
 
		heute  von  den  Eingeborenen  „Kantor  Batu“ ,  das  „Sleinkomtor“ ,  
 genannt wird.  1875  wurde  das  große  Terrain  für  den Kultur-und  
 Versuchsgarten  in  Tjikömöh,  72  Hektar  umfassend,  erworben.  
 Außerdem wurde  hier  eine  besondere  Landbauschule  errichtet,  an  
 welcher  sowohl  die  jungen  europäischen  Beamten  die  praktische  
 Kultur  der  Tropenpflanzen  kennen  lernen,  als  auch  die  Söhne  der  
 eingeborenen  Bauern  und  Pflanzer  gründliche  landwirtschaftliche  
 Ausbildung  erhalten  sollten.  1874  wurden  die  „ Annales  du  Jardin  
 de  Botanique  de  Buitenzorg“   gegründet,  die  sich  seitdem  zu  der  
 wichtigsten  periodischen  Zeitschrift  für  systematische  und  allgemeine  
 Tropenbolanik  entwickelt  haben.  Leider  wurde  aber  die  
 Arbeitslast,  die  mit  diesen  neuen,  großen  und  verschiedenartigen  
 Aufgaben  verbunden  war,  so  schwer,  daß  sie  die  Gesundheit  des  
 eifrigen,  unermüdlich  tätigen  Dr.  S ch e f fe r   untergrub;  er  unterlag  
 schon  1880 —   erst  sechsunddreißig  Jahre  alt  -—  einem  akuten  
 Leberleiden. 
 Es war  ein  großes Glück  für  die weitere  Entwicklung des mächtig  
 aufblühenden  Gartens,  daß  die  erledigte  Direktorstelle  sofort  
 einem  jungen  Botaniker  übertragen  wurde,  der  in  jeder  Beziehung  
 als  „der rechte Mann am rechten Orte“ bezeichnet werden muß  und  
 der  sich  in  den  seitdem  verflossenen  achtundzwanzig  Jahren  die  
 größten Verdienste um ihn  erworben hat.  Die  zu einer Kommission  
 vereinigten  Professoren  der  Botanik  an  den  holländischen  Reichsuniversitäten, 
   die  von  der  Regierung  zur  Wahl  eines  passenden  
 Nachfolgers  aufgefordert  wurden,  einigten  sich  alsbald  zum  Vorschlag  
 von  Dr.  Me lchior  T reu b ,  damals  neunundzwanzig  Jahre  
 alt  und  Assistent  an  der  botanischen  Lehrkanzel  zu  Leiden.  Seiner  
 Wahl  ist  es  in  erster  Linie  zu  verdanken,  daß  seitdem  der  Bogor-  
 garten  nicht  nur  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  entsprechend  
 sich  glänzend weiter  entwickelt,  sondern  auch  +3- weit  darüber hinaus! 
   —   zu  einem  wissenschaftlichen  Institut  ersten  Ranges  ausgebildet  
 hat;  heute  steht  er  in  seiner  Art  einzig  da,  als  großartigstes  
 „bo tan isches  Tr open in s tj tu t“ . 
 Interessant ist  der Überblick  über  die Geschichte des botanischen  
 Gartens zu Buitenzorg,  den Dr. Treub —  damals  schon  zwölf Jahre  
 Direktor —   in  der  erwähnten  Festschrift  zum  fünfundsiebzigjähri-  
 gen  Jubiläum  des  ,,Lands-Plantentuin“   gegeben  hat.  Man  ersieht  
 daraus  deutlich,  wie  unter  den  mannigfaltigen  Interessen,  die  sich  
 an  den  Garten  von  Anfang  an  knüpften,  zwei  große  Auffassungen  
 im  Vordergründe  stehen  und  sich  den  Vorrang  streitig  machen:  
 einerseits  das  theo re tisch e   Interesse  der  w is sen s ch a ftlich en   
 Botanik,  der  hier  ein  gewaltiges  Arbeitsfeld  unter  den  günstigsten 
 Bedingungen  sich  öffnet,  —   andererseits  die  p raktis ch en  Zwecke  
 der angewandten  Pflanzenkunde,  vor  allem  der  Land- und Forstwirtschaft, 
   die  hier  in  Java,  einem  der  reichsten  Tropenländer  der  
 Erde,  ebenfalls  auf  ungewöhnliche  Erfolge  rechnet.  Natürlich  widersprechen  
 sich  die  Aufgaben  des  ,,Lands-Plantentuin“   nach  diesen  
 beiden  verschiedenartigen  Richtungen  hin  in  keiner Weise;  im  
 Gegenteil  sind  beide  berufen,  sich  wechselseitig  zu  stützen.und  zu  
 fördern.  Aber  in  der  Praxis  kommt  es  darauf  an,  das  richtige  
 Gleichgewicht  zwischen  den  Ansprüchen  beider  Richtungen  herzustellen  
 und  in  der  Verteilung  der  reichen  Hilfsquellen  auf  beide  
 den  richtigen Mittelweg  zu  finden.  Alle  Botaniker,  die  in  den  letzten  
 zwanzig  Jahren  das  „ Lands-Plantentuin“  besucht  und  darin  gearbeitet  
 haben,  sind  überzeugt,  daß  Dr.  Treub —   gleich bedeutend  
 als  theoretischer  Botaniker  wie  als  praktischer  Gartendirektor  —  
 jene  schwierige  Aufgabe  in  glücklichster  Weise  gelöst  und  mit  
 ganz  ungewöhnlichem  Talent  die  vielen  entgegenstehenden  Hindernisse  
 überwunden  hat. 
 Um  die  vielseitigen  Verdienste  Dr.  Treubs  richtig  zu  würdigen,  
 genügt  ein  Vergleich  des  Zustandes,  in  welchem  er  1880  bei  seinem  
 Amtsantritt  den  Garten  vorfand,  mit  demjenigen,  welchen  
 er  1892  in  der  Jubiläumsfestschrift  (S. 74— 77)  schildert,  und mit  
 dem  Bilde,  welches  er  1898  von  dem  gegenwärtigen  Zustande  in  
 der  ersten  Nummer  des  ,,Bulletin“   entwerfen  konnte.  Die  folgenden  
 kurzen,  der  offiziellen  ,,Notice  sur  l’état  actuel  de  l’Institut“  
 entnommenen Mitteilungen  werden  dem  Leser  eine  ungefähre Vorstellung  
 von  der  außerordentlichen  Bedeutung  geben,  welche  das  
 „b o tan isch e   Z e n t r a lin s t itu t “  in  den  letzten  Dezennien  tatsächlich  
 erlangt  hat. 
 Als  die  vier  wesentlichen  Bestandteile  jedes  großen  botanischen  
 Tropeninstituts  betrachtet  Treub  mit  Recht:  1.  Wissenschaftliche  
 L ab o ra to rien ,  ausgestattet  mit  den  Hilfsmitteln  der  modernen  
 Pflanzenphysiologie  und  -morphologie;  2.  einen  ausgedehnten  botanischen  
 Garten,  der möglichst  vollständiges  Material  von  lebenden  
 Tropenpflanzen  jeder  Zeit  zur  Untersuchung  liefert;  3.  ein  
 großes  Herbarium,  welches  nicht  nur  die  einheimische  Flora  
 möglichst  vollständig  enthält,  sondern  auch  zur  Vergleichung  diejenige  
 aller  anderen  Tropenländer  und  insbesondere  die  typischen  
 Originalexemplare,  welche  für  die  Aufstellung  der  Spezies  maßgebend  
 gewesen  sind;  4-  eine  B ib lio th e k ,  welche  sowohl  die  botanische  
 Literatur möglichst vollständig  enthält,  als  auch  die wichtigsten  
 Werke aus den übrigen Gebieten  der Naturwissenschaft.  Für  
 dieses  letztere,  sehr wichtige  Bedürfnis  geschah  viel im Jahre  1897,