  (Protozoa)  vertreten, 
 gesellen  sich  zu  ihnen  
 die kieselschaligen, Diatomeen  
 als ebenso  charakteristische  
 Repräsentanten  
 der U rp f lanzen  
 (Protophyta'). Gleich jenen  
 ersteren  sind  auch  
 diese  letzteren  e in ze llig 
 e   Organismen  
 (Protista);  ihr  ganzer  
 lebender  Körper  hat  
 nur den Formwert einer  
 einzigen  einfachen Zelle  
 (ebenso  wie  das  Ei  der  
 Pflanzen,  Tiere  und  
 Menschen).  Die  zarte  
 Kieselschale, welche den  
 lebendigen Zellenkörper  
 einschließt,  besitzt  die  
 Form  einer  Schachtel  
 mit  Deckel. 
 Eine  Diatomee  des  äquatorialen  Plankton  
 (wAeclctihneo pdteync heian zehlleilgioenp ePltlaas).m  akDöriep erK eiiensseclhscliheaßlte,,   hat  die  FoDrmec keeiln. er Sktarrekis rvuenrdgernö ßSercthachtel  mit  
 Am frühen Morgen  des  13.  März  lief  der erwartete Dampfer  des  
 Norddeutschen  Lloyd  in  den Hafen  von  Penang ein  und setzte  seine  
 Fahrt  schon  um  io   Uhr  vormittags  fort.  Es war  das  neue  Prachtschiff  
 „K iau ts ch o u “ ,  im  Aufträge  der  Hamburg-Amerika-Linie  
 erbaut  und  erst  vor  drei  Monaten  vom  Stapel  gelaufen;  es  kam  
 gerade  von  seiner  ersten  Fahrt  nach  Ostasien  zurück,  welche  es  
 Weihnachten  1900  angetreten  und  mit  glänzendem  Erfolge  bestanden  
 hatte.  Der  gewaltige  Koloß,  doppelt  so  groß  als  die  „O ldenburg“ 
 ,  auf  der  ich  meine  Hinreise  nach  Insulinde  ausgeführt  
 hatte,  übertraf  in  jeder  Beziehung  alle  anderen  im  Hafen  von  
 Penang  ankernden  Dampfer  bei  weitem  und  erregte  das  Erstaunen 
 Heimkehr  und  Rückblick  2 33 
 der zahlreichen Besucher,  die  in  der kurzen Zeit seines Aufenthaltes  
 an  Bord  kamen.  Der  Gehalt  der  „Kiautschou“  beträgt  10000  Registertonnen, 
   die  tägliche  Geschwindigkeit  33o— 3/jo  Seemeilen;  
 gegen  6000  Pferdekräfte  sind  dabei  tätig.  Die  Besatzung  beträgt  
 über  200  Köpfe. 
 Der  schwimmende  Palast  der  „Kiautschou“  ist  in  drei  Teile  geschieden, 
   von  denen  der  mittlere  die  Passagiere  erster,  der  hintere  
 diejenigen  zweiter  und  der  vordere  die  dritter  Klasse  auf nimmt;  
 über  2000  Personen  finden  auf  ihr  Platz.  Das Mittelstück  ist  sechs  
 Stockwerke  hoch,  oben  ein  „Sonnendeck“ ,  auf  welchem  vorn  der  
 Kapitän  und  die  Schiffsoffiziere  ihre  Wohnungen  und  Arbeitsräume  
 haben;  darunter  zwei  „Promenadendecke“  mit  gedeckter  
 breiter  Gallerie  (oberes  und  unteres);  dann  folgt  weiter  unten  das  
 „Oberdeck“ ,  darauf  das  „Unterdeck“ ,,  ganz  unten  endlich  der  tiefe  
 Raum  zur  Aufnahme  der Kohlen,  Vorräte  usw.  Im  Vorderteile  des  
 oberen  Promenadendecks  befindet  sich  ein  geräumiger Musik-  und  
 Lesesalon,  darunter  (im  unteren  Promenadendeck)  ein  prachtvoller  
 Speisesaal,  der  die  ganze  Breite  des  Schiffes  einnimmt.  Die  zahlreichen  
 Kabinen  sind höchst komfortabel eingerichtet  und mit allem  
 erdenklichen Luxus  ausgestattet.  In  jeder Kabine  ist ein besonderer  
 elektrischer Fächer angebracht, eine kleine Windmühle, derenFlügel  
 durch  Elektrizität  in  pfeilschnelle  Umdrehungen  versetzt  werden  
 und gleich einer Miniaturpunka beständig  einen  frischen Luftstrom  
 erzeugen.  Die-elektrischen  Lampen  sind  in  allen  Schiffsräumen,  
 besonders  aber  in  den  Salons,  in  so  großer  Zahl  angebracht,  daß  
 das  großartige  schwimmende  Hotel  abends  einen  märchenhaften  
 Glanz  verbreitet. 
 Da  der  Andrang  von  Passagieren  für  die  erste  Rückfahrt  des  
 „Kiautschou“  sehr  groß  war,  mußte  ich  es mit besonderem  Danke  
 anerkennen,  daß  mir  von  der  Direktion  des  Norddeutschen  Lloyd  
 auch  diesmal,  ebenso wie  auf  der  Hinreise,  eine  eigene  gute  Kabine  
 zum  ausschließlichen  Gebrauche  reserviert  war.  Als  ich  an  Bord  
 kam,  fand ich dieselbe mit dem Bilde Darwins geschmückt, und mit  
 schönen  Farnkräutern  und  Blumen,  darunter  die  Gloriosa  superba,  
 die  rote  Prachtlilie  von  Indien.  Diese  freudige  Überraschung  verdankte  
 ich  einem  früheren  Schüler,  dem  Schiffsarzte  Dr.  W i l helm  
 Spe cht  aus  Hamburg,  der  vor  sechs  Jahren  meine  Vorlesungen  
 und  zoologischen  Übungen  in  Jena mit  besonderem  Eifer  
 und  Fleiße  besucht  hatte.  Er  nahm  sich  auch  der  fortgesetzten  
 Behandlung meines steif gewordenen Kniegelenks mit größter Sorgfalt  
 an,  so daß  ich drei Wochen später wieder leidlich  gehen konnte. 
 Mehr  als  die  Hälfte  der  Passagiere  erster  Klasse  auf  unserer