
 
		pflanzen,  Ableger,  Samen  usw.  stieg  in  denselben  drei  Jahren  von  
 i i 59 auf  i 663 und  2294.  Der  außerordentliche praktische Nutzen  
 des  Institutes  wird  besonders  dadurch  illustriert,  daß  es  täglich  
 von  inländischen  Landwirten  und  Pflanzern  besucht  und  konsultiert  
 wird,  und  daß  außerdem  zahlreiche  Pflanzer  aus  dem  tropischen  
 Afrika  und  Amerika  herüber  kommen,  um  sich  an  dieser  
 maßgebenden,  in  ihrer  Art  einzigen  Zentralstelle  Rat  zu  holen.  
 Während meiner Anwesenheit trafen  in Buitenzorg wiederholt deutsche  
 Pflanzer  und Regierungsbeamte  aus  unseren  jungen  Kolonien  
 behufs wertvoller  Instruktion  ein,  sowohl  aus West-  und Ostafrika,  
 als  aus  Neu-Guinea  und  den  Karolinen. 
 Wenn  man  die hohen,  jährlich  viele Millionen  betragenden Summen  
 einschätzt,  welche  die  Kultur  von  Kaffee  und Tee,  Kakao  und  
 Tabak,  China  und  Guttapercha,  Zimt  und  Gewürznelken,  und  von  
 hundert  anderen  unentbehrlichen  Produkten  der  Tropenflora  einbringt, 
   so  ist  es  selbstverständlich,  daß  deren physiologische Kenntnis, 
   die  sorgfältige  Erforschung  ihrer  Lebens-  und  Entwicklungsbedingungen, 
   die  scharfe  Unterscheidung  und  Bekämpfung  ihrer  
 zahlreichen  Feinde,  der  Pilze,  Insekten  usw.  dem;  praktischen  
 Pflanzer  von  höchstem  Vorteil  sein muß.  Nun  ist  ja  schon  in  unserem  
 gemäßigten  Klima  der  hohe  Wert  von  Forstakademien.  
 Ackerbauschulen  und  landwirtschaftlichen  Versuchsanstalten  jetzt  
 allgemein  anerkannt;  in  erhöhtem  Maße  muß  das  naturgemäß  in  
 der  Tropenzone  der  Fall  sein,  wo  die  materiellen  Werte  der  Erzeugnisse  
 viel  höher,  die  Bedingungen  ihrer  Gewinnung  viel  verwickelter  
 sind.  Darüber  ist  im  allgemeinen  dem  Bekannten  nichts  
 hinzuzufügen. 
 Ganz  anders  steht  es  hingegen  mit  der  Frage  nach  der  theoretisch 
 -w issen schaftlichen   Bedeutung  eines  solchen  großen  botanischen  
 Tropeninstitutes.  Ist dasselbe wirklich  zu  dem Ansprüche  
 berechtigt,  den  Dr.  Treub  in  seiner  Festrede  erhebt,  als  ein  neues,  
 höchst wichtiges  und  unentbehrliches  Glied  in  die  Kette  der  vielen  
 kostspieligen  Einrichtungen  einzutreten,  welche  die moderne  Botanik  
 für  ihren vollständigen Ausbau  zur  einheitlichen Gesamtwissenschaft  
 erfordert?  Ist  es  wirklich  wünschenswert,  daß  jedes  Jahr  
 europäische  Botaniker  die weite, mindestens  vierwöchentliche  Reise  
 nach  Java  unternehmen,  um  hier  mindestens  drei  bis  vier  Monate  
 dem  Studium  der  Tropenflora  an  Ort  und  Stelle  sich  zu  widmen?  
 Ist es  zu  verlangen,  daß  von  europäischen  Regierungen  und Akademien  
 (wie  es  in  Holland,  Deutschland,  Österreich,  Rußland bereits  
 der  Fall  ist)  besondere  Stipendien  errichtet werden,  die  unbemittelten  
 Botanikern  die  Hin-  und  Rückreise  nach  Buitenzorg,  sowie  
 den  mehrmonatlichen  Aufenthalt  daselbst  gestatten?1) 
 Über  die  wichtigen  Fragen,  die  für  die  weitere  fruchtbare  Entwicklung  
 des  botanischen  Zentralinstitutes  höchst  bedeutungsvoll  
 sind,  herrscht noch heutzutage nicht allein  in  den dafür interessierten  
 Kreisen  gebildeter  Laien,  sondern  auch  in  den  engeren  Kreisen  
 der  botanischen  Fachmänner  eine  weitgehende  Verschiedenheit  der  
 Ansichten.  Ich  habe mich  bemüht, während  meines Aufenthaltes  in  
 Buitenzorg  mir  mein  eigenes  unparteiisches  Urteil  darüber  zu  bilden, 
   und  ich will  gleich  vorausschicken,  daß  es  durchaus zugunsten  
 der  von  Treub  ausgesprochenen  Ansichten  ausgefallen  ist.  Insbesondere  
 sind  es  drei  verschiedene Gesichtspunkte,  die mir  für  diese  
 Auffassung maßgebend  erscheinen,  der  physiologische,  der  bionomische  
 und  der  phylogenetische.  Die  meisten  und wichtigsten  Anschauungen, 
   die  wir  diesen  drei  Zweigen  der  wissenschaftlichen  
 Pflanzenkunde  entnehmen,  sind  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  
 19. Jahrhunderts  zur  Geltung  gelangt,  nachdem  C harles  Darwin  
 ( i 85g)  uns über  die wahren Ursachen  der Erscheinungen des organischen  
 Lebens  die Augen  geöffnet und  in der natürlichen Entwicklung  
 der  Formen  durch  allmähliche  Umbildung  und  gemeinsame  
 Abstammung  der  Arten  den  Schlüssel  zur  Lösung  der  großen  biologischen  
 Welträtsel  gefunden  hatte. 
 Wesentlich  einfacher  erschienen  die  Aufgaben  der  Botanik  und  
 der  Zoologie  in  der  ersten  Hälfte  des  19. Jahrhunderts,  wo  beide  
 biologische  Wissenschaften  als  „beschreibende  Naturwissenschaften“ 
   galten.  Die  Botanik  fand  damals  ihre  Hauptaufgabe  in  der  
 sorgfältigen  systematischen  Beschreibung  und  guten  Abbildung  
 aller  Pflanzenarten,  in  ihrer  zweckmäßigen  Anordnung  und  Aufbewahrung  
 im  Herbarium.  Damals  -R  vor  hundert  Jahren SÄ® war  
 es  Alexand e r  von  Humboldt,  der  zuerst  weitere  Kreise  für  
 Tropenbotanik  zu  interessieren  wußte.  Humboldt  hatte  auf  seinen  
 denkwürdigen  „Reisen  durch  die  Äquinoktialgegenden  des  
 neuen  Kontinentes“  sehr  zahlreiche  neue  Pflanzenarten  entdeckt,  
 die zum Teil durch ihre gewaltige Größe imponierten, zum Teil durch  
 das  fremdartige  Aussehen  ihres  Wuchses,  durch  die  Schönheit,  
 Größe  und  seltsame  Form  ihrer  Blätter,  Blüten  und  Früchte.  In 
 !)  Die  Kosten h ie rfü r  belaufen  sich  gegenwärtig (1900) auf insgesamt etwa  
 4000 Mark.  Junge Naturforscher, die wenig Ansprüche ganz  gut  auf  dem  Dampfer  die  zw'eite Klasse  statt  der mearcshteenn,  bkeönnuntezne na buenrd a udcah  
 durch  beträchtlich sparen.  Über die  Einzelheiten  der  Reisekosten hat Dr. T reub  
 in  der  ersten  Nummer  des  „Bulletin“   (1898,  S. 3o—33)  sehr  praktische  Angaben  
 mitgeteilt.