
 
		parallele  Gebirgszüge,  alle  in  dichtes  Grün  gekleidet,  der  oberste  
 und  höchste  Grat  der  Barisankette  im  Blau  der  Ferne  verschwim-  
 mend.  Die  höchste  Erhebung  derselben,  der  P ik   von  In d rapu ra ,  
 erreicht  2 062  Meter.  Hier  und  da  war  unten  am  Strande  die  einsame  
 Hütte  eines  eingeborenen  Fischers  zu  sehen.  Unten  säumte  
 den  Fuß  der  bravmen  Felsen  das  weiße  Silberband  der  Brandung.  
 Die  mannigfaltigen  Formen  der  schroffen  Küstenfelsen  und  der  
 malerischen  derselben  vorliegenden  Inseln  lieferten  Stoff  für  acht  
 Blätter  meines  Skizzenbuches. 
 Das  schönste Bild bot  die Trussan-Bai  selbst,  die wir  gegen Mittag  
 erreichten.  Das  runde  Wasserbecken  derselben  ist  durch  vorgelagerte  
 Koralleninseln  vollkommen  abgeschlossen  und  gewährt  
 den  Anblick  eines  stillen  großen  Landsees.  Aber  die  prächtigen  
 Korallenbänke,  die  im  südlichen  Teile  derselben  wunderbare  bunte  
 Blumengärten  unter  dem  Meeresspiegel  bilden,  widerlegen  jenen  
 Anschein.  Im Grunde  der  Bucht  breitet  sich  nördlich  am  sandigen  
 Ufer  das Pfahlbau-Dorf Trussan  aus,  dessen malerische Hütten von  
 Kokospalmen  beschattet  sind.  Fischer  in  kleinen  Booten  mit  Auslegern  
 durchfurchen  die  blaue  Flut.  Wir  blieben  dort  mehrere  
 Stunden  liegen,  nahmen  in  fröhlicher  Stimmung  unser  gemeinsames  
 Mittagsmahl  an Bord  des Dampfers  ein  und besuchten  nachher  
 die  am  Eingang  der  Bucht  liegenden  Korallenbänke;  außer  
 bunten Madreporen  und Asträazeen  erhielten wir  noch mehrere  seltenere  
 Formen  von  Gorgonien  und  anderen  Korallen.  Um  3  Uhr  
 nachmittags wurde  die Rückkehr  angetreten.  Die  glänzende Abendbeleuchtung  
 der  Küste  und  des  Himmels,  an  welchem  Scharen  von  
 schönen  Monsunwolken  sich  auftürmten,  erfreute  uns  durch  eine  
 Reihe  prachtvoller  wechselnder  Bilder.  Abends  6  Uhr  waren  wir  
 wieder  im  Emmahafen  und  konnten  den  letzten  Zug  zur Rückfahrt  
 nach  Padang  benutzen. 
 Hatte  ich  auf. dieser  prächtigen  Exkursion  nach  der Trussan-Bai  
 den  wilden  Charakter  des  dicht  bewaldeten  Küstenlandes  von  Sumatra  
 kennen  gelernt,  so  machte mich  in  den  nächsten  Tagen  eine  
 längere  Bergfahrt  mit  dem  berühmten  Hochland  dieser  herrlichen  
 Insel  bekannt.  Herr  Delprat  hatte  die  Vorbereitungen  dazu  so  gut  
 getroffen  und  leitete  die  Ausführung  derselben  so  praktisch,  daß  
 ich,  von  ihm begleitet,  in  den  kurzen vier Tagen  ein möglichst  vollständiges  
 Bild  von  den  sehenswertesten  Punkten  dieses  großartigen  
 Gebirgslandes  bekam.  Als  Hauptingenieur  der  hiesigen  Staatseisenbahn  
 hatte  er  mir  den  vortrefflichen  Direktions wagen  derselben  
 zur  Verfügung  gestellt;  dieser  wurde  bald  vorn,  bald  hinten  
 an  den  Zug  angehängt,  und  gestattete  auf  seinen  beiden  großen, 
 schattigen  Plattformen  einen  ganz  freien  Umblick  in  die  Landschaft. 
   Im Mittelraum  des  bequemen Waggons  nahmen  wir  unsere  
 Mahlzeiten  ein. 
 Die  Staatseisenbahn  (Staats-Spoorweg)  an  der  Westküste,  seit  
 1896  vollendet,  führt  von  Padang  zunächst  eine  lange  Strecke  in  
 nördlicher  Richtung  durch  das  flache  Küstenland  bis  Kandang  
 Ampat.  Von  dort  steigt  sie  in  nordöstlicher  Richtung  durch  die  
 Waldschlucht  von  Aneh-Kloof  nach  dem  Gebirgsort  Padang-Pand-  
 jang  hinauf.  Hier  spaltet  sich  die  Bahnlinie  in  zwei  divergente  
 Äste,  von  denen  der  eine  nach  Osten,  der  andere  nach  Norden  sich  
 wendet.  Der  erstere geht in südöstlicher Richtung nach dem großen  
 Singkarahsee  und  längs  dessen  östlichem  Ufer  nach  Solok,  von  
 dort  zu  dem  großen  Kohlenbergwerk  von  Sawah  Lunto.  Der  nördliche  
 Zweig hingegen führt nach der Bergfestung Fort de Kock  und  
 von  dieser  weiter  bis  Pa ja  Kombo.  Beide  Zweige  dieser  wundervollen  
 Eisenbahn  führen  durch  eine  ununterbrochene  Reihe  der  
 interessantesten  tropischen  Gebirgslandschaften.  Der  Genuß  derselben  
 wird  dadurch  erhöht,  daß  die  Züge  langsam  fahren  und  an  
 vielen  kleinen  Stationen  anhalten.  Ich  hatte  von  dieser  Fahrt  doppelte  
 Freude  und  Belehrung  durch  die  Gesellschaft  des  Herrn  
 Delprat;  er hatte  selbst  den  Bau  der Gebirgsbahn  jahrelang  geleitet  
 und  war  mit  allen  einzelnen  Lokalitäten  und  Verhältnissen  genau  
 bekannt.  So  gewährten  diese  vier  Tage,  die  ich  dem  widrigen  
 Schicksal abtrotzte,  und  von  denen  ich  keine Minute unbenutzt  ließ,  
 mir  befriedigenden  Ersatz  für  den  großen  Verlust  meines  vereitelten  
 längeren Reiseplans.  Zeugnis  davon geben  die  vierundzwanzig  
 Aquarellskizzen,  die  ich  in  diesen  vier  Tagen  gewann.  Der  berühmte  
 „Directie-Waggon“   ging  so  vortrefflich,  daß  ich  selbst  
 während  der  Eisenbahnfahrt  ununterbrochen  zeichnen  und  malen  
 konnte.  Dazu  kam,  daß  das  schönste  Wetter  unsere  glückliche,  
 bilderreiche  Bergfahrt  von  Anfang  bis  zu  Ende  begünstigte. 
 Am  ersten  Tage,  dem  2 5.  Februar,  fuhren  wir  von  Padang  bis  
 Sawah  L u nto ,  von  morgens  6  Uhr  bis  nachmittags  4  Uhr.  Der  
 erste  Teil  dieser  Fahrt  zeigte  uns  das  „Pad an gsche  Beneden-  
 land“ ,  den  dicht bevölkerten  und gut kultivierten Küstenstrich. Die  
 Bahn  überschreitet  auf  eisernen  Brücken  zahlreiche  kleine  Flüsse,  
 die vom Westabhang  des mächtigen  Barisangebirges  herabrauschen  
 und  nach  kurzem  Lauf  in  das  Meer  münden.  Die  Szenerie  dieser  
 blühenden Küstenlandschaft ist  dieselbe wie  auf  Java:  ausgedehnte,  
 in  hellem  Smaragdgrün  schimmernde  Reisfelder,  am  Gebirge  in  
 Terrassen  auf steigend;  Haine  von  Kokospalmen  und  Pisangbü-  
 schen,  welche  die  malerischen  Hütten  und  Kampongs  unter  ihren